Iwan VI. von Rußland

Iwan VI. von Rußland
Iwan VI.

Iwan VI. Antonowitsch (* 12. August 1740 in Sankt Petersburg; † 4. Juli 1764 in der Festung Schlüsselburg) war von 1740 bis 1741 der nominelle Zar des Russischen Reiches.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Iwan Antonowitsch war das erstgeborene Kind von Anton Ulrich d. J. von Braunschweig-Wolfenbüttel-Bevern (1714-1774) und seiner Frau Anna Leopoldowna (1718-1746). Er gehörte zu den tragischen Figuren auf dem Zarenthron. Im Alter von zwei Monaten wurde er am 17. Oktober 1740 zum Zaren und Kaiser inthronisiert und bereits am 25. November 1741 gestürzt.

Thronfolge

Iwan wurde nach der Geburt von seiner Großtante, Kaiserin Anna Iwanowna (1693-1740), zum russischen Thronfolger ernannt. Die Zarin folgte damit dem Testament von Peter I. (1672-1725). Peter der Große bestimmte darin kurz vor seinem Tod, dass der jeweils regierende Zar seine Nachfolger selbst ernennen darf. Diese neue Thronfolgeregelung versetzte das Haus Romanow in große Schwierigkeiten, da die Zaren nun ernannt und nicht mehr durch das Erstgeburtsrecht bestimmt wurden, und führte zu großen Intrigen am Hofe. Jeder Prinz bzw. Prinzessin war somit ein potentieller Nachfolger/in und viele Mitglieder des Hauses Romanow machten sich Hoffnung auf eine Thronbesteigung.

Regentschaft und Gefangenschaft

Als seine Regenten wurden seine Mutter und Ernst Johann von Biron ernannt. Anna Leopoldowna ließ Biron schon nach wenigen Wochen stürzen, war selbst aber zur Regierung weder befähigt noch bereit. So kam es bereits im Jahre 1741 zum politischen Umsturz. Die Tochter von Zar Peter I. dem Großen, Elisabeth Petrowna (1709-1761), entthronte den Säugling, Zar Iwan VI., und konnte die Macht für die nächsten 20 Jahre an sich reißen. Sie vertrat am Hofe in Sankt Petersburg die politische Opposition. Ihre Politik lehnte sich Frankreich an, und damit beendete die neue Zarin zunächst das gute Verhältnis zu Österreich.

Der politisch schwache Anton Ulrich und seine Frau, Regentin Anna Leopoldowna, wurden in das Kloster Cholmogory (südwestlich von Archangelsk) verbannt. Der abgesetzte Zar, Iwan VI., wurde von seinen Eltern getrennt gefangen gehalten. Anton Ulrich und seine Frau sahen ihren ältesten Sohn Iwan VI. nie wieder. Nach dem Regierungsantritt von Zarin Katharina II. (1729-1796) wurde Iwan VI. im Jahre 1764 nach 23jähriger Haft in Schlüsselburg bei Sankt Petersburg ermordet. Die Erinnerung an ihn wurde bewusst ausgelöscht.

Familie

Iwan VI. hatte noch vier jüngere Geschwister, die in Gefangenschaft geboren wurden:

  • Katharina (* 26. Juli 1741 - † 21. April 1807)
  • Elisabeth (* 16. November 1743 - † 20. Oktober 1782)
  • Peter (* 30. März 1745 - † 30. Januar 1798)
  • Alexej (* 10. März 1746 - † 23. Oktober 1787)

Iwans Geschwister wurden zusammen mit ihren Eltern gefangengehalten, denn nach der Thronfolgeregelung Anna Iwanownas galten auch sie als mögliche Thronanwärter und deshalb als potentielle Gefährdung der jeweils regierenden Zaren, wenn auch in der Öffentlichkeit nichts über ihre Existenz bekannt gewesen sein dürfte. Sie wuchsen unter ständiger Bewachung und ohne jegliche Möglichkeit, Bildung zu erwerben auf. Ihr Vater durfte ihnen nicht einmal Lesen und Schreiben oder seine Muttersprache Deutsch beibringen. Erst 1780 entließ Katharina II. diese Geschwister zu ihrer Tante, der Königinwitwe von Dänemark, Juliane Marie von Braunschweig, wo sie in Horsens in Jütland zurückgezogen lebten.

Literatur

  • Detlef Jena: Zar Iwan VI: Der Gefangene von Schlüsselburg. ISBN 3-8004-1464-3

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