- JS-1
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Der schwere sowjetische Kampfpanzer IS-1 (von Iossif Stalin; deutsch: Josef Stalin), das erste Modell von der bekannten IS-Serie wurde aus der KW-Serie weiterentwickelt, die selbst mit dem KW-1 ihren Anfang nahm. Die Fahrzeuge der KW-Serie waren nach sowjetischer Nomenklatur schwere Panzer, die eine schwere Panzerung bei - nach den deutschen Maßstäben - mittlerem Gewicht besaßen. Die KW-Panzer waren in ihrem Entwicklungspotential ausgereizt und gerieten gegen die neuen schweren deutschen Panzer endgültig ins Hintertreffen. Nun sollte ein neuer Panzer konstruiert werden, der Nachteile des Vorgängers vermied und wichtiger noch eine stärkere Panzerung bei niedrigerem Gewicht vorweisen konnte. Der neue JS-Panzer wurde zum Stammvater einer neuen Generation schwerer sowjetischer Kampfpanzer, die sich als kampfstark erwiesen und immer wieder weiterentwickelt noch lange nach dem 2.Weltkrieg im Einsatz waren.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Bereits seit März 1942 wurde an einer Weiterentwicklung der KW-Serie in Gestalt des KW-13 gearbeitet. Erklärtes Ziel war eine stärkere Panzerung bei geringerem Gewicht zu erreichen. Kurz nach dem Erscheinen des Tiger I an der Ostfront im Herbst 1942 wurden die Arbeiten trotz vieler Rückschläge weitergeführt. Einige Probleme gab es mit Motor und Getriebe und nicht zuletzt mit dem Laufwerk. Das Auftreten und die Erfolge des Tiger führten wohl dazu dem neuen Panzer im Februar 1943 den Namen des Staats- und Parteichefs "Josef Stalin" zu geben. Damit war er praktisch in Auftrag gegeben. Nach der Panzerschlacht bei Kursk, bei der neben dem bereits zuvor eingeführten Tiger der brandneue Panther seinen (zumindest was Feuerkraft und Panzerung betrifft) eindrucksvollen Einstand hatte, wurde die Entwicklung des neuen JS-Panzers weiter beschleunigt und erste Prototypen bereits März/April 1943 erprobt.
Der IS-1 hatte eine völlig neue geringfügig verlängerte Wanne aus Gussstahl, bei der Front und Heck in der Formgebung umgestaltet wurden. Auch das Fahrwerk wurde grundlegend überarbeitet, es wurde insgesamt tiefer gelegt, sodass die Wanne sich teilweise über die Fahrwerksabdeckungen erstreckte (was den Einbau eines größeren Turms ermöglichte). Es wurde eine zusätzliche sechste Laufrolle pro Seite hinzugefügt sowie die Ketten geändert, nachdem die (schlechten) Fahreigenschaften des KW-13 nicht befriedigen konnten. Das tiefer gelegte Fahrwerk reduzierte die Bauhöhe des Panzers, verringerte jedoch die Kletterfähigkeit, was bei Fahrten in schwierigem Gelände von Nachteil sein konnte. Der neue IS-Panzer war ca. 3,5 t leichter als der KW-1; er zeigte eine bessere Leistung, aber die entscheidende Verbesserung betraf die Wanne, die bei geringerem Gewicht eine wesentlich stärkere Panzerung aufwies.
Der IS trug anfangs eine 76,2 mm-Kanone, jedoch wurde Anfang Mai 1943 eine Umbewaffnung auf die 85 mm-Kanone D-5T beschlossen (Variante der 85 mm-Kanone D-5S des SU-85) die im Kampf gegen den Tiger mehr Erfolg versprach. Dazu musste ein neuer größerer Turm konstruiert werden, da die 85 mm-Kanone den Raum für die Besatzung extrem eingeschränkt hätte. Gleichzeitig erhielt eine neue und endgültig letzte Variante des KW - der KW-85 - den gleichen Turm wie der neue IS-1. Damit wurden überzählige Wannen des KW-1S mit neuem Turm und Kanone des IS-1 mehr oder weniger "aufgebraucht", allerdings wurden vom KW-85 nur 130 Stück gebaut und, da er den deutschen Panzer unterlegen war, blieb er auch nur mäßig erfolgreich. Der IS-1 wurde nunmehr als IS-85 bezeichnet und nach der Fürsprache Stalins im August 1943 zur Serienproduktion freigegeben, er bildete jedoch wie der SU-100 und IS-122 lediglich eine Zwischenstufe bis zum endgültigen IS-2 mit 122mm-Kanone, die sich aus der Umstellung der Produktion ergab. Vom IS-85 wurden vom endgültigen Serienanlauf im Oktober 1943 bis Januar 1944 lediglich 107 Stück (also nur geringe Stückzahlen) gebaut. Ab März 1944, zum vollen Anlaufen der Massenproduktion des IS-2 wurde der IS-85 offiziell wieder als IS-1 bezeichnet.
Die 85 mm-Kanone wurde später für den T-34/85 verwendet.
Der IS-1 hatte viele Vorzüge gegenüber seinem Vorgänger, dem KW. Er verfügte über eine wesentlich durchschlagskräftigere Kanone, eine viel stärkere Panzerung bei geringerem Gewicht, ein besseres Getriebe, das sich einfacher schalten ließ als das bekannt störrische Getriebe des KW, und auch eine gute Manövrierbarkeit dank des verbesserten Fahrwerks. Er war also nicht nur auf dem Papier ein starker Panzer, der einen großen Fortschritt darstellte.
Allerdings zeigten sich bei den ersten Gefechten auch einige Schwachstellen. Die ganz frühen Exemplare waren mechanisch noch nicht zuverlässig und es kam zu einigen Ausfällen. Die zwar starke Panzerung erwies sich besonders an der Fahrerfront bzw. an der beweglichen Sichtklappe des Fahrers als verwundbar, und viele IS-1 wurden hier durch Granateinschläge (75 mm bzw. 88 mm) außer Gefecht gesetzt. Außerdem neigte die Panzerung bei Treffern (auch wenn sie nicht durchschlugen) von innen her zu splittern. Diese Stahlsplitter führten oft zur Verwundung oder gar zum Tod der Besatzung, ein gefährlicher Nachteil. Der starken 85 mm-Kanone zum Trotz fehlte es dem IS-1 noch an der entscheidenden Schlagkraft (wie sie der Nachfolger IS-2 besaß), um gegen die Tiger und Panther auf größere Distanz etwas ausrichten zu können, ohne Gefahr laufen zu müssen, vorher selbst zerstört zu werden.
Einsatz
Der IS-1 sollte bei allen sowjetischen "schweren Durchbruchs-Panzereinheiten" die KW-Panzer ersetzen. Diese neugebildeten Einheiten wurden als "Garde-Panzereinheiten" bezeichnet, um ihren Stellenwert zu betonen. Die ersten Einsätze erfolgten Anfang 1944 bei Offensiven in der Ukraine, dabei war der IS-1 vor allem gegen Panther und Tiger nicht allzu erfolgreich. Zahlreiche operative und taktische Fehler beim Einsatz ließen den neuen Panzer nicht alle Trümpfe ausspielen und begünstigten die bereits in der Defensive kämpfende Deutsche Wehrmacht, der es relativ einfach gelang viele der neuen Panzer abzuschießen.
Bei verschiedenen Gelegenheiten wurden am 8. März 1944 zuerst zwei, später weitere IS-1 von 75 mm PaK 40 zerstört. Insgesamt wurde im Jahre 1944 die PaK 40 etlichen IS-1 zum Verhängnis.
Schon einer der ersten Einsätze des IS-1 (mit 21 Panzern) am 15. Februar 1944 beim Dorf Lisyanka war ein Misserfolg, da sämtliche beteiligten sowjetischen Panzer inklusive der IS-1 von Panthern und getarnten Sturmgeschützen, die irgendwo im Dorf versteckt waren, abgeschossen wurden. Dabei erhielten alle Panzer im Durchschnitt sieben Treffer (erst am nächsten Tag gelang es das Dorf zu nehmen, nachdem den deutschen Panzern der Treibstoff ausgegangen war).
Bei einem Einsatz am 15. März 1944 bei Uman wurden fünf IS-1 von 88 mm-FlaK zerstört, drei Panzer fielen wegen technischer Probleme aus. Dabei ereignete sich eine seltene Begebenheit: Die untere Bugpanzerung wurde durch einen Schuss aus einer Panzerbüchse PzB 41 durchschlagen!
Das erste bestätigte Zusammentreffen mit dem Tiger (s.Pz.Abt. 503) ereignete sich am 4. März 1944 bei Staro-Konstantinov, dabei wurde ein IS-1 aus 1500-1800 m abgeschossen, weitere zerstört und andere schwer beschädigt. Den IS-1 gelang es, einen Tiger am Laufwerk schwer zu beschädigen. Ein weiteres Gefecht mit dem Tiger am 16. März 1944 endete ähnlich, zwei IS-1 wurden zerstört und brannten mit Besatzung aus, die weiteren wurden schwer beschädigt bzw. bewegungsunfähig geschossen.
Dennoch war der IS-1 ein recht guter Entwurf mit einigem Entwicklungspotential, denn die Basis stimmte. Da nur geringe Stückzahlen hergestellt wurden und in relativ kurzer Zeit einige schon zerstört waren, konnte der IS-1 nie eine große Rolle spielen. Aufgrund der Erfahrungen im Kampf wurde von den Konstrukteuren eine Umbewaffnung auf eine größere Kanone bereits ab August 1943 in Angriff genommen, so dass, wie weiter oben erwähnt, der IS-1 lediglich ein Zwischenmodell zum endgültigen IS-2 war.
Restbestände an IS-1 sowie einige reparierte Fahrzeuge wurden später noch auf die 122 mm-Kanone des IS-2 umgerüstet. Insgesamt sollen es mindestens 102 Stück gewesen sein (genaue Zahlen fehlen), die neben den neuen IS-2 ein zweites Mal auf dem Schlachtfeld erschienen.
Technische Daten
- Bezeichnung: Josef Stalin IS-1
- Klassifizierung: schwerer Kampfpanzer
- Gewicht
- Gefechtsgewicht: 44,16 t
- Bodendruck: 0,78 kg/cm²
- Abmessungen
- Länge über alles mit Rohr nach vorn: 8,32 m
- Länge der Wanne: 6,77 m
- Breite über alles: 3,07 m
- Höhe: 2,73 m
- Bodenfreiheit: 46 cm
- Rohrüberstand bei Rohr nach vorn: 1,60 m
- Antrieb
- Motor
- Typ: V-2-IS
- Bauart: 12-Zylinder Viertakt-Dieselmotor (60° V-Form), wassergekühlt
- Hubraum: 38.880 cm³ (38,9 l)
- Leistung: 600 PS (440 kW) bei 2000 U/min
- Einbaulage: im Heck mittig vor dem Getriebe
- Getriebe
- Typ: mechanisches Viergang-Wechselgetriebe
- Anzahl Vorwärtsgänge: 4
- Anzahl Rückwärtsgänge: 1
- Antriebsart: Antrieb auf je ein hinteres Leitrad pro Seite
- Motor
- Lenkung
- Zweiradien-Lenkgetriebe, Bedienung durch zwei Lenkhebel
- Einbaulage: Im Heck hinter dem Motor
- Wendekreis: Auf der Stelle
- Fahrwerk
- Bauart: Gleisketten-Laufwerk, 6 Stahl-Laufrollen, 3 Stützrollen, Treibrad hinten, Leitrad vorne
- Federung: Drehstabfederung mit längsliegenden Drehstäben
- Kettenbreite: 65 cm
- Spurweite: 2,45 m
- Kettenart: trocken
- Kettenteilung: 87-90 Glieder
- Kettenauflagefläche: 4,36 m
- Fahrleistungen
- Höchstgeschwindigkeit Straße: 37 km/h
- Höchstgeschwindigkeit Gelände: 19 km/h
- Leistungsgewicht: 13,6 PS/t
- Steigfähigkeit: 36°
- Kletterfähigkeit: 1,00 m
- Watfähigkeit: 1,30 m
- Grabenüberschreitfähigkeit: 2,5 m
- Kraftstoffverbrauch Straße: 280-330 l/100 km
- Kraftstoffverbrauch Gelände: 330-450 l/100 km
- Fahrbereich Straße: 150-260 km (Durchschnitt: 225 km)
- Fahrbereich Gelände: 120-200 km (Durchschnitt: 175 km)
- Kraftstoffvorrat: 520 l + 270 l in externen abwerfbaren Behältern (1 Behälter für 90 l Motoröl)
- Bewaffnung
- Hauptgeschütz: 85 mm-Kanone D-5T85 L/51,6
- Mündungsgeschwindigkeit: 792 m/sec
- Rohrgewicht mit Verschluss und Mündungsbremse: 1500 kg
- Rohrlänge mit Mündungsbremse: 4,386 m
- Höhenrichtfeld: -4° bis + 23°
- Nebenbewaffnung
- 1x MG 7.62mm Degtjarjow DT koaxial im Turm
- 1x MG 7.62mm Degtjarjow DT im Turmheck
- Zielmittel
- 10T-15, PT-4-15
- Munition
- Kanone: 59 Schuss (40 Panzergranaten + 19 Sprenggranaten), gelagert im Turm
- MG's: 2520 Schuss
- Hauptgeschütz: 85 mm-Kanone D-5T85 L/51,6
- Besatzung: 4 Mann
- Turmantrieb: hydraulisch
- Panzerung
- Wanne
- Bug 100 mm / 60°
- Schrägfläche zwischen Bug und Fahrerfront: 60 mm / 18°
- Fahrerfront 120 mm / 60°
- Seite oben 90 mm / 75°
- Seite unten 90 mm / 90°
- Heck oben 60 mm / 41°
- Heck unten 60 mm / 49°
- Decke 30 mm / 0°
- Boden vorne 30 mm / 0°
- Boden hinten 20 mm / 0°
- Turm
- Blende 100 mm / rund
- Front 100 mm / rund
- Seite 100 mm / 72°
- Heck 100 mm / 60°
- Decke 30 mm / 0-5°
- Wanne
- Hersteller: Fabrik Nr.100 Kirowskij Werk in Tscheljabinsk (ChKZ oder Tankograd)
- Stückzahl: 107
Siehe auch
- IS-Serie
- KW-Serie - Vorgänger der Josef-Stalin-Panzer
- Sowjetische Militärfahrzeuge des 2. Weltkrieges
Weblinks
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