Islamische Republik Iran

Islamische Republik Iran
Dieser Artikel beschäftigt sich mit der Islamischen Republik Iran; bezüglich des Iran in der Antike siehe Perserreich sowie Achämenidenreich, Parther und Sassanidenreich.
جمهوری اسلامی ايران

Dschomhūrī-ye Eslāmī-ye Īrān
Islamische Republik Iran

Flagge des Iran
Wappen des Iran
Flagge Wappen
Wahlspruch: استقلال آزادی جمهوری اسلامی

Esteqlāl, Āzādī, Dschomhūrī-ye Eslāmī
(pers. für „Unabhängigkeit, Freiheit, Islamische Republik“

Amtssprache Persisch
Hauptstadt Teheran (Tehran)
Staatsform Islamische Republik
Staatsoberhaupt Oberster Rechtsgelehrter Seyyed Alī Chāmene'ī
Regierungschef Staatspräsident Mahmūd Ahmadī-Nežād (dt. meist Ahmadinedschad)
Fläche 1.648.195 km²
Einwohnerzahl 73.215.781 (2009)
Bevölkerungsdichte 44,9 Einwohner pro km²
BIP 382,3 Mrd US-$
BIP/Einwohner 5.221,8 US-$
HDI 0,759 (94.)
Währung 1 Iranischer Rial = 100 Dinars
Nationalhymne Sorud-e Melli-ye Dschomhuri-ye Eslami
Zeitzone UTC +3,5
Kfz-Kennzeichen IR
Internet-TLD . ir
Telefonvorwahl +98

Der Iran (Persien, persischايران‎ /[iːˈrɔːn?/Info/IPA/, dt. Land der Arier) ist ein Staat in Vorderasien (Westasien). Mit rund 73 Millionen Einwohnern und einer Fläche von 1.648.195 km² zählt er zu den 20 bevölkerungsreichsten und größten Staaten der Welt.

Inhaltsverzeichnis

Landesname

Seit frühester Zeit wurde das Land von seiner Bevölkerung als Iran (eine Abkürzung des mittelpersischen Eran Schahr) bezeichnet. Die altiranische Form dieses Namens, Aryānām Xšaθra, bedeutet „Land der Arier“.

Die im Abendland bis ins 20. Jahrhundert gebräuchliche Bezeichnung Persien geht auf das Parsa der Achämeniden zurück, die im 6. Jahrhundert v. Chr. ein erstes persisches Großreich schufen. Von den Griechen Persis genannt, bezeichnete es im wesentlichen die heutige Provinz Fars um Schiraz. Von ihr leitet sich auch der Name فارسی (Farsi) („Persisch“) für die persische Sprache ab.

Der geographische Begriff Iran bezieht sich auf das gesamte iranische Hochland.

Obwohl im Deutschen Ländernamen in der Regel ohne Artikel verwendet werden, taucht in der Umgangssprache häufiger „der Iran“ auf. Dies geht zurück auf eine fehlerhafte Ableitung aus dem Französischen. Als Reza Schah 1935 den früheren Namen für sein Reich einführte, war die europäische Sprache, die man in Iran auf offiziellen Dokumenten, Pässen, Briefmarken usw. benutzte, das Französische. In dieser Sprache aber heißt es „l'Iran“ oder „Empire de l'Iran“ (wie das Französische ja überhaupt Ländernamen mit dem Artikel zu verwenden pflegt).

Gestützt wurde dieser Übersetzungsfehler noch durch das ähnliche „der Irak“. Dort aber ist der Artikel berechtigt, da dieser Name „die Ebene" bedeutet, also eigentlich ein Gattungs- und kein Eigenname ist. In der klassischen islamischen Literatur wird Iran auch als „al-eraq al-ajam“ („nicht-arabischer Irak“) bezeichnet. Der Duden gebraucht im Gegensatz zu Fachpublikationen und dem Auswärtigen Amt „der Iran“.

Geographie

Topografie
Dasht-e Kavir Wüste: Satelliten-Foto
Landschaft in der Provinz Fars
Landschaft in Mazandaran
Schneebedeckter Damavand

Iran grenzt an sieben Staaten: im Westen und Nordwesten an den Irak (Grenzlinie 1.609 km), die Türkei (511 km), Aserbaidschan (759 km) und Armenien (48 km), im Nordosten und Osten an Turkmenistan (1.205 km), sowie im Osten und Südosten an Afghanistan (945 km) und Pakistan (978 km). Des Weiteren hat der Iran zwei Wassergrenzen im Norden (765 km) und Süden (2.045 km).

Der nördlichste Punkt von Iran liegt auf 39° 47′ nördlicher Breite und befindet sich in etwa auf dem gleichen Breitengrad wie Palma de Mallorca (Spanien). Der südlichste Punkt liegt auf 25° nördlicher Breite und befindet sich in etwa auf dem gleichen Breitengrad wie Doha (Katar). Der westlichste Punkt liegt auf 44° 02′ östlicher Länge und damit in etwa auf selber Länge wie Bagdad (Irak). Der östlichste Punkt liegt auf 63° 20′ östlicher Länge und damit ungefähr auf selber Länge wie Herat (Afghanistan).

Der heutige Iran hieß in der Antike und bis etwa 1935 Persien. Er ist ein ausgesprochenes Gebirgsland, was das Klima – von den Wüsten abgesehen – auch für Europäer recht erträglich macht. Geologisch wird das Land durch mehrere fast parallele, nach Südosten streichende Gebirgsketten gegliedert, die im Zagros- und Kuhrud-Gebirge mehrmals über 4.000 m erreichen. Östlich dieser von fruchtbaren Tälern und Hochebenen durchzogenen Gebirge liegen die großen Wüsten Dasht-e-Kavir und Dasht-e-Lut, nahe der Landesmitte auch ausgedehnte Salzpfannen. Aufgrund der geologischen Gegebenheiten und der vermutlich noch anhaltenden Gebirgsbildung treten in Iran häufig Erdbeben auf. Die Situation ist vergleichbar mit der Bebenhäufigkeit in der Türkei und an der US-Westküste, wo die sich langsam verschiebenden Erdplatten ebenfalls merklichen Druck in der oberen Erdkruste bewirken.

Der höchste Berg von Iran ist der 5.671 m hohe Damavand (Demawend, Dēmāwend) im Elburs-Gebirge auf 35,9° nördlicher Breite – ein erloschener, gletscherbedeckter Vulkan Nordöstlich der Hauptstadt Teheran, von deren hügeligen Vororten er bereits erkennbar ist. Zum nur 60 km entfernten Kaspischen Meer hat er fast 6.000 m Höhenunterschied, ein Anstieg, der nicht einmal in den Chilenischen Anden zu finden ist.

Im Norden grenzt Iran auf einer Länge von 657 km an das Kaspische Meer, den größten See der Erde. Im Süden und Südwesten hat das Land eine ca. 2.000 km lange Küste zum Golf von Oman und zum Persischen Golf, die voneinander durch die Straße von Hormuz getrennt sind. An dieser für die Erdölrouten wichtigen Meeresenge bei Bandar Abbas und der Insel Qeshm – auf der das namensgebende Hormoz liegt – beträgt die Entfernung nach Arabien (Oman und Vereinigte Arabische Emirate) kaum 50 Kilometer.

Klima

Das Klima in Iran ist sehr vielfältig. Es überwiegen aride Klimaverhältnisse, doch treten regional – insbesondere im Norden (Kaspisches Meer) und an einigen Gebirgswandern – jährliche Niederschläge bis über 2.000 mm auf. Am trockensten sind die Salzseen im Landesinnern, während es in den Küstengebieten an den südlichen Küsten nachts auch zur Bildung von Nebel kommen kann.

Klimatische Grunddaten für ausgewählte Provinzhauptstädte im iranischen Kalenderjahr 1383 (März 2004 – März 2005)
Stadt Durchschnittstemperatur / Jahresniederschläge
Ardabil 9,4 °C / 344 mm
Bandar Abbas 26,9 °C / 203 mm
Isfahan 16,5 °C / 146 mm
Kerman 16,6 °C / 155 mm
Mashad 15,5 °C / 290 mm
Rascht 17,8 °C / 2.276 mm
Sari 17,7 °C / 1.066 mm
Teheran 18,0 °C / 316 mm
Yazd 19,8 °C / 63 mm

Vegetation

53 % der Landesfläche in Iran sind Wüstengebiet (Dasht-e Kavir im Norden, Dasht-e Lut im Süden, siehe Wüsten Afghanistans und Irans), 27 % Weideland, 9 % Ackerland (75.620 km² bewässert), 11 % Wald.

Die Wälder sind zumeist übernutzt, zwischen Elburs-Gebirge und Kaspischem Meer finden sich aber großflächige Urwälder der Buche, die sich in dieser Ausdehnung nur im äußersten Osten des Buchenareals erhalten haben.[1]

Provinzen

Hauptartikel: Verwaltungsgliederung des Iran

Der Iran ist in 30 Provinzen unterteilt:

1. Tehrān
2. Qom
3. Markazī
4. Qazvīn
5. Gilān
6. Ardabīl
7. Zanjān
8. Āzārbāyjān-e Sharqī
9. Āzārbāyjān-e Gharbī
10. Kordestān
11. Hamadān
12. Kermānschāh
13. Īlām
14. Lorestān
15. Khūzestān

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Der 'Iran' ist gegenwärtig in 30 Provinzen, welche Ostans (Persisch: ostān, Plural ostānhā) genannt werden, unterteilt. Jeder Provinzverwaltung steht ein Gouverneur, der Ostandar (Persisch: ostāndār) genannt wird, vor. Dieser wird vom Innenminister mit Zustimmung des Kabinetts ernannt.

Provinzen untergliedern sich weiter in Verwaltungsbezirke (vergleichbar etwa einem deutschen Landkreis) welche Schahrestan (Persisch: schahrestān, Plural: schahrestānhā) genannt werden.

Verwaltungsbezirke wiederum werden in Distrikte, welche Bakschs (Persisch: baksch) genannt werden, unterteilt.

Im Jahr 2006 gab es im Iran 30 Ostans, 336 Schahrestans, 889 Bakschs, 1016 Städte und 2400 Dörfer.[2]

Zu den größten Städten zählen Teheran (Stadt 7,1 Mio.; Ballungsraum 12 Mio.), Maschhad (2,3 Mio.), Isfahan (1,5 Mio.), Karadsch (1,4 Mio.), Täbris (1,4 Mio.), Schiraz (1,2 Mio.), Qom (1,0 Mio.), Ahwaz (850.000) und Kermānschāh (770.000).

Siehe auch: Liste der Städte im Iran

Bevölkerung

Ethnien des Iran
Bevölkerungsdichte

Die Bevölkerung in Iran (71,2 Millionen) setzt sich zusammen aus ca. 51 % Persern, ca. 24 % Aserbaidschanern, ca. 8 % Gilaki und Mazandarani, 7 % Kurden, ca. 3 % Araber, 2 % Turkomanen, 2 % Luren, 2 % Belutschen und einigen kleineren Minderheiten, wie christliche Armenier, Assyrer, Georgier sowie Juden. Daneben leben in Iran zahlreiche Flüchtlinge: 2 Millionen aus Afghanistan und 203.000 aus dem Irak. 20.000 Iraner befinden sich als Flüchtlinge im benachbarten Irak.

Die durchschnittliche Lebenserwartung der Iraner beträgt 70,56 Jahre, wobei sie bei den Frauen mit 72,07 höher als bei den Männern (69,12) liegt. Das Durchschnittsalter beträgt bei Frauen 26 Jahre, bei Männern 25,6 Jahre. Das Gesamtdurchschnittsalter beträgt 25,8 Jahre. Die Bevölkerung wuchs 2007 um etwa 0,66 %.

Sprachen

Amtssprache von Iran ist Persisch, lokal فارسی (Faarsi) genannt. Sie ist eine indogermanische Sprache und zugleich die Wichtigste unter allen iranischen Sprachen, die gemeinsam mit den Indischen Sprachen den ostindogermanischen Sprachast „Indoiranische Sprachen“ bilden. Persisch ist zwar die einzige Amtssprache in Iran und wird von etwa 58 % der iranischen Bevölkerung als Muttersprache gesprochen, sie ist jedoch nicht die alleinige Landessprache. Der Anteil der Aserbaidschanisch-, und Turkmenisch-Sprecher wird mit 26 % beziffert; Kurdisch mit 9 %; Lurisch mit 2 %; und andere, darunter Arabischsprecher, mit 1 %.

Religion

Insgesamt bekennen sich 98 % der Bevölkerung zum Islam; 90 % davon sind Schiiten und 8 % Sunniten.

Der zwölfer-schiitische Islam ist Staatsreligion. 98 % der Bevölkerung sind Muslime. Die größte religiöse Minderheit stellen die 300.000 im Iran entrechteten Bahai. Daneben gibt es Orientchristen, deren Zahl nach der Revolution jedoch stark zurückgegangen ist. Heute gibt es wohl noch etwa 280.000. Zu 90 % sind dies Anhänger der armenisch-apostolischen Kirche, 20.000 bis maximal 40.000 assyrische Christen, etwa 3.000 Chaldäer und wenige Protestanten. Juden gibt es je nach Schätzung 11.000 bis 30.000, wobei die meisten Schätzungen von ca. 20.000 ausgehen, daneben 33.000 Anhänger des Zoroastrismus und einige tausend Mandäer.

Geschichte

Hauptartikel: Geschichte des Iran

Der heutige Staat Iran befindet sich auf dem Gebiet, das man im deutschen Sprachgebrauch lange als Persien bezeichnet hat. Die geographische Lage zwischen dem Kaukasus im Norden, der Arabischen Halbinsel im Süden, Indien und China im Osten und Mesopotamien und Syrien im Westen ließen das Land zum Schauplatz einer wechselvollen Geschichte werden.

Im persischen Großraum führt die Geschichte vom Reich der Meder zum Perserreich der Achämeniden (Kyros II. der Große bis Dareios III.) über Alexander den Großen zu den Parthern und Sassaniden.

Achämenidischer Kyros-Zylinder

Seit dem Mittelalter folgten auf das islamische Kalifat, welches das Sassanidenreich beerbte (siehe Islamische Expansion), verschiedene einheimisch-persische, mongolische und türkische Dynastien bis zu den Safawiden, Kadscharen, Pahlewis und dem heutigen Staat Iran.

Reza Schah Pahlavi

Iran trat als Monarchie mit einem Schah als Oberhaupt und bald auch mit einer eigenen, freien Regierung in die Neuzeit ein. Russland bzw. die Sowjetunion versuchten, den Norden Irans unter ihre Kontrolle zu bringen und unterstützten 1920 die Gründung der iranischen Sowjetrepublik. Mit Reza Schah Pahlavi (Reza Chan) begann 1921 unter dem Einfluss von Großbritannien eine politische Neuorientierung Persiens in Richtung Westen. Dabei nahm der Kontakt zwischen Herrscher und Volk immer mehr ab. Die Unzufriedenheit im Land stieg. Die Wut konzentrierte sich zunächst auf Großbritannien.

Ein Zweckbündnis mit Deutschland und das erstarkte Selbstverständnis des neugeordneten Staates veranlassten den Schah, die internationale Staatengemeinschaft aufzufordern, das seitens der Briten hartnäckig als Persia bezeichnete Land mit „Iran“ zu benennen; dem Landesnamen, unter welchem es den Persern seit Jahrhunderten ein Begriff war. Diesem Wunsch wurde 1935 entsprochen. Durch den mit dem Öl verknüpften Reichtum entwickelte sich Iran zur Regionalmacht. Am 24. August 1941 besetzten britische und sowjetische Truppen den neutralen Iran.

Teheran-Konferenz 1943, v.li.: Stalin, Roosevelt, Churchill

Vom 28. November bis zum 1. Dezember 1943 fand in Teheran die Konferenz der drei Hauptalliierten des Zweiten Weltkriegs statt.

Mohammad Mossadegh

Nach dem Zweiten Weltkrieg kam es 1951, unter der Regierung Mohammed Mossadeghs, zu einer Verstaatlichung der Ölindustrie. Auslöser war die britische BP, die das Ölgeschäft im Iran beherrschte und die sich in Verhandlungen strikt weigerte, ihre Gewinne aus dem Ölgeschäft zur Hälfte mit dem iranischen Staat zu teilen. In der Folge kam es zum internationalen Boykott des iranischen Öls, allen voran durch die USA und Großbritannien, was im weiteren Verlauf zu einer Wirtschaftskrise und zum Staatsdefizit führte. Trotz dieser Ergebnisse wählte das Parlament später in demokratischer Wahl Mossadegh zum Präsidenten des Landes.

Ministerpräsident Mossadegh wurde durch die Operation Ajax gestürzt, eine Aktion der US-Regierung unter Eisenhower durch Kermit Roosevelt junior und Monty Woodhouse mit Hilfe der CIA.

Der 1941, ursprünglich gegen den Willen der USA, als Nachfolger seines Vaters ins Amt gekommene Schah Mohammad Reza Pahlavi, stellte sich mit Unterstützung der USA gegen Mossadegh und sprach sich für ein Handelsabkommen mit den USA aus. In diesem sollten Ölfördererechte an US-amerikanische Unternehmen übertragen und Iran 50 % des Gewinns aus dem Ölgeschäft zugesprochen werden (mit der britischen BP waren es ca. 5 %). Mossadegh weigerte sich, da er den mit dem Öl verbundenen Reichtum Irans im Lande behalten wollte. Es kam zu Unruhen und Spannungen zwischen dem Schah und Mossadegh. Letzterer hatte jedoch großen Rückhalt im Volk, was den Schah veranlasste, auf dem Höhepunkt der Krise im August 1953 das Land zu verlassen. Schon vorher (1946) hatten die USA dem Schah geholfen die Republik Mahabad zu zerschlagen und die Stadt Mahabad von den Kurden zurückzuerobern.

Dennoch organisierten monarchistische Kräfte unter Führung des Generals (i. R.) Fazlollah Zahedi einen Staatsstreich (militärisch unterstützt von den USA) und holten den Schah wieder zurück an die Macht. Die damalige Regierung, mit Zahedi als Ministerpräsident, schloss neue Verträge mit den USA ab. Diese hielten bis zur ersten Ölkrise, hervorgerufen durch deutliche Preiserhöhungen Irans, an.

Mohammad Reza Pahlavi und Farah Diba Pahlavi, 1977

Schah Mohammad Reza Pahlavi (1941–1979) leitete zwar die „Weiße Revolution“ ein, verlor aber in der Folgezeit seiner Herrschaft zunehmend den Kontakt zum Volk. Anfang 1979 musste er Iran infolge einer islamischen Revolution endgültig verlassen.

Der Schiitenführer Ruhollah Chomeini kehrte aus dem französischen Exil zurück, etablierte sich als oberste Autorität des Staates und transformierte das Kaiserreich Iran bzw. Persien (offizielle Bezeichnungen des Landes bis 1979) in eine „Islamische Republik“. Seine Politik war geprägt durch eine fundamentalistische, stark antiwestliche Linie.

Von 1980 bis 1988 befand sich das Land in einem Krieg (erster Golfkrieg), nachdem der Irak das Land angegriffen hatte. Die anhaltende internationale Isolation Irans lockerte sich erst Ende der 1990er Jahre.

Politik

Regierungssystem des Iran – Herrschaft des Obersten Rechtsgelehrten

Hauptartikel: Politische Entwicklung des Iran, Politisches System des Iran

Seit der Revolution von 1979 ist der Oberste Rechtsgelehrte („Revolutionsführer“) entweder der Rahbar (d. h. „Führer“) oder in seiner Abwesenheit ein Rat religiöser Amtsträger. Der Revolutionsführer, seit 1989 Seyyed Alī Chāmene'ī, hat die uneingeschränkte Macht und ernennt die obersten Richter (allesamt Geistliche) und ist auch Oberkommandierender der Streitkräfte. Er wird vom Expertenrat auf Lebenszeit gewählt. Dieser wird wiederum alle acht Jahre vom Volk gewählt, wobei der Wächterrat die Kandidaten genehmigen muss.

Der Regierungschef von Iran ist der Präsident (seit 2005 Mahmud Ahmadinedschad). Er wird in allgemeinen Wahlen für eine 4-jährige Amtszeit bestimmt. Der Präsident ernennt die Mitglieder des Kabinetts und steht diesem auch vor. Er koordiniert die Regierungsarbeit und legt dem Parlament die Regierungsvorlagen vor. Die Macht von Präsident, Regierung und Parlament ist jedoch stark beschränkt, denn alle zu wählenden Kandidaten und alle Gesetze müssen vom Wächterrat bestätigt werden. Zudem hat in allen Fragen das letzte Wort der Revolutionsführer.

Der Wächterrat besteht aus sechs Geistlichen und sechs weltlichen Rechtswissenschaftlern. Die Geistlichen werden vom Revolutionsführer ernannt. Ihre Aufgabe ist es, jedes Gesetz auf seine Konformität mit den islamischen Prinzipien hin zu überprüfen. Die Juristen werden vom Obersten Richter, dem Chef der Judikative ernannt. Ihre Aufgabe ist es, die Verfassungskonformität legislativer Akte zu überprüfen. Der Oberste Richter seinerseits wird vom Revolutionsführer ernannt. Der Wächterrat ist befugt, jedes Gesetz abzulehnen oder im Nachhinein für ungültig zu erklären, und Kandidaten die Teilnahme an der Wahl für das Parlament und das Präsidentenamt zu verweigern. Der Wächterrat entscheidet per einfacher Mehrheit. Bei gleichen Stimmanteilen hat der Revolutionsführer das letzte Wort.

In der iranischen Verfassung Artikel § 57 wird die staatliche Gewalt, also Legislative, Exekutive und Judikative, der religiösen Führung (welayat-e faghi) unterstellt. Alle drei Gewalten sind somit nicht autonom in ihren Entscheidungen, sondern abhängig vom geistlichen Führer Rahbar.

Das iranische Einkammer-Parlament (Islamischer Konsultativrat; persisch Majles-e Shura-ye Eslami) besteht aus 290 Abgeordneten, die in allgemeinen, direkten und geheimen Wahlen für eine 4-jährige Amtszeit gewählt werden. Wegen der Auswahl des Wächterrates wird das Parlament (außer von 2000–2003) von den islamisch-konservativen Kräften dominiert.

Laut Verfassung von 1979 ist der Imam Muhammad al-Mahdi offizielles Oberhaupt von Iran. Muhammad al-Mahdi spielt in der schiitischen Religion eine zentrale Rolle und soll bei seiner Wiederankunft das „Goldene Zeitalter des Islam“ ankündigen.

Oberste Rechtsgelehrte
Nr. Name Beginn der Amtszeit Ende der Amtszeit
1 Ruhollah Mousavi Chomeini 3. Dezember 1979 3. Juni 1989
2 Seyyed Alī Chāmene'ī 4.Juni 1989 amtierend
Staatspäsidenten
Nr. Name Beginn der Amtszeit Ende der Amtszeit
1 Abū l-Hasan Banīsadr 4. Februar 1980 22. Juni 1981
2 Mohammad Alī Radschāʾī 2. August 1981 30. August 1981
3 Seyyed Alī Chāmene'ī 13. Oktober 1981 3. August 1989
4 Akbar Hāschemī Rafsandschānī 3. August 1989 2. August 1997
5 Mohammad Chātemī 2. August 1997 3. August 2005
6 Mahmūd Ahmadī-Nežād 6. August 2005 amtierend
Premierminister (Amt 1989 abgschafft)
Nr. Name Beginn der Amtszeit Ende der Amtszeit
1 Mehdi Basargan 5. Februar 1979 6. November 1979
2 Mohammad Alī Radschāʾī 12. August 1980 4. August 1981
3 Mohammad Javad Bahonar 4. August 1981 30. August 1981
4 Mohammed Reza Mahdavi-Kani 2. September 1981 31. Oktober 1981
5 Mir Hossein Moussavi 31. Oktober 1981 3. August 1989

Siehe auch: Liste der Herrscher von Iran, Liste der Ministerpräsidenten von Iran

Reformen

Mohammad Chātamī

Mit dem überraschenden Wahlsieg Mohammad Chātemīs bei den Präsidentschaftswahlen 1997 etablierte sich die politische Bewegung der Reformer im iranischen Parlament. Sie stehen dem religiösen Machtmonopol kritisch gegenüber und versuchen, die republikanischen Elemente des Staates zu stärken. So gelang es Chatemi zu Beginn seiner Amtszeit, eine Liberalisierung der nationalen Presse durchzusetzen. Die systemkritischen Stimmen bekamen dadurch ein öffentliches Organ, um ihrem Reformwillen Nachdruck zu verleihen.

Das Aufleben der Pressefreiheit dauerte allerdings nicht sehr lange an. Der Wächterrat machte die Gesetze mit Verweis auf Unverträglichkeit mit dem Islam rückgängig und blockierte fortan nahezu alle Reformversuche des Parlaments.

Seitdem sehen sich die Reformer mit großen Vertrauensverlusten in den reformwilligen Bevölkerungsgruppen konfrontiert. Die Enttäuschung über die Ohnmacht des Parlaments führte bei den letzten Kommunalwahlen (2003) zu sehr geringer Wahlbeteiligung (Landesschnitt 36 %, in Teheran 25 %) und zu einem klaren Sieg der konservativen Kräfte.

Bei den Präsidentschaftswahlen am 17. Juni 2005 trat vorerst das parlamentarische Ende der Reformer ein, zumal Chātemī nach zwei Amtszeiten nicht erneut kandidieren durfte.

Präsidentschaftswahl

Der Wahlkampf wurde im Fernsehen, im Radio, auf Plakaten und auf Redeveranstaltungen geführt. Dominant war das Bild eines Mannes: Alī Akbar Hāschemī Rafsandschānī. Der ehemalige Präsident von Iran (1989–1997) kandidierte erneut für den Posten des Regierungschefs. Aus westlicher Sicht war er der sichere Wahlsieger, da er als starker Mann der Tat, als Pragmatiker galt und für wirtschaftlichen Aufschwung stand, dessen strahlende, ungezwungen westlich orientierte Auftritte allenfalls Korruptions- und Kungelleivorwürfe schmälerten.

Aber Rafsandschānī konnte sich nicht durchsetzen. Die Wahlen gewann für westliche Beobachter völlig überraschend Mahmud Ahmadinedschad in der ersten Stichwahl der iranischen Geschichte. Ahmadinedschad gilt als politischer und religiöser Hardliner. In westlichen Zeitungen wurde er unter anderem als „religiöser Faschist“ bezeichnet. Auf seiner politischen Agenda stehen viele Punkte, die an Ruhollah Mousavi Chomeini erinnern: Islamisierung der Gesellschaft, Kleiderordnungspflicht für Frauen, erhebliche Einschnitte der Presse- und Meinungsfreiheit, eine Abwendung von diplomatischen Eingeständnissen in internationalen Verhandlungen (Atomstreit), etc.

Doch wegen dieser Politik ist er nicht hauptsächlich gewählt worden. Er warb auch für eine Lösung der Probleme der einfachen Iraner. Er thematisierte die Alltagssorgen in den Armenvierteln Teherans: Arbeitslosigkeit, Armut, Hunger, Perspektivlosigkeit. Mit der Aussicht auf die Lösung dieser Probleme oder zumindest deren Abschwächung ist Ahmadinedschad im Wahlkampf aufgetreten. Die Arbeitslosen, die Armen, die vielen Menschen ohne Zukunft in einem Land mit außergewöhnlich vielen jungen Einwohnern, die einfachen Leute haben ihn darum gewählt, weil sie ihn als einen der ihren ansehen.

Ob Mahmud Ahmadinedschad die Hoffnungen, die in ihn gesetzt werden, einhalten kann, bleibt abzuwarten. Sicher ist, dass Iran einen schweren Rückschlag im Hinblick auf die Demokratisierung und Liberalisierung der Gesellschaft und des Staatssystems erfahren hat.

Kommunalwahlen

Am 15. Dezember 2006 fanden mit den Kommunalwahlen und den Wahlen zum Expertenrat die ersten Wahlen nach dem Amtsantritt Ahmadinedschads statt. Überraschend wurde mit einem Landesdurchschnitt von 65 % eine außergewöhnlich hohe Wahlbeteiligung erreicht. Bei den Kommunalwahlen 2003 lag diese mit 36 % noch auf einem historischen Tiefstand. Das Ergebnis war im gesamten Iran einheitlich: eine herbe Niederlage für die Radikalislamisten um Ahmadinedschad. Und das trotz der Kandidatenselektion durch das Ahmadinedschad-treue Innenministerium und den Wächterrat, der sich ebenfalls fest in den Händen der Islamisten befindet.

Nicht nur in den Stadt- und Gemeinderäten schnitten die Kandidaten aus dem Präsidentenlager deutlich schlechter ab als die Konservativen und vielerorts auch als die Reformer. Im fünfzehnköpfigen Teheraner Stadtrat befinden sich auf Platz 8 und 15 die einzigen Vertreter der Radikalen. In anderen Städten war deren Ergebnis noch schlechter, selbst in der Hochburg Qom konnten sie nur 30 % der Stimmen erringen.
Auch die Wahl des Expertenrates, der den geistigen Führer Irans einsetzt und theoretisch auch wieder absetzten kann, nahm ein enttäuschendes Ende für Ahmadinedschads Kandidaten, seinen „geistigen Ziehvater“ Mohammad Taghi Mesbah Yazdi. Dieser unterlag nach erbittert geführten Wahlkampf dem Überraschungssieger Rafsandschānī und landete selbst sogar nur auf Platz 6.

Der deutliche Wahlausgang und die hohe Wahlbeteiligung werden weltweit einvernehmlich als „Denkzettel“ für Ahmadinedschad und Aufbegehren der iranischen Gesellschaft interpretiert. So wird, vornehmlich in westlichen Zeitungen, die Hoffnung genährt, die Menschen im Iran werden sich des „Problems“ Ahmadinedschad vermittels der republikanischen und demokratischen Elemente ihrer Verfassung letztendlich selbst entledigen. Ein sanktionslastiges politisches oder sogar militärisches Eingreifen wäre demnach nicht erforderlich.

Außenpolitik

Siehe auch: Verhältnis zwischen Iran und Israel

In einer Rede vom 26. Oktober 2005 hat der Präsident die Vernichtung Israels gefordert, ein in der UN-Geschichte einmaliger Vorgang, der von den meisten UN-Staaten einhellig verurteilt wurde. Zuerst fälschlicherweise in den Medien als „Israel muss von der Landkarte getilgt werden“ zitiert, lautet die fragliche Stelle jedoch: „Das Regime, das Jerusalem besetzt hält, muss aus den Geschichtsbüchern eliminiert werden.“

Nachdem am 29. Mai 2007 in Bagdad die ersten diplomatischen Gespräche zwischen Iran und den USA seit der Islamischen Revolution von 1979 stattgefunden hatten, verband sich damit die Hoffnung auf eine allmähliche Entspannung der bilateralen Beziehungen zwischen den beiden Ländern. Hauptsächlich war es in den Unterhandlungen zwischen den Botschaftern Ryan Crocker und Hassan Kasemi um ein Sicherheitskonzept für den Irak gegangen.


Mitgliedschaften des Iran in internationalen Organisationen:

Rechtssystem

Durch die islamische Revolution ist das islamische Recht, die Scharia, als Gesetz wieder eingeführt worden. Da die Scharia niemals erfolgreich kodifiziert worden ist, obliegt die Rechtspflege und Fortentwicklung der islamischen Jurisprudenz in einer Art Case Law-System. Von einem Standpunkt der Gewaltenteilung aus wirkte sich die Tätigkeit des ersten Obersten Richters nach der Revolution, Chalkali, katastrophal aus. Bis heute gibt es keine Gewaltenteilung im Iran, der oberste geistliche Führer hat weitreichende Befugnisse.

Menschenrechte

Anhänger Mostafa Moins bei einer Kundgebung für Menschenrechte 2005

Aus westlicher Sicht bestand 1997 mit der Wahl von Präsident Mohammed Chatami Hoffnung auf Besserung der Menschenrechtslage. So konnten sich in der Folge auch diverse Nichtregierungsorganisationen gründen. Die Bemühungen erfuhren schließlich durch die Verleihung des Friedensnobelpreises im Jahre 2003 an die iranische Menschenrechtsaktivistin Shirin Ebadi internationale Beachtung.

Amnesty International berichtet jedoch noch immer von massiven Menschenrechtsverletzungen in großer Zahl. Unter anderem von 73 Toten und mehreren Hundert Verletzten bei Übergriffen von Polizei- und Sicherheitskräften bei drei öffentlichen Kundgebungen 2005. Weiter wird von einem kurdischen Oppositionellen berichtet, der im Juli 2005 von Sicherheitskräften getötet und anschließend mit einem Jeep durch die Straßen der Stadt geschleift wurde. Daraufhin kam es zu Aufständen unter der kurdischen Bevölkerung, die wiederum zu 21 Todesopfern und über 190 Verhaftungen führten.

Weiterhin werden nichtmuslimische religiöse Minderheiten (inklusive der rechtlich anerkannten Zoroastrier, Juden und Christen) im Iran systematisch benachteiligt. Insbesondere zeigt das die Verfolgung der Bahai, die im Iran die größte religiöse Minderheit stellen und als Apostaten gelten. Ebenso wird die Verfolgung der Sufi (islamische Mystiker) von Seiten der Regierung toleriert bzw. unterstützt.[3] Redefreiheit ist im Iran nicht gegeben. Journalisten, Weblogger, Menschenrechtsaktivisten und Oppositionelle müssen mit Repressalien, Verhaftung und Folter rechnen. [4] Amnesty International kritisiert weiter die iranischen Gerichte bzw. Sondergerichte wegen Nichteinhaltung der internationalen Standards für faire Verfahren. Folter und Misshandlungen an Gefangenen sind üblich. Aufsehen erregte 2006 die Forderung der kanadischen Regierung an Deutschland, den iranischen Generalstaatsanwalt Said Mortasawi in Frankfurt auf dem Flughafen bei seinem Rückflug von Genf festnehmen zu lassen, weil ihm direkte Verwicklungen in den Mordfall der iranisch-stämmigen kanadischen Journalistin Zahra Kazemi vorgeworfen wird.[5]
Friedensnobelpreisträgerin Schirin Ebadi
Kazemi war im Teheraner Evin-Gefängnis bei Verhören u. a. mit Mortasawi zu Tode gekommen. Said Mortasawi war iranischer Vertreter bei dem in Genf tagenden UN-Menschenrechtsrat. Zusammen mit dem Chef des iranischen Justizapparats – Mahmud Hashemi Shahrudi – und dem Sicherheitschef des Evin-Gefängnisses, Mohammed Bachschi, gilt Mortasawi als Verantwortlicher für die Behinderung einer freien Berichterstattung im Iran und für massive Menschenrechtsverletzungen und Folter im Teheraner Evin-Gefängnis, welches schon zu Zeiten der gestürzten Schah-Regierung als Foltergefängnis galt.

In Iran wurden 2005 94 Menschen hingerichtet, darunter acht Minderjährige. Es gibt Berichte über viele weitere, noch nicht vollstreckte Verurteilungen zum Tode, dabei elf weitere Minderjährige. Weiter wurde eine Frau zum Tod durch Steinigung verurteilt.[6] Üblicherweise werden die meisten Todesurteile in den islamischen Staaten nach der Scharia traditionell in Iran, in Katar, im Jemen und in Saudi-Arabien durch teils öffentliche Enthauptung am Morgen bei aufgehender Sonne, ausgeführt. Weiter sind auch Steinigungen, Erhängen oder öffentliches Auspeitschen, auch für Personen unter 18 Jahren, als Strafen für Vergewaltigung, Mord, Drogenhandel und Gotteslästerung üblich. Auch öffentlicher Alkoholkonsum wird bestraft.

Im Islam sind traditionell Jungen ab 15 Jahren und Mädchen schon ab neun Jahren volljährig und voll straffähig. Für Apostasie im Islam ist nach wie vor die Todesstrafe vorgesehen. Einige Todesurteile werden auf internationalen Druck hin nicht mehr vollstreckt.

Protestplakat vor der iranischen Botschaft in Paris

Homosexualität widerspricht dem Islam, wobei laut internationalen Menschenrechtsorganisationen für Homosexualität alleine keine Todesurteile ausgesprochen wurden. Für Homosexualität in Verbindung mit Vergewaltigung wurden in letzter Zeit aber Todesurteile verhängt. Die Meldung von zwei Jugendlichen, die im Juli 2005 wegen homosexueller Handlungen hingerichtet wurden, sorgte weltweit für Aufsehen und wurde wegen des internationalen Entsetzens nachträglich von iranischen Behörden so erweitert, dass die beiden einen weiteren, unbekannten Dreizehnjährigen vergewaltigt haben sollen. Aufgrund einer Fatwa von Ajatollah Chomeini sind im Gegensatz zu anderen islamischen Ländern in Iran geschlechtsangleichende Maßnahmen sowie der anschließende Wechsel des juristischen Geschlechts im Iran erlaubt.

Im Sommer 2007 verschlechterten sich die Bedingungen für die Pressefreiheit erheblich. Zeitungen wurden verboten und Journalisten verhaftet. Die reformistische Zeitschrift Sharq wurde wegen eines Interviews mit der in Kanada im Exil lebenden lesbischen Schriftstellerin Saghi Qahraman verboten[7]. Beobachter sehen einen direkten Zusammenhang mit schlechten Umfrageergebnissen für den amtierenden Staatspräsidenten Ahmadinedschad.

Amnesty International stellt im Jahresbericht 2007[8] für den Iran fest: Im Berichtsjahr [2006] wurden mindestens 177 Menschen hingerichtet, mindestens drei von ihnen waren zum Zeitpunkt der mutmaßlichen Tat und ein weiterer am Tag der Hinrichtung noch nicht 18 Jahre alt. Ein Mann und eine Frau wurden Berichten zufolge zu Tode gesteinigt. Gerichte verhängten nach wie vor grausame Strafen wie die Amputation von Gliedmaßen, die Prügelstrafe und das Ausstechen der Augen.

Militär

Wappen des iranischen Verteidigungsministeriums

Hauptartikel: Streitkräfte des Iran

Das iranische Militär befindet sich nach wie vor in einer Aufbauphase, in der das Land versucht, die Verluste durch den ersten Golfkrieg wieder auszugleichen. US-Schätzungen gehen davon aus, dass der Irak in den acht Kriegsjahren zwischen 20 und 40 % der iranischen Militärkapazität vernichtete, sowohl Soldaten als auch Material. Was die Mannschaftsstärke betrifft, ist der Prozess der Wiederherstellung der Schlagkraft weitgehend abgeschlossen, ähnliches dürfte auch für bodengebundene Waffensysteme gelten, bei denen es dem Land heute vor allem um Modernisierung und weniger um zahlenmäßige Aufrüstung geht. Noch nicht ausgeglichen sind die Materialverluste durch den Krieg auf dem Feld der Luftwaffe, wie auch bei den größeren Überwassereinheiten der Marine. Auf diesen Feldern ist Iran für ein Land seiner Größe unterbewaffnet. Neben den Kriegsverlusten sind vor allem die Ausfuhrbeschränkungen zahlreicher Staaten der Grund für diesen Zustand. Ein Großteil der vorhandenen Waffensysteme stammt aus US-Waffenhilfen und in neuerer Zeit aus Waffengeschäften mit Russland und der Volksrepublik China.

Seit 2005 ist Iran zusammen mit Indien, Pakistan und der Mongolei Beobachter bei der Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit (SCO).

  • Informationen zum iranischen Nachrichtendienst unter: VEVAK

Wirtschaft

Die iranische Wirtschaft unterliegt zum größten Teil der staatlichen Kontrolle. In privater Hand befinden sich ausschließlich kleinere Betriebe.

Wichtigste Wirtschaftssparte sind die reichen Erdöl- und Erdgas-Vorkommen in Iran. Weitere wichtige Wirtschaftssparten sind die Textilindustrie, die Landwirtschaft und die Zement- und Baustoff-Produktion.

Iran hat eine arbeitsfähige Bevölkerung von 23,68 Millionen Menschen, die aber zum größten Teil mangelhaft ausgebildet ist. Die Arbeitslosigkeit beträgt etwa 15 % (Stand 2007). Laut Bundeszentrale für Politische Bildung liegt sie inoffiziell bei über 50 % einschließlich verdeckter Arbeitslosigkeit und Unterbeschäftigung. Der Dienstleistungssektor bietet 45 % der Arbeitsplätze, wobei der Staat einen sehr großen Verwaltungsapparat betreibt. Die Landwirtschaft bietet 30 % und die Industrie 25 %.

Wirtschaftsform

Im theokratischen Staat Iran sind weite Teile der Wirtschaft verstaatlicht. Dazu zählen z. B. bis auf wenige Ausnahmen die Banken. Allgemein wird die kapitalistisch ausgerichtete Wirtschaft als Kommandowirtschaft bezeichnet, in der die politischen Machtzentren versuchen die Marktwirtschaft zu steuern. Eine Konsequenz sei die enorme Korruption. Laut Transparency International teilt sich Iran unter 179 gelisteten Ländern Platz 41 der korruptesten Nationen bzw. Platz 131 der verlässlichsten Nationen u.a. mit Honduras, den Philippinen und Nepal[9]. Unabhängige Arbeitnehmer- und Arbeitgeberorganisationen werden nicht zugelassen und politisch verfolgt. Fehlende zivilgesellschaftliche Strukturen und die theokratische Kontrolle der Medien verhindern eine Kontrolle wirtschaftspolitischer Maßnahmen. Geprägt ist die Wirtschaft in Teilen noch durch die Kriegswirtschaft aus dem Ersten Golfkrieg. Import und Export verlaufen in großen Teilen informell (Schmuggel). [10][11][12][13]

Wirtschaftszahlen

Wachstum des BIP (Bruttoinlandsprodukts)
in % gegenüber dem Vorjahr
Jahr 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007
BIP (real) 2,4 5,7 3,3 7,6 6,8 4,8 5,2 4,8 4,8
Quelle: bfai [14].
Entwicklung der Inflationsrate
(in % gegenüber dem Vorjahr)
Jahr 2004 2005 2006 2007
Inflation 13,0 12,6 ~13 ~15
Quelle: bfai [15].
Entwicklung des Außenhandels
(in Mrd US$ und in % gegenüber dem Vorjahr)
2004 2005 2006
Mrd.US$  % gg. Vj. Mrd.US$  % gg. Vj. Mrd.US$  % gg. Vj.
Einfuhr 33,0 28,7 38,7 17,2 45,5 17,6
Ausfuhr 44,6 32,1 60,0 34,5 63,2 5,3
Saldo +11,2 +21,3 +17,7
Quelle: bfai [16].

Arbeitsmarkt

Trotz enorm hoher Arbeitslosigkeit ist die Wirtschaft 2007 noch auf Kinderarbeit und Billiglohnarbeiterinnen und -arbeiter vor allem aus Afghanistan angewiesen. Für die Beschäftigten gibt es keine gewerkschaftliche Vertretung. Besonders Billiglohnarbeiter sind starken Repressionen ausgesetzt. [17], [18]

Landwirtschaft

Die landwirtschaftliche Nutzfläche beträgt trotz zahlreicher Gebirge und Wüsten 10 % der Landesfläche, wobei ein Drittel künstlich bewässert wird. Die Landwirtschaft ist einer der größten Arbeitgeber des Landes. Wichtige Produkte sind Weizen, Reis, Zucker, Baumwolle, Früchte, Nüsse, Datteln, Wolle und Kaviar. Seit der Revolution von 1979 wurde der Anbau von Weintrauben wegen des islamischen Alkoholverbots auf den 200.000 Hektar Rebfläche fast vollständig auf Tafeltrauben und Rosinen umgestellt. Bei Rosinen ist Iran inzwischen nach der Türkei der zweitgrößte Exporteur der Welt.

Energie

Iran besaß im Jahr 2005 eine Kraftwerksleistung von 41.000 Megawatt. Um das geförderte Erdöl für den Export verfügbar zu haben, ist der Bau von ca. 20 Kernkraftwerken geplant. Zudem ist der Bau von Anlagen für die Produktion von Kernbrennstoffen vorgesehen.

Erdöl

Iran stand 2005 mit ca. 200 Mio. Tonnen gefördertem Erdöl an vierter Stelle der weltweiten Erdölförderung. Das Land verfügt über bekannte Erdölreserven von ca. 18 Mrd. Tonnen (136 Mrd. Barrel) und damit die drittgrößten Erdölreserven weltweit.

Ein modernes Bürogebäude in Teheran
Berge von Alborz über dem Neubaugebiet von Elahiyeh.

Nachdem die islamische Revolution 1979 die Ölförderung fast zum Erliegen gebracht und die zweite Ölkrise nach 1974 ausgelöst hatte, fördert das Land heute im Durchschnitt täglich 3,979 Mio. Barrel Erdöl (ungefähr 632,7 Mio. Liter)[19]. Davon entfallen 1,425 Mio. Barrel (ungefähr 226,6 Mio. Liter oder 0,194 Mio. Tonnen täglich; im Jahr etwa 71 Mio. Tonnen) auf den Eigenbedarf, die restlichen 2,5 Millionen Barrel (jährlich 910 Mio. Barrel) werden exportiert. Von den weltweit bekannten, mit modernen Techniken förderbaren Erdöl-Reserven befinden sich 10–11 % (je nach Quelle 125 bis 135 Milliarden Barrel) auf dem Staatsgebiet von Iran. Er könnte somit seine derzeitige Förderung das ganze 21. Jahrhundert beibehalten, theoretisch sogar noch steigern.

Iran verbraucht selbst 1,5 Millionen Barrel Öl pro Tag, eine Verdreifachung seines heimischen Verbrauchs seit 1980. Aufgrund unzureichender Raffineriekapazitäten muss das Land ca. 170.000 Barrel Benzin pro Tag (zu Weltmarktpreisen) importieren, was die Regierung im Jahre 2006 mehr als 4 Milliarden US-Dollar gekostet hat.[20] Insbesondere weil die Benzinpreise im Iran staatlich subventioniert werden, entstehen dem Staat Kosten in Höhe von schätzungsweise 12 % des BIP.[19] Ein Liter Benzin kostet umgerechnet acht Euro-Cent. Eine Erhöhung auf umgerechnet 15 Euro-Cent (1500 Rial), wurde im Parlament zwar wegen der großen Finanzschwierigkeiten beschlossen, wird auf Grund erwarteter Krawalle und der sinkenden Popularität der Regierung aber zunächst aufgeschoben[21]. Bereits bei der Einführung der Rationierung von Treibstoff auf knapp 100 Liter pro Person und Monat kam es teilweise zu Krawallen und oft zu langen Warteschlangen an Tankstellen.[22] Wegen des anhaltenden Wirtschaftsembargos gegen den Iran kann das Land keine Anlagen für neue Raffinerien importieren.

Nach einer Meldung der Islamic Republic News Agency (IRNA) wurde am 17. Februar 2008 die Iranische Ölbörse (Kürzel IOB) mit Sitz auf der Insel Kish eröffnet, welche das Erdöl in Petroeuro anstelle der bislang üblichen Petrodollar handeln solle. Statt in Euro, werden die Preise allerdings überwiegend in der Landeswährung Rial berechnet. Der Euro ist inzwischen eine stabilere Preisbasis als der US-Dollar, doch dürfte sich dieser Wechsel auch politisch gegen die USA richten, die seit dem Sturz des Schah als Staatsfeind gelten.

Ölfelder

Die wichtigsten iranischen Erdölfelder – gezählt in bpd (Barrels per day) nach dem Kenntnisstand 2005 – sind:[23]

Wichtigste iranische Ölfelder zu Lande (onshore)
Lage bbl/d
Ahwaz-Asmari 700.000
Gachsaran 560.000
Marun 520.000
Bangestan (soll auf über 550,000 steigen) ca. 245.000
AghaJari 200.000
Karanj-Parsi 200.000
Rag-e-Safid 180.000
BibiHakimeh 130.000
Pazanan 70.000
Wichtigste iranische Ölfelder im Schelfgebiet (offshore)
Lage bbl/d
Dorood 130.000
Salman 130.000
Abuzar 125.000
Sirri A&E 95.000
Soroush/Nowruz 60.000

Erdgas

Im Jahr 2005 nahm Iran mit ca. 80 Mrd. m³ gefördertem Erdgas den siebenten Platz der weltweiten Erdgasförderung ein. Mit geschätzten 27 Billionen m³ Erdgasvorräten steht Iran an zweiter Stelle der weltweiten Erdgasreserven.

Die jährliche Förderung von Erdgas betrug im Jahre 2003 79 Mrd. m³. Davon wurden 72,4 Mrd. m³ (fast 92 %) für den Eigenbedarf von Iran benötigt, womit das Land neuntgrößter Erdgasverbraucher der Welt ist.

Die iranische Erdgasindustrie befindet sich jedoch noch nicht auf demselben Entwicklungsstand wie die der Konkurrenten in der Golfregion (z. B. Katar) und ist noch im Aufbau. Etwa 62 % der bekannten Lagerstätten sind noch nicht erschlossen, wofür ein Zeithorizont von 25 Jahren geplant ist. Zwar gibt es bereits einige Gasexporte aus dem Iran in die Nachbarländer (vor allem in die Türkei), doch ist der Iran wegen seiner Importe aus Turkmenistan derzeit noch ein Nettogasimporteur.

Atomprogramm

Hauptartikel: Iranisches Atomprogramm

17. Juni 2005: Auf der politischen Agenda des neu gewählten Staatspräsidenten Mahmud Ahmadinedschad steht unter anderem der Punkt: eine Abwendung von diplomatischen Eingeständnissen in internationalen Verhandlungen (Atomstreit), etc.

4. Februar 2006: Die deutsche Bundeskanzlerin Merkel hat Iran auf der 42. Münchner Sicherheitskonferenz nachdrücklich zum Einlenken im Atomstreit aufgefordert. „Der Iran hat mutwillig die roten Linien überschritten“, warf Merkel Teheran vor. Es gebe die „berechtigte Befürchtung“, dass sein Atomprogramm nicht der friedlichen Nutzung, sondern militärischen Optionen diene: „Wir wollen und müssen die Entwicklung iranischer Nuklearwaffen verhindern.“ Das Land dürfe eine mögliche Überweisung des Konflikts in den UNO-Sicherheitsrat nicht zum Anlass nehmen, die Beziehungen zur internationalen Gemeinschaft abzubrechen. Es handele sich nicht um eine Provokation – vielmehr sei der Sicherheitsrat der legitime Ort zur Lösung des Konflikts. Merkel unterstrich auch die Bedeutung der Rolle Russlands. Je breiter die internationale Übereinstimmung sei, desto eher sei ein Einlenken der iranischen Führung möglich. An die Adresse des bei der Konferenz anwesenden iranischen Vize-Außenministers Abbas Araghtschi sagte Frau Merkel, es fehle auch eine klare Stellungnahme zu den Äußerungen von Präsident Mahmud Ahmadinedschad zum Existenzrecht Israels. Gerade von Deutschland könne Iran in dieser Frage „nicht die geringste Toleranz erwarten“ ([5]).

März/April 2006: Die Regierung will den hohen Eigenbedarf an Erdgas durch ein eigenes Atomprogramm reduzieren. Viele Staaten fürchten jedoch, dass die islamistische Regierung damit auch die Entwicklung der Atombombe vorantreiben werde (siehe IAEO und UNO-Sicherheitsrat, März/April 2006).

31. Juli 2006: Der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen verabschiedet eine moderatere Resolution, welche Iran bis zum 31. August 2006 Zeit lässt, das Programm zur Urananreicherung zu unterbrechen, ansonsten müsse das Land sich auf wirtschaftliche und diplomatische Sanktionen gefasst machen. Iran ging postwendend hinsichtlich der geplanten Maßnahmen auf Konfrontationskurs, indem er mitteilte, dass die Maßnahme Verhandlungen über ein Anreizbündel, welches im Juni 2006 dem Land offeriert wurde, erschwere. Dieses Bündel sollte Iran eine Aussetzung der Uran- Anreicherung schmackhaft machen. [24]

Die iranische Führung ließ am 6. August 2006 verlauten, dass er, im Widerspruch zur jüngsten Resolution des UN-Sicherheitsrats seine Arbeiten zur Urananreicherung bei Bedarf ausweiten will. „Wir werden unsere Atomtechnologie fortentwickeln, wann immer es notwendig sein wird,“ sagte Irans Chefunterhändler Laridschani in Teheran.[25]

Der angesehene US-Enthüllungsjournalist Seymour Hersh erhebt am 19. November 2006 schwere Vorwürfe gegen die US-Regierung. Diese solle bewusst Informationen des CIA zurückhalten, die belegten, dass keinerlei Beweise für Nutzung des Atomprogramms zu militärischen Zwecken vorliege. Laut Hersh spielt die US-Regierung die Geheimdienst-Erkenntnisse herunter, um an ihrer harten Politik gegen Teheran weiterhin festhalten zu können.[26]

Staatsausgaben

Zwischen 1992 und 2000 lag der Anteil der Staatsausgaben für

Außenhandel

2007 exportierte Iran Güter im Wert von 76,5 Milliarden US-Dollar. Die größten Export-Partner waren 2006 Japan (14,0 %), China (12,8 %), Türkei (7,2 %), Italien (6,3 %), Südkorea (6,0 %) und die Niederlande (4,6 %). Das wichtigste Exportgut ist Erdöl. Der hohe Erdölpreis erlaubt Iran Quersubventionen seiner Industrie und Staatskasse.

Der Import betrug 2007 etwa 61,3 Milliarden US-Dollar. Die größten Importpartner waren 2006 Deutschland (12,0 %), China (10,5 %),Vereinigte Arabische Emirate (9,4 %),Frankreich (5,6 %), Italien (5,4 %), Südkorea (5,4 %) und Russland (4,5 %).

Embargo

Gegen den Iran wurden verschiedene Embargos verhängt. Für die Länder der Europäischen Union sind die Beschränkungen der Verordnung (EG) Nr. 423/2007 einschlägig.[27]

Kultur

Hauptartikel: Iranistik, Persische Literatur, Liste iranischer Schriftsteller (20. Jahrhundert), Iranische Musik, Persische Miniaturmalerei, Iranisches Kino, Persische Architektur

Iranische Kinospielfilmproduktion[28]
Jahr Anzahl
1975 68
1985 42
1995 k.A.
2005 26

In der Dichtkunst weist Persien – speziell das südliche Fars – seit dem Mittelalter zahlreiche Berühmtheiten auf, von denen Ferdousi, Hafis und Saadi die bekanntesten sind. Eine unübliche Kunstform wählte die im französischen Exil lebende Comic- Autorin Marjane Satrapi, die im autobiographischen Werk Persepolis von ihrer Kindheit und Jugend während der islamischen Revolution erzählt sowie in Sticheleien Gespräche unter Frauen ihrer Familie aufzeichnete.

Tschelo Kabab, persisches Nationalgericht

Die bekanntesten Feste sind Jaschne No’ruz (wörtlich „No=neu, Ruz=Tag“), Siezdah be dar (Siezdeh=dreizehn) und Schabe Yaldaa / Shabe Jalda (Schab=Nacht -e- Yaldaa=Geburt).

Typische Gerichte der persischen Küche sind Khoreshteh Fesendjan (Hähnchenbrust mit Walnüssen und Granatapfelmus) und Shirin Polo (süßer Basmatireis mit Berberitzen, Orangenschalen, Pistazien und Mandeln).

Medien

Teheran ist das Medienzentrum des Landes. Hier erscheinen die wichtigsten Tageszeitungen (Jumhori-yi Islami, Resalat, Kayhan, Akhbar, Ettelaat), darunter auch einige englischsprachige (Tehran Times, Kayhan International, Iran Daily, Iran News). Die Zeitungen und auch die staatlichen Rundfunk- und Fernsehsender unterliegen staatlicher Zensur.

Zusätzlich gibt es über 30 persischsprachige Fernsehsender aus dem bei Los Angeles liegenden San Fernando Valley, Kalifornien, die über Satellit oder Internet im Iran empfangen werden können.

Sport

Dizin, das Skigebiet im Elburs-Gebirge
Miniaturmalerei zu Chaugan, 16. Jh, Tabris

Fußball ist die populärste Mannschaftssportart in Iran. Die iranische Nationalmannschaft nahm an den Fußball-Weltmeisterschaften 1978 in Argentinien, 1998 in Frankreich und 2006 in Deutschland teil. Dabei schied Iran stets in der Vorrunde aus und konnte lediglich ein Spiel gewinnen (1998: 2:1 gegen die USA). Zwei Mal errang Iran ein Unentschieden (1978: 1:1 gegen Schottland und 2006: 1:1 gegen Angola), sechs Spiele wurden verloren (1978: 0:3 gegen die Niederlande und 1:4 gegen Peru, 1998: 0:1 gegen Jugoslawien 0:2 gegen Deutschland und 2006: 1:3 gegen Mexiko und 0:2 gegen Portugal). Dreimal gewann Iran die Asienmeisterschaft (1968, 1972 und 1976).

Beliebt ist in Iran auch Hallenfußball (Futsal). Die iranische Nationalmannschaft gewann seit der Einführung der Asienmeisterschaft 1999 sieben Mal in Folge den Titel in Asien. Lediglich 2006 errang mit Japan eine andere Mannschaft als Iran den asiatischen Titel. Iran nahm an vier der fünf bisher ausgetragenen Futsal-Weltmeisterschaften teil. Größter Erfolg der iranischen Hallenfußballer bei Weltmeisterschaften bleibt der 4. Platz bei der Futsal-WM 1992 in Hongkong. Damals unterlag Iran Spanien im Spiel um Platz 3 mit 6:9. Bei den Turnieren 1996 (Spanien), 2000 (Guatemala) und 2004 (Taiwan) schied Iran in der Vorrunde aus. An der WM 1989 in den Niederlanden nahm Iran nicht teil.

Beliebte Mannschaftssportarten sind zudem Volleyball, Basketball und Wasserball. Im Volleyball gelang es Iran, sich sogar für die Volleyball-WM der Herren, die im Herbst 2006 in Japan stattfand, zu qualifizieren. Die Iraner schieden allerdings in der Vorrunde aus.

Wichtige und traditionelle Individualsportarten sind Ringen und Gewichtheben. Zahlreiche iranische Olympiasieger und Weltmeister zeugen von der Stärke iranischer Athleten in diesen beiden Sportarten. So hält beispielsweise der iranische Gewichtheber Hossein Rezazadeh den aktuellen Weltrekord in der +105 kg Klasse. Darüber hinaus gewann Rezazadeh bei den Olympischen Sommerspielen in Sydney (2000) und Athen (2004) je eine Goldmedaille und ist somit bisher der einzige iranische Sportler, der zwei Mal Olympiasieger wurde.

Zu den erfolgreichen Sportarten gehören in jüngster Zeit darüber hinaus Taekwondo und Judo. So gewann Hadi Saei Bonehkohal in Athen als erster Iraner die olympische Goldmedaille im Taekwondo (Klasse 58–68 kg). Irans Judoka und Weltmeister Arash Miresmaili war dagegen die tragische Figur in Athen: Das Los bescherte dem Favoriten auf die Goldmedaille in der ersten Runde der Judowettkämpfe den israelischen Kämpfer Ehud Vaks. Da es iranischen Sportlern untersagt ist, gegen israelische Sportler anzutreten, missachtete Miresamili das Gewichtslimit in seiner Klasse absichtlich und wurde somit disqualifiziert. Nachträglich wurde er mit ca. 125.000 $ von der iranischen Regierung genauso belohnt wie die beiden Olympiasieger von Athen Rezazadeh und Saei Bonehkohal.

Die iranische Olympiamannschaft gewann in Athen zwei Gold-, zwei Silber- und zwei Bronzemedaillen und belegte in der inoffiziellen Nationenwertung gemeinsam mit der Slowakei den 29. Platz. Die sechs Medaillen von Iran wurden in den Sportarten Ringen (2 Silber- und 1 Bronzemedaille), Gewichtheben (1 Goldmedaille) und Taekwondo (1 Gold- und 1 Silbermedaille) errungen.

Der Überlieferung nach stammt Polo aus dem heutigen Iran. Das Spiel war unter dem Namen „Chaugán“ schon zu Zeiten Alexander des Großen in Persien äußerst beliebt. Auch die Frauen spielten „Chaugán“.

Auch bei der Entwicklung des Spiels Schach spielte das heutige Iran eine wichtige Rolle. Über Indien gelangte das Spiel nach Persien, wo es modifiziert wurde. Durch die Islamisierung Persiens kam das Schachspiel durch die Araber schließlich nach Europa. Der Name des Spiels bezieht sich in der deutschen Sprache auf das persische Wort „shah“, was so viel wie König bedeutet.

Auch wenn der Motorsport aus Kostengründen in Iran eher eine Randsportart ist, erfuhr zumindest die nationale Rallyemeisterschaft überproportional Beachtung, da die in ihrer Heimat sehr populäre Laleh Sadigh sowohl 2004 als auch 2005 gegen ihre männlichen Kontrahenten triumphieren konnte. Daraufhin wurde sie als „Ikone des Feminismus“ gefeiert. [29]

Verweise

Literatur

  • Christopher de Bellaigue: Im Rosengarten der Märtyrer. Ein Portrait des Iran. München: C.H. Beck, 2006.–1. Auflage. – ISBN 3-406-54374-X
  • Bruno Schirra: Iran – Sprengstoff für Europa. Berlin: Econ, März 2006. – ISBN 3-430-17957-2
  • Lilli Gruber: Tschador. Im geteilten Herzen des Iran. München: Karl Blessing Verlag, März 2006. – ISBN 3-89667-299-1
  • Ray Takeyh: Hidden Iran – Paradox and Power in the Islamic Republic, New York 2006, ISBN 978-0-8050-7976-0
  • Luise Rinser: Khomeini und der islamische Gottesstaat. Eine große Idee, ein großer Irrtum? Starnberg: R. S. Schulz, 1979. – ISBN 3-7962-0111-3
  • Katajun Amirpur, Reinhard Witzke: Schauplatz Iran – Ein Report. Freiburg 2004, Herder Verlag, ISBN 3-451-05535-X
  • Columbia University (Hrsg.): Encyclopædia Iranica. (Das ausführlichste Nachschlagewerk zum Iran, von dem bisher 12 Bände erschienen sind.)
  • Navid Kermani: Iran. Die Revolution der Kinder. München: Verlag C.H. Beck, 2001. – ISBN 3-406-47625-2
  • W. G. Lerch: Iranische Traumata. Persien ist im vorigen Jahrhundert von vielen angegriffen oder fremdbestimmt worden. FAZ v. 21. Juni 2003. (Beleuchtet die Rolle des Iran als Opfer des Imperialismus)
  • Ralf Rettig: URSACHEN DER SOZIALEN REVOLUTION IM IRAN, Diplomarbeit an der Universität Konstanz 1998.
  • Kirsten Winkler: KulturSchock Iran: Reise Know-How Verlag, 2005. – ISBN 3-8317-1390-1
  • Eckhart Ehlers: Iran, Wissenschaftliche Länderkunden Bd. 18, Darmstadt 1980
  • Handbuch der Altertumswissenschaft 3,7
  • Ari Fridman, Maxine Kaye: Human Rights in Iran (PDF; 512 KB), American Jewish Committee, März 2007
  • Volker Perthes: Iran - Eine politische Herausforderung. Frankfurt am Main: Suhrkamp Verlag, 2008. – ISBN 978-3-518-12572-4

Quellen

  1. Bayerische Landesanstalt für Forst- und Waldwirtschaft
  2. Statistisches Jahrbuch des Iran
  3. Helmut N. Gabel: Messianische Entschlossenheit – Das Regime im Iran bereitet den Nackenschlag gegen seine stärkste Bedrohung, die Sufis, vor. Telepolis, 7. Oktober 2006
  4. Nima Mina: Blogs, Cyber-Literature and Virtual Culture in Iran (PDF, 38 S.), George C. Marshall European Center for Security Studies, December 2007
  5. Internet-Zeitung 123recht.net: Deutschland zur Festnahme von Irans Generalstaatsanwalt aufgefordert – Kanada stellt Antrag wegen Tod einer Journalistin
  6. 2006 Elections to the Human Rights Council. amnesty international, 1. Mai 2006
  7. Newsticker Gay Web: Iran bringt kritische Zeitung zum Schweigen
  8. AI Jahresbericht 2007
  9. http://www.transparency.org/policy_research/surveys_indices/cpi/2007
  10. NZZ Online: Populistische Kommandowirtschaft in Iran. Erdöleinnahmen als Spielmasse für Präsident Ahmadinejad [1] 29. Dezember 2007
  11. Navid Kermani: Ein Wiedergänger der islamischen Revolution. Das unerwartete Wahlresultat versetzt Iran in Unruhe. Neue Zürcher Zeitung, 12. Juli 2005, [2]
  12. NZZ Online: Ahmadinejad – Opfer des eigenen Populismus. Wachsende Ausgaben und zunehmende soziale Härten in Iran [3] v. 21. Januar 2008
  13. 3sat/Kulturzeit: ran in Aufruhr: Abolhassan Bani-Sadr über die Folgen der Wahlen im Iran [4] 8. Juli 2005
  14. Entwicklung des BIP des Iran: bfai, 2006
  15. Entwicklung der Inflationsrate des Iran: bfai, 2006
  16. Entwicklung des Außenhandels des Iran: bfai, 2006
  17. Vgl. zur Billiglohnarbeiterinnen: Annette Blettner Iran – Prügel für afghanische Flüchtlinge. In: Focus Online, 5. Mai 2007
  18. Gewerkschaft Metall-Textil-Nahrung 8. Februar 2006
  19. a b US-Energieministerium: Statistiken zu Erdölvorräten, -förderung und -verbrauch des Iran
  20. http://www.iht.com/articles/2007/02/12/business/energy.php
  21. Irans Probleme mit der Energieversorgung
  22. von NBC am 13. September 2007 ausgestrahlter Videobeitrag über die Lebenssituation in Iran/Teheran
  23. Iran-Energie. Branchenprofil AWO, 2006
  24. U.N. issues nuke deadline for Iran. CNN.com, 31. Juli 2006
  25. Iran to Expand Nuclear Activities in Defiance of U.N. Security Council foxnews.com, 6. August 2006
  26. CIA soll keine Beweise für Irans Atomwaffenprogramm haben: spiegel.de, 19. November 2006
  27. AW-Prax, April 2008, Seite 147
  28. Weltfilmproduktionsbericht (Auszug), Screen Digest, Juni 2006, S. 205–207 (eingesehen am 15. Juni 2007)
  29. www.offscreen.com; Parastoo Do-Koohi, Interview With Laleh sadigh, Champion of Professional Speed Car Race, Zanan 13 (116), January 2004, pp. 9–13.

Weblinks

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