Ja'udi

Ja'udi

Ja'udi (auch Sam'al) war ein aramäischer Stadtstaat im ehemaligen Nord-Syrischen Bereich (heutiges Zincirli in der südöstlichen Türkei, 10 km nordöstlich von İslahiye und 70 Kilometer westlich von Gaziantep). Es lag südlich von Gurgum (Maraş) und östlich von Kilikien (Hilakku).

Inhaltsverzeichnis

Topografie

Die Stadt ist sehr symmetrisch angelegt und durch eine doppelte, fast kreisrunde Stadtmauer mit 800 m Durchmesser geschützt. Oberhalb der Stadt lag eine Zitadelle von unregelmäßig ovalem Grundriss. Der Zugang wurde durch zwei hintereinanderliegende Zangentore geschützt. Auf der Zitadelle lagen mehrere Paläste in der aus Syrien stammenden Hilani-Bauweise, also mit einem mit hölzernen Säulen verzierten Eingang und querliegendem Hauptraum. Auf der Zitadelle befinden sich auch Paläste aus assyrischer Zeit (G, J, K, H 1-5) und Magazine.

Die drei Tore der Stadt, Kammertore zwischen zwei hohen Türmen, sind mit reliefierten Basaltplatten (Orthostaten) verziert, typisch für die späthethitische Zeit. Aus dem 9. Jahrhundert v. Chr. stammen plastische Löwenfiguren sowie eine Sphinx, die vermutlich zum figürlichen Schmuck des Tores gehörten. Etwa 25 km südöstlich liegt die zum Herrschaftsbereich der Stadt gehörende Bildhauerwerkstatt von Yesemek, wo die Sphinx hergestellt wurde.

Geschichte

Der genaue Zeitpunkt des Entstehens von Ja'udi ist nicht bekannt. Sicher belegt ist hingegen, dass der Stadtstaat Anfang des 1. Jahrtausends v. Chr. durch einwandernde Aramäer gegründet und in den Namen Ja'udi/Sam'al umbenannt wurde. Der ursprüngliche Name dieser Region ist nicht erhalten geblieben, gehörte aber vorher zum Reich der Hethiter.

Salmanasser III. kämpfte nach seinem Bericht auf der Kurkh-Stele mit Verbündeten aus Bit Adini, Karkemisch und Unqi (Amuq) gegen Judi. Im späten 8. Jahrhundert v. Chr. kam sie unter assyrische Herrschaft.

Stele des Kilam-muwa

Aus dem 8. Jahrhundert v. Chr. stammt die Stele des Kilam-muwa (phönizische Inschrift). Kilam-muwa zeichnet sich durch assyrische Königskleidung aus. Seine Symbole sind der gehörnte Helm, der Bogen, die geflügelte Sonnendarstellung und der Halbmond. Der literarische Stil entspricht den damals üblichen Gepflogenheiten in Phönizien:

„ Ich bin Kilam-muwa, der Sohn des Chajanu. Gabbar war König über Ja'udi, aber er tat nichts. Es herrschte auch Bamach, auch er tat nichts. Mein Vater Chajanu tat ebenfalls nichts. Mein Bruder Ša'ûl tat auch nichts. Ich, Kilam-muwa, der Sohn Chajanus, tat aber etwas, was die, die vor mir waren, nicht taten. Das Haus meines Vaters war unter mächtigen Königen. Jeder streckte seine Hand aus zum Kämpfen. Ich aber war in der Hand der Könige wie ein Feuer, das den Bart und die Hand verzehrt. Und der König der Danunäer stand über mir, ich aber mietete gegen ihn den König von Assyrien. Eine Jungfrau wurde für ein Schaf gegeben und ein Mann für ein Gewand. Ich bin Kilam-muwa, der Sohn des Chajanu, und habe mich auf den Thron meines Vaters gesetzt.“

Kilam-muwa[1]

Stele des Panam-muwa II.

Durch einen ausführlichen Bericht auf der Stele des Panam-muwa II., die sein Sohn Bar-Rakib anfertigen ließ (phönizisch-aramäisch), kann der Verlauf der Ereignisse in dieser Zeit sehr gut nachvollzogen werden:[2]

„Diese Stele hat Bar-Rakib für seinen Vater Panam-muwa II. aufgestellt....Mein Vater war der Sohn des Bar-Sur....Die Götter bewahrten das Haus des Panam-muwa II. vor seiner Ausrottung....Zu Zeiten des Panam-muwa I. stand der Gott Hadad auf seinem Thron und veranlasste seine Tötung durch Rebellion....70 Angehörige des Hauses wurden ebenfalls getötet. Die restlichen Angehörigen wurden in Gefängnisse gesteckt....Es gab mehr verwüstete als bewohnte Orte. Das Schwert sollte vollends gegen mein Haus gezogen werden. Mein Vater Panam-muwa und ich sollten getötet werden....So wurde Panam-muwa II. selbst zum Schwert im Ja'udi-Land....Mein Vater brachte dem König Tiglat-Pileser III. Geschenke, der meinen Vater dann zum König von Ja'udi machte....Tiglat-Pileser III. tötete den Stein des Vernichtens Asarja vom Hause meines Vaters.[3][4] Als Dank gab er ihm Schätze der Götter von Ja'udi.“

Bar-Rakib

Hintergrund war der Feldzug des Tiglat-Pileser III. gegen eine von Asarja geführte Koalition. Nach dem Sieg durch Tiglat-Pileser III. wurden die Stadtstaaten Sumura, Arqa, Usnu und Siannu der Provinz Hama unterstellt, ohne jedoch ihre Eigenständigkeit zu verlieren.[5]

Liste der Stadtkönige

Eine Reihe von aramäischen Inschriften überliefert die Namen der Herrscher der Stadt.

  • Gabbar, zur Zeit von Salmanassar III.
  • Bamach, Sohn des Gabbar
  • Chajanu, Sohn des Bamach (858-830 v. Chr.)
  • Ša'ûl (der Erbetene), Sohn des Chajanu (830-? v. Chr.)
  • Kilam-muwa, Sohn des Chajanu (?-? v. Chr.) Kilam-muwa Stele aus Zeit 800-750 v.Chr.)
  • Panam-muwa I. (Bar-Sur)[6]
  • Asarja († 739 v. Chr.)
  • Panam-muwa II. (Sohn des Bar-Sur)[6](739-733 v. Chr.)
  • Bar-Rakib (733 v. Chr. - max. 713 v. Chr.)

Siehe auch

Anmerkungen und Einzelnachweise

  1. Der vollständige Text ist in TUAT 1 Alte Folge, S.639f. nachzulesen. Siehe zum Text auch den Weblink.
  2. TUAT 1 Alte Folge, S.630ff.
  3. Der vollständige Text ist im TUAT 1 Alte Folge S.630ff. nachzulesen.
  4. Der namentlich genannte Azari-yahu/Asari-yahu/Asrj-jhw wurde in den Inschriften des Tiglat-Pileser III. als Grund des Hilferufs 739 v. Chr. genannt. Vgl. hierzu den Bericht im TUAT 1 Alte Folge, S.630ff.
  5. Bruno Meissner, Erich Ebeling, Ernst Weidner, Wolfram v. Soden: Reallexikon der Assyriologie, S.537
  6. a b Sur ist eine weitere Bezeichnung von Tyros

Literatur

  • Thomas Friedrich: Die Ausgrabungen von Sendschirli und das bit hillani. In: Beiträge zur Assyriologie und semitischen Sprachwissenschaft. Bd. 1-10. Hinrichs, Leipzig 1889-1913/27, S. 227ff.
  • Benno Landsberger: Sam'al. Druckerei der Türkischen Historischen Gesellschaft, Ankara 1948.
  • Winfried Orthmann: Der alte Orient. Propyläen-Kunstgeschichte 18. Propyläen, Frankfurt 1985, ISBN 3-549-05666-4.
  • Felix von Luschan, Robert Koldewey, Carl Humann: Ausgrabungen in Sendschirli I-III. Orient-Comite, Berlin 1893ff.
  • Felix von Luschan, Jacoby: Ausgrabungen in Sendschirli IV. Orient-Comite, Berlin 1911.
  • Walter Andrae: Die Kleinfunde von Sendschirli. Ausgrabungen in Sendschirli V. de Gruyter, Berlin 1943.
  • Josef Tropper: Die Inschriften von Zincirli. Neue Edition und vergleichende Grammatik des phönizischen, sam'alischen und aramäischen Textkorpus. Ugarit, Münster 1993, ISBN 3-927120-14-6.

Weblinks

37.10361111111136.6786111111117Koordinaten: 37° 6′ 13″ N, 36° 40′ 43″ O


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужно сделать НИР?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Udi Hrant Kenkulian — (1901 ndash;August 29, 1978), often referred to as Udi Hrant ( oud player Hrant ) or as Hrant Emre ( Hrant of the soul ) was an oud player of Turkish classical music, and a key transitional figure in its transformation into a contemporary popular …   Wikipedia

  • Udi — may refer to:* The Udi people * The Udi language * Udi, Nigeria, a city in Enugu State, Nigeria * Udi, a place in the Etawah district of Uttar Pradesh, India See also * UDI …   Wikipedia

  • Udi Aloni — (born December 10, 1959) is an American Israeli filmmaker, writer, and visual artist whose works frequently explore the relationship between politics and theology, with emphasis on the theology of secularism. He began his career as a painter,… …   Wikipedia

  • Udi Manber — ( he. אודי מנבר) is an Israeli computer scientist. He is one of the authors of agrep and GLIMPSE. As of April 2008, he is employed by Google as one of their vice presidents of engineering. [cite web | title = Google Management | publisher =… …   Wikipedia

  • UDI — may refer to:* A Unilateral Declaration of Independence * Unidad de Inversion, Mexican currency funds unit * Unión Demócrata Independiente, a political party in Chile * Uniform Driver Interface, a project to develop portable device drivers *… …   Wikipedia

  • Udi Aloni — (en hébreu אודי אלוני) (né le 10 décembre 1959) est un réalisateur, un écrivain et un artiste visuel américano israélien. Ses œuvres explorent souvent les relations entre la politique et la religion. Aloni a commencé sa carrière comme… …   Wikipédia en Français

  • Udi Davidi — ( he. אודי דוידי) is an Israeli singer, musician, lyricist and composer lives in Maon, Israel. Davidi often writes about the relationship between God and man, and is influenced by the teachings of Rabbi Nachman of Breslov.His third album sold… …   Wikipedia

  • UDI — es el acrónimo de las siguienes acepciones: Unión Demócrata Independiente, partido político chileno. Universidad del Istmo, universidad guatemalteca. Universidad del Istmo, universidad panameña. Unified Display Interface, interfaz multimedia.… …   Wikipedia Español

  • Udi — Udi, Volk, so v.w. Wotjäken …   Pierer's Universal-Lexikon

  • UDI — sigla Unione Donne Italiane …   Dizionario italiano

  • udi — UDÍ vb. v. rămâne. Trimis de siveco, 21.10.2008. Sursa: Sinonime …   Dicționar Român

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”