- James Frazer
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Sir James George Frazer (* 1. Januar 1854 in Glasgow; † 7. Mai 1941 in Cambridge) war ein schottischer Anthropologe, Religionswissenschaftler und klassischer Philologe. Er betätigte sich auch im Bereich der Ethnologie und gilt als Begründer der Religionsethnologie.
Er erforschte religionsgeschichtliche Fragen der Antike und des Orients.
Inhaltsverzeichnis
Wirken
Frazer erforschte die religionsgeschichtlichen und volkskundlichen Hintergründe antiker Texte. Sein Interesse bestand, dem damaligen wissenschaftlichen Paradigma entsprechend, hauptsächlich in der Erforschung evolutionärer Prozesse, so dass er die hinter antiken Quellen liegenden "primitiven" Anschauungen und Riten sichtbar machen wollte.
Frazers Religionsbegriff war reduktionistisch, da er Religion als defiziente Weltanschauung verstand, die auf einer falschen kognitiven Perspektive beruhe und den aus Furcht entstandenen Versuch darstelle, das bedrohte Überleben zu sichern.
Im Bereich der Ethnologie versuchte Frazer Antriebe und Motive der damals noch so genannten "Wilden" durch vergleichende Methoden zu erkennen, und ging davon aus, dass er in der Lage sei, wahr und falsch dieser Motive zu beurteilen. Durch seine Forschungen trug Frazer wesentlich zur Anerkennung der Ethnologie als Wissenschaft bei.
Frazer versuchte in seinem Hauptwerk „Der goldene Zweig“ die griechische und römische Religionsgeschichte durch eine vergleichende Methode mit von der Ethnologie und der Volkskunde erbrachten Forschungen zu verbinden. Er kommt zu dem Schluss, dass die Evolution des menschlichen Geistes auf der Reihenfolge Magie-Religion-Wissenschaft beruhe. Magie sei demnach der Versuch, die dem Menschen bedrohliche Umwelt zu kontrollieren und zu seinen Gunsten zu beeinflussen und hieraus entspringe die Erkenntnis übernatürlicher Mächte, deren Wohlwollen es durch die Religion zu erreichen gelte. Diese evolutionistische Auffassung wird heutzutage in den entsprechenden Wissenschaften nicht mehr vertreten, da zum einen der Wissenschaft nicht mehr unbedingt Sinnstiftung zugesprochen wird, zum anderen Magie und Religion vielfach vermengt sind und darüber hinausgehend Frazer von einer Leistung einzelner herausragender Individuen ausgeht und die soziologische Perspektive ablehnt. Trotzdem wird das Werk, auf das sich auch Eduard Renners Goldener Ring über Uri bezog, auch heutzutage noch als Quelle für detaillierte Studien zur Mythologie genutzt.
Frazers Werk „Totemismus und Exogamie“ stellte zum ersten Mal in der Geschichte der Ethnologie sämtliche ethnographischen Daten zum Thema Exogamie zusammen und gilt trotz Kritik an den Frazerschen Schlussfolgerungen als bedeutendes Werk.
Werke
Deutsche Ausgaben
- Der goldene Zweig. Das Geheimnis von Glauben und Sitten der Völker, Leipzig: Hirschfeld 1928; Nachdrucke: Köln: Kiepenheuer und Witsch 1968; Frankfurt: Ullstein 1977; Reinbek: Rowohlt 1989 (Übersetzung der von Frazer 1923 herausgegebenen "Kurzfassung" in 1 Band, umfasst im Deutschen immer noch 1087 Seiten!)
- Mensch, Gott und Unsterblichkeit: Gedanken über den menschlichen Fortschritt, Leipzig: Hirschfeld 1932
- Die Arche: Biblische Geschichten im Lichte der Völkerkunde, Stuttgart: Köhler 1960 (Übersetzung von Folk-Lore in the Old Testament)
Englische Texte
- Totemism (1887)
- The Golden Bough (1890) („Der Goldene Zweig“)
- The Golden Bough, Second Edition (1900, in 6 Bänden)
- The Golden Bough, Third Edition (1907-1915, in 12 Bänden), im Einzelnen:
- The Magic Art and the Evolution of Kings (2 Teile)
- Taboo and the Perils of the Soul
- The Dying God
- Adonis, Attis, Osiris. Studies in the History of Oriental Religion (2 Teile)
- Spirits of the Corn and of the Wild (2 Teile)
- The Scapegoat
- Balder the Beautiful. The Fire-Festivals of Europe and the Doctrine of the External Soul (2 Teile)
- Bibliography and General Index
- 1936 veröffentlichte Frazer zudem ein Supplement: Aftermath
- Totemism and Exogamy (1910)
- The Belief in Immortality and the Worship of the Dead (1913-1924, 3 Bände)
- Folk-Lore in the Old Testament: Studies in Comparative Religion, Legend and Law (1919)
- The Worship of Nature (1926) (die Gifford Lectures 1923-1925)
- The Gorgon's Head and other Literary Pieces (1927)
- Man, God, and Immortality (1927)
- The Fear of the Dead in Primitive Religion (1933-1936)
- Creation and Evolution in Primitive Cosmogonies (1935)
Zitate
„ Letzten Endes ist das, was wir Wahrheit nennen, doch nur die Hypothese, die sich am besten bewährt hat.“
– James George Frazer, Der goldene Zweig, Schluss 23. Kapitel
Literatur
- Axel Michaels (Hrsg.): Klassiker der Religionswissenschaft. München: C.H. Beck 1997; ISBN 3-406-42813-4
Weblinks
- Literatur von und über James Frazer im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Klaus-Gunther Wesseling: James Frazer. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 18, Herzberg 2001, ISBN 3-88309-086-7, Sp. 457–467.
Personendaten NAME Frazer, James George KURZBESCHREIBUNG schottischer Ethnologe GEBURTSDATUM 1. Januar 1854 GEBURTSORT Glasgow STERBEDATUM 7. Mai 1941 STERBEORT Cambridge
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