Imre Kalman

Emmerich Kálmán (auch: Imre Kálmán [ˈimrɛ ˈkaːlmaːn], eigentlich: Imre Koppstein; * 24. Oktober 1882 in Siófok; † 30. Oktober 1953 in Paris) war ein ungarischer Komponist. Er schrieb vornehmlich Operetten.

Leben

Emmerich Kálmán wurde in Siófok, Ungarn als Imre Koppstein geboren. Er war der Sohn des jüdischen Getreidehändlers Karl Koppstein und dessen Frau Paula, geb. Singer. 1892 zog er mit seiner Familie vom Plattensee nach Budapest und änderte seinen Nachnamen bei der Aufnahmeprüfung ins Budapester Evangelische Gymnasium in Kálmán. Ab 1900 studierte er an der Universität Budapest Jura, parallel dazu schrieb er sich in der Kompositionsklasse von Hans Koessler an der Landesmusikakademie Budapest ein, wo seine Kommilitonen u. a. Béla Bartók, Viktor Jacobi und Albert Szirmai waren. Eine erste Anstellung nach dem Studium fand Kálmán als Musikkritiker bei der Tageszeitung „Pesti Napló“.

Bereits 1907 erhielt er den Franz-Joseph-Preis der Stadt Budapest. Nach der erfolgreichen Uraufführung seiner ersten Operette Tatárjárás in Budapest 1908 übersiedelte er nach Wien. Mit den nachfolgenden Werken, wie Die Csárdásfürstin (1915), Gräfin Mariza (1924) und Die Zirkusprinzessin (1926) wurde er einer der berühmtesten Operettenkomponisten dies und jenseits des Atlantiks.

Kálmáns Villa in Wien 1934 bis 1938, Hasenauerstraße 29

Gedenktafel an seiner Villa in Wien, Hasenauerstraße 29;
s. a. Fußnoten

Als Jude musste er nach dem Anschluss Österreichs 1938 Wien und Österreich verlassen und emigrierte über Zürich zunächst nach Paris, von dort 1940 in die Vereinigten Staaten. Dort schrieb er 1942 mit Lorenz Hart einige Nummern für das geplante, aber nicht vollendete Musical Miss Underground, doch keiner der Songs wurde je veröffentlicht. 1945 verwendete Kálmán die Musik teilweise wieder für Marinka, mit neuen Lyrics von George Marion Jr..

Nach dem Zweiten Weltkrieg kehrte er nach Europa zurück und ließ sich 1945 in Paris nieder. Erst 1949 kehrte er nach Österreich zurück, das ihm alles andere als einen warmen Empfang bereitete, sondern stattdessen mit einer Pressekampagne begrüßte, die darauf zielte, seine Villa in Wien zu enteignen; nach einem weiteren Aufenthalt in New York ging er schließlich 1951 nach Paris, wo er zwei Jahre später starb.

Kálmán war zweimal mit der jüdischen Schauspielerin Vera Makinskaya (eigentlich Marya Mendelsohn, geb. 22.August 1907 in Perm) verheiratet (vgl. Clarke, "Im Himmel spielt auch die Jazzband", das Kapitel "Veras Vergangenheit", S. 77 ff.), die sich 1942 von ihm hatte scheiden lassen, aber bereits ein Jahr später zu ihm zurückkehrte. Über die Gründe der Rückkehr gibt es widersprüchliche Angaben. 1929 hatte er Vera Natascha geheiratet, mit der er drei Kinder hatte.

Emmerich Kálmán starb im Jahre 1953, sein letztes Werk, die am Broadway orientierte Cowboy-Operette Arizona-Lady, an der Kálmán seit 1948/49 gearbeitet hatte, wurde von seinem Sohn Charles vollendet. Die Uraufführung fand am 1. Jan. 1954 posthum im Bayerischen Rundfunk statt (das Band wurde mittlerweile vom Operetta Archive, Los Angeles auf CD veröffentlicht). Die Bühnenuraufführung war zwei Monate später in Bern.

Zusammen mit Franz Lehár und anderen ist er einer der Begründer der Silbernen Operettenära.

Sein ehrenhalber gewidmetes Grab befindet sich auf dem Wiener Zentralfriedhof (Gruppe 31B, Reihe 12, Nummer 10). 1955 wurde die Kalmanstraße in Wien-Hietzing nach ihm benannt.

Werke

Operetten:

• Tatárjárás 1908
• Ein Herbstmanöver, 1909 (deutsche Umarbeitung von Tatárjárás; Erstaufführung am Theater an der Wien 22. Januar 1909)
• Az Obsitos, 1910
• Der Zigeunerprimas, 1912 (Libretto Fritz Grünbaum und Julius Wilhelm; Uraufführung 11. Oktober 1912 am Johann-Strauss-Theater)
• The Blue House, 1912
• Der kleine König, 1912
• Gold gab ich für Eisen, 1914^[1]
• Zsuzsi kisasszony ["Fräulein Susi"], 1915
• Die Csárdásfürstin, 1915
• Die Faschingsfee, 1917
• Das Hollandweibchen, 1919
• Die Bajadere, 1921
• Gräfin Mariza, 1924
• Die Zirkusprinzessin, 1926
• Golden Dawn, 1927
• Die Herzogin von Chicago, 1928
• Das Veilchen vom Montmartre, 1930
• Ronny, 1931 (erfolgreiche Tonfilmoperette)
• Der Teufelsreiter, 1932
• Kaiserin Josephine, 1936
• Marinka, 1945
• Arizona Lady, 1954

Verfilmung

Emmerich Kálmáns Leben wurde 1958 unter der Regie von Harald Philipp mit den Schauspielern Gerhard Riedmann, Rudolf Schock, Elma Karlowa und Hubert von Meyerinck unter dem Titel Der Czardas-König verfilmt.

Kálmáns einzige Broadway-Operette Golden Dawn wurde 1930 in Hollywood mit Vivienne Segal in der Hauptrolle verfilmt.

Literatur

• Julius Bistron, Emmerich Kalman. Mit einer autobiographischen Skizze der Jugendjahre von Emmerich Kalman, Leipzig 1932 (zu Kálmáns 50. Geburtstag)
• R. Österreicher, Emmerich Kalman, 1954
• Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien, Band 3. Kremayr & Scheriau, Wien 1994, ISBN 3-218-00545-0, S. 436.^[2]
• Stefan Frey: „Unter Tränen lachen“. Emmerich Kálmán. Eine Operettenbiografie. Henschel, Berlin 2003, ISBN 3-894-87451-1.
• Kevin Clarke: "Im Himmel spielt auch schon die Jazzband". Emmerich Kálmán und die transatlantische Operette 1928-1932. v. Bockel, Hamburg 2007, ISBN 978-3-932696-70-1
• Kevin Clarke: „Kálmán, der Moderne. Im Umfeld des 50. Todestags von Emmerich Kálmán zeichnet sich ein neues Bild des Operettenkomponisten“, in: Opernwelt, 11/2003, S. 34-41
• Volker Klotz: „Nach-Kakanische Operette um ‘33 und ‘38 am Beispiel von Emmerich Kálmán und Ralf [sic] Benatzky“, in: Österreichische Musiker im Exil, Wien 1988, S. 66-72
• Kevin Clarke: "Emmerich Kálmán und das transatlantische Ideal der Operette" (Teil 1 und 2), in: Operetta Research Center Amsterdam, 2009 ([1] und [2])

Weblinks

• Literatur von und über Emmerich Kálmán im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek (Datensatz zu Emmerich Kálmán • PICA-Datensatz • Einträge im Musikarchiv)
• Einträge zu Emmerich Kálmán im Katalog des Deutschen Musikarchivs
• Artikel über Emmerich Kálmán im Lexikon verfolgter Musiker und Musikerinnen der NS-Zeit
• Bühnenwerke auf www.operone.de
• Zeittafel zu Leben Emmerich Kálmáns
• Broschüre zum 50. Todestag. Musikverlag Josef Weinberger, Frankfurt/M. 2003, pdf-Dokument (36 S., 347 Kb)
• Emmerich Kálmán, Biografie und zahlreiche Bilder
• Emmerich Kálmán in der deutschen und englischen Version der Internet Movie Database
• http://www.operetta-research-center.org (Kritiken zu verschiedenen Kálmán-Uraufführungen im Pressearchiv)
• http://cmslib.rrz.uni-hamburg.de:6292/receive/lexm_lexmperson_00001585;jsessionid=2o0cosdygb2q8?wcmsID=0003 (Eintrag im "Lexikon verfolgter Musiker der NS-Zeit")

Fußnoten

1. ↑ Klavierauszug als PDF
2. ↑ Hier wird zur Kálmán-Villa angeführt, dass Kálmán sie 1934 erworben und bis 1938 bewohnt habe; die Inschrift auf der Gedenktafel steht dazu im Widerspruch.

Personendaten
NAME	Kálmán, Emmerich
ALTERNATIVNAMEN	Koppstein, Imre
KURZBESCHREIBUNG	ungarischer Opomponist
GEBURTSDATUM	24. Oktober 1882
GEBURTSORT	Siófok
STERBEDATUM	30. Oktober 1953
STERBEORT	Paris