Indischer Elefant

Indischer Elefant
Asiatischer Elefant
Asiatischer Elefant (Elephas maximus)

Asiatischer Elefant (Elephas maximus)

Systematik
Unterklasse: Höhere Säugetiere (Eutheria)
Überordnung: Afrotheria
Ordnung: Rüsseltiere (Proboscidea)
Familie: Elefanten (Elephantidae)
Gattung: Elephas
Art: Asiatischer Elefant
Wissenschaftlicher Name
Elephas maximus
Linnaeus 1758

Der Asiatische Elefant (Elephas maximus), oft auch als Indischer Elefant bezeichnet, ist nach dem Afrikanischen Elefanten das zweitgrößte Landtier der Erde und neben dem Afrikanischen Elefanten und dem Waldelefanten die einzige weitere lebende Art der Elefanten. Im Gegensatz zu seinem afrikanischen Vetter ist er leicht zähmbar und wurde dadurch zu einem Nutztier des Menschen.

Inhaltsverzeichnis

Merkmale

Nahaufnahme eines Asiatischen Elefantenrüssels. Gut zu erkennen ist die eine fingerartige Rüsselspitze, die ihn u.a. von seinem afrikanischen Verwandten unterscheidet.

Vom Afrikanischen Elefanten unterscheidet sich die asiatische Art durch die wesentlich kleineren Ohren, vier statt drei Zehen an den Hinterbeinen und nur einer statt zwei fingerartigen Rüsselspitzen. Im Stand ist der Kopf der höchste Punkt des Körpers, beim Afrikaner der Rücken. Weitere Unterscheidungsmerkmale liegen in der inneren Anatomie: 19 statt 21 Rippenpaare, und 33 statt 26 Schwanzwirbel.

Zudem ist der Asiatische Elefant kleiner; er hat eine maximale Schulterhöhe von 3 m, eine Kopfrumpflänge von 6 m und einen etwa 150 cm langen Schwanz. Das Gewicht einer Kuh liegt bei 2700 kg, das eines Bullen kann 5000 kg überschreiten. Stoßzähne sind meistens nur bei den Bullen präsent; in manchen Populationen fehlen sie auch diesen, so hat auf Sri Lanka nur jeder zehnte Elefantenbulle sichtbare Stoßzähne.

Verbreitung

Ungefähres heutiges Verbreitungsgebiet

Der Lebensraum des Asiatischen Elefanten umfasste einst sowohl den tropischen Regenwald als auch offenes Grasland. Dass wilde Elefanten heute fast nur noch in dichten Wäldern zu finden sind, hängt mit ihrer Verdrängung durch den Menschen zusammen. Asiatische Elefanten leben heute in folgenden Ländern: Indien (Osten, Südwesten sowie Himalaya-Südrand), Sri Lanka, Nepal, Bhutan, Bangladesch, China (äußerster Süden), Myanmar, Thailand, Laos, Kambodscha, Vietnam, Malaysia, Indonesien (Sumatra, Borneo; ausgestorben auf Java). Nähere Angaben zur Populationsgröße in diesen Ländern finden sich im Abschnitt Bedrohung und Schutz.

Lebensweise

Einzelner wilder Bulle im Corbett-Nationalpark (Indien)
Paarungsbereiter Bulle mit Weibchen, Zoologischer Garten Berlin
Kopf eines Asiatischen Elefanten

Asiatische Elefanten sind dämmerungs- und nachtaktiv. Während der Tageshitze ruhen sie. Sie wandern weit umher auf der Suche nach Nahrung, die Gräser, Blätter, Zweige und Baumrinde umfasst. Manchmal fallen sie in Plantagen ein und fressen dort Reis, Zuckerrohr und Bananen. Die Pflanzen werden mit dem Rüssel ausgerissen und zum Maul geführt. Pro Tag nimmt ein Elefant etwa 150 kg Nahrung zu sich. Außerdem suchen Asiatische Elefanten wenigstens einmal täglich eine Wasserstelle auf. Die Kühe und Jungtiere leben in Herden, die heute meistens acht bis dreißig Individuen umfassen. Im 19. Jahrhundert sollen Herdengrößen von bis zu 100 Tieren nicht selten gewesen sein. Alle Tiere einer Herde sind verwandt; es handelt sich um Mütter, Töchter und Schwestern. Die älteste Kuh führt die Herde und sorgt für deren Zusammenhalt. Die Bullen leben allein oder, wenn sie noch relativ jung sind, in eigenen Verbänden. Zur Paarung schließen sie sich einer Herde an und können mehrere Monate in der Gesellschaft der Kühe verbringen. Da die Paarung nicht jahreszeitlich gebunden ist, findet man zu jeder Zeit in etwa 40 % der Herden wenigstens einen Bullen. Die Bullen sind auch untereinander kaum aggressiv, so dass es gelegentlich mehr als einen Bullen in einer Herde gibt. Die Tragzeit beträgt im Durchschnitt 640 Tage. Ein einzelnes Kalb wird zur Welt gebracht, das bei der Geburt 100 kg wiegt und mit einem langen, braunen Haarkleid bedeckt ist. Kurz nach der Geburt ist das Kalb geh- und stehfähig. Es saugt nicht unbedingt nur bei der Mutter, sondern auch bei anderen Weibchen der Herde. Zum Saugen wird das Maul und nicht der Rüssel verwendet. Nach sechs Monaten beginnt es eigenständig zu fressen, saugt aber gelegentlich noch bis ins zweite Lebensjahr. Im Alter von sieben bis acht Jahren werden die Männchen aus der Herde vertrieben; sie versuchen dann, sich einer Gruppe von Junggesellen oder einem älteren Bullen anzuschließen. Die Weibchen bleiben dagegen ein Leben lang in ihrer Herde. Erst mit 15 bis 17 Jahren ist ein Asiatischer Elefant ausgewachsen. Die erste Paarung eines Bullen erfolgt, wenn dieser zwanzig Jahre alt ist; Kühe bringen ihr erstes Junges im Alter von etwa 17 Jahren zur Welt. Die Lebensdauer beträgt etwa sechzig Jahre, im günstigsten Fall bis zu achtzig Jahre. Der älteste Asiatische Elefant lebte im Zoo von Taipeh und wurde 86 Jahre alt[1][2].

Entwicklungsgeschichte

Detailaufnahme eines Auges
Detailaufnahmen von Füßen eines Zirkuselefanten

Nach heutigem Wissensstand ist die Gattung Elephas das Schwestertaxon der Mammuts.[3] Demnach ist der Asiatische Elefant mit dem Mammut enger verwandt als mit dem Afrikanischen Elefanten. Asiatische Elefanten und Mammute zusammen bilden das Taxon der Elephantini, die als Schwestergruppe den Afrikanischen Elefanten gegenübergestellt wird.

Zu den frühesten Vertretern der Gattung Elephas gehörte die afrikanische Art Elephas ekorensis aus dem Pliozän, die zu den Altelefanten gerechnet wird. In Asien entwickelte sich über Elephas hysudricus der heutige Asiatische Elefant (Elephas maximus).

Während des Pleistozäns war die Gattung Elephas in mehreren Arten über Asien, Afrika und Südeuropa verbreitet. Einige zwergwüchsige Vertreter der Gattung lebten auf den Inseln des Mittelmeers (vergl. Inselverzwergung). Zu diesen Zwergelefanten zählte der Sizilianische Zwergelefant, der ausgewachsen nur eine Schulterhöhe von knapp einem Meter erreichte.

Am Ende des Pleistozäns hatte der Asiatische Elefant eine Verbreitung vom Iran über Südasien bis nach Südostasien und China. Selbst im Irak und in Syrien wurden Überreste gefunden, die aber eventuell einer verwandten Art angehören könnten.

Asiatische Elefanten und Menschen

Zähmung

Arbeitselefanten in Thailand

Die Zähmung von Asiatischen Elefanten erfolgte wahrscheinlich erstmals um 2000 v. Chr. im Tal des Indus. Von hier breitete sie sich über Süd- und Südostasien aus. Elefanten wurden als Zugtiere, Reittiere und Arbeitstiere verwendet. So werden sie zum Beispiel bei Forstarbeiten zum Tragen von Baumstämmen eingesetzt. Langjährig geschulte Elefanten können bis zu 23 Kommandoworte befolgen.

Ab etwa 1100 v. Chr. wurden Elefanten in Indien auch im Krieg eingesetzt. Mit ihrer Kraft und Zähigkeit lösten sie in gegnerischen Armeen Schrecken und Mutlosigkeit aus. Zu den ersten Europäern, die mit Kriegselefanten konfrontiert waren, zählte Alexander der Große. Später wurden im gesamten Mittelmeerraum immer wieder Elefanten eingesetzt.

Im 16. Jahrhundert brachten die portugiesischen Könige indische Elefanten aus ihren Kolonien nach Europa, um sich mit ihnen zu präsentieren und sie als diplomatische Geschenke weiterzugeben; namentlich bekannt geworden und urkundlich belegt sind Hanno, ein Geschenk an Papst Leo X. und Soliman, der erste Elefant in Wien.

Bedrohung und Schutz

Seit der Zeitenwende ist das Verbreitungsgebiet des Asiatischen Elefanten beständig geschrumpft. Vor 2000 Jahren verschwand er aus den Territorien der heutigen Staaten Iran, Pakistan und Afghanistan. In China war er zu dieser Zeit nördlich bis zum Jangtsekiang verbreitet, wurde aber immer weiter nach Süden zurückgedrängt. Heute gibt es dort nur noch im südlichen Yunnan Elefanten.

Die IUCN stuft den Asiatischen Elefanten heute als "stark gefährdet" ein. Wie sein afrikanischer Verwandter wurde auch er wegen der Jagd nach Elfenbein massenhaft getötet. Heute liegt in der Zerstörung und Zersiedelung des Lebensraums die stärkste Bedrohung für die bedrohten Bestände. In manchen Gegenden weiden domestizierte Wasserbüffel das Gras so vollkommen ab, dass die Elefanten die verbleibenden Stümpfe nicht mehr mit dem Rüssel ergreifen können und dadurch hungern müssen.

Die Zahl der wilden Elefanten dürfte zwischen 35.000 und 55.000 liegen. Von diesen leben etwa 40 Prozent auf dem indischen Subkontinent, weitere 40 Prozent auf dem Festland Südostasiens und der Rest auf Sri Lanka und den Inseln Südostasiens.

Dagegen gibt es etwa 15.000 gezähmte Elefanten. Da sie sich in Gefangenschaft nicht sehr gut vermehren, muss stets Nachschub von wilden Elefanten beschafft werden. Der Bedarf ist heute allerdings so gering, dass hieraus keine Bedrohung mehr entsteht. Gab es allein in Thailand um 1900 noch etwa 100.000 Arbeitselefanten, so sind es heute nur noch 4000. Die meisten Arbeitselefanten werden im technisch nicht ganz so weit entwickelten Myanmar eingesetzt; hier gibt es etwa 5500.

Fußnoten

  1. Guinness World Records 2007, Bibliographisches Institut, Mannheim 2006
  2. New York Times: World's Oldest Elephant, 86, Is Dead (23. Februar 2003)
  3. Evgeny I. Rogaev, Yuri K. Moliaka1, Boris A. Malyarchuk, Fyodor A. Kondrashov, Miroslava V. Derenko, Ilya Chumakov, Anastasia P. Grigorenko: Complete Mitochondrial Genome and Phylogeny of Pleistocene Mammoth Mammuthus primigenius. PLoS Biol., 4(3), e73, 2006 Online

Siehe auch

Literatur

  • Ronald M. Nowak: Walker's Mammals of the World. Johns Hopkins University Press, 1999, ISBN 0801857899

Weblinks

  • Elephas maximus in der Roten Liste gefährdeter Arten der IUCN 2006. Eingestellt von: Asian Elephant Specialist Group, 1996. Abgerufen am 10. Mai 2006
  • www.upali.ch Alles über Elefanten in Zoo und Zirkus. Geschrieben von einem Elefantenpfleger.


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