J. Palisa

J. Palisa
Johann Palisa (um 1900)

Johann Palisa (* 6. Dezember 1848 in Troppau (Opava), Österreichisch Schlesien; † 2. Mai 1925 in Wien) war ein österreichischer Astronom. Er wurde durch die Entdeckung von 123 Asteroiden (Kleinplaneten) bekannt, sowie durch die Herausgabe von Sternatlanten.

Leben

Palisa begann seine astronomische Tätigkeit 1872 als Leiter der österreichischen Marine-Sternwarte Pola im Süden von Istrien (heute Pula, Kroatien). Obwohl ihm dort neben den astrometrischen Instrumenten nur ein 15-cm-Refraktor zur Verfügung stand, konnte er bald einige seiner Asteroiden entdecken. Palisa war der erste Astronom, dem dies bei mehr als 50 Kleinplaneten gelang.

Ein größeres Anliegen war ihm jedoch – im Gegensatz zu anderen Forschern – die „Sicherung“ und verlässliche Bahnbestimmung der neu gefundenen Himmelskörper. Denn viele von ihnen gingen noch vor Bekanntwerden der Bahnelemente durch mangelnde Koordination der Beobachtungen verloren.

Im Jahr 1880 wechselte er zur Universitätssternwarte Wien auf eine Assistentenstelle, um am damals weltgrößten 68-cm-Refraktor messen zu können. Von hier aus reformierte er die Bahnberechnung der Asteroiden auf internationaler Basis. Er lokalisierte den Haupt- bzw. Asteroidengürtel (main belt) – in dem die meisten Asteroiden umlaufen – bei 2,2 bis 3,6 Astronomischen Einheiten und fand einige bis zum Mars reichende Bahnen.

Zusammen mit Max Wolf in Heidelberg führte er neue Techniken ein, u. a. den ersten Sternatlas für Suche und Identifikation, aber auch für Zwecke der Astrophysik. Später entstanden die fotografischen Wolf-Palisa-Sternkarten in 210 Blättern.

Palisa betrieb auch Mond- und Sonnenforschung, z. B. bei der Expedition 1883 zur Sonnenfinsternis in Tahiti, und beteiligte sich an der Suche nach dem hypothetischen sonnennahen Planeten Vulcanus. Er editierte zwei Sternkataloge mit 4700 genauen Örtern – eine wichtige Grundlage zur Bahnsicherung, wofür er 1906 den Preis der Pariser Akademie erhielt.

Heutige Bedeutung von Palisas Arbeiten

Einer dieser sehr genau redigierten Kataloge mit über 1200 Fundamentalsternen trug zum damals dringend benötigten astrometrischen Bezugsystem bei (siehe FK3 und Berliner Astronomisches Jahrbuch), das bis heute auf gute frühere Daten angewiesen ist.

Fünf seiner Asteroiden sind noch heute Forschungsthemen. Der erste „Amor-Planetoid“ 719 Albert (1911) ging zwar nach Palisas Entdeckung verloren, wurde aber 2000 am Spacewatch Teleskop (Arizona) nach neun Jahren Suche wiedergefunden. Er dient nun für nachträgliche Analysen von Jupiter-Bahnstörungen; mit der Erde hat er eine ungewöhnliche 4:17 Resonanz der Umlaufzeiten.

Zwei Entdeckungen Palisas wurden von Raumsonden besucht: (253) Mathilde von NEAR 1997, und (243) Ida von Galileo 1993.
(216) Kleopatra wurde mit Radar-Antennen vermessen. Dabei zeigte sich, dass der Asteroid eine langgestreckte Form aufweist, die an einen Hundeknochen erinnert.
(140) Siwa (Palisas Nr.3, 1874 Pola) sollte ursprünglich in einigen Jahren von der ESA-Sonde Rosetta auf ihrem Weg zum Kometen Wirtanen besucht werden. Mittlerweile wurde die Rosetta-Mission jedoch umgeplant.

Siehe auch Liste der Asteroiden

Im Rahmen der ESA Sommerschule 2008 in Alpbach wurde zu Ehren Palisas ein möglicher Sample-Return-Missionsentwurf zu Kleopatra nach dessen Entdecker benannt, dessen Missionsziel mögliche magnethaltige Proben nach einer erfolgreichen Landung und Bohrung mit einer Raumsonde von Kleopatra auf die Erde zurückbringen soll.

Palisa wurde in einem ehrenhalber gewidmeten Grab der Stadt Wien auf dem Wiener Zentralfriedhof (33A-1-29) beigesetzt. 1929 wurde die Palisagasse in Wien-Favoriten nach ihm benannt.

Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем сделать НИР

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Palisa (cráter lunar) — Saltar a navegación, búsqueda Palisa Cráter lunar …   Wikipedia Español

  • palisa — PALISÁ, palisez, vb. I. tranz. A lega ramurile pomilor fructiferi de un suport, de un spalier pentru a împiedica ruperea lor în caz de furtună sau pentru a da ramurilor o anumită formă. – Din fr. palisser. Trimis de valeriu, 13.09.2007. Sursa:… …   Dicționar Român

  • Palisa — Palisa, Johann, Astronom, geb. 6. Dez. 1848 in Troppau, studierte seit 1866 in Wien Mathematik und Physik, wurde 1870 Assistent der Wiener Sternwarte, 1871 Adjunkt an der Sternwarte in Genf, 1872 Direktor der Marine Sternwarte in Pola und 1880… …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • palisă — palísă, palíse, s.f. (reg.) pală de fân sau de iarbă. Trimis de blaurb, 13.09.2007. Sursa: DAR …   Dicționar Român

  • Palisa — Johann Palisa (um 1900) Johann Palisa (* 6. Dezember 1848 in Troppau (Opava), Österreichisch Schlesien; † 2. Mai 1925 in Wien) war ein österreichischer Astronom. Er wurde durch die Entdeckung von 123 Asteroiden (Kleinplaneten) bekannt, sowie… …   Deutsch Wikipedia

  • Palisa (crater) — lunar crater data latitude=9.4 N or S=S longitude=7.2 E or W=W diameter=33 km depth=0.9 km colong=7 eponym=Johann PalisaPalisa is the remnant of a lunar crater that is located to the west of the Ptolemaeus walled basin. It lies to the north… …   Wikipedia

  • Palisa, Johann — ▪ Silesian astronomer born Dec. 6, 1848, Troppau, Silesia [now Opava, Czech Republic] died May 2, 1925, Vienna, Austria       Silesian astronomer best known for his discovery of 120 asteroids. He also prepared two catalogs containing the… …   Universalium

  • Palisa — Pạlisa,   Johann, österreichischer Astronom, * Troppau 6. 12. 1848, ✝ Wien 2. 5. 1925; ab 1871 Direktor der Marine Sternwarte in Pula, ab 1888 der Wiener Sternwarte; erfolgreicher Entdecker und Beobachter von Planetoiden. Mit M. Wolf gab er… …   Universal-Lexikon

  • palīṡa — पलीश …   Indonesian dictionary

  • Johann Palisa — (um 1900) Johann Palisa (* 6. Dezember 1848 in Troppau (Opava), Österreichisch Schlesien; † 2. Mai 1925 in Wien) war ein österreichischer Astronom. Er wurde durch die Entdeckung von 123 Asteroiden (Kleinplaneten) bekannt, sowie durch die… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”