Il bidone

Il bidone
Federico Fellini 1965

Federico Fellini (* 20. Januar 1920 in Rimini; † 31. Oktober 1993 in Rom) zählte zu den wichtigsten Filmemachern und Regisseuren Italiens.

Inhaltsverzeichnis

Biografie

Frühe Jahre in Rimini

Federico Fellini wurde am 20. Januar 1920 als Ältester von drei Geschwistern in Rimini geboren. Seine Mutter stammte aus Rom, sein Vater ist auf einem Bauernhof in der Nähe von Rimini aufgewachsen. Der Bruder Ricardo arbeitete ebenfalls im Filmgeschäft, zunächst als Schauspieler, später hauptsächlich als Dokumentarfilmer.

1925 kam Fellini in eine katholische, von Schwestern geleitete Schule – im gleichen Jahr beginnt die faschistische Diktatur in Italien. Tullio Kezich schreibt in „Fellini - Eine Biographie“: „Er war ein x-beliebiges Kind, das hübsch zeichnen konnte, in einer x-beliebigen Kleinstadt in einem bodenständigen Italien, das zwischen Faschismus und Katholizismus eingezwängt war.“

Die Ferien verbrachte er bei der Großmutter auf dem Land, wo er bäuerliche Traditionen kennenlernte und Kontakt zu Vagabunden und Zigeunern hatte, die später als Figuren in seinen Filmen Erwähnung finden.

Von 1930 bis 1938 besuchte Fellini das Gymnasium Giulio-Cesare. In dieser Zeit zeichnete er Freunde, Lehrer und verschiedene Politiker, und konnte einige Karikaturen und Comicstrips an kleine Lokalzeitschriften und später an größere Zeitungen verkaufen. Das Florentiner Wochenblatt „420“ veröffentlichte regelmäßig Kolumnen und Karikaturen Fellinis.

1939 schrieb sich Fellini an der Universität in Rom ein.

Anfänge in Rom

Bei der Tageszeitung Il Piccolo und später bei der größeren Marc' Aurelio fand Fellini eine Anstellung und durfte sich als junger, talentierter Journalist und Karikaturist behaupten. Er machte Karriere und wurde relativ schnell zu Redaktionskonferenzen eingeladen.

Interessant in Bezug auf sein späteres filmisches Schaffen ist die Tatsache, dass er, als er mehr Platz in der Zeitung eingeräumt bekommt, tagebuchartig, mit unerbittlicher Selbstironie seine Jugend in der Provinz und seinen Anfang in Rom schilderte. Viele seiner Themen tauchten später in seinen Filmen wieder auf.

Neben seiner Tätigkeit bei der Zeitung arbeitete er, obwohl er nur geringes Interesse am Theater verspürt, an Entwürfen für diverse Musicals und Revuen mit.

Fellini schrieb auch Beiträge und kurze Hörspiele für den Radiosender Radiocorriere, die oft traumähnliche Sequenzen beinhalten, die später auch seine Filme auszeichneten.

Beim Radio lernte er die Schauspielerin und Sprecherin Giulietta Masina kennen, die er 1943 heiratet.

Der Weg zur Regie

Noch während Fellini der Tätigkeit als Journalist und Radiodramaturg nachging, arbeitete er an verschiedenen Drehbüchern. „Er (Fellini) neigt dazu, die eigene Arbeit möglichst gering erscheinen zu lassen oder ihre Bedeutung herunterzuspielen“, so Tullio Kezich in Fellinis Biographie.

Immer intensiver widmete er sich der Mitarbeit an Drehbüchern. Er lernte den Autor und Regisseur Rossellini kennen mit dem er für „Roma città apertaRom, offene Stadt“ 1946 die erste seiner vielen Nominierungen für den Oscar erhielt. Er etablierte sich als Drehbuchautor und gab ein Jahr später seine Tätigkeit als Journalist und Radiodramaturg völlig auf.

1950 war Fellini zehn Jahre als Drehbuchautor und Regieassistent tätig und hat in dieser Zeit bei 19 Drehbüchern (hauptsächlich für Filme des Neorealismus') mitgeschrieben. Er knüpfte Kontakte und befreundete sich mit Pinelli (Autor), Laurentiis (Produzent), Coletti (Regisseur), Lattuada (Regisseur) und anderen bedeutenden Schauspielern und Regisseuren, die ihn später bei seinen eigenen Filmen unterstützten.

In diesen Zeitraum fand Fellinis Debüt als Regisseur statt - Luci del varietà - Lichter des Varieté (1950).

Fellinis Werk

Die 1950er Jahre

Bei seinem Debüt Lichter des Varieté wurde der 30-jährige Fellini von Alberto Lattuada, der neben Fellini mit inszeniert, unterstützt. Lattuada diente als Garant für die Produktion.

Der Film handelt von einer Sängerin, die sich einer Showgruppe anschließt, um aus ihrem Heimatdorf herauszukommen. Der Film wurde oft mit Vita da cani - Hundeleben von Mario Monicelli verglichen. Vita da cani kam etwa ein halbes Jahr zuvor in die Kinos und behandelt ein Thema mit ähnlichem Vorstadtcharakter - jedoch sensibler und präziser, wie die Kritiker schreiben. Lattuada und Fellini wurde eine falsche Besetzung und zu wenig Gespür für die Figuren vorgeworfen.

Nach dem Misserfolg reagierten die beiden Freunde verschieden: Lattuadas nächster Film „Anna“ spielte eine Milliarde Lire ein und stellte den bis dahin größten internationalen Erfolg des italienischen Kinos dar. Fellini setzte seinen eingeschlagenen Weg fort und fing mit den Vorbereitungen für seinen nächsten Film an.

Bei Die bittere Liebe, eine Komödie, deren Ursprungsidee (Flitterwochen in Rom) zwar von Michelangelo Antonioni stammt, aber von Tullio Pinelli, Ennio Flaiano und Federico Fellini geschrieben wurde, trug Fellini das erste Mal die alleinige Verantwortung für das Team bzw. die Regie. Während der Dreharbeiten wurde der Stoff nochmals von Fellini geändert und langsam einer „Fellinisierung“ (T. Kezich, Fellini - eine Biographie) unterzogen. Als der Film 1952 in den Kinos anlief, fielen die meisten Kritiken abermals negativ aus.

Eine einflussreiche Zeitschrift für Filmkultur schrieb: „[...] ein Film, der durch seine grobschlächtige Machart, seine erzählerischen Mängel und die Konventionalität des Aufbaus derart minderwertig ist, dass man mit gutem Grund bezweifeln darf, ob dieser Regieversuch Fellinis nicht als sein letzter anzusehen ist.“ Einer der wenigen Bewunderer nannte den Film allerdings „den ersten anarchistischen Film Italiens“. Fellini selbst erkannte seine Fortschritte und war sicher, „einen wunderschönen Film fünf Jahre zu früh“ realisiert zu haben.

Mit I Vitelloni - Die Müßiggänger, einem Film über drei junge Leute, die mit Nichtstun in einer kleinen Provinzstadt die Zeit totschlagen, setzte er sein filmisches Schaffen im Dezember 1952 fort. Als der Film ein halbes Jahr später auf den Filmfestspielen von Venedig lief, zeichnete sich für den Regisseur Fellini endlich Erfolg ab. Die Kritiker und das Publikum waren sich einig, dass ein neuer Regisseur den Durchbruch geschafft hatte. Fellini wurde der Silbernen Löwe verliehen und I Vitelloni fand den Weg ins internationale Verleihgeschäft. Der Film wurde ein Kassenschlager und hatte sechs Jahre später bereits die beachtliche Summe von 600 Millionen Lire eingespielt.

Im selben Jahr erschien außerdem noch der Episodenfilm L'Amore in città – Liebe in der Stadt, bei dem Fellini neben Michelangelo Antonioni, Alberto Lattuada, Carlo Lizzani, Francesco Maselli, Dino Risi und Cesare Zavattini eine Episode schrieb und inszenierte. Der große Erfolg blieb aus, jedoch wurde der Film von einigen Filmwissenschaftlern insgesamt als bemerkenswert bezeichnet.

Fellinis folgender Film La Strada - Das Lied der Straße (1953–54) ist eine Art poetisches Märchen über ein Mädchen, das von seiner Familie an einen Jahrmarktsartisten verkauft wird. Der Film bescherte dem jungen Regisseur zwar eine Reihe von nationalen und internationalen Nominierungen und Auszeichnungen, darunter den Oscar für den besten ausländischen Film, eine Nominierung für den Oscar für das beste Drehbuch und die beste Inszenierung, das Silberne Band des Sindacato Nazionale Giornalisti Cinematografici Italiani, den Silbernen Löwen von Venedig und viele weitere Preise, jedoch spaltete er bei der Premiere bei den Filmfestspielen von Venedig im September 1954 die Welt der italienischen Autorenfilmer in zwei Lager.

Auslöser waren die Gerüchte über den Boykott von Viscontis Senso. Visconti, der als Führer der marxistischen Opposition und Frontmann der Neorealisten galt, war der christdemokratischen Regierungsmacht und dem von ihr geprägten Kino ein Dorn im Auge.

Die Visconti-Anhänger sahen in der Begründung für die Verleihung des silbernen Löwen an La Strada den klaren Beweis für den Boykott: „Für den interessanten Versuch eines jungen Regisseurs, von dem die Idee zu dem Film stammt und der mit diesem Film seine Begabung für eine sensible und unabhängige Sichtweise unter Beweis gestellt hat“. Außerdem wurde Fellinis Film von dem verbitterten Visconti als „neoabstrakt“ bezeichnet. Andere linke Kritiker werfen dem Film Religiosität, Mystifizierung, Pathos und Naivität vor.

1955 erschien Fellinis sechster Film Il Bidone – Fellinis Gauner. Die Geschichte dreht sich um ein paar Schwindler, die, getarnt als geistliche Würdenträger, den einfachen Leuten das Geld aus der Tasche ziehen. Bei Drehschluss waren es nur noch 40 Tage bis zur Präsentation in Venedig, der Film wurde von zwei Cuttern gleichzeitig geschnitten. Bei den Festspielen wurde der Film von der Jury nicht erwähnt, und bei der Vorführung begann sich der Saal nach der Hälfte des Films zu leeren. Fellini war enttäuscht und schickte nie mehr einen Film zum Wettbewerb nach Venedig. Erst 1969 lief wieder ein Film von ihm auf dem Festival - allerdings außer Konkurrenz.

Aufgrund des Misserfolgs vergingen fast zwei Jahre, bis Fellini seinen nächsten, einen Film über die Suche nach Liebe einer Prostituierten, mit dem Titel Le Notti di CabiriaDie Nächte der Cabiria finanzieren konnte. Die Produzenten fürchteten Kritik seitens der Kirche.

Auf der Such nach einem Produzenten lernte Fellini den jungen Skandal-Schriftsteller Pier Paolo Pasolini kennen. Pasolini übersetzte die Dialoge des Drehbuchs in moderne römische Mundart. Schließlich hatte Fellini von verschiedenen Privatleuten die größte Summe zusammen und fand einen Produzenten.

Die Premiere fand 1957 in Cannes statt, und der Film Die Nächte der Cabiria behauptete sich gegen starke Konkurrenz, gegen Das siebte Siegel von Ingmar Bergman, Ein zum Tode Verurteilter ist entflohen von Robert Bresson, und erhielt den Preis für die beste Darstellerin (Ehefrau Giulietta Masina) mit dem offiziellen Hinweis, dass Fellini für die Schöpfung dieser Figur von der Jury geehrt wurde. Die Goldene Palme ging an den Film Lockende Versuchung von William Wyler.

Le notti di Cabiria gewann noch andere Preise und Festivals (u.a. den Oscar).

Als 1958 der erkrankte Papst Pius XII. starb - er soll derjenige gewesen sein, der ein wirkliches Nachtleben in Rom bisher verhindert hatte, brach in der Hauptstadt eine Art permanentes Fest aus. Rund um die Nachtschwärmer entstand ein regelrechter Wettkampf der Paparazzi um die skandalösesten Fotos. Fellini schrieb ein Drehbuch darüber, mit dessen Verfilmung er 1959 begann. La dolce Vita - Das süße Leben wurde 1960 erst in Rom dann in Mailand aufgeführt. Es hagelte negative Kritik seitens der Katholiken, und das geladene Publikum bezeichnete den Film als „ekelhaft“ und als „offenkundige Beleidigung der Tugenden und Rechtschaffenheit der römischen Bevölkerung“. Fellini wurde als Kommunist bezeichnet und bei den Vorführungen ausgepfiffen. Eine plötzliche Kehrtwende trat ein, als die linke Presse Fellini verteidigte. Fünf Monate später erhielt er in Cannes die Goldene Palme und in den folgenden zwei Jahren mehrere Nominierungen und Auszeichnungen. Der Film wurde gegen die Befürchtung der Produzenten ein finanzieller Erfolg und spielte bis 1965 über 2 Milliarden Lire ein.

Die 1960er Jahre

1960/1961 gründete Fellini mit Rizzoli die Produktionsfirma Federiz. Sie wollten mit den Vorbereitungen zu Fellinis nächstem Film beginnen, aber auch andere Filme junger Regisseure produzieren. Die Federiz produzierte bis 1966 neun Filme, darunter Verwirrungen des Sommers von Luigi Zampa, Jungfrau reich garniert von Jean Léon, Augenblick der Wahrheit von Francesco Rosi, und Die Rote Wüste von Michelangelo Antonioni. Die zwei eigenen, folgenden Filme (Boccaccio '70 u. ) machte Fellini zum Ärgernis seines Partners Rizzoli allerdings noch für andere Produktionsfirmen; erst Giulietta degli spiriti wurde 1965 von der Federiz produziert.

1961 lernte Fellini den Arzt und Psychologen Ernst Bernhard, der in der Zürcher Schule von C. G. Jung lehrte, kennen. Federico Fellini kam mit der Psychoanalyse, bzw. der Analytischen Psychologie und der Traumdeutung in Kontakt. Die häufigen Treffen und Gespräche haben das Fellianische Kino deutlich beeinflusst, welches mehr traumhafte Sequenzen erhielt.

1962 erschien von dem nun zweiundvierzigjährigen Regisseur ein Film gegen die Zensur und die Medienwelt, Boccaccio '70, die Kritiken waren zurückhaltend. In den USA wurde Boccaccio '70 von der Catholic Legion of Degency geächtet.

Fellinis enthält in hohem Maß Autobiographisches, der Film ist als Bericht über Fellinis Leben und Probleme bis zu jenem Punkt glaubwürdig, an dem er ins Phantastische übergeht. Der fast surreale Film kann durchaus als eine Art Experiment des Autors am eigenen Leib verstanden werden. vermeidet die Schwere der Tragödie und stellt für viele Fellinis Meisterwerk dar.

Die Dreharbeiten begannen 1962 und dauerten über fünf Monate. 1963 startete der Film in Italien und wurde von der Kritik mit noch mehr Jubel aufgenommen als La dolce vita. In der Weltpresse tauchten schnell Wörter wie Magier, Genie, meisterhafter Stil u. ä. auf. Er wird als richtungsweisend für den Experimentalismus verstanden - jenseits von Avantgarde und Konvention. erhielt über 16 Auszeichnungen und weitere Nominierungen.

Giulietta degli spiriti - Julia und die Geister ist Fellinis erster Film seit Die bittere Liebe der ohne Umwege über ein Festival in die Kinos kam. Gründe dafür waren vor allem Fertigungsschwierigkeiten, die ihn nicht rechtzeitig für Venedig, wo er außer Konkurrenz gezeigt werden sollte, abschließen ließen. Weltweit stieß der Film, über eine vereinsamte Frau, die von ihrem Mann betrogen wird, auf eine gewisse Enttäuschung und wurde als unverständlich, unkontrolliert und kalt bezeichnet. Selbst Fellini war mit dem Endprodukt nicht zufrieden, verteidigt aber seine Idee einen Film aus der weiblichen Perspektive zu drehen so vehement, dass er fast einen ganzen Mitarbeiterstab und viele Freunde verlor.

Der Produzent und Studioboss Dino De Laurentiis (z.B.: Die Bibel, Ein Mann sieht Rot; Dune), der Kolossalfilme wie Die Bibel produzierte, machte sich nun Fellinis Isolierung zu nutze und wollte sein mächtiges Schaffen mit einem neuen Fellini schmücken. Fellini unterschrieb einen Vertrag bei Laurentiis und galt seitdem als der bestbezahlte Regisseur Italiens. Er lieferte ihm bestimmte Konzepte und Exposés, doch Laurentiis war oft nicht einverstanden. Als sie sich später einigen konnten, begannen die Vorbereitungen für den Film Il viaggio di G. Mastorna den Fellini nicht beendete (das Drehbuch hat Milo Manara als Comic umgesetzt). Fellini selbst geriet in eine Schaffenskrise. Es häuften sich Missverständnisse und Fellini entfernte sich von dem mächtigen Produzenten und plante – trotz des unterschrieben Vertrags – einen Film (Satyricon) mit der Konkurrenz zu machen. Laurentiis verklagte ihn daraufhin. Schließlich wurde Fellini von dem Produzenten Grimaldi von Laurentiis losgekauft und begann mit den Vorbereitungen für Satyricon. Doch auch dieser Film wurde verschoben, er bekam ein Angebot aus Frankreich einen Episodenfilm mit Louis Malle und Roger Vadim zu drehen. Toby Dammit heißt Fellinis Teil von Histoires extraordinaires - Außergewöhnliche Geschichten. Premiere ist 1968 in Cannes. Der gesamte Film fand wenig Beachtung, doch Fellinis Episode wurde mit hervorragenden Kritiken bedacht.

Als die Dreharbeiten für Satyricon anliefen, stellte NBC eine Dokumentation über und mit Fellini her. A Director's Notebook lief 1969 im amerikanischen Fernsehen.

Im gleichen Jahr kam Fellinis Satyricon in die Kinos. Bei XXX. Filmfestspielen in Venedig lobten Kritiker den Film am folgenden Tag, scheuten sich jedoch davor ihn zu interpretieren. Tatsächlich gehört Satyricon zu Fellinis subjektivsten Filmen, der eine tiefgründige Auslegung erfordert. Der Regisseur selbst nannte ihn „einen in die Vergangenheit gerichteten Sciencefiction-Film“, der eine Reise in die „Unbekanntnis“ darstelle, wobei er auf diesem ungewöhnlichen Ausdruck bestand. Es entstanden drei Filme zu diesem Thema: I Clowns, Fellinis Roma und Amarcord.

Die 1970er Jahre

I Clowns - Die Clowns wurde für das Fernsehen produziert und lief 1971 in Italien, Frankreich, Deutschland und den USA. Fellini versuchte nicht die Erzählform des Kinos zu kopieren und inszenierte den Film in einem plaudernden, vertraulichen, eher journalistischen als erzählenden Ton.

In seinem nächsten Film Fellinis Roma portraitierte er die Hauptstadt Italiens um die Zeit 1940 auf eine subjektive, autobiografische Weise. T. Kezich schrieb über den Film: „Ein Aufbau mit aneinandergereihten Episoden verleitet zu einer rhapsodischen Lektüre, zu einer Auswahl nach Lust und vielleicht auch nach Laune“.

Fellinis Roma kam 1972 in die Kinos. Die Kritiker diskutierten über das Für und Wider der von Fellini sehr geschätzten, zahlreichen „Filme im Film“ und bezeichneten „Roma“ als konfus, bunt und typisch fellianisch.

Im folgenden Jahr erschien Fellinis Amarcord. Ein Panoptikum skurriler Charaktere, ein Kaleidoskop verschiedener Momentaufnahmen eines Italiens zur Zeit des Faschismus, aus der Perspektive eines neugierigen 16-jährigen Jungen. Amarcord ist in Bezug auf Publikum und Festivals wieder erfolgreicher: der Film erhielt einen Oscar und 13 weitere Auszeichnungen.

1975 begannen die Dreharbeiten zu Casanova, die Produktion übernahm Alberto Grimaldi (produzierte z.B. 1900 und Gangs of New York). Mitte Dezember 1975 hatte der Film bereits sämtliche Kosten (5 Milliarden Lire) und Termine überschritten. Da noch 40% zu drehen waren, verteilte Grimaldi der gesamten Truppe Kündigungsbriefe und beschloß den Laden zu schließen. Nach endlosen Debatten der Anwälte wurde der Dreh dann doch noch Mitte Januar fortgesetzt und im Mai 1976 beendet.

Il Casanova di Federico Fellini - Fellinis Casanova kam im Dezember 1976 in die Kinos, doch die Besucherzahlen standen in keinem Verhältnis zu den Erwartungen. Die meisten Kritiker waren irritiert und eher skeptisch über den optischen Überschwang und den eher kumulativen als narrativen Charakter. Fellini selbst sagte über den Film in einem Interview: „Was hab ich mit diesem Film machen wollen? Ein gutes Stück weiter zum letzten Grund des Kinos gelangen, zu dem, was meiner Meinung nach der totale Film ist. Also dahin, dass es einem gelingt, aus einem Film ein Gemälde zu machen.[...]Das Ideale wäre ein Bild aus einem einzigen Bild zu machen, das ewig feststeht und voller Bewegung ist. [...]“ (zitiert nach Casanova, Diogenes 1977).

Nach der langen Drehzeit von Casanova wollte Fellini nun etwas Kleines, Billiges drehen. Ein Thema das ihn stark beeinflusste fand er in der aktuellen politischen Lage Italiens. Als der Christdemokrat und Regierungschef Aldo Moro mit der kommunistischen Partei (PCI) einen Solidaritätspakt abschließen wollte, um das Problem der Wirtschaftskrise zu lösen, wurde er von dem Kommando der Roten Brigaden entführt und erst nach 55 Tagen tot in einem Kofferraum eines Renaults nah des Sitzes der kommunistischen Partei gefunden.

Fellinis Prova d'orchestra - Orchesterprobe ist wahrscheinlich der politischste Film seiner Karriere. Für Fellini war das Orchester eine Metapher für die Welt und die Menschheit. Die Dreharbeiten begannen im Mai 1978 und dauerten vier Wochen. Das Einspielergebnis blieb unerheblich, doch alle Kritiken fielen gut aus.

Fellini Fellinis Stadt der Frauen ist ein bebilderter Traum eines Mannes der sich auf der Suche nach der idealen Frau verirrt. Der Film lief in Fellinis sechzigsten Lebensjahr an und wurde von den Kritikern mit Respekt aufgenommen.

Die 1980er Jahre

Fellinis nächstes Projekt E la nave va - Fellinis Schiff der Träume ist eine assoziative Anspielung auf den Ausbruch des Ersten Weltkriegs und wie Fellini sagte: „...ein Versuch, eine Gruppe von Personen für eine Reise ins Leere, das heißt auf See, einzusperren. Aber es könnte auch...“.E la nave va wurde 1983 in Venedig vorgestellt. Man reagierte positiv auf den Film: Ingmar Bergman sah sich den Film im Keller des Palazzos alleine an, was Fellini besonders schmeichelte.

1984 reiste Fellini nach Los Angeles und Mexiko, um Recherchen über einen lateinamerikanischen Gelehrten zu machen. Nach seiner Rückkehr schrieb er das Exposé Die Reise nach Tulun.

Im Oktober 1984 begannen die Dreharbeiten zu Ginger und Fred. Der Film ist eine Abrechnung mit der seelenlosen Fernsehwelt und unterstreicht Fellinis Äußerungen und gerichtliche Klagen gegen die bodenlose Ausuferung des Privatfernsehens Ende der siebziger Jahre in Italien.

Während der Fertigstellung wurde er wegen eines Unwohlseins in eine Klinik eingeliefert und die erste Vorführung musste verschoben werden. Der Kinostart fand im Januar 1986 in Frankreich statt.

Als Fellini 1985 während der Fertigstellung aus dem Krankenhaus entlassen wurde, erhielt er in Venedig den Goldenen Löwen für sein Lebenswerk. Mit Intervista setzte er 1987 sein filmisches Schaffen fort. Es entstand ein Selbstportrait, in dem er sich selbst spielte und über sein Leben und Arbeiten erzählt.

Die 1990er Jahre

Fellinis letzter und fünfundzwanzigster Film, den er im Alter von 70 Jahren inszenierte, hat den Titel La Voce de la Luna - Die Stimme des Mondes und handelt von dem Mondsüchtigen Salvini, der Nachts umher streicht um geheimnisvollen Stimmen zu lauschen.

1993 erhielt Federico Fellini den Ehrenoscar und starb ein halbes Jahr später an einem Herzleiden.

Verzeichnis seiner Filme

Drehbuch
  • 1942: Before the Postman (Avanti c'è posto...) - Regie: Mario Bonnard
  • 1942: I cavalieri del deserto - Regie: Gino Talamo, Osvaldo Valenti
  • 1942: 3/4 of a Page (Quarta pagina) - Regie: Nicola Manzari
  • 1943: L'ultima carrozzella - Regie: Mario Mattoli
  • 1943: Campo de' fiori - Regie: Mario Bonnard
  • 1945: Rom, offene Stadt (Roma, città aperta) - Regie: Roberto Rossellini
  • 1946: Paisà - Regie: Roberto Rossellini
  • 1947: Das Verbrechen des Giovanni Episcopo (Il delitto di Giovanni Episcopo) - Regie: Alberto Lattuada
  • 1948: Amore / Liebe (L'amore) - Regie: Roberto Rossellini
  • 1948: Ohne Gnade (Senza pietà) - Regie: Alberto Lattuada
  • 1949: Im Namen des Gesetzes (In nome della legge) - Regie: Pietro Germi
  • 1950: Weg der Hoffnung (Il cammino della speranza) - Regie: Pietro Germi
Regie

Auszeichnungen

  • 1947 - Oscarnominierung Kategorie Bestes Drehbuch für Rom, offene Stadt (gemeinsam mit Sergio Amidei)
  • 1950 - Oscarnominierung Kategorie Bestes Drehbuch für Paisà
  • 1953 - Filmfestspiele von Venedig - Silberner Löwe für Die Müßiggänger
  • 1954 - Filmfestspiele von Venedig - Silberner Löwe für La Strada
  • 1954 - Oscar für den besten fremdsprachigen Film für La Strada
  • 1954 - Oscarnominierung Kategorie Bestes Drehbuch für La Strada
  • 1957 - Oscar für den besten fremdsprachigen Film für Die Nächte der Cabiria
  • 1958 - Oscarnominierung Kategorie Bestes Drehbuch für Die Müßiggänger
  • 1960 - Goldene Palme beim Filmfestival Cannes 1960 für La Dolce Vita
  • 1962 - Oscarnominierungen in den Kategorien Bestes Drehbuch und Beste Regie für La Dolce Vita
  • 1964 - Oscarnominierungen in den Kategorien Bestes Drehbuch und Beste Regie für 8 1/2
  • 1971 - Oscarnominierung in der Kategorie Beste Regie für Satyricon
  • 1972 - Grand Prix beim Filmfestival Cannes für Fellinis Roma
  • 1974 - David di Donatello für Amarcord
  • 1976 - Oscarnominierung in den Kategorien Bestes Drehbuch und Beste Regie für Amarcord
  • 1977 - Oscarnominierung Kategorie Bestes Drehbuch für Casanova
  • 1978 - BAFTA Award für die beste Ausstattung für Casanova (gemeinsam mit Danilo Donati)
  • 1984 - David di Donatello für das beste Drehbuch für Schiff der Träume und Luchino Visconti Preis
  • 1985 - Goldener Ehrenlöwe der Filmfestspiele von Venedig
  • 1986 - René Clair Preis für Ginger und Fred im Rahmen der David di Donatello Preisverleihung
  • 1989 - Europäischer Filmpreis für sein Lebenswerk
  • 1993 - Ehrenoscar für sein Lebenswerk

Literatur/Quellen

  • Liliana Betti: Fellini, Diogenes Verlag AG Zürich 1976, ISBN 3-257-01541-0
  • Charlotte Chandler: Ich Fellini (OT: I, Fellini). Herbig, München 1995, ISBN 3-7766-1851-5
  • Grazzini: Fellini über Fellini, Diogenes Verlag AG Zürich 1984, ISBN 3-257-22663-2
  • Tullio Kezich: Federico Fellini - Eine Biographie. Diogenes Verlag AG Zürich 1989, ISBN 3-257-01836-3
  • Damian Pettigrew: Fellini, Ich bin ein großer Lügner. Verlag der Autoren 1995, ISBN 3-88661-156-6
  • Internet Movie Database, http://www.imdb.com

Weblinks


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