Isabeau von Bayern

Isabeau von Bayern
Elisabeth von Bayern, Königin von Frankreich in einer historisierenden Darstellung, vermutlich 19. Jahrhundert

Elisabeth (auch Isabella) von Bayern-Ingolstadt (* 1371 in München; † September 1435 in Paris) war Prinzessin von Bayern aus dem Hause der Wittelsbacher und als Gattin Karls VI. von 1385 bis zum Tod ihres Gemahls 1422 Königin von Frankreich, weswegen sie auch unter dem Namen Isabeau de Bavière bekannt ist.

Inhaltsverzeichnis

Familie

Elisabeth wurde im Jahre 1371 als Tochter von Herzog Stephan III. von Bayern-Ingolstadt und seiner Gemahlin Taddea Visconti in München geboren.

Ihre Großeltern väterlicherseits waren Herzog Stephan II. von Bayern und Elisabeth von Sizilien, Tochter von König Friedrich III. von Sizilien und seiner Gemahlin Eleonore von Anjou, die wiederum die Tochter von Karl II. von Neapel und seiner Gemahlin Maria Arpad von Ungarn war. Ihr Großvater mütterlicherseits war Bernabò Visconti, Herr von Mailand.

Elisabeth heiratete am 17. Juli 1385 in Amiens Karl VI. von Frankreich und wurde im Rahmen dieser Eheschließung Königin von Frankreich.

Königin von Frankreich

Erste Ehejahre

Ankunft Elisabeths in Paris

Elisabeths junger Gemahl war bereits als zwölfjähriger Knabe seinem Vater Karl V. auf den französischen Thron gefolgt.

Noch unmündig, trotz seines Ranges, standen ihm die drei jüngeren Brüder seines verstorben Vaters als Vormundschafter zur Seite: die Herzöge Ludwig I. von Anjou, Johann von Berry und Philipp II. von Burgund. Diese Regierung der Herzöge versah ihre Aufgaben mehr schlecht als recht, da das Handeln eines jeden der drei Herzöge durch persönliche politische Ansichten sowie dem Streben nach Macht und Reichtum geprägt war. Das eigennützige und widersprüchliche Wirken der Regenten schürte Unruhe im Land.

Frankreich war zudem gezeichnet von den Wirren des hundertjährigen Krieges, der seit 1337 zwischen England und Frankreich tobte. Auch wenn die Kampfhandlungen auf Grund des Friedens von Brétigny (Friede von Calais) vorerst zum Erliegen gekommen waren, so hatte doch Karl V. fast alle Ländereien zurückerobert, die Frankreich an England verloren hatte. Um seine Feldzüge zu finanzieren, hatte Karl V. einen enormen Steuerdruck dem Volk auferlegt, welches zudem noch in diesen Jahren einer schweren Hungersnot ausgesetzt war.

Als Karl VI. 1388 den Regentschaftsrat ablöste und die Regierungsgeschäfte selbst in die Hand nahm, waren die Kriegshandlungen zwischen England und Frankreich wieder aufgenommen worden. Bemüht, seinem Volk ein guter König zu sein, stützte er sich auf die Ratgeber seines Vaters, dennoch erwies er sich als sprunghaft, wankelmütig und beeinflussbar.

Elisabeth hielt sich in jenen Jahren von der politischen Bühne weitgehend zurück, genoss aber dennoch das Leben und den Luxus als französische Königin. Während das Volk hungerte, schuf ihr ausschweifender Lebensstil erheblichen Unmut.

Konflikte zwischen Orleanisten und Bourguignons

1392 bemerkte man bei Karl VI. die ersten Anzeichen von Schwachsinn und nur ein Jahr später war man sogar gezwungen, den französischen König für regierungsunfähig zu erklären. Daher setzte man erneut den Regentschaftsrat der drei Herzöge von Anjou, Berry und Burgund an die Spitze, diesmal aber unter der Führung der Königin Elisabeth als oberster Regentin Frankreichs.

Der Regentschaftsrat, der in den Jahren zuvor schon immer aus eigenen Interessen heraus gehandelt hatte, wurde nun von der verschwendungssüchtigen Königin unterstützt. Um ihre maßlosen Ausschweifungen und Vergnügungen auch weiterhin finanzieren zu können, belegte sie das französische Volk mit immer höheren Abgaben.

Gleichzeitig meldete aber auch der jüngere Bruder des Königs, Ludwig, Herzog von Orléans, seinen Anspruch auf den Thron an, so dass sich 1400 zwei politisch entgegengesetzte Parteien am französischen Hofe gebildet hatten: Zum einen die Orleanisten, die den Machtanspruch ihres Herzoges unterstützten, zum anderen die Bourguignons, die den Regentschaftsrat um das Haus Burgund an der Macht sehen wollten.

In diesem Streit gab es keine Einigung, so dass der Konflikt mit der Ermordung des Herzogs von Orléans 1407 seinen vorläufigen Höhepunkt fand. Der Drahtzieher des Anschlags war durchaus bekannt: Johann Ohnefurcht, der neue Herzog von Burgund, dennoch gelang es nicht, ihn für dieses Attentat persönlich haftbar zu machen, da dieser auf eine starke Verbündete an seiner Seite zählen konnte: Die königliche Regentin Elisabeth, die mittlerweile mit ihrem Einfluss auf den schwachsinnigen Karl VI. zu einer hohen Machtposition gekommen war.

Dennoch war der Streit zwischen den Orleanisten und den Bourguignons durch den Mord längst nicht beigelegt, da nun der Sohn des ermordeten Herzogs, Karl von Orléans, den Thronanspruch seines Vaters fortführte. Von dem starken Einfluss des Grafen Bernhard von Armagnac geleitet, nannten sich die Partei der Orleanisten bald darauf in Armagnaken um, damit die Loyalität zwischen den Häusern Orléans und Armagnac deutlich unterstrichen wurde.

Bereits 1410 tobte im ganzen Land ein offener Bürgerkrieg der Armagnacs und Bourguignons, wobei jene im Jahre 1413 das Blatt zu ihren Gunsten wenden konnten.

Die gesamte königliche Familie wurde nach Paris verbracht, wobei man Elisabeth aufforderte, in ein Kloster einzutreten. Dort sollte sie über ihr gotteslästerliches Leben, geprägt von sittlichen Ausschweifungen und Völlerei, nachdenken. Doch Elisabeth weigerte sich beharrlich, ihr Leben fortan als Nonne zu fristen, so dass man sie in Paris unter strengen Arrest stellte. Somit war sie auch erstmal nicht mehr in der Lage, auf ihren Gemahl Karl VI. weiterhin Einfluss zu üben.

1415 erklärte der englische König Heinrich V. (England) den Friedensvertrag von Bretigny als nichtig, da Frankreich sich nicht an seinen Teil der Vereinbarungen gehalten habe, im Gegenteil, man habe unter Karl V. alle Ländereien mit dem Schwert genommen. Heinrich V. forderte nun alle Provinzen für die englische Krone zurück - ein strategisch gut gewählter Zeitpunkt, da Frankreich durch seinen Bürgerkrieg enorm geschwächt war. Im August 1415 marschierten die englischen Truppen in Frankreich ein.

Herzog Karl von Orleans versammelte alle treu ergebenen Adligen und Ritter an seiner Seite und führte sie den Engländern entgegen. Am 25. Oktober 1415 trafen die Armeen in der Schlacht von Azincourt aufeinander, doch es gelang den Engländern, das zahlenmäßig größere und weitaus besser gerüstete französische Heer vernichtend zu schlagen. Ein Großteil der Edelleute, die für Frankreich zum Kampf angetreten waren, verlor ihr Leben in der Schlacht. Andere wurden gefangengenommen und auf Befehl Heinrichs V. hingerichtet.

Mit dieser Schlacht verlor das ohnehin geschwächte Frankreich einen Großteil seines Adels, der wichtige Posten, Ämter und Funktionen im Land ausgeübt hatte. Herzog Karl von Orleans war zwar mit dem Leben davon gekommen, dennoch befand er sich von nun an in englischer Gefangenschaft und wurde außer Landes gebracht. Doch noch viel schlimmer, die Partei der Armagnacs war ihrer wichtigsten Führer beraubt und das Haus Burgund sah die Zeit für einen erneuten Umschwung gekommen. Daher schlossen England und Burgund einen Bündnispakt gegen Frankreich.

Paris, wo immer noch die königliche Familie und Elisabeth weilten, blieb zunächst von den neuen Kampfhandlungen verschont. Nachdem die ältesten Söhne der königlichen Familie (Ludwig und Johann) jung verstarben, erhielt 1417 der jüngste männliche Spross der Familie, der spätere Karl VII., den Titel des Dauphin, der ihn somit rechtmäßig als Thronerbe Frankreichs auswies.

Politischer Einfluss

Christine de Pisan präsentiert ihr Buch Isabeau de Bavière

Elisabeth, die sich aber nach wie vor mit ihrem Bündnispartner Johann Ohnefurcht in Loyalität übte, versuchte den Anspruch ihres eigenen Sohnes auf den Thron abzuwehren. Das Verhältnis zwischen Mutter und Sohn war ohnehin nicht das beste, da ihr der erst vierzehnjährige Dauphin fast täglich Vorwürfe bezüglich ihres schamlosen Lebensstil machte. Schlussendlich bestimmte Karl VII., seine Mutter vom königlichen Hof zu entfernen und überstellte sie nach Tours. Die strenge Aufsicht über ihre Person und der Arrest wurden jedoch nicht aufgehoben.

1418 fielen die Bourguignons in der Stadt Paris ein und veranstalteten ein furchtbares Gemetzel unter den Anhängern der Armagnacs. Der König Karl VI. blieb zwar an Leib und Leben verschont, doch der junge Dauphin Karl VII. konnte sich nur in letzter Sekunde durch eine Flucht nach Bourges retten.

Johann Ohnefurcht befreite Elisabeth aus ihrem Arrest und geleitete sie zurück nach Paris, womit Karl VI. wieder ihrem verhängnisvollem Einfluss ausgesetzt war.

Nachdem 1419 Johann Ohnefurcht durch einen Mordanschlag auf Geheiß von Karl VII. zu Tode kam, übernahm sein Sohn Philipp III. von Burgund das Herzogtum. Doch fortan strebte Burgund nicht mehr nach der französischen Krone, sondern vielmehr nach einem unabhängigem Burgund, das sich frei und unabhängig von Frankreich entfalten konnte.

Grab von König Karl VI. und Elisabeth von Bayern

1420 erklärte Elisabeth, dass ihr Sohn, der amtierende Dauphin Karl VII., keinesfalls den Thron Frankreichs besteigen könne, weil er kein legitimer Sohn des König Karl VI. sei. Da ihr schwachsinniger Mann keine Anklage wegen Ehebruchs erheben konnte und sie als Verbündete des Hauses Burgund keinerlei Befürchtungen haben musste als Ehebrecherin belangt zu werden, erklärte sie ihren Sohn als unehelich gezeugt und geboren. Mit diesem Bekenntnis setzte sie den Streit zwischen sich und ihrem Sohn fort, dem sie damit die offizielle Thronfolge aberkannte. Viel mehr noch drängte sie ihren Mann, Karl VI., den Vertrag von Troyes zu unterzeichnen.

In diesem am 21. Mai 1420 unterzeichnetem Dokument zwischen Karl VI. und Heinrich V. wurde dem englischen König der Anspruch auf den Thron Frankreichs bestätigt und durch die Ehe mit Karls VI. Tochter, Katharina von Valois, legitimiert.

Doch bevor Heinrich V. den französischen Thron besteigen konnte, verstarb er 1422 - zwei Monate später erst folgte ihm Karl VI. ins Grab. Elisabeth, die somit keinen Verbündeten mehr hatte und auch die Rache der Armagnacen fürchtete, begab sich freiwillig ins burgundische Exil, wo sie im September 1435 starb.

Nachkommen

Elisabeth hatte mit Karl VI. zwölf Kinder:

Literatur

  • Marie-Véronique Clin: Isabeau de Bavière. Die verkannte Königin auf Frankreichs Thron. Olzog, München 2001, ISBN 3-7892-8064-X.
  • Heidi Fantou-Kimm: Isabeau. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 10, Duncker & Humblot, Berlin 1974, S. 185 f.
  • Jean Markale: Isabeau de Bavière. Die Wittelsbacherin auf Frankreichs Thron. Diederichs, München 1994, ISBN 3-424-01207-6 (Taschenbuchausgabe dtv, München 1997, ISBN 3-423-30633-5).
  • Claudia Märtl: Frankreich. Herzog Ludwig VII. von Bayern-Ingolstadt (1368–1447) und seine Schwester Isabeau am französischen Königshof. In: Alois Schmid, Katharina Weigand (Hrsg.): Bayern mitten in Europa. Vom Frühmittelalter bis ins 20. Jahrhundert. C. H. Beck, München 2005, S. 107–120, ISBN 3-406-52898-8.
  • Martin Saller: Königin Isabeau. Die Wittelsbacherin auf dem Lilienthron. Nymphenburger, München 1979, ISBN 3-485-00372-7.
  • Beatrix Schönewald: Die Herzoginnen von Bayern-Ingolstadt. In: Sammelblatt des Historischen Vereins Ingolstadt. Band 113, 2004, S. 35–54, insbesondere S. 39–47. 
  • Theodor Straub: Isabeau de Bavière. Legende und Wirklichkeit. In: Zeitschrift für Bayerische Landesgeschichte. Band 44, 1981, S. 131–156 (online).

Weblinks



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