- Individuallösung
-
In der IT-Industrie und in der Verwaltung versteht man unter einer Individuallösung eine für einen Kunden individuell angefertigte Anwendungssoftware - als Alternative zum Einsatz von Standardsoftware oder Branchensoftware beziehungsweise zur Erweiterung komplexer integrierter Softwaresysteme. Zu den wichtigsten Anwendern von Individualösungen zählen große Behörden und vergleichbare Einrichtungen, da aufgrund der Vielfalt und Änderungshäufigkeit von gesetzlichen Vorschriften, Verantwortlichkeiten und politischen Interessen nur selten exakt passende marktgängige Softwareprodukte verfügbar sind. Da dies ein typisches Problem von Verwaltungseinheiten ist, sind Individuallösungen meist Datenbankanwendungen, die öffentlich, oftmals europaweit ausgeschrieben werden müssen.
Markt und Anbieter
Die Erstellung und Pflege von Individuallösungen ist das Hauptgeschäft vieler Softwareunternehmen (Systemintegratoren). Aus Kostengründen verlagern viele Unternehmen die Programmierung der Individuallösungen zu Niederlassungen oder Unterauftragnehmern in Offshore-Billiglohnländer. Die daraus resultierende Know-How-Verlagerung hat wiederum zur Folge, dass indische und osteuropäische Unternehmen verstärkt selbst auf den westlichen Märkten auftreten, was weitere Kostensenkungen verspricht. Einheimische Softwareunternehmen geraten deshalb unter einen massiven Konkurrenzdruck und müssen zunehmend auf modernste, kostensenkende Technologien setzen.
Im Zuge des Outsourcings wird die Erstellung von Individuallösungen zusammen mit anderen IT-Dienstleistungen zunehmend in Form von langfristigen Großaufträgen komplett an sehr große IT-Unternehmen ausgelagert.
Dennoch sind IT-Projekte für Individuallösungen immer noch ein Milliardengeschäft und einer der Gründe für die verblüffend große Vielfalt an Softwaretechnologien. Siehe dazu unter Integrierte Entwicklungsumgebung.
Vorgehensweise und eingesetzte Technologien
Sehr unterschiedliche Auffassungen gibt es hinsichtlich der Frage, wie Individuallösungen zu erstellen sind. Oft wird selbstverständlich davon ausgegangen, dass für den Einzelfall speziell programmierte Software (Individualsoftware) zum Einsatz kommen soll, und dies auf dem jeweiligen Stand der Technik (derzeit, 2005 sind dies z.B. J2EE, PHP, ASPX oder Smart Clients).
Zunehmend kommen aber auch alternative Konzepte zum Einsatz, um den Kosten- und Zeitaufwand drastisch zu minimieren. So werden Individuallösungen durch Kombination konfigurierbarer Standardsoftwareprodukte (z.B. zur Tabellenkalkulation und zum Workflow-Management) erstellt, durch Spezialprodukte zur programmierfreien Konfiguration von Datenbankanwendungen (z.B. Universal Application) oder durch Kombination von auf dem Markt frei verfügbaren Programm-Modulen.
Hinsichtlich der Vorgehensweise und Projektorganisation kommt, je nach Rahmenbedingungen und individuellen Vorlieben der Auftraggeber, eine ganze Bandbreite an Vorgehensmodellen zu Einsatz, vom klassischen Wasserfallmodell bis hin zur Agilen Softwareentwicklung.
Siehe auch
Wikimedia Foundation.