- Amala
-
Kamala (* vermutlich 1912 /1913; † 14. November 1929) und Amala (* 1919; † 21. September 1921) waren zwei so genannte Wolfskinder, die am 9. Oktober 1920 im westbengalischen Distrikt Midnapore in Indien vom Missionar, Priester und Rektor des dortigen Waisenhauses Joseph Amrito Lal Singh gefunden wurden.[1] Singh dokumentierte seine Beobachtungen an den Kindern in einem Tagebuch.[2]
Nach ihrer Entdeckung konnten wesentliche soziologische und entwicklungspsychologische Erkenntnisse gesammelt werden. Zur wissenschaftlichen Betrachtung sogenannter Wolfskinder vergleiche Wolfskinder - Wissenschaftlicher Hintergrund.
Nach den Tagebucheinträgen wurden sie in der Höhle einer aggressiven Wölfin gefunden, die sie und zwei Wolfsjunge mit ihrem Leben verteidigte. Kamala war damals sieben oder acht Jahre alt, Amala etwa 18 Monate. Die beiden Mädchen wurden gewaltsam aus einem Wolfsrudel gerissen und kamen in das Waisenhaus von Midnapore. Vermutlich waren Amala und Kamala keine Schwestern, wie dies oft vermutet wird, sondern wurden von den Wölfen zu unterschiedlichen Zeitpunkten adoptiert. In menschlicher Obhut zeigten die beiden Mädchen die für Wolfskinder typischen Verhaltensweisen. Sie ließen sich zum Beispiel nicht anziehen, kratzten und bissen Menschen, die sich ihnen zu nähern versuchten, lehnten gekochte Nahrung ab und gingen auf allen Vieren. Ihre Wahrnehmung soll durch die Sinneswelt der Wölfe so stark geprägt gewesen sein, dass sie für Menschen unmögliche Sinnesleistungen vollbringen konnten: So seien sie imstande gewesen, Fleisch aus einer Entfernung von über 60 Metern zu riechen und für zivilisierte Menschen nicht wahrnehmbare Geräusche zu hören. Amala starb 1921, ein Jahr nach der Entdeckung an einem Nierenleiden. Beim Tod von Amala zeigte Kamala Anzeichen von Trauer. Ab diesem Zeitpunkt wurde Kamala auch zugänglicher. Sie lernte einige Wörter zu sprechen und – mühevoll – aufrecht zu gehen. Sie starb 1929 an Typhus.
Einzelnachweise
- ↑ David Crystal: The Cambridge Encyclopedia of Language (engl.) Cambridge: Cambridge University Press, 1987, S. 289:
- ↑ J.A.L. Singh: Die „Wolfskinder“ von Midnaporem Quelle & Meyer, Heidelberg 1964, Oetinger, Hamburg 1986. ISBN 3-7891-1752-8
- John McCrone (1994). Wolf Children and the Bifold Mind. The Myth of Irrationality: The Science of the Mind from Plato to Star Trek. Carroll & Graf Pub. Abgerufen am 18. Oktober 2005.
- David Horthersall: History of Psychology. 2004.
- Michael Newton: Wilde Kinder. Schicksale jenseits der Zivilisation. Juli 2004, ISBN 3884004131
Wikimedia Foundation.