Isaac Merrit Singer

Isaac Merrit Singer
Isaac Merritt Singer

Isaac Merritt Singer (* 27. Oktober 1811 in Pittstown, New York; † 23. Juli 1875 in Paignton, Devonshire, Großbritannien) war ein US-amerikanischer Unternehmer und Erfinder. Er leistete wesentliche Beiträge zur Entwicklung der Nähmaschine.

Inhaltsverzeichnis

Biographie

Frühe Jahre

Singer wurde als Sohn von Adam Singer, einem sächsischen Immigranten jüdischer Herkunft, und seiner ersten Frau Ruth geboren. Im Alter von neunzehn Jahren begann er eine Lehre in einer Mechanikerwerkstatt, verließ diese aber bereits nach wenigen Monaten, um sich einer Gruppe von Schauspielern anzuschließen. Seinen Lebensunterhalt verdiente er sich abwechselnd als Mechaniker und Schauspieler. 1830 heiratete er Catherine Maria Haley.

1835 zog er mit Catherine und ihrem gemeinsamen Sohn William nach New York, wo er in einer Druckerei zu arbeiten begann. Bereits 1836 ließ er Frau und Kind in New York zurück, um als Agent einer Tourneegruppe von Schauspielern zu arbeiten. In Baltimore lernte er Mary Ann Sponsler kennen, der er die Ehe anbot. Nach seiner Rückkehr nach New York nahm er das Eheleben mit Catherine wieder auf; ihre gemeinsame Tochter Lillian wurde 1837 geboren. Mary Ann Sponsler fand nach ihrer Ankunft in New York schnell heraus, dass Singer nach wie vor verheiratet war. Gemeinsam mit ihm kehrte sie nach Baltimore zurück, wo sie sich als verheiratetes Paar ausgaben. Ihr erster gemeinsamer Sohn Isaac kam gleichfalls 1837 zur Welt.

Erste Erfindungen

Sein erstes Patent erhielt Singer 1839 für eine Gesteinsbohrmaschine. Er verkaufte sein Patent für 2.000 USD und verfügte damit erstmals über einen größeren Geldbetrag. Er entschied sich, seine Karriere als Schauspieler wieder aufzunehmen. Er gründete eine Tourneegruppe, die sich "Merrit Players" nannte und trat selber als Isaac Merritt auf; Mary Ann war gleichfalls Schauspielerin in dieser Truppe und nannte sich "Mrs. Merritt".

1844 begann Isaac Singer in Fredericksburg wieder in einer Druckerei zu arbeiten, zog aber bald nach Pittsburgh um, wo er 1846 eine Schreinerei gründete, in der er Druckstöcke herstellte. Hier entwickelte er seine "Maschine für Holz- und Metallbearbeitung" und ließ diese am 10. April 1849 patentieren.

Im Alter von achtunddreißig Jahren, mit zwei Frauen und mittlerweile acht Kindern, zog er erneut nach New York, um dort diese Maschine zu vermarkten. Ein Angebot erhielt er aus Boston, wohin er 1850 umzog, um in der Werkstatt von Orson C. Phelps für seine Maschine einen Prototyp zu konstruieren. In Phelps' Werkstatt wurden auch die Nähmaschinen von Lerow und Blodgett konstruiert. Da niemand Singers "Maschine für Holz- und Metallbearbeitung" bestellte, bat Phelps Singer, sich genauer mit Nähmaschinen zu befassen. Die Nähmaschinen, die zu dieser Zeit zur Verfügung standen, waren nicht nur komplex in der Herstellung, sondern auch schwierig in der Nutzung. Singer stellte bald fest, dass die Nähmaschinen weniger anfällig wären, wenn sich die Nähnadel in einer geraden Linie anstatt in einem Kreis bewegen würde. Auch eine gerade Nadel anstelle der bisher gebogenen würde die Maschinen verlässlicher machen.

Mit Hilfe einer Finanzierung durch George B. Zieber, der gemeinsam mit Phelps sein Partner wurde, gründeten sie die "Jenny Lind Nähmaschine". Singers Prototyp war die erste Nähmaschine, die wirklich einsatzfähig war, und in Anerkennung seiner Verbesserungen erhielt er dafür am 12. August 1851 ein Patent. Vermarktet wurde die Nähmaschine allerdings nicht als "Jenny Lind", sondern als Singer Nähmaschine.

I. M. Singer & Co

Singer erfand nicht die Nähmaschine und hat dies auch nie behauptet. 1850, als Singer das erste Mal eine Nähmaschine zu Gesicht bekam, war sie bereits viermal "erfunden" worden. Alle Nähmaschinen bis zur Weiterentwicklung durch Walter Hunt produzierten einen Kettenstich, der sich jedoch rasch wieder auflöste. Die Hunt-Maschine zeichnete sich jedoch durch einen Stich aus, bei dem dies nicht geschieht. Dies war ein Merkmal aller danach produzierten Maschinen, inklusive der von Lerow und Blodgett, die Singer in Phelps Werkstatt weiterentwickelte. Unabhängig davon entwickelte auch Elias Howe eine Nähmaschine und erhielt dafür am 10. September 1846 ein Patent.

Zwischen Howe und Singer brach darauf ein Patentkrieg aus, der zugunsten von Howe ausging. Singer zahlte daraufhin für jede produzierte Nähmaschine eine Gebühr an Howe. Zusammen mit dem New Yorker Rechtsanwalt Edward Clark gründete er 1851 die I.M. Singer & Company, die sich bald zum größten Nähmaschinenproduzenten der Welt entwickelte. Bereits 1856 wurden 2.564 Maschinen hergestellt; 1860 waren es bereits 13.000. Isaac Singer expandierte nach Europa und baute 1867 eine weitere Firma in Glasgow auf, die 1883 mehr als 12.000 Beschäftigte zählte. Die Nähmaschinenproduktion erreichte 1872 eine jährliche Stückzahl von 180.000.

Finanzieller Erfolg

Der finanzielle Erfolg erlaubte es Singer, sich an der vornehmen Fifth Avenue in New York eine Villa zu kaufen, in die er mit seiner Familie einzog. 1860 ließ er sich von seiner ersten Frau scheiden; Scheidensbegründung war ihr Ehebruch mit Stephen Kent. Singer lebte weiterhin mit Mary Ann zusammen, bis sie herausfand, dass er eine Beziehung zu seiner Angestellten Mary McGonigal unterhielt. Zu diesem Zeitpunkt hatte Mary McGonical bereits fünf Kinder zur Welt gebracht, deren Vater Isaac Singer war. Diese Kinder erhielten alle den Nachnamen Matthews.

Mary Ann (die sich immer noch Mrs. I.M. Singer nannte) ließ ihren Lebensgefährten wegen häuslicher Gewalt verhaften. Singer wurde auf Kaution freigelassen und setzte sich nach London ab; ihn begleitete Mary McGonigal. Gleichzeitig wurde eine weitere von Isaacs Familien "entdeckt": Er unterhielt eine Beziehung zu Mary Eastwood Walter, mit der er eine gemeinsame Tochter namens Alice Eastwood hatte. Beide verwendeten den Nachnamen "Merritt". Im Jahr 1860 war Isaac damit Vater von mindestens achtzehn Kindern von vier verschiedenen Frauen.

Während Isaac Singer in London lebte, versuchte Mary Ann, Teile des Vermögens für sich zu sichern. Sie argumentierte dabei, dass sie zwar niemals formal mit Isaac verheiratet gewesen sei, sie jedoch nach dem "Common Law" als Ehepaar zu betrachten seien, da sie mehr als sieben Monate zusammengelebt hätten, nachdem sich Isaac Singer von seiner ersten Frau Catherine habe scheiden lassen. Eine finanzielle Einigung wurde letztendlich erreicht, ohne dass eine formale Scheidung ausgesprochen wurde. Da Mary Ann davon ausging, nun an kein Eheversprechen gebunden zu sein, heiratete sie 1862 John E. Foster in Boston. Isaac Singer argumentierte daraufhin, dass sie nach Common Law tatsächlich als verheiratet zu betrachten seien, klagte Mary Ann der Bigamie an und zwang sie, die zuvor getroffene finanzielle Einigung rückgängig zu machen.

Singer selber begann eine Beziehung zu der verheirateten Isabella Eugenie Boyer Summerville, die sich von ihrem Ehemann trennte und am 13. Juni 1863 Singer heiratete. Sie erwartete zu diesem Zeitpunkt bereits ein Kind von ihm. Mary Ann verzichtete unerklärlicherweise darauf, Isaac gleichfalls wegen Bigamie anzuklagen.

Die letzten Jahre in Europa

1863 wurde die Firma "I. M. Singer & Co." aufgelöst und als "The Singer Manufacturing Company" neu gegründet. Damit war eine Reorganisation des Managements dieser Firma möglich. Singer legte die Geschäftsleitung nieder, blieb jedoch Mitglied des Aufsichtsrats und wesentlicher Anteilseigner.

Während dessen wuchs seine neue Familie; mit seiner neuen Frau Isabella hatte er sechs gemeinsame Kinder. Aufgrund von Singers Lebensführung war ihm eine aktive Rolle in der New Yorker Gesellschaft verwehrt. Er lebte daher gemeinsam mit seiner Familie bis zum Deutsch-Französischem Krieg 1870/71 in Paris und emigrierte während der Kriegszeit zurück nach England. Dort hielt er sich eine Zeit lang in London auf und baute dann in Paignton/Devon seinen "Wigwam", das Herrenhaus Oldway Mansion. Er überredete einige seiner Kinder aus früheren Beziehungen, dort mit ihm gemeinsam zu leben. Neun Tage nach der Hochzeit seiner Tochter Alice Merritt starb Isaac Singer. Er wurde in Torquay/Devon beerdigt.

Erbe und Nachkommen

Singer hinterließ ein für damalige Verhältnisse erhebliches Vermögen von über 14 Mio. Dollar und zwei Testamente, die dieses Vermögen auf die verschiedenen Mitglieder seiner Familie aufteilten. Einige seiner Nachkommen wurden aus unterschiedlichen Gründen nicht bedacht, was Streitigkeiten zur Folge hatte. Mary Ann klagte, dass sie die legitime "Mrs. Singer" sei, doch wurde Isabella zur rechtmäßigen Witwe erklärt. Isabella heiratete in der Folge einen belgischen Musiker namens Victor Reubsaet, der die Titel des Vicomte D'Estemburgh und des Fürsten von Camposelice erben sollte.

Isaacs 18. Kind, Winnaretta Singer heiratete nach kurzer, bald annullierter Ehe mit dem Prinzen Louis de Scey-Montbéliard den Prinzen Edmond de Polignac und wurde zu einer wichtigen Kunstmäzenin. Eine weitere Tochter, Isabelle-Blanche (geboren 1869), heiratete Elie, duc Decazes. Daisy Fellowes ging aus dieser Ehe hervor. Einer der Söhne, Paris Singer, zeugte gemeinsam mit Isadora Duncan ein Kind, und ein weiterer Sohn, Washington Singer, wurde zu einem bedeutendem Stifter für die spätere University of Exeter. Heute trägt eines der Gebäude seinen Namen.

Wissenswertes

Eine seiner Frauen, Isabella Eugenie Boyer, soll Vorbild für die New Yorker Freiheitsstatue gewesen sein.

Literatur

  • Brandon, Ruth, Singer and the Sewing Machine: A Capitalist Romance, Kodansha International, New York, 1977.

Weblinks


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