Informel

Informel

Informel oder informelle Kunst (frz.: art informel) ist eine Kunstrichtung, die ab 1945 in Paris entstand. Oft wird sie als Sammelbegriff für die abstrakten Kunstströmungen der europäischen Nachkriegsjahre verwendet.

Inhaltsverzeichnis

Definition

Der Begriff wird sowohl zur Abgrenzung, als auch für die Zusammenfassung verschiedener abstrakter Strömungen der 1950er Jahre verwendet. Der Tachismus beispielsweise wird „als Kategorie des Informel“, als auch eine „Entwicklung aus dem Informel“ gesehen. Ein weiterer Sammelbegriff, der ähnlich angewandt wird, ist die Kunstströmung der Lyrischen Abstraktion.

Entwicklung und Charakteristik

Entstehung

Informel bildete sich in den Jahren 1945-1946 in Paris im Rahmen der École de Paris als Gegenpol zur geometrischen Abstraktion. Der Name soll auf eine Pariser Ausstellung mit dem Titel signifiance de l'informel zurückgehen. 1948 wurde die bedeutende Künstlergruppe Cobra gegründet.

Informel in Deutschland

In einer Initiative des Münchner Galeristen Otto van de Loo arbeitete Hans Platschek mit dem dänischen Maler Asger Jorn zusammen und trug so maßgeblich zur Verbreitung des Informel in Deutschland bei. Van de Loo hat auch die Künstlergruppen SPUR und später WIR im Sinne der Informel-Theorie wesentlich gefördert. Es folgte ein Zusammenschluss beider Gruppen unter dem Namen Geflecht. Mit Emil Schumacher, Ludwig Merwart, Hans Hartung, Wilhelm Wessel und Wols wurden in den 1950er und 1960er Jahren auch deutschsprachige Informel-Künstler bekannt. Auch zu erwähnen sind folgende Künstler des (deutschen) Informel, die, neben Hartung oder Schumacher, von einiger internationaler kunsthistorischer Bedeutung sind: Peter Brüning, Emil Cimiotti, Karl Fred Dahmen,Fathwinter (Franz, Alfred, Theophil Winter) K. O. Götz, Gerhard Hoehme, Bert Jäger, Hans-Jürgen Schlieker, Bernard Schultze, K.R.H. Sonderborg, Fred Thieler und Hann Trier.

Charakteristik

Allen Ausprägungen des Informel ist gemeinsam, dass die Emotion und die Spontaneität wichtiger sind als Perfektion, Vernunft und Reglementierung. Die Künstler lehnten eine Darstellung von Objekten oder Menschen, auch abstrakt, generell ab. Der wichtigste Einfluss bei der Entwicklung der informellen Kunst ist der Surrealismus. Insbesondere der Automatismus und Kandinskys frühe Improvisationen prägten den Stil maßgeblich.

Strömungen und Parallelen

Wie anfangs erwähnt, entwickelte sich der Tachismus aus der informellen Kunstbewegung. Beide Begriffe werden oft gleichgesetzt und gelten als europäisches „Pendant“ zum US-amerikanischen Action Painting. Er entwickelte sich getrennt vom europäischen Kunststil. Des Weiteren gibt es die Farbfeldmalerei (Colour Field Painting) und die Art Brut (Rohe Kunst), die dem Informel stark ähneln und auch unter dem Sammelbegriff der informellen Kunst genannt werden.

Künstler

Hauptvertreter des Informel:

Literatur

  • Tayfun Belgin (Hg.): Kunst des Informel. Malerei und Skulptur nach 1952. Köln, 1997
  • Manfred de la Motte (Hrsg.): Dokumente zum deutschen Informel. Reihe Hennemann Nr. 9, Bonn, 1976.
  • Ursula Geiger: Die Maler der Quadriga. Und ihre Stellung im Informel, Nürnberg, 1987.
  • Christian Hartard: Über den toten Punkt. Die Anfänge der informellen Malerei in Deutschland – 2002. PDF-Version
  • Informel. - Dortmund: Harenberg. – (Schriftenreihe des Museums am Ostwall)
    • Bd.1: Der Anfang nach dem Ende – 2002. ISBN 3-611-00825-7
    • Bd.2: Begegnung und Wandel – 2002. ISBN 3-611-01062-6
    • Bd.3: Die Plastik – Gestus und Raum 2003. ISBN 3-611-01156-8
    • Bd.4: Material und Technik – 2004. ISBN 3-925998-44-6
  • Dagmar Kaiser-Strohmann: Vom Aufruhr zur Struktur. Schriftwerte im Informel, Ausstellungskatalog, Gustav-Lübcke-Museum Hamm 2008, ISBN 3-9807898-6-1
  • Gabriele Lueg: Studien zur Malerei des deutschen Informel, Diss. Aachen 1983
  • Joachim Melchers und Adam C. Oellers (Hrsgg.): aufbruch im westen. Die informelle Malerei der 50er und 60er Jahre in der Region Maas/Rhein, B. Kühlen Verlag, Mönchengladbach, 2006. ISBN 3-87448-270-7
  • Marguerite Hui Müller-Yao: Der Einfluß der Kunst der chinesischen Kalligraphie auf die westliche informelle Malerei, Diss. Bonn, Köln 1985. ISBN 3-88375-051-4
  • Marguerite Müller-Yao: Informelle Malerei und chinesische Kalligrafie, in: Informel, Begegnung und Wandel, (hrsg von Heinz Althöfer, Schriftenreihe des Museums am Ostwall; Bd. 2), Dortmund 2002, ISBN 3-611-01062-6 PDF-Version
  • Marie-Luise Otten und Willi Kemp: Impulse – Informel und Zero in der Sammlung Ingrid und Willi Kemp. DruckVerlag Kettler, Bönen/Westfalen 2006. ISBN 3-926-538-60-0
  • Irmgard Sonnen: Anna Blume ist rot, Farbe als Ereignis. Mit Arbeiten und Texten von Jackson Pollock, Mark Rothko, Yves Klein, Gerhard Richter u.v.a. Düsseldorf 2007. ISBN 978-3-00-021255-0
  • Christoph Wagner: Der beschleunigte Blick – Hann Trier und das prozessuale Bild, Gebr. Mann Verlag. Berlin, 1999.
  • Rolf Wedewer: Die Malerei des Informel. Weltverlust und Ich-Behauptung – Deutscher Kunstverlag, München, 2007. ISBN 3422065601

Siehe auch

Weblinks

Einzelnachweise

  1. uni-marburg.de (Abgerufen am 25. November 2008)

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