- Jagdschloss Quitzin
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Quitzin (historisch auch Qwitzin) ist ein Ortsteil der Gemeinde Splietsdorf im Landkreis Nordvorpommern. Der Ort liegt im Tal der Trebel, sieben Kilometer nordwestlich von Grimmen. Das ehemalige Jagdschloss und Gut Quitzin ist eines der bedeutenden Kulturdenkmale in Vorpommern.
Inhaltsverzeichnis
Namensherkunft
Der Ortsname leitet sich aus dem alten Kučin, entstanden aus dem Zunamen Kuča, ab. In Urkunden finden sich die Schreibweisen curiam in Quitsin (1320-23), Quißin (1618) und Quitzin (seit 1631).[1]
Geschichte
Historische Funde belegen bereits eine frühe Besiedlung der Gemarkung. Zu diesen zählen Siedlungskeramik (Wandungsscherben und -ränder) sowie Eisenschlacke aus der römischen Kaiserzeit und der Völkerwanderungszeit und teilweise gegurtete jungslawische Keramik aus der Slawenzeit. Aus dem Zeitraum des Mittelalters und der Neuzeit wurden durch Auswertung von Preußischen Urmesstischblättern eine Kalkofenwüstung, eine Mühlenwüstung und eine ehemalige Ziegelei ermittelt.[2]
Auf eine frühe Besiedlung weisen auch eine in unmittelbarer Nähe des heutigen Schlosses befindliche Burgwallanlage einer Ringburg, die im 13. Jahrhundert entstand und von einem Wassergraben umgeben war, und ebenso der slawische Name Quitzin hin.
Gutshaus und Jagdschloss
Architektur
Das ehemalige Herrenhaus ist ein dreigeschossiger Putzbau, der fünf zu drei Achsen besitzt und im Kern um 1607 erbaut wurde. Aus der Mitte des Gebäudes ragt auf der Hofseite ein um 1723 entstandener Risalit mit einem wappenverzierten Dreiecksgiebel heraus. Aus dieser Zeit stammen auch die eingeschossigen Flügelbauten. Alle drei Gebäudeteile sind mit hohen Mansarddächern bedeckt. Die Außenfassade ist durch Eckquaderung und Fensterfaschen schlicht gegliedert. Der Haupteingang ist von Pilastern und einem Segmentbogen umrahmt. Im Hauptgeschoss finden sich aufwändige Stuckarbeiten an Wänden und Decken.[3]
Das Anwesen liegt in einem großen Landschaftspark, der ursprünglich als barocker Garten angelegt wurde und in die Trebelniederung übergeht.
Geschichte
Das hohe Gutshaus wurde 1607 im Stil der Backsteinrenaissance auf Fundamenten und Kellern eines aus dem 13. Jahrhundert stammenden Vorgängerbaus für den herzoglich-pommerschen Rat und Kanzler Erasmus von Küssow errichtet. Das Gutshaus wurde erstmals um 1457 erwähnt, als Herzog Erich II. von Pommern-Wolgast gemeinsam mit seinem Bruder Wartislaw X. das Gut an den Abt des Klosters Neuenkamp, an dessen Stelle sich heute die Stadt Franzburg befindet, verschenkte.
Das Gutshaus wurde um 1723 zum Jagdschloss umgebaut und dabei im Stil des Barock überformt. In der Schwedenzeit in Pommern war König Karl XII. von Schweden häufig als Jagdgast in Quitzin. Das Gut blieb bis zum Aussterben der Grafen von Küssow im Jahr 1824 in deren Besitz. Der Deutsche Orden prozessierte von 1824 bis 1841 um den Nachlass des letzten Küssow. Im zweiten Viertel des 19. Jahrhunderts ließ die Gräfin von Küssow im Park ein exzentrisches Badehaus im klassizistischen Stil durch den Schinkel-Schüler und Greifswalder Universitätsbauinspektor C.A.P. Menzel errichten, das für Vorpommern einmalig war und von dem nur noch die Fundamente erhalten sind. Die Erben Küssows verkauften im Jahr 1908 Quitzin an Werner von Veltheim. Die Familie von Veltheim wurde 1937 enteignet. Der Gutshof wurde 1945 in der Bodenreform aufgesiedelt. In der Zeit nach 1945 hat die Bausubstanz des Jagdschlosses schwer gelitten. Nach anfänglicher Nutzung als Flüchtlingslager nach Ende des Zweiten Weltkrieges wurde das Haus ab 1971 bis zur Wende von der Zivilverteidigung der DDR als Magazin genutzt, die Fenster wurden teils vermauert oder mit Eisengittern versehen und das Mansarddach des Hauptgebäudes durch ein Flachdach ersetzt. Verzierungen an der Außenfassade wurden entfernt.
Wegen der Bedeutung des Hauses für die Kulturgeschichte Vorpommerns wird es seit den 1990er Jahren von den neuen Eigentümern auch mit Hilfe der Deutschen Stiftung Denkmalschutz saniert und wieder instand gesetzt. Der 300 Jahre alte Putzbau hat ein neues Dach in ursprünglicher Form erhalten und wird wieder als Gutshaus genutzt. Derzeit steht noch der Wiederaufbau eines der beiden Kavaliershäuser rechts des Haupthauses aus.
Ehemalige Schlosskapelle
In der Gutsanlage vor dem Haupthaus liegt die kleine Schlosskapelle, ein 1614 errichteter, verputzter Backsteinbau, deren Kern früheren Datums sein könnte. Das östliche Joch ist mit Strebepfeilern versehen. Der Ostgiebel ist in Fachwerk ausgeführt, dessen Gefache verputzt sind. An ihm befindet sich eine hölzerne Aufhängung für die Glocke, welche aus dem Jahr 1856 stammt. Der westliche Giebel wurde im 19. Jahrhundert massiv in Backstein neu errichtet. West- und Südportal sind spitzbogig. Die Kapelle besitzt hölzerne Stichbogen-Fenster, die durch Putzfaschen gerahmt sind. Bei der Restaurierung nach 1990 wurde der Außenbau der Kapelle mit einem Muschelkalkputz versehen.
Im Innern besitzt das Gebäude im Chorjoch ein Zellengewölbe und im Kirchenschiff eine verputzte Holztonne. Zwei rechteckige Mauernischen befinden sich in der Ostwand.
Zur Innenausstattung der Schlosskapelle zählt ein Altaraufsatz aus Sandstein von 1616, der wahrscheinlich Sockel eines größeren Retabels war und Wappen der Familien von Küssow und von Blücher, den damaligen Besitzern, trägt. Weiterhin befinden sich im Gebäude eine Kanzel mit Renaissance-Schnitzarbeiten, ein Kruzifix aus dem 14. Jahrhundert, ein Lesepult aus dem Jahr 1714 und ein achteckiger Taufstein aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Letzterer befand sich ursprünglich in der Kirche in Rolofshagen. Das Gestühl stammt aus der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts.
Der Kirchhof ist von einer Feldsteinmauer umgeben. Auf ihm befindet sich eine Grabstele aus dem Jahr 1746.[4]
Die ehemalige Schlosskapelle wird gelegentlich noch von der Pommerschen Evangelischen Landeskirche genutzt, etwa für Trauungen und Taufgottesdienste.
Literatur
- Selge, Frank: Der Prozeß des Deutschen Ordens um den neuvorpommerschen Nachlaß von Reichsgraf Erasmus Ernst Friedrich Graf und Herr zu Küssow und Megow in den Jahren 1824 bis 1841. In: Vorträge zur mecklenburgischen Familienforschung Heft 10, 2001, S. 47-64
Einzelnachweise
- ↑ Manfred Niemeyer: Greifswalder Beiträge zur Ortsnamenkunde VII. Kreis Nordvorpommern. Druckhaus Panzig, Greifswald 2007, ISBN 3-86006-266-2, S. 109
- ↑ Landesamt für Bodendenkmalpflege Mecklenburg-Vorpommern und Archäologisches Landesmuseum (Hrsg.): Bodendenkmalpflege in Mecklenburg-Vorpommern. Jahrbuch 2001. Band 49., Lübstorf 2002, ISSN 0947-3998
- ↑ Georg Dehio:Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler. Mecklenburg-Vorpommern, Deutscher Kunstverlag, Neubearbeitung, München/Berlin 2000, ISBN 3-422-03081-6, S. 429
- ↑ Jana Olschewski: Offene Kirchen I. Von der Recknitz bis zum Strelasund. Helms-Verlag, Schwerin 2005, ISBN 3-935749-49-X, S. 30
Weblinks
54.11777777777812.969722222222Koordinaten: 54° 7′ N, 12° 58′ O
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