Ilja I. Metschnikow

Ilja I. Metschnikow

Ilja Iljitsch Metschnikow (russisch Илья Ильич Мечников, wiss. Transliteration Il'ja Il'ič Mečnikov, Koseform Elie Metchnikoff; * 3. Maijul./ 15. Mai 1845greg. in Iwaniwka bei Charkiw, Ukraine; † 2. Julijul./ 15. Juli 1916greg. in Paris, Frankreich) war ein russischer Zoologe, Anatom und Bakteriologe. Er entdeckte die Immunabwehr-Mechanismen gegen Bakterien durch die weißen Blutkörperchen (Phagozytose) sowie die Heilung und Bekämpfung der Cholera. Im Jahre 1908 erhielt er gemeinsam mit Paul Ehrlich den Nobelpreis für Medizin.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Metschnikow war Sohn eines pensionierten Offiziers und einer Schriftstellertochter. Seine Karriere als Naturwissenschaftler begann mit einem Missgeschick: zum Zoologie-Studium in Würzburg erschien er einen Monat zu früh – und reiste entmutigt wieder ab, bevor das Semester überhaupt angefangen hatte. Stattdessen schrieb er sich 1862 an der Universität von Charkiw ein, wo er zwei Jahre später seinen Abschluss als Zoologe machte. Danach versuchte er es ein zweites Mal in Deutschland: an den Universitäten in Gießen, Göttingen und München beschäftigte er sich unter anderem mit der geschlechtlichen und ungeschlechtlichen Vermehrung des Froschspulwurms Ascaris nigrovenosa.

Ein Stipendium seines Heimatlandes ermöglichte ihm die Arbeit am meeresbiologischen Institut von Neapel, wo er gemeinsam mit einem russischen Kollegen an Schwämmen forschte.

1867 holte ihn ein Lehrauftrag an die Universität von Odessa, wo er allerdings nur eine kurze Zeit verbrachte: Sankt Petersburg bot ihm eine Professur in der Zoologie und Metchnikoff folgte dem Ruf, bloß um kurz darauf wieder nach Neapel zu gehen. Bei seiner Rückkehr nach St. Petersburg erkrankte er. Ludmilla Fedorowitsch, die Tochter eines Freundes, pflegte ihn freundlich und nach seiner Genesung verlobten sich beide. Die Hochzeit 1869 war überschattet von Ludmillas schwerer Tuberkulose und ihre Ehejahre geprägt von der Suche nach Heilung.

Im italienischen La Spezia forschte Metschnikow an der Embryologie der Seesterne. Dem folgten weitere Monate in Odessa. Die Hoffnung auf eine wirkungsvolle Kur führte seine Frau und ihn nach Madeira und wurde enttäuscht. Ludmilla starb am 20. April 1873 und Metchnikoff verfiel einer depressiven Krise. Sein Selbstmordversuch scheiterte an der zu niedrig gewählten Morphindosis.

Ilja Metschnikow, AufnahmeNadar

Nach der körperlichen und seelischen Genesung widmete er sich erneut seiner naturwissenschaftlichen Forschung. Im Jahre 1875 arbeitete er wieder an der Universität Odessa und heiratete die junge Olga Belokopitova. Der Streit mit Kollegen, die politische Lage seines Landes, persönliche Missgeschicke und Krankheit brachten ihn dazu, einen zweiten Selbstmordversuch zu unternehmen. Metchnikoff infizierte sich mit dem Blut eines an Rückfallfieber Erkrankten in der Annahme, dass diese Krankheit tödlich sei. Aber nach dem Erleiden ihrer vielfältigen Symptome erholte er sich wieder, lebte und forschte weiter – ab 1882 in Messina (Sizilien).

Dort begann er seine Forschungen über die Phagozyten. Im Darmgewebe von Seeanemone entdeckte er Zellen, die einen Farbstoff aufnehmen, indem sie sich amöbenartig um seine Partikel stülpen. Ähnliche Vorgänge, so vermutete der Wissenschaftler, müssten an der Bekämpfung von Krankheitserregern beteiligt sein. Tatsächlich bildete sich Eiter um die Nadeln eines Weihnachtsbaumes, die er in Seesternlarven stach. Metchnikoff entwickelte den Begriff „Makrophagen“ für solche Zellen, die den Abbau von eingedrungenen Fremdkörpern betreiben und bezeichnet mit „Mikrophage“ jene, die heute als neutrophile Granulozyten bekannt sind. Er ist damit der erste, der die Bedeutung dieser Zellen für die Immunabwehr beschrieb.

1887 begegnete Metchnikoff in Paris Louis Pasteur und erbat einen Laborplatz in dessen gerade neu errichteter Forschungsanstalt. Ein Jahr später zog er in die französische Hauptstadt und wurde 1904 Vizedirektor des Instituts.

Für die Entdeckung der Phagozytose erhielt er 1908 zusammen mit Paul Ehrlich den Nobel-Preis für Medizin und Physiologie. Daneben erlangte er Bekanntheit mit seinen Forschungen im Rahmen der Probiotik: Milchsäureproduzierende Bakterien, wie sie in Sauermilch und Joghurt, ganz besonders aber in Kefir vorkommen, dienen nach seinen Vorstellungen der Lebensverlängerung. Zudem beschäftigte er sich mit verschiedenen Infektionskrankheiten, unter anderem mit der Syphilis, die er auf Menschenaffen übertrug, um für die Forschung ein Tiermodell zu haben. 1919 wurde in Moskau das Metchnikoff-Institut für Infektionskrankheiten gegründet und 1945 die Universität in Odessa nach ihm benannt (Staatliche I.I. Metschnikow Universität Odessa).

Werke

  • The Comparative Pathology of Inflammation (1892)
  • L'Immunité dans les maladies infectieuses (1901
  • Immunity in Infectious Diseases), and Études sur la nature humaine (1903; The Nature of Man).
  • Immunity in Infectious Diseases (1905)
  • The Nature of Man (1938).

Quellen

  • Olga Meschnikow: Vie d'Élie Metschnikow 1845–1916, Paris 1920.
  • Microbe Hunters, by Paul DeKruif, Blue Ribbon, New York, 1926.
  • Major Prophets of Today, by Edward E. Slosson, Books for Libraries, Freeport, N. Y., 1968.
  • The Thorn in the Starfish: the Immune System and How it Works. by Robert S. Desowitz. W.W. Norton & Co. New York. 1987.

Weblinks


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