Isabelle de Charriere

Isabelle de Charriere
Isabelle de Charrière 1777

Isabelle de Charrière (Belle van Zuylen) (* 20. Oktober 1740 bei Utrecht; † 27. Dezember 1805 Colombier) war eine niederländisch-schweizerische Schriftstellerin.

Inhaltsverzeichnis

Leben und Werk

Isabelle de Charrière wurde am 20. Oktober 1740 als Isabella Agneta van Tuyll van Seroorskerken auf Schloss Zuylen bei Utrecht geboren und von Gouvernanten aus der französischen Schweiz erzogen, weshalb sie die französische Sprache bald fließend beherrschte.

Im Jahr 1762 wurde ihre erste Erzählung "Le Noble" in französischer Sprache veröffentlicht. Ein Jahr später lernte sie James Boswell kennen, der später um ihre Hand anhielt. Während eines Parisaufenthalts erhielt sie bei Maurice Quentin de la Tour Zeichenunterricht. In den folgenden Jahren wurde David-Louis de Constant d'Hermenches ihr Mentor. Sie heiratete, nachdem sie eine Vielzahl von Bewerbern abgelehnt hatte, am 17. Februar 1771 den aus der Schweiz stammenden Erzieher ihrer Brüder, Charles-Emmanuel de Charrière. Im Jahr darauf zog das Paar nach Colombier, wo es das Anwesen Le Pontet bewohnte. Dort begann zwischen Isabelle, die in den Jahren zuvor David Hume, Denis Diderot und Voltaire kennen gelernt hatte, eine Freundschaft mit dem örtlichen Pfarrer David de Chaillet sowie mit Pierre-Alexandre du Peyrou. Mit letzterem, der große Teile des Nachlasses von Jean-Jacques Rousseau verwaltete, besorgte die begeisterte Rousseau-Anhängerin 1789 die Erstveröffentlichung von Rousseaus "Bekenntnissen".

Bereits im Jahr 1784 erschienen ihre Romane Lettres Neuchâteloises und Mistress Henley, eine reiche Anzahl weitere Publikationen, die teilweise von Ludwig Ferdinand Huber, der zusammen mit seiner späteren Frau Therese Huber mehrere Jahre im nahe gelegenen Bôle lebte, in die deutsche Sprache übersetzt wurden, schloss sich in den nächsten Jahren an. 1787 lernte sie Benjamin Constant kennen und lieben. Diese Beziehung endete vorläufig, als Constant sich Germaine de Stael zuwandte, doch blieben beide weiter in engem persönlichen und brieflichen Kontakt.

Isabelle de Charrière starb in der Nacht vom 26. zum 27. Dezember 1805 in Le Pontet.

Bedeutung und Wirken

Isabelle de Charrière besitzt große Bedeutung für die Rezeption der deutschen Klassik im französischen Sprachraum. Ihre Bedeutung als Schriftstellerin und Briefschreiberin für die Zeit der Spätaufklärung und der französischen Revolution wird heute besonders in der englischen, amerikanischen und französischen feministischen Forschung untersucht. Sie stand in brieflichem Kontakt mit bedeutenden Persönlichkeiten ihrer Zeit und verstand sich über ihre eigene schriftstellerische Tätigkeit hinaus als Mittlerin zwischen dem deutschen und dem französischen Kulturkreis. Trotz aller persönlichen Differenzen wurde sie deshalb etwa von Germaine de Stael bewundert, auch wenn Isabelle de Charrière der neu entstehenden romantischen Schule in der deutschen Literatur nichts abgewinnen konnte und gegen Madame de Stael eine Verteidungsschrift für Rousseaus Witwe Therèse Levasseur (1721-1801) veröffentlichte.

Sie versuchte, junge regionale Talente zu fördern und zum Schreiben anzuhalten. Dies betraf zunächst die von ihr entdeckte Henriette L'Hardy und später die in Colombier als Tochter des dortigen Pfarrers Jonas de Gélieu lebende Isabelle de Gélieu. Mit dieser veröffentlichte sie im Jahre 1797 eine französische Übersetzung des Romans "Art and Nature" von Elizabeth Inchbald.

Anekdotisches

In Utrecht wird der Bau eines Wolkenkratzers, des höchsten Gebäudes der Niederlande, geplant, der den Namen "Belle van Zuylen" erhalten soll.

Werke

  • Oeuvres complètes, Éd. Jean-Daniel Candaux, G.A. van Oorschot, Amsterdam 1979-1984, 10 Bd.
  • Drei Weiber, Hrsg. Manfred Hinz, aus dem Französischen von Ludwig Ferdinand Huber und Manfred Hinz, Verlag Karl Stutz, Passau 2009, ISBN 978-3-88849-073-6

Literatur

Weblinks


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