Ilio-tibiales Bandsyndrom

Ilio-tibiales Bandsyndrom
Klassifikation nach ICD-10
M76.3 Tractus-iliotibialis-Scheuersyndrom (Iliotibial band syndrome)
ICD-10 online (WHO-Version 2006)
Die Hüftmuskulatur

Das Läuferknie oder Ilio-tibiales Bandsyndrom (ITBS) oder Tractussyndrom ist ein weitverbreitetes Schmerzsyndrom, das durch Überbeanspruchung des Bewegungsapparates, vor allem bei Läufern auftritt.[1]

Inhaltsverzeichnis

Anatomie

Der Tractus iliotibialis ist ein Faszienstreifen, das heißt eine breit ausgedehnte sehnenartige Hülle auf den Muskeln, die an der Außenseite des Oberschenkels die Muskulatur stützt und vom Darmbeinkamm nach unten zieht und am Schienbeinkopf verankert ist.

Die Schmerzen treten auf, wenn der Tractus iliotibialis an der Gelenksvorwölbung des Oberschenkels (Epicondylus) – ähnlich einem Seil an einer Felskante – reibt. Vor allem bei Langstreckenläufern kann diese Reibung zu Überlastungen und Reizzuständen der Beinhaut und des Schleimbeutels führen. Das Schmerzsyndrom selbst ist vielen Langstreckenläufern und Radfahrern bekannt. ITBS ist die häufigste Ursache für Schmerzen im Bereich der Außenseite des Kniegelenkes.[2].

Während im deutschen Sprachraum das Läuferknie identisch mit dem Ilio-tibialen Bandsyndrom ist, wird im anglo-amerikanischen Sprachraum zwischen dem Runner's Knee (Chondromalacia patellae) und dem Iliotibial Band Syndrome unterschieden.

Ursachen

Letztliche Ursache für das Schmerzsyndrom ist eine dauerhafte Belastung des Bewegungsapparates, wie sie bei Langstreckenläufen oder Radfahren[3] üblich ist. Begünstigt wird sie durch varische Beinachsen (O-Beine) und eine Überbetonung der Abstoßbewegung beim Laufen. Des Weiteren kann eine Schwäche der Beckenstabilisatoren das Auftreten von ITBS fördern. Dabei sinkt die nicht belastete Hüfte ab und es entsteht ein übermäßiger Zug am Tractus.

Symptome

Die stechenden Schmerzen beim Läuferknie können so stark werden, dass sie das Laufen unmöglich machen und selbst das normale Gehen stark behindert ist. Häufig beobachtet man die Schmerzen zunächst nur beim Laufen und danach auch beim Gehen. Die Schmerzen, die von den Epikondylen ausgehen, werden meist in das Kniegelenk oder zur Außenseite des Schienbeinkopfes projiziert. Dies hat seine Ursache darin, dass der Tractus iliotibialis zum Schienbeinkopf zieht. Die Schmerzprojektion in Richtung Schienbeinkopf führt dazu, dass die Ursache oft falsch diagnostiziert wird.

Diagnose

Das Krankheitsbild kann von einem Arzt relativ einfach, auch ohne bildgebende Verfahren (Röntgen oder Kernspintomografie[4]) diagnostiziert werden. Dabei ist der Bereich in dem der Tractus iliotibialis über den Oberschenkelknochen gleitet, leicht zu ertasten.

In weniger eindeutigen Fällen ist ITBS von Kniegelenksschäden mit ähnlicher Symptomatik abzugrenzen. Neben anderen Sehnenentzündungen können in diesem Bereich beispielsweise auch Meniskusschäden und Arthrosen ähnliche Beschwerden am äußeren Kniegelenk hervorrufen.

Therapien

Bei dem akuten Auftreten von Schmerzen ist die Kryotherapie („Eisbeutel“), entzündungshemmende Salben oder Pflaster und eine Trainingspause sehr hilfreich. Dehnungsübungen für den Tractus und Kräftigungsübungen der Beckenstabilisatoren, sowie der Bauch- und Rückenmuskulatur wirken vorbeugend. Gute Laufschuhe, Aufwärmen und Dehnungsübungen vor einer längeren Belastung können das Auftreten des Schmerzsyndromes ebenfalls verhindern. Nach drei bis sechs Wochen ist die Verletzung meist verheilt[5]
Bei O-Beinen sind angepasste Einlagen sehr hilfreich. Die bei Laufschuhen häufig anzutreffenden Stützen am Innenrand sind zu entfernen.
Ist die physiotherapeutische Behandlung erfolglos, wird häufig eine Cortisonspritze verabreicht.

Chirurgie

Als letzte Maßnahme, wenn alle oben aufgeführten Therapiemaßnahmen versagt haben, bleibt noch die Möglichkeit eines operativen Eingriffes.[6] Dabei wird der Tractus durch einen Z-förmigen Einschnitt verlängert und damit entlastet.[7]

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. G. Lindenberg u. a.: Iliotibial band friction syndrome in runners. In: Phys Sports Med 12/1984, S. 118–30.
  2. Läuferknie / Ilio-tibiales Bandsyndrom (ITBS) bei www.sportordination.de
  3. J. C. Holmes u. a.: Iliotibial band syndrome in cyclists. In: Am J Sports Med 21/1993, S. 419–24. PMID 8166785
  4. E. F. Ekman u. a.: Magnetic Resonance Imaging of Iliotibial Band Syndrome. In: Am J Sports Med 22/1994, S. 851–4.
  5. ITBS bei www.time-to-run.de
  6. M. Martens u. a.: Surgical treatment of the iliotibial band friction syndrome. In: Am J Sports Med 17/1989, S. 651–4. PMID 2610280
  7. D. P. Richards u. a.: Iliotibial band Z-lengthening. In: Arthroscopy 19/2003, S.326–9. PMID 12627161

Literatur

  • M. Fredericson, C. Wolf: Iliotibial band syndrome in runners: innovations in treatment. In: Sports Med 35/2005, S. 451–9. PMID 15896092
  • R. H. Miller u. a.: Lower extremity mechanics of iliotibial band syndrome during an exhaustive run. In: Gait Posture 26/2007, S. 407–13. PMID 17134904
  • J. M. Stirling u. a.: Iliotibial Band Syndrome.
  • R. Ellis u. a.: Iliotibial band friction syndrome – a systematic review. In: Man Ther 12/2007, S. 200–8. PMID 17208506
  • J. Fairclough u. a.: The functional anatomy of the iliotibial band during flexion and extension of the knee: implications for understanding iliotibial band syndrome. In: J Anat. 208/2006, S. 309–16. PMID 16533314
  • V. Akuthota u. a.: Iliotibial band syndrome. In: Essentials of Physical Medicine and Rehabilitation., Philadelphia, PA, Verlag Hanley & Belfus, 2002, W. R. Frontera, J. K. Silver (Editors), S. 328–33.
  • S. P. Messier u. a.: Etiology of iliotibial band friction syndrome in distance runners. In: Med Sci Sports Exerc 27/1995, S. 951–60. PMID 7564981
  • P. Gunter, M. P. Schwellnus: Local corticosteroid injection in iliotibial band friction syndrome in runners: a randomised controlled trial. In: Br J Sports Med 38/2004, S. 269–72. PMID 15155424
  • J. W. Orchard u. a.: Biomechanics of iliotibial band friction syndrome in runners. In: Am J Sports Med 24/1996, S. 375–9. PMID 8734891

Weblinks


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