Isca Silurium

Isca Silurium
Überreste des Amphitheaters von Isca Silurum

Isca Silurum beim heutigen Caerleon gelegen, war ein römisches Legionslager auf der Britischen Insel. Es liegt im Südwesten von Wales an der Mündung des Fluss Usk, 15 Kilometer südwestlich von Venta Silurum (Caerwent), der Hauptstadt der Provinz Silurien. Der römische Name Isca leitet sich von der gälischen Bezeichnung für Gewässer ab.

Mit einer Fläche von 20,5 ha gehört das Kastell Isca im Vergleich der kaiserzeitlicher Legionslager in den mittleren Bereich. Bei der Wahl des Standortes im estuarinen Bereich der Usk spielten vermutlich strategische Gründe eine Rolle. Ab 74/75 n. Chr. war Isca die Heimatbasis der Legio II Augusta. Der Platz war vor der Errichtung des Lagers vermutlich unbesiedelt. Vorrömische Befunde oder isolierte Funde, die vor 74/75 datieren, sind bislang nicht bekannt. Münzfunde mit Prägedaten bis 370 belegen eine – möglicherweise nur zivile – Kontinuität in Caerleon. Die Schlussmünze ist theodosianisch (388–95).

Inhaltsverzeichnis

Forschungsgeschichte

Erste Erwähnung finden die Ruinen von Caerleon bereits 1188 in den Berichten des Kreuzfahrers Gerald of Wales. 1405 berichtet ein französisches Expeditionscorps von den Hinterlassenschaften des Amphitheaters. Sie halten die Ruine für die Runde Tafel König Artus. Im 18. Jahrhundert graben immer wieder Reisende und Gelehrte in der Gegend und finden Scherben, Münzen und Ziegel mit LEG II AVG Stempeln. 1850 baut J. Edward Lee ein Museum, in dem die Zahlreichen Funde gesammelt werden. 1926 beginnt Mortimer Wheeler mit ersten systematischen Ausgrabungen.

Ausgewählte Bauten

Grundsätzlich lassen sich im Legionslager Isca Silurum drei Bauphasen unterscheiden.

  • Erste Phase: 74/75 n. Chr. bis 122 n. Chr. (Holz-Erde Kastell)
  • Zweite Phase: 122 bis 196 n.Chr. (2.Jh Kastell)
  • Dritte Phase: 196 bis 293 (3.Jh. Kastell)

Principia

Die principia des Legionslagers wurden nie vollendet. Ihre basilica hat eine Länge von 64,5 Meter und ist 25 Meter breit. Im archäologischen Befund fallen massiven Säulenfundamente auf. Von den eigentlichen Säulen finden sich jedoch keine Spuren. Entweder waren diese nie vorhanden oder sie wurden nach Aufgabe des Lagers anderweitig verbaut. Bereits in einer frühen Phase fertig gestellt worden war hingegen das Legionsheiligtum (aedes).

Contubernia/Centuria

Bemerkenswert gut erhalten sind die Fundamente von Mannschaftsbaracken im Westteil des ergrabenen Legionslagers. Jede contubernie ist etwa 74 Meter lang und 11,5 Meter breit. Latrinen und Waschräume sind ebenfalls gut identifizierbar. Jede Baracke bot Platz für 8 Mann pro Stube. Die centuria war geräumiger und enthielt neben dem Wohnraum des Centurio eine Dienststube.

Valetudinarium

Der Sanitätsbereich des Lagers (valetudinarium) belegt eine Fläche von etwa 70 m2. Dieser Teil wurde bislang jedoch kaum ergraben.

Therme

Die Thermenanlage innerhalb des Lagers wurde bereits in einer frühen Bauphase des Lagers errichtet. Eine Münze aus diesem Bereich gibt ein terminus post quem 77–78 n. Chr. Das Kerngebäude durchmisst 47 x 21,5 Meter. Jede Halle (caldarium, tepidarium, frigidarium) umspannt 40 röm. Fuß (11,8 Meter) Belegt sind bislang zwei Bauphasen aus flavischer Zeit. Die erste Phase wurde noch ohne Basilica angelegt. Diese kam in der zweiten Phase hinzu. Die überdachte Basilica war 64,5 Meter x 24 Meter groß und hatte eine Verbindung mit der via principalis. Auch diese Basilica wurde nie vollendet. Aus dem Bereich der Lagertherme stammen viele der schönsten Funde aus Caerleon. Darunter 88 Gemmen (von Ringen) aus dem Abfluss des Frigidariums. Schmuck und Milchzähne belegen, dass auch Frauen und Kinder hier Zugang hatten.

Amphitheater

Westlich des Lagers, zwischen Therme und Mauer ein wenig gequetscht wirkend, befindet sich das Amphitheater. Die Therme zeigen Umbauphasen, welche mit dem Bau des Mehrzweckstadions im Zusammenhang stehen. Das Bauwerk misst 86 x 63 Meter. Der cadus, die kurze Achse des Theaters, hat eine Länge 41,3 Meter (140 röm. Fuß). Der estuarine Sandboden im Innenraum wurde mittels einer Drainage trockengelegt. Acht Eingänge ermöglichten Besuchern und Akteuren den Zugang. Am Amphitheater wurden Tegulae mit einem Antoniana Stempel verbaut. Dies spricht für eine Renovierung der Anlage nach 213.

Lageraußenbereich

Nahe dem Legionslager befindet sich der vicus Bullmore. Zu Bullmore gehört ein eigenes Gräberfeld, welches im 2. und 3. Jahrhundert belegt wurde. Hier fand sich ein Sarkophag, welcher mit Steinplatten aus der Lagertherme gebaut wurden war. Bei seinen Ausgrabungen in den 1920er Jahren erkannte Sir Mortimer Wheeler, dass die römische Präsenz in Caerleon im 3. Jahrhundert endet. Das 4. Jahrhundert konnte bis heute nicht außerhalb der Umwehrung belegt werden.

Weitläufige quadratische Erdwerke bei Llandrindod, ca. 90 Kilometer von Caerleon entfernt, sind ebenfalls dem Legionslager zuzuordnen. Hierbei handelt es sich möglicherweise um einen Manöverplatz.

Literatur

  • George C Boon: The Legionary Fortress of Caerleon Isca. Roman Legionary Museum, Caerleon 1987. ISBN 0720003164
  • Kai Brodersen: Das römische Britannien. Primus, Darmstadt 1998. ISBN 3896780808
  • Donald Moore: Caerleon – Fortress of the Legion. National Museum of Wales, Cardiff 1975, 1979. ISBN 0720002249
  • L. Murray-Threipland: Caerleon, Museum Street site. in: Archaeologia Cambrensis. Lpndpn 114.1965, S.130-145. ISSN 0306-6924
  • L. Murray-Threipland: Excavations at Caerleon. in: Archaeologia Cambrensis. London 115.1966. ISSN 0306-6924
  • L. Murray-Threipland: Barracks in the north corner, the legionary Fortress, Caerleon. in: Archaeologia Cambrensis. London 116.1967, 23-56. ISSN 0306-6924
  • L. Murray-Threipland: The Hall, Caerleon, site of the legionary hospital. in: Archaeologia Cambrensis. London 118.1969, 86-123. ISSN 0306-6924
  • V. E. Nash-Williams: The Roman legionary fortress at Caerleon. Monmouthshire, report on the excavations carried out in the Prysg Field 1927-29. T. I. in: Archaeologia Cambrensis. London 86.1931, 99-157. ISSN 0306-6924
  • V. E. Nash-Williams: The Roman legionary fortress at Caerleon. T. II. in: Archaeologia Cambrensis. London 87.1932, 48-104. ISSN 0306-6924
  • J. D. Zienkiewicz: The Legionary Fortress Baths at Caerleon. National Museum of Wales, Cardiff 1986. ISBN 0720003040

51.6106483-2.95538667Koordinaten: 51° 36′ 38,33″ N, 2° 57′ 19,39″ W


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