Islandit

Islandit
Andesit mit Zeolith
Andesite im Streckeisendiagramm

Andesit, auch Islandit und früher Porphyrit genannt, ist ein feinkörniges Gestein, das zur Klasse der vulkanischen Gesteine gehört. Sein plutonisches Pendant ist der Diorit.

Inhaltsverzeichnis

Entstehung

Andesit ist ein vulkanisches Gestein („Ergussgestein“), das insbesondere in Subduktionszonen auftritt. Es tritt bei Temperaturen von etwa 950 bis 1.000 Grad Celsius als Lava aus.

Mineralbestand

Andesite bestehen aus 0 bis 20 Prozent Quarz und aus Plagioklas-Feldspat, Pyroxen, Amphibol und Biotit. Fehlt Quarz, so führen Andesite Foide und werden als Foidführende Andesite bestimmt. Es gibt auch Granat- und Cordierit-führende Andesite; sie werden Granat-führende und Cordierit-führende Andesite genannt. Kommt Hornblende vor, werden sie als Hornblende-Andesit bezeichnet.[1] Beim Vorhandensein von Olivin stehen Andesite den Basalten nahe, diese besitzen jedoch meist weder Amphibol noch Biotit und der Anteil von Plagioklas ist gering.[2] Andesite haben meist braunviolette bis graue Farbe und ein porphyrisches Gefüge.

Vorkommen und Verwendung

Das Gestein ist nach den südamerikanischen Anden benannt. Als eines der am häufigsten auf Island vorkommenden Gesteine wird Andesit dort auch Islandit genannt. Islandit enthält häufig porphyrische Einsprenglinge (Zeolithe, Leucit, etc.).

In Europa befinden sich Vorkommen in Griechenland in Krokea bei Sparti auf dem Peloponnes, in Italien bei Predazzo im Bozener Raum und in den Euganeischen Hügeln, in Ungarn bei Szentendre, in Finnland bei Rovaniemi. In Deutschland in der Halleschen Mulde, im Flechtinger Höhenzug und im Raum von Saar und Nahe.[3] In Ungarn existieren zahlreiche Abbaustellen, die hauptsächlich Strassenbauzuschlagstoffe und andere Brecherprodukte herstellen. Meist werden die Vorkommen für Schotter und Splitt verwendet und nur wenige Sorten gelangen als Naturwerkstein in den Handel.

Natursteinsorten

Kulturgeographische Bedeutung der Andesitlinie Ozeaniens

Die Einteilung in die drei Gebiete Ozeaniens: Polynesien, Melanesien und Mikronesien stammt von Dumont d’Urville, einem der letzten großen Entdecker, der die Welt zwischen 1822 und 1840 dreimal umsegelte. Sie ist vor allem sprachlich-kulturell orientiert. Die Einwohner der westlichen Bereiche Polynesiens und Mikronesiens sind relativ hellhäutig, die Melanesier hingegen sehr dunkel bis schwarz.

Ausschlaggebend für die Einteilung ist außerdem die so genannte Andesitlinie (auch Andesitgrenze). Sie bezeichnet nicht nur eine geologisch markante Grenze, sondern ist auch für die unterschiedliche kulturelle Entwicklung bis hin zur sozialen Struktur, zur Religion und zur Kultur von entscheidender Bedeutung gewesen, auch als Zeichen dafür, wie tief und direkt sogar geologische Voraussetzungen in die Geschichte der Völker hinein gewirkt haben (nicht nur durch den spektakulären Vulkanismus oder Erdbeben, sondern durch die Präsenz oder das Fehlen eines einzigen, noch dazu keineswegs direkt als Rohstoff verwendeten Gesteins).

Pazifischer Feuerring (Ring of Fire)

Der Begriff Andesitline entstand, bevor man die Geologie der Plattentektonik verstand. Erstmals verwendet wurde er 1912 durch den neuseeländischen Geologen Patrick Marshall, um die eindeutige strukturelle und vulkanologische Grenze zu bezeichnen, die sich vom Osten Neuseelands zu den Fidschi-Inseln bis nördlich der Neuen Hebriden und der Salomonen erstreckt.[4]

Die Linie ist nach dem Mineral Andesit benannt. Es kommt als vulkanisches Gestein in vielen Vulkangebieten vor (in Deutschland zum Beispiel in der Vulkaneifel), insbesondere am vulkanischen Rand (Pazifischer Feuerring) der großen pazifischen Bassins, dessen Verlauf sie in etwa folgt, und sorgt in deren Umgebung für fruchtbare Böden, so dass die Bauern den fast stets vorhandenen Vulkanismus in Kauf nehmen.

Die Linie folgt der Westkante der Inseln vor Kalifornien und passiert den Aleutenbogen südlich entlang der Ostkante der Halbinsel Kamtschatka, verläuft weiter entlang den Kurilen, Japan, den Marianen, Salomonen und stößt auf die Nordinsel Neuseelands. Auf der anderen Seite des Pazifiks verläuft die Linie nordöstlich entlang der Westkante der südamerikanischen Anden in Richtung Mexiko und von dort wieder zu den Inseln vor Kalifornien. Indonesien, die Philippinen, Japan, Neu Guinea und Neuseeland — sie alle sind östliche Ausläufer der Kontinentalplatten von Australien und Asien — liegen außerhalb der Andesitlinie.

Diese geologische Bruchlinie trennt im Pazifik zwei Großbereiche voneinander. Im Bereich östlich davon bestehen die Inseln vor allem aus den Spitzen unterseeischer Vulkane, die auch Korallenriffe- und -atolle bilden, und klimatisch sehr unterschiedlich ausfallen, je nach ihrer Lage im Wind, der Regen bringt oder nicht. Westlich davon liegen als Reste teilweise nacheiszeitlich überfluteter Regionen aus pleistozänen Sedimenten und metamorphem, kieselsäurereichem Andesitgestein aufgebaute „kontinentale“ Inseln, die landschaftlich sehr vielfältig und unterschiedlich sind (so genannte „Hohe“ Vulkan-Inseln mit Bergen, Tälern mit Schwemmland etc.), und schon wegen der günstigen Lage nahe dem Äquator auch klimatisch beste Voraussetzungen für eine Besiedlung boten.

Die Inseln östlich der Linie sind hingegen aus kieselsäurearmen, basaltischen dünnflüssigen Laven aufgebaute, durch Hotspots (Hawai) und ozeanische Querverwerfungen entstandene Schildvulkane, und entsprechen in ihrer Struktur nicht der australischen Kontinentalplatte, sondern dem ozeanischen Grund. Sie besitzen wegen der weit ärmeren Böden viel weniger Ressourcen als die westlichen Bereiche, ragen dazu oft nur wenige Meter über den Meeresspiegel. Dazu fehlt häufig das Süßwasser, und Tier- und Pflanzenwelt sind relativ verarmt. Ein entscheidender Grund für die kulturelle Bevorzugung andesitreicher Gegenden ist, dass die Böden, die sich auf vulkanischem Ausgangsgestein entwickeln, wegen des Reichtums an verschiedenen löslichen Mineralien äußerst fruchtbar sind. Die Bedeutung dieser Fruchtbarkeit wird um so größer, da vor allem unter tropischen Klimabedingungen Böden vielfach nährstoffarm sind oder sehr schnell ausgelaugt werden, falls nicht wie im Regenwald ein biologischer Nährstoffkreislauf zwischen Wachstum und Verrottung existiert.

Die gegen Osten immer schwieriger werdenden Bedingungen hinderten die während des Pleistozäns von Neuguinea kommenden Jäger und Sammler, die ab 1500 v. Chr. die Lapita-Kultur ausbildeten, zunächst daran, weiter nach Ozeanien vorzudringen, so dass diese Besiedelung erst sehr spät und nach der Zeitenwende etwa ab 300 n. Chr. durch Völker erfolgte, die über eine hochentwickelte Schiffahrtstechnik verfügten, welche ihnen erlaubte, ihre Nahrung zum größten Teil aus dem Meer zu beziehen. Diese Völker haben sowohl sprachliche wie phänotypische (Hautfarbe etc.) Gemeinsamkeiten.[5][6]

Literatur

  • Encyclopedia Britannica, 15. Aufl. 1993. ISBN 0-85229-571-5
  • Friedrich Müller: Internationale Natursteinkartei. 10 Bd., Ebner Verlag, Ulm 1987.
  • Dietmar Reinsch: Gesteinskunde. In: Steinmetzpraxis. Das Handbuch für die tägliche Arbeit mit Naturwerkstein. Hrsg. vom Bildungszentrum für das Steinmetz- und Bildhauerhandwerk. 2. überarb. Aufl., Ebner Verlag, Ulm 1994. ISBN 3-87188-139-2.
  • Andrew Sherratt (Hrsg.): Die Cambridge Enzyklopädie der Archäologie. Christian Verl., München 1980. ISBN 3-88472-035-X

Einzelnachweis

  1. Maresch, W. und Medenbach O.: Steinbachs Naturführer Gesteine. S. 104, Mosaikverlag, München 1996
  2. Myron G. Best: Igneous and Metamorphic Petrology. W.H. Freemann & Company, San Francisco 1982, ISBN 0-7167-1335-7, S. 67. 
  3. Reinsch: Gesteinskunde, S. 231 (siehe Literatur)
  4. Watters, W. A. 'Marshall, Patrick 1869 - 1950'. Dictionary of New Zealand Biography
  5. Encyclopedia Britannica
  6. Cambridge Enzyklopädie Archäologie, S. 324ff

Weblinks


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