J. Lothrop Motley

J. Lothrop Motley

John Lothrop Motley (* 15. April 1814 in Dorchester, Massachusetts, heute ein Teil Bostons; † 29. Mai 1879 in Frampton Court, Dorset, England) war ein amerikanischer Diplomat und Geschichtsschreiber.

Inhaltsverzeichnis

Leben und Werk

John Lothrop Motley (um 1860)

Er besuchte die Round Hill School in Northampton (Massachusetts), wo George Bancroft einer seiner Lehrer war. Er studierte bis 1831 Rechtswissenschaft in Harvard sowie 1831-33 an der Georg-August-Universität Göttingen, wo er mit Bismarck befreundet war, und an der Friedrich-Wilhelm-Universität Berlin. 1837 heiratete er Mary Benjamin. Er schrieb zwei historische Romane über den englischen Abenteurer Thomas Morton, die er anonym veröffentlichte. Der Roman Morton's Hope enthält autobiographische Elemente und beschreibt in der Figur des Otto von Rabenmark Bismarck als eine nach außen rauflustige, nach innen aber sensible Persönlichkeit.[1] Bald konzentrierte er sich aber vor allem auf das Studium der Geschichte der Niederlande. 1851-55 forschte er vor allem in Dresden, Brüssel und Den Haag, um Material zusammenzutragen.

Die monumentalen Werke, die aus dieser Quellenarbeit hervorgingen, sind geprägt von unverhohlenem Antikatholizismus und der daraus folgenden Begeisterung für den Befreiungskampf der protestantischen Niederlande gegen Spanien. Die vier Bände von The Rise of the Dutch Republic wurden unter anderem auch ins Deutsche übersetzt und galten lange Zeit als Standardwerk. Wenn es auch für die Geschichtswissenschaft an Relevanz verloren hat, so ist Motleys Werk bis heute für seine stilistische Virtuosität und erzählerische Kraft bekannt. Daher findet es auch häufig Aufnahme in Werken zur Literaturgeschichte der USA

Motleys diplomatische Karriere begann 1841, als er für einige Monate der amerikanischen Delegation in St. Petersburg angehörte. 1861 veröffentlichte er in der Londoner Times den Aufsatz "Causes of the Civil War in America", in dem er die Kriegserklärung der amerikanischen Nordstaaten rechtfertigte. So konnte er sich in der Folge des Wohlwillens Präsident Lincolns, später zunächst auch Ulysses Grants, erfreuen. 1861-67 diente er als Botschafter der USA in Österreich, 1869-70 in Großbritannien. Von letztgenanntem Posten wurde er jedoch wegen eines Konflikts Präsident Grants mit Motleys Freund und Mentor Charles Sumner abberufen. William Cullen Bryant widmete ihm anlässlich seines Todes das Lobgedicht In Memory of John Lothrop Motley.

Einzelnachweise

  1. Lothar Gall: Bismarck – Der weiße Revolutionär, Ullstein, 2. Aufl., 2002, ISBN 3-548-26515-4. S.36

Werke

Romane

  • Morton's Hope, or the Memoirs of a Provincial. 1839
  • Merry Mount, a Romance of the Massachusetts Colony. 1849

Geschichtswerke

  • The Rise of the Dutch Republic. 1856, 3 Bände (Volltext)
  • History of the United Netherlands. 1860 - 1867, 4 Bände
  • The Life and Death of John of Barneveld. 1874, 2 Bände
  • G. W. Curtis (Herausgeber): The Correspondence of John Lothrop Motley. 1889

Literatur

  • Oliver Wendell Holmes: John Lothrop Motley: A Memoir. 1879
  • John Lothrop Motley and His Family. Herausgegeben von seiner Tochter, Susan M. Mildmay, und H. S. Mildmay, 1910.

Weblinks


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