Interfriesischer Rat

Interfriesischer Rat
Beflaggung beim Interfriesischen Kongress 2006.

Der Friesenrat oder auch Interfriesische Rat vertritt die gesamtfriesischen Interessen nach außen. In ihm sitzen Vertreter friesischer Verbände aus allen Frieslanden, vereint in drei Sektionen:

Die Präsidentschaft des Interfriesischen Rates wechselt alle drei Jahre zwischen den drei Sektionen. Aktuell, von 2006 bis 2009, liegt der Vorsitz bei der Sektion Ost, Präsident ist Dieter Baumann aus Moormerland. Die Aufgabe der Geschäftsführerin des Interfriesischen Rates ist seit 2006 bei der Ostfriesischen Landschaft in Aurich angesiedelt und wird von Sabine Gronewold wahrgenommen.

Jedes dritte Jahr, zum Ende einer Ratsvorsitzperiode, veranstaltet der Friesenrat den sogenannten Friesenkongress in einem der drei Frieslande. Ein Jahr später richtet der Rat zudem das Kulturfestival Friesen-Droapen auf Helgoland aus, das durchschnittlich etwa fünfhundert Besucher anzieht. Wichtige reguläre Aktivitäten des Friesenrates sind weiterhin die Berufsgruppentreffen, an denen sich unterschiedliche Gruppen, wie z.B. Bauern, Landfrauen, Studenten, Lehrer und Lokalpolitiker beteiligen.

Der Friesenrat ist Vertreter der friesischen Volksgruppe im Friesengremium des schleswig-holsteinischen Landtags. Er ist ebenso in der niederländischen Abteilung des Europäischen Büros für Sprachminderheiten vertreten.

Geschichte

Sonderbriefmarkte zum 50-jährigen Bestehen des Friesenrats.

Interfriesische Kontakte gab es besonders zwischen Westfriesen und Nordfriesen verstärkt seit dem 19. Jahrhundert. 1925 fand der erste (allerdings erst später so bezeichnete) Friesenkongress in Jever statt. Im Zuge von Nachfolgeveranstaltungen wurde der Friesenrat ab 1928 geplant und 1930 in Husum schließlich gegründet.

Das Verhältnis des Friesenrats zum Nationalsozialismus war ambivalent. Der Friesenrat gab sich zunächst betont unpolitisch, wurde er doch sowohl von der deutschen als auch von der niederländischen Regierung misstrauisch beäugt. Außerdem fürchteten die Nationalsozialisten einen „Einfluss der Internationale“ und standen „internationalen Kongressen nach Art des Judentums“ ablehnend gegenüber.

Spätestens nach der Besetzung der Niederlande durch deutsche Truppen 1940 wollte der NS-Staat allerdings die friesischen Verbindungen nutzen, um die niederländischen Friesen mit Volkstums-Ideologie auf ihre Seite zu ziehen. Zu diesem Zweck ließen sich nicht wenige Ostfriesen und auch einige Westfriesen instrumentalisieren. Eine (gesamt-)friesische Bewegung wäre allerdings langfristig nicht im Sinne der Nationalsozialisten gewesen.

Insbesondere den niederländischen Friesen ist der neuerliche Zusammenschluss zu verdanken, da sie trotz des vorangegangenen Krieges den Friesen in Deutschland wieder die Hand reichten. Bereits 1952 fand wieder ein Friesenkongress statt. 1955 wurde in Aurich am Upstalsboom das Friesische Manifest beschlossen, das nun die interfriesische Bewegung in Beziehung zur europäischen Einigung setzte. 1956 wurde der Friesenrat in Leer schließlich neu begründet. Die einzelnen Friesenräte oder Sektionen ließen sich teilweise erst viel später als Verein oder Stiftung eintragen (der Fryske Rie erst 1981). Die Friesenräte schlossen sich erst 1999 offiziell unter dem Namen Interfriesischer Rat e.V. zusammen.

Zum 50-jährigen Bestehen des Friesenrates gab die Deutsche Post im Jahr 2006 eine Sonderbriefmarke heraus.

Literatur

  • Steensen, Hemminga, van Lengen: Die Frieslande, Verlag Nordfriisk Instituut 2006, ISBN 978-3-88007-333-3

Weblinks


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