Isidorus Hispalensis

Isidorus Hispalensis
Bartolomé Esteban Murillo: Isidor von Sevilla, 17. Jahrhundert
Aus Isidors „Etymologiae“: Bischof Braulio und Isidor von Sevilla, Buchmalerei des 10. Jahrhundert, Kloster Einsiedeln
Isidors Weltsicht – Rekonstruktion der Mapa Mundi nach geographischen Ausführungen in den Etymologiae durch K. Miller

Isidor von Sevilla (* um 560 in Cartagena, Spanien; † 4. April 636 in Sevilla) wurde als Nachfolger seines Bruders Leander Bischof von Sevilla.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Isidor von Sevilla war einer der bedeutendsten Schriftsteller des Frühmittelalters, kann aber auch zu den letzten Autoren der Spätantike gezählt werden, weil er das antike Wissen sammelte und ordnete. Das spanische Westgotenreich war zu seiner Zeit von der Vermischung romanischer und germanischer Kultur geprägt. Teile der Iberischen Halbinsel – unter anderem Isidors Geburtsstadt – befanden sich nach der Mitte des 6. Jahrhunderts zeitweilig unter der Kontrolle des oströmischen Kaisers, wodurch der Zugang zu antiken Werken erleichtert wurde.

Werk

Seine Schriften verfasste Isidor auf Latein; sie wurden im Mittelalter von Mönchen eifrig kopiert. Manche Aussagen antiker Autoren sind nur noch durch seine Zitate bekannt. Isidor befasste sich mit sehr unterschiedlichen Wissensgebieten und hinterließ eine große Anzahl von Werken. Besonders bekannt ist seine 20 Bücher umfassende Enzyklopädie Etymologiarum sive originum libri XX (kurz: Etymologiae) von 623. Mit diesem Werk prägte er das Wissen seiner Epoche bis in die frühe Neuzeit hinein; besonders wirksam waren die ersten drei Bücher, die über das literarische Trivium (Grammatik, Rhetorik, Dialektik) und das mathematische Quadrivium (Arithmetik, Geometrie, Astronomie und Musik) handelten (Literatur: Englisch, Artes Liberales im Mittelalter). Dergestalt legte Isidor das Fundament für jede höhere Bildung im Mittelalter.

Seine kosmographischen Ausführungen in den Kaptiteln 3–6 und die Kapitel 8 über die Berge des XIV. Buches und im XIII. Buch die Kapitel über Ozeane, Meere, Meerbusen und sonstiges über Gewässer, im XV. Buch über die Städte, übten einen nachhaltigen Einfluss auf die mittelalterliche Kartographie aus. Seinen geographischen Angaben stehen im XIV. Buch Ausführungen über die Kreisförmigkeit der Erde und deren T-förmige Einteilung voran. Die Interpretation dieser Sätze ist sehr umstritten: Die einen meinen, er habe die Erde für eine Scheibe gehalten,[1] die anderen halten dagegen, dass er mit dem „Kreisförmigen“ nur den bewohnten Teil der Erde gemeint habe.[2]

Sein Werk hatte einen enormen Einfluss auf die nachfolgenden Generationen, sowohl durch seine Bibelexegese als auch wegen seiner Vermittlung antiken Wissens an die Welt des Mittelalters. Seine Schriften wurden schon bald in andere Sprachen übersetzt und fanden weite Verbreitung. Sein anerkannter Name wurde jedoch auch von anderen Autoren benutzt, um ihren Werken mehr Autorität zu verleihen. Darunter fällt die Erwähnung der Mission des Apostels Jakobus in Spanien und weit folgenreicher: die Begründung des päpstlichen Weltherrschaftsanspruchs durch die Dekretalen des Pseudoisidor (Isidorus Mercator).

Gedenktag und Würdigung

Isidor gilt als der letzte Kirchenvater des Westens, mit seinem Tod endet nach der traditionell vorherrschenden Auffassung die Epoche der Patristik.

Im Jahr 1598 wurde Isidor heilig gesprochen. 2001 wurde er zum Patron des Internets benannt. [3] Im gleichen Jahr wurde auch der Isidor-Award gestiftet, mit dem Shareware-Programme ausgezeichnet werden. [4] Sein Gedenktag ist innerhalb der Katholischen Kirche der 4. April (Nicht gebotener Gedenktag im Allgemeinen Römischen Kalender).

Werke

Isidor von Sevilla: Etymologiae (Johann Amerbach, Basel 1489)

Erhaltene Werke Isidors von Sevilla:

  • Allegoriae quaedam Sanctae Scripturae (= De nominibus legis et evangelii)
  • Chronica maiora. In: Monumenta Germaniae Historica, Auctores antiquissimi 11: Chronica minora saec. IV. V. VI. VII. (II). Herausgegeben von Theodor Mommsen. Berlin 1894, S. 391–481 (Digitalisat).
  • De ecclesiasticis officiis
  • De fide catholica contra Iudaeos
  • De natura rerum
  • De ortu et obitu patrum
  • De viris illustribus
  • Differentiarum libri duo (= De differentiis verborum)
  • Etymologiarum libri viginti[5]
  • Historia (de regibus) Gothorum, Vandalorum, Suevorum. In: Monumenta Germaniae Historica, Auctores antiquissimi 11: Chronica minora saec. IV. V. VI. VII. (II). Herausgegeben von Theodor Mommsen. Berlin 1894, S. 241–390 (Digitalisat).
  • In libros Veteris ac Novi Testamenti prooemia
  • Regula monachorum
  • Sententiarum libri tres

Übersetzungen

  • Die Enzyklopädie des Isidor von Sevilla : übersetzt v. Lenelotte Möller. Wiesbaden 2008. (ISBN 978-3-86539-177-3)

Weblinks

Primärtexte
Sekundärliteratur

Anmerkungen

  1. Anna–Dorothee von den Brincken: Raum und Zeit in der Geschichtsenzyklopädie des hohen Mittelalters. In: Beiträge zur Geschichte zur Geschichte von Stadt und Stift Essen. 96 (1981) S. 6–21.
  2. Rudolf Simek, Altnordische Kosmographie, Berlin 1990. S. 104.
  3. „Himmeldonnerwetter“, www.Heise.de
  4. MXp – Schwedischer Artikel zum Isidor Award
  5. Herausgegeben von W.M. Lindsay, 2 Bände, Oxford 1911; eine neue mehrbändige Ausgabe erscheint in Paris unter Leitung von Jacques Fontaine seit 1981. Engl. Übersetzung: Stephen A. Barney, W.J. Lewis, J.A. Beach et al.: The Etymologies of Isidore of Seville. Cambridge University Press, Cambridge 2006. Eine deutsche Übersetzung besorgte Lenelotte Möller: Die Enzyklopädie des Isidor von Sevilla. Marixverlag, Wiesbaden 2008, ISBN 978-3865391773



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