Immerwährender Kalender

Immerwährender Kalender
Ewiger Julianischer Kalender aus Graubünden aus dem Jahr 1690
Ewiger Runenschrift-Kalender nach Johan Gustaf Liljegren (1789–1837) aus Schweden. Er diente der Berechnung des Osterdatums nach dem Julianischen Kalender zwischen 1140 und 1671.

Als Ewiger Kalender (auch Immerwährender Kalender) wird ein Kalender bezeichnet, aus dem sich für ein beliebiges Jahr der zu einem Datum gehörende Wochentag ablesen lässt. Ein ewiger Kalender muss den Wochentag zum jeweiligen Datum über jeden in die Zukunft oder in die Vergangenheit reichenden Zeitraum anzeigen können und dabei das Kriterium der kalendarischen Übersicht erfüllen. Oft gelten Ewige Kalender auch nur für einen bestimmten Zeitraum, z. B. einige Jahrhunderte oder auch Jahrtausende.

Inhaltsverzeichnis

Allgemeines

Für den Gregorianischen Kalender beruhen Ewige Kalender meist auf dem 400-jährigen Wiederholungszyklus.

Es ist zu beachten, dass ein Ewiger Kalender immer scheitert, wenn die Daten von beweglichen Feiertagen wie Ostern anzuzeigen sind.

Man kann ebenso bestimmte Kalenderreformen bzw. Kalenderentwürfe als Ewige Kalender bezeichnen, so zum Beispiel den Weltkalender oder den Internationalen Ewiger Kalender. In diesen Kalendern beginnen jedes Jahr und jeder Monat innerhalb des Jahres immer an demselben Tag der Woche.

Ewige Kalender, meist nur für bestimmte Zeiträume, werden auch bei der Uhrenherstellung verwendet, um einen in eine Uhr integrierten Kalender-Mechanismus zu beschreiben, der das richtige Datum „fortwährend“ anzeigt und dabei die verschiedenen Längen der Monate sowie die Wiederkehr der Schaltjahre berücksichtigt.

Geschichte

Der Hauptmangel sowohl des Gregorianischen als auch des Julianischen Kalenders besteht darin, dass die Tagesfolge in einem Monat nicht mit den Wochentagen übereinstimmt. Diese folgen monoton und von astronomischen Erscheinungen unabhängig aufeinander.

Die Suche nach Möglichkeiten, den Wochentag eines beliebigen Kalenderdatums zu bestimmen, ist so alt wie der Kalender selbst. Im Laufe der Zeit gab es dazu die unterschiedlichsten Ansätze.

Am vielfältigsten haben sich in der Neuzeit die Ewigen Kalender in der ehemaligen Sowjetunion entwickelt. Die Ursachen für diese Entwicklung sind in der Einführung des Revolutionskalenders durch den Rat der Volkskommissare im November 1929 zu suchen, mit dem die Wochentagsbezeichnungen zwar noch galten aber ihre Bedeutung verloren. Denn es gab die unterbrochene Fünftagewoche mit 12 Monaten zu je 30 Tagen und fünf arbeitsfreien Tagen. Darauf folgte im November 1931 der Übergang zur Sechstagewoche und 1940 schließlich wieder die Siebentagewoche. So wurde 1940 wieder das alte Wochentagssystem eingeführt und die Bedeutung des Kalenders, besonders der Ewigen Kalenders, stieg stark an. Es erschienen immer neue Ewige Kalender, und die Massenproduktion von Kalendern aus Pappe begann. Die Pappkalender hatten jedoch nicht die Lebensdauer eines für die Ewigkeit gedachten Produkts, so dass in den 1960er Jahren angefangen wurde, Ewige Kalender aus Aluminium herzustellen. Diese waren vor allem Drehscheiben-Konstruktionen. In den 1970er Jahren wurden die Drehscheiben-Kalender jedoch wieder aus Pappe gefertigt, was die Nachfrage zurückgehen ließ, und es wurden zunehmend wieder Kalendertabellen herausgegeben. Der Zerfall der Sowjetunion brachte auch ein Verschwinden der Ewigen Kalender mit sich. Die meisten der noch vorhandenen funktionierten nur bis zum Jahr 2000, so dass sie danach fast ganz verschwunden sind. Heute setzt man zur Wochentagsberechnung hauptsächlich Computer ein.

Aufbau eines Ewigen Kalenders

Gregorianischer Kalender

Der gregorianische Kalender wiederholt sich in seinem Aufbau alle 400 Jahre. Abgesehen von unterschiedlichen Terminen der Einführung des Gregorianischen Kalenders in den einzelnen Ländern der Erde bestimmte Papst Gregor XIII., dass auf Donnerstag, den 4.Oktober 1582 (julianisch) unmittelbar Freitag, der 15.Oktober 1582 (gregorianisch) als Beginn der neuen Kalenderrechnung zu folgen hatte. Dies muss in der ersichtlichen Weise in einen ewigen Kalender eingeordnet werden. Außerdem ist dabei gegenüber dem Julianischen Kalender das Fehlen der Schalttage in den Jahreskalendern für die Jahre 1700, 1800 und 1900 (da diese nicht durch 400 teilbar sind) zu beachten.

Diesen 400-jährigen Zyklus machte sich auch der Russe Tupjakow zu Nutze und entwickelte eine Tabelle, den Kalender von Tupjakow, aus der man den jeweils gültigen von 14 möglichen Jahreskalendern ablesen kann.

Julianischer Kalender

Entweder man beginnt die oben beschriebene Folge bei dem in der Literatur angegebenen Zeitpunkt des 1. Januar im Jahr 1 mit Angabe des Wochentages „Samstag“[1] – obwohl dies nicht der historischen Tatsache der damals notwendigen Korrektur der Schalttagsregelung durch Kaiser Augustus bis zum Jahr 8 gerecht wird,[2] oder über den 15. Oktober 1582 (Freitag) des Gregorianischen Kalenders wird der 5. Oktober 1582 des Julianischen Kalenders (Freitag) gelegt. Beides führt zum gleichen Ergebnis.

Beispiele Ewiger Kalender

Starre Kalender (Kalendertabellen)

Ewiger Julianischer und Gregorianischer Kalender für 28 Jahrhunderte

Regeln

Im linken Teil der Tabelle stehen die Zahlen der vollen (vergangenen) Jahrhunderte (erste zwei Stellen der Jahreszahl), links nach julianischem System, rechts nach gregorianischem. Im oberen Teil der Tabelle stehen die Jahre im Jahrhundert (letzte zwei Stellen der Jahreszahl). Am Schnittpunkt der jeweiligen Zeile und Spalte findet sich der Sonntagsbuchstabe für das betreffende Jahr.

Im rechten Teil der Tabelle stehen die Monate. Monate, die mit gleichem Wochentag beginnen, stehen in einer Zeile.

Im linken unteren Teil der Tabelle im Abschnitt Monatstage kann man in der Mitte die Wochentage ablesen. Diese finden sich in der Spalte, die durch den Schnittpunkt des oben bestimmten Sonntagsuchstabens mit dem gesuchten Monat verläuft.

Schaltjahre sind rot dargestellt. Das Jahr „00“ bildet eine Ausnahme. Es ist im Julianischen Kalender immer ein Schaltjahr, im Gregorianischen nur, wenn die Zahl des Jahrhunderts ohne Rest durch 4 teilbar ist (bzw. die volle Jahreszahl durch 400). In den rot dargestellten Jahrhunderten ist das Jahr „00“ also immer ein Schaltjahr.

Jahre im Jahrhundert
Beispiel 1

Wochentagsbestimmung für den 31. März 2006: Am Schnittpunkt der Jahresspalte „06“ mit gregorianisch 20 aus der Tabelle Jahrhunderte findet sich der Sonntagsbuchstabe „A“. Weiter sucht man den Schnittpunkt des Sonntagsbuchstaben „A“ mit dem März in der Tabelle Monate. In der Spalte dieses Schnittpunktes findet sich unten in der Zeile mit dem Monatstag 31 der Freitag.

Beispiel 2

Wochentagsbestimmung für den 1. Januar 45 v. Chr.: Aus der Tatsache, dass es im normalen Julianischen Kalender kein Jahr Null gibt und deshalb dem Jahr 1 das Jahr 1 v. Chr. vorangeht, entspricht das Jahr 45 v. Chr. dem rechnerischen Jahr „−44“, dieses wiederum lässt sich als „−100 + 56“ darstellen. Am Schnittpunkt der Jahresspalte „56“ mit der Zeile „-1“ findet sich der Sonntagsbuchstabe „B“. Das Jahr 45 v. Chr. war ein Schaltjahr, deshalb sucht man rechts in der Tabelle Monate den Eintrag „Januar“ (Schaltjahr – rot). In der Spalte des Schnittpunktes mit dem Sonntagsbuchstaben „B“ findet sich unten in der Zeile mit dem Monatstag 1 der Freitag.

Beispiel 3

1. Januar 1900 Julianischen Datums: Das Jahr ist ein Schaltjahr, am Schnittpunkt mit julianisch 19 findet sich der Sonntagsbuchstabe „A“ – bei „Januar“ (Schaltjahr – rot) und „A“ ergibt der Monatstag 1 den Samstag.

Beispiel 4

1. Januar 1900 Gregorianischen Datums: Das Jahr ist ein Gemeinjahr, am Schnittpunkt mit gregorianisch 19 findet sich der Sonntagsbuchstabe „G“ – bei „Januar“ und „G“ ergibt der Monatstag 1 den Montag.

00 01 02 03   04 05
06 07   08 09 10 11
  12 13 14 15   16
17 18 19   20 21 22
23   24 25 26 27  
28 29 30 31   32 33
34 35   36 37 38 39
  40 41 42 43   44
45 46 47   48 49 50
51   52 53 54 55  
56 57 58 59   60 61
62 63   64 65 66 67
  68 69 70 71   72
73 74 75   76 77 78
79   80 81 82 83  
84 85 86 87   88 89
90 91   92 93 94 95
  96 97 98 99    
Zahl der vollen Jahrhunderte   Sonntagsbuchstaben   Monate
julianisch greg.
-4  3 10 17 F E D C B A G Jan.   April Juli  
-3 4 11 18 15 19 G F E D C B A Jan.       Okt.
-2 5 12 19 16 20 A G F E D C B     Mai    
-1 6 13 20 B A G F E D C Feb.     Aug.  
0 7 14 21 17 21 C B A G F E D Feb. März     Nov.
1 8 15 22 D C B A G F E     Juni    
2 9 16 23 18 22 E D C B A G F       Sept. Dez.
  Monatstage   Wochentage  

31 Tage – Januar
28/29 Tage – Februar (Gemeinjahr/Schaltjahr)
31 Tage – März
30 Tage – April
31 Tage – Mai
30 Tage – Juni
31 Tage – Juli
31 Tage – August
30 Tage – September
31 Tage – Oktober
30 Tage – November
31 Tage – Dezember

1 8 15 22 29 Mo Di Mi Do Fr Sa So
2 9 16 23 30 Di Mi Do Fr Sa So Mo
3 10 17 24 31 Mi Do Fr Sa So Mo Di
4 11 18 25   Do Fr Sa So Mo Di Mi
5 12 19 26   Fr Sa So Mo Di Mi Do
6 13 20 27   Sa So Mo Di Mi Do Fr
7 14 21 28   So Mo Di Mi Do Fr Sa

Anmerkung: Dieser Tabellenkalender gilt als die am bequemsten zu nutzende langfristige Kalendertabelle.[3] Er entspricht weitgehend W. Bogatyrjows „Ewigem Kalender“ von 1931 (таблицу В. Богатырева),[4][5] hervorgegangen aus „Ein ewiger Kalender“ von S. Emi,[6] und wurde in Anlehnung an den 1957 veröffentlichten „Tabellenkalender für das 20. Jahrhundert“ eines unbekannten Autors (Табель-календарь вожатого на XX век)[7] bearbeitet.

Kalender mit beweglichen Elementen

Nach demselben Prinzip funktionierender „Taschenkalender“ aus Messing für die Jahre 2008–2057. Im Bild werden u. a. die Monate Januar, April und Juli 2008 angezeigt.
Prinzip eines Drehscheibenkalenders für die Jahre 2001–2028, basierend auf dem Metallkalender des russischen Verlages „Gudok“ aus dem Jahr 1929.

1929 brachte der russische Verlag „Gudok“ einen Metallkalender[8] heraus. Er bestand aus einer starren Unterlage, auf der zwei konzentrische Kreise aufgebracht waren, sowie einer drehbaren Scheibe. Auf dem äußeren Kreis waren die Jahreszahlen, auf dem inneren die Wochentage, die sich auf dem Kreis viermal wiederholen, angeordnet. Auf 7 parallelen Feldern der starren Unterlage waren die Monate verzeichnet. Ein Scheibensektor zeigte die Tage 1 bis 31 an, darüber befand sich ein Ausschnitt, in dem die Wochentage sichtbar waren.[9]

Einzelnachweise

  1. Hermann Grotefend: Taschenbuch der Zeitrechnung des deutschen Mittelalters und der Neuzeit. Hannover u. Leipzig 1915, S. 128–129
  2. Karl Mütz: Faszination Kalender. S. 30
  3. Butkewitsch; Selikson: Ewige Kalender. S. 77
  4. В. Богатырев: Таблица „Вечный календарь“ в ст. З. Эми „Вечный календарь“. Техника молодежи, H. 11/1940
  5. Butkewitsch; Selikson: Ewige Kalender. S. 78, Tab. 24
  6. З. Эми: Вечный календарь. Техника молодежи, H. 11/1940
  7. Butkewitsch; Selikson: Ewige Kalender. Kalender aus „Книга вожатого на 1957 г.“, S. 62 f., Tab. 6
  8. Металлический календарь с подвижным диском на 28 лет. М., Гудок 1929 (Metallkalender mit drehbarer Scheibe für 28 Jahre)
  9. Butkewitsch; Selikson: Ewige Kalender. S. 44 f.

Siehe auch

Literatur

  • Adolf Wenjaminowitsch Butkewitsch; Moisei Samoilowitsch Selikson: Ewige Kalender. (Kleine naturwissenschaftliche Bibliothek, Bd. 23), BSB B. G. Teubner Verlagsgesellschaft, Leipzig 1989, ISBN 3-322-00393-0
  • Hermann Grotefend: Taschenbuch der Zeitrechnung des deutschen Mittelalters und der Neuzeit. 13. Auflage. Hahn, Hannover 1991, ISBN 3-7752-5177-4
  • Karl Mütz: Faszination Kalender. Kalender, ewige Kalender, Kalenderuhren lesen und verstehen. Polygon-Verlag, Buxheim, Eichstätt 1999, ISBN 3-928671-14-6
  • Ulrich Bastian: Zeit. Das ewige Rätsel. Sterne und Weltraum, SuW Special, H. 5 (Hrsg. vom Max-Planck-Institut für Astronomie), Verlag Sterne und Weltraum, Heidelberg 2000, Faltblattbeilage, ISBN 3-87973-502-6

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