Alvaro Cunhal

Alvaro Cunhal
Álvaro Cunhal
Álvaro Cunhal (rechts) am 22. Oktober 1982 beim Besuch einer DDR-LPG

Álvaro Barreirinhas Cunhal (* 10. November 1913 in Coimbra; † 13. Juni 2005 in Lissabon) war ein portugiesischer Politiker und war 1961 bis 1992 Vorsitzender der Portugiesischen Kommunistischen Partei. Er war ein bedeutender portugiesischer Politiker während der Zeit des Estado Novo (zumeist im Exil) und der Dritten Republik.

Cunhal begann 1931 an der Universität Lissabon Rechtswissenschaften zu studieren und trat im gleichen Jahr der verbotenen Kommunistischen Partei bei. Sein juristisches Abschlussexamen machte er unter Polizeibewachung. Nach Promotion und Tätigkeit als Rechtsanwalt trat er 1935 an die Spitze der Föderation junger Kommunisten. 1936 wurde er in den Spanischen Bürgerkrieg geschickt und bei Rückkehr nach Portugal 1937 sofort inhaftiert. In der Folge beteiligte er sich am Aufbau kommunistischer Kadergruppen und wurde wiederholt inhaftiert. Ab 1939 trat er als Generalsekretär der Kommunistischen Partei Portugals (PCP) an. Nach Jahren in der Illegalität wurde er 1949 erneut verhaftet und blieb zwölf Jahre in Haft, davon acht in Isolationshaft, bis ihm 1961 gemeinsam mit zehn Mithäftlingen durch Helfer die spektakuläre Flucht aus der Festung Peniche im Atlantik gelang. Bis zum Ende der Diktatur 1974 blieb er im Exil, lange Zeit davon in der Sowjetunion, zuletzt in Prag.

Am 25. April 1974, vier Tage vor dem Sturz der Diktatur kehrte er nach Portugal zurück. Während der Nelkenrevolution versuchte die Kommunistische Partei unter Cunhal Einfluss zu gewinnen, was eher zur Fraktionierung der Bewegung beitrug. In freien Wahlen errang die Partei in den folgenden Jahren zwischen 10 und 20 Prozent der Wählerstimmen, mit deutlich höheren Prozentsätzen im ländlichen Alentejo mit hohem Anteil an Landarbeitern und Tagelöhnern. Von Mai 1974 bis 1975 war Cunhal Minister ohne eigenen Geschäftsbereich, jedoch hohem Einfluss. Nach einem ernüchternden Wahlergebnis für die Kommunisten bei den Wahlen im April 1975 schied er und seine Partei aus der Regierung aus. Er kommentierte das Abschneiden seiner Partei mit der Bemerkung, Wahlen seien nicht der charakteristischste Ausdruck für Macht und Einfluss. Dennoch gehörte er dem Parlament in Lissabon von 1975 bis 1992 an. 1992 übergab er auch das Amt des Generalsekretärs an seinen Nachfolger Carlos Carvalhas.

Cunhal blieb der traditionellen Moskauer Linie verbunden, die Veränderungen der anderen Kommunistischen Parteien (Eurokommunismus) wehrte er ebenso ab, wie die Gedanken der Perestrojka unter Gorbatschow. Auch auf den sozialen Wandel im Land stellte sich die Partei unter seiner Leitung nur zögernd ein. Deshalb galt Cunhal vielen als der letzte Stalinist Europas.

Im hohen Alter über neunzig Jahre und ohne nennenswerten Einfluss wurde Cunhal schließlich auch von politischen Gegnern als würdiger alter Herr respektiert, auch wegen seiner künstlerischen Neigungen. Cunhal hatte sich im Laufe des Lebens als Romanautor (unter dem Pseudonym Manuel Tiago), als Essayist, Zeichner und Bildhauer betätigt.

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