Ambrosius Ferretti

Ambrosius Ferretti
Kapuzinergruft, Steinboden aus Kaiserstein
Hofburg, Leopoldinischer Trakt zum Schweizer Tor
Kaisersteinbruch, Friedhofsportal

Ambrosius Ferrethi (* 1627 in Castiglione d'Intelvi im Bezirk Como, Italien; † 20. Februar 1696 in Kaisersteinbruch, Ungarn, heute Burgenland) war kaiserlicher Hof-Steinmetzmeister des Barock. In manchen Schriften wird er auch als Ferretti bezeichnet.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Siegel von Ferrethi

Bei seiner Gesellenwanderung kam Ambrosius Ferrethi in den kaiserlichen Steinbruch bei Wien um seine Kenntnisse zu vervollkommnen. In einem Häuserverzeichnis des Jahres 1653 finden wir den Gesellen Ambrosius im Hause des kürzlich verstorbenen Hofkünstlers Pietro Maino Maderno, auch gewester Herr Richter, als Inwohner.

Heirat in Kaisersteinbruch

Agatha Bregnin, Tochter des Steinmetzmeisters Hieronymus Bregno und Ehefrau Margaretha erwählte ihn am 28. Mai 1656 zum Ehemann. Hier war er „wie zuhause“, denn die Künstler der Kaisersteinbrucher Bruderschaft waren allesamt miteinander verwandt. Sie erwarben von den Erben ihres verstorbenen Onkels, des Hofbildhauers Pietro Maino Madernos dessen Besitz, Steinbruch, Häuser, usw. Agatha starb im Januar 1662, Meister Ambrosius heiratete Maria N., nicht in Kaisersteinbruch, daher keine weiteren Daten. Tochter Maria Elisabetha wurde geboren, im Jahr darauf Anastasia.

Leopoldinischer Trakt der Hofburg – Hofsteinmetzmeister

Der monumentale Auftrag über Steinmetzarbeiten aus hartem Steinwerk für den Leopoldinischen Trakt in der Wiener Hofburg, gemeinsam mit Camillo Rezi, sein „Lebensauftrag“ von 1660 bis 1680, brachte Ambrosius Ferrethi den Titel eines Hofsteinmetzmeisters. Obgleich die Arbeiten mit großer Eile vorangetrieben wurden, traten aus Materialmangel Verzögerungen auf. Der Bauschreiber Lucas Ehrlinger argumentierte am 5. Mai 1665 eine solche Verhindernuß .. durch das Kriegswesen diese zwey Jahre her, sind die Bauern um ihre Pferde gekommen. Daher sind keine Fuhrleute zu haben. So können die großen Gesimsplatten zu der Faciata nicht geführt und das Dachwerk einzudecken nicht angefangen werden kann ... Über die genaue Lage des Steinbruchs war man in Wien nur ungefähr informiert, in der Abrechnung liest man: die italienischen Meister im kaiserlichen Steinbruch bey Männersdorf ...

Die Arbeiten aus dem weichem Steinwerk führte der Wiener Hofsteinmetzmeister Urban Illmayr aus. Dazu gehörte auch die Zurichtung unterschiedlicher alter Steine und das Marmorpflaster in die Kapelle.

Ferrethis barockes Friedhofsportal vor der Kaisersteinbrucher Kirche ist bis in unsere Tage als eine Sehenswürdigkeit erhalten geblieben.

Befreiung von militärischer Einquartierung
Reitstallgebäude, Schloss Lednice
Ansicht auf den Gartenpalast Liechtenstein, von Canaletto
Das Palais Liechtenstein heute
Blick zum Stadtpalais Liechtenstein
Detail der Prunkstiege

Kaiser Leopold I. verlieh 1660 das Privilegium der Befreiung jeglicher militärischer Einquartierung, zum Zeichen dessen an den Türen ihrer Häuser den kaiserlichen Doppeladler anzubringen und sollen eine Kapelle zur Fronleichnams-Prozession errichten. Als Dank den Meistern Jacobus Maderno, Ambrosius Ferrethi, Ambrosius Regondi, Dominicus Petruzzy und Giorgio Regondi auch Ihm selbst geleisteten Diensten.

1683, brennende Dörfer um Wien

Richteramt

In den Abtprotokollen ist zu lesen, ... anno 1679 ist in Steinbruch auch die Pest ziemlich eingerissen ..., am 13. Juni 1680 ist Bannthaiding gehalten und Meister Ambrosius Ferrethi zum Richter gemacht worden. Aus den Schriften lässt sich ableiten, dass Ferrethi den kaiserlichen Steinbruch erfolgreich durch die schwierigen Zeiten führte. So gewährte und erneuerte Kaiser Leopold I. 1689 dem Kaisersteinbrucher Steinmetzhandwerk das Privileg der eigenständigen Viertellade.

Wallfahrtskirche Maria Himmelfahrt

Das Mariahilfer Marienbild wurde vorerst in einer Holzkapelle öffentlich verehrt, danach durch einen gemauerten Bau ersetzt. Während der Zweiten Türkenbelagerung konnte das Bild aus der zerstörten Kapelle gerettet werden. Danach errichtete man eine kleine Notkirche und begann mit den Planungen für einen großen Kirchenbau. Im März 1686 erfolgten die Fundamentierungsarbeiten, am 14. August 1689 war der Bau so weit gediehen, dass das Gnadenbild zurückgeholt werden konnte. In den Quellen werden als Bauführende Sebastiano Carlone und Ambrosius Ferrethi genannt. Einige Jahre später wurde ein Chorturm gebaut, aber die starke Zunahme der Wallfahrten erforderte ein größeres Bauwerk.

Baugesellschaft mit seinen Schwiegersöhnen

Er hatte keine Söhne, aber aus den Aufträgen erfahren wir, dass er große Arbeiten mit seinen Schwiegersöhnen Martin Trumler und Giovanni Battista Passerini erledigte. Von seinen Lehrjungen seien 1672 Felix Freywiller, 1674 Giovanni Pietro della Torre und 1694 Elias Hügel erwähnt.

Ambrosius beendete seine Erdentage am 20. Februar 1696 im 69. Lebensjahr, er hinterließ ein beachtliches Vermögen. Witwe Catharina, jetzt Frau Meisterin, ehelichte 1696 den Eggenburger Steinmetzgesellen Hans Georg Haresleben. Ferrethis Epitaph befand sich in der Kaisersteinbrucher Kirche, die jetzt Privateigentum ist.

Die Grabinschrift lautet:

ALHIER RUEHEN DIE LEIBER / DES EHRENVÖSTEN UND WOLGEEHRTEN HERRN AMBROSI FERRETI SEINES ALTERS 69 JAHR. HAT DAS RICHTERAMT 17 JAHR ADMINISTRIERET, DEN 20. FEB. IN GOTT SELIG ENTSCHLAFEN / SEINE ERSTE HAUSFRAU AGATHA IHRES ALTERS 24 JAHR, HAT DEN 28. JAN. 1662 DIE WELT GESEGNET / DIE ANDERE MARIA 40 JAHR ALT HAT AN MARIA LICHTMES DEN 2. FEB. 1674 IHR LEBENSLICHT GOTT DEM ALLMÄCHTIGEN AUFRICHTIGEN AUFGEOPFERT / DISER WOHL EINEN UND UNS ALLEN EIN EWIGES LICHT GIEDIGLICH LEUCHTEN. AMEN.

ZU EINER GEDÄCHTNUS HABEN DIE VERLASSENEN KINDER DIESEN STEIN HERBEIGELEGT.

Werke

Literatur

Epitaph, einst im Kirchenboden, jetzt Terrassenstein
  • Wiener Stadt- und Landesarchiv: Steinmetzakten.
  • Otto E. Plettenbacher: Geschichte der Steinmetze von Wien im 17. Jahrhundert. Eine wirtschafts- und kulturhistorische, als auch soziologische Untersuchung. Dissertation, Universität Wien 1960.
  • Hofkammerarchiv, Camerale Zahlamtsbücher: 1660–1667 Cassa über das kayserliche Burggebäude, 1665 Bau der neuen Burg (Leopoldinischer Trakt)
  • Stift Heiligenkreuz Archiv: Kirchenbücher, Register.
  • Michaelerkirche: Rechnungsbücher 1684. Mariahilfer Kirche.
  • Robert Wögerer: Wilfleinsdorf Geschichte des Ortes und der Kirche. 1996.
  • Helmuth Furch: In: Mitteilungen des Museums- und Kulturvereines Kaisersteinbruch.
Die Meisterswitwe. Nr. 3, 1990, S. 5.
Hans Georg Haresleben, Heiligenkreuzer Untertan und Steinmetzmeister in Steinbruch. Nr. 36, 1995, S. 10–40.
Herr Meister Ambrosius Ferrethi, Heiligenkreuzer Untertan und Richter in Steinbruch. Nr. 38, 1995, S. 12–48.
  • Michael Krapf (Hrsg.): Triumph der Phantasie, barocke Modelle von Hildebrandt bis Mollinarolo. Wallfahrtskirche Mariahilf. Ausstellungskatalog Österreichische Galerie Belvedere, Wien 1998, S. 240.
  • Helmuth Furch: Historisches Lexikon Kaisersteinbruch. 2 Bände. Museums- und Kulturverein, Kaisersteinbruch 2002–2004.
  • Helmuth Furch: Bruderschaft der Kaisersteinbrucher Steinmetzmeister, Aufzählung 1650–1730. 2007.

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