- James Maurice Gavin
-
James Maurice „Jumpin' Jim“ Gavin (Geburtsname: James Nally Ryan; * 22. März 1907 in New York City; † 23. Februar 1990 in Baltimore, Maryland), auch the jumping general genannt, war ein US-amerikanischer Lieutenant General (Generalleutnant) und amerikanischer Botschafter in Frankreich.
Seine Männer, die ihn sehr schätzten, nannten ihn wegen seiner athletischen Figur auch Slim Jim. Gavin kämpfte gegen die Rassentrennung in der US Army, wodurch er noch mehr Anerkennung bekam. Mit seiner ersten Frau Irma Baulsir hatte er eine Tochter, Barbara Gavin Fauntleroy; mit seiner zweiten Frau hatte er vier Töchter.
Seine Auszeichnungen umfassen unter anderem das Distinguished Service Cross mit Eichenlaub, den britischen Distinguished Service Order, sowie die französischen Auszeichnungen Ehrenlegion und Croix de Guerre Avec Palme.
Leben
Herkunft und Jugendjahre
James M. Gavin wurde am 22. März 1907 in Brooklyn, New York, geboren. Die genaue Herkunft Gavins ist unbekannt. Seine Mutter war wahrscheinlich die aus Irland eingewanderte Katherine Ryan, sein Vater der ebenfalls aus Irland stammende James Nally, jedoch wird in der Geburtsurkunde ein Thomas Ryan als Vater angegeben – vielleicht um die Geburt zu legitimieren. In der Geburtsurkunde wird der Name des Kindes als James Nally Ryan angegeben, jedoch wurde Nally nachträglich gestrichen. Als er ungefähr zwei Jahre alt war, gaben ihn seine Eltern im Waisenhaus Convent of Mercy in Brooklyn ab. Von dort kam er in staatliche Fürsorge, bis er im Februar 1909 adoptiert wurde.
Seine Adoptiveltern, Martin Thomas Gavin, ein Bergarbeiter in einem Kohlebergwerk, und dessen Frau Mary, nahmen den Jungen mit in ihre Heimat Mount Carmel, Pennsylvania, wo er seine Kindheit und Jugend verbrachte. Hier erhielt er den Nachnamen Gavin anstelle seines Geburtsnamens Ryan. Gavin lebte mit seiner Familie in Mietshäusern, und zog örtlichen Aufzeichnungen zufolge während seiner Jugend oft im selben Block um. Gavin beschrieb in seinem letzten Interview seinen Adoptivvater als „freundlichen und großzügigen, […] sanftmütigen Mann“, der „niemals seine Hand gegen mich erhob.“ Über seine Adoptivmutter hingegen sagte er: „Sie war eine starke Trinkerin […] mit einer Neigung zur Gewalt, die mein Leben gefährlich machte.“ Gavin berichtet außerdem, dass sie ihn manchmal mit einer neunschwänzigen Katze schlug, die sie extra zu diesem Zweck angeschafft habe. Er berichtet auch, dass sie ihn, während er nachts schlief, schlug. Erst als Gavin älter wurde, ließen die Misshandlungen nach.
Grant Whary, ein Nachbar der Gavins, nahm James M. Gavin oft mit auf die Jagd und erfüllte für Gavin eine Vorbildfunktion. Whary nahm Gavin außerdem ab und zu mit ins Kino, wo Gavin 1915, als er acht Jahre alt war, einen Stummfilm, vermutlich einen Nachrichtenbeitrag, zum Krieg auf dem Balkan sah. Über seine Eindrücke schrieb er: „I was very impressed with the masses of men that were being moved about and with the fighting itself. It seemed to be more movement than actual combat.“ (Deutsch: „Mich beeindruckten die Massen von Männern, die bewegt wurden, und das Kämpfen selbst. Es schien mehr eine Bewegung zu sein als wirklicher Kampf.“). Sobald Gavin lesen konnte, begann er, sich für Geschichte zu interessieren. Seine unabhängige, aktive und auch aggressive Art ließ ihn zum Anführer seiner Freunde werden.
Gavin arbeitete schon früh in diversen Jobs, beispielsweise als Barbiergehilfe oder Zeitungsausträger. Beim Konkurrenzkampf mit anderen Zeitungsausträgern lernte Gavin die Vorteile von Überraschungen (bzw. Überraschungsangriffen) kennen, die er später, im Krieg, als Taktik anwandte. Obwohl Gavin seinen Adoptivvater gerne mochte und nicht wusste, welchen Beruf er selbst einmal ausüben wollte, war er sich schon als Jugendlicher darüber im klaren, dass er nicht - wie sein Vater - in den Kohlebergwerken Pennsylvaniens arbeiten wollte.
Zur Zeit des amerikanischen Eintritts in den Ersten Weltkrieg, im Jahr 1917, träumte Gavin, der in der Schule mittelmäßige Leistungen erbrachte, davon, in den Krieg, den er aus Zeitschriften und Geschichtsbüchern kannte, zu ziehen, wofür er jedoch noch zu jung war. In der achten Klasse, als er über den amerikanischen Bürgerkrieg unterrichtet wurde, wurde sein Interesse an Kriegstechnologien geweckt. Er bastelte Kriegsspielzeug aus Papier, mit dem er Schlachten, von denen er gelesen hatte, nachspielte. Er las viele Bücher über den amerikanischen Bürgerkrieg, aus denen er entnahm, dass die besten Strategen in der Militärakademie West Point unterrichtet würden. Mit 13 Jahren fing Gavin an, wichtige Informationen bzw. Erlebnisse auf kleine Zettel zu schreiben, was er sein Leben lang tat.
Aufgrund der schlechten Verhältnisse in seinem Zuhause und der Tatsache, dass seine Adoptiveltern wollten, dass er in den Kohleminen arbeitet, beschloss Gavin, an seinem 17. Geburtstag, im Jahr 1924, um Mitternacht sein Zuhause für immer zu verlassen. Er kannte die Zugfahrpläne, und wusste, dass um zwei Uhr nachts ein Zug nach New York fahren sollte. Mit etwas Geld in den Taschen, stand er um 1:30 Uhr in der Nacht auf, ging zum Bahnhof und nahm den Zug nach New Nork.
Eintritt in die Armee und Ausbildung in West Point
Eintritt in die Armee
James M. Gavin kam am Morgen des 22. März 1924 in New York an. Als erstes sandte er ein Telegramm an seine Adoptiveltern, in dem er nur schrieb, dass es ihm gut ginge, um zu vermeiden, dass diese eine Vermisstenanzeige bei der Polizei aufgeben. Den Rest des Tages verbrachte er mit der Suche nach Arbeit.
Eines Tages, Ende März, begegnete er einem rekrutierenden Sergeant der US Army, doch durfte er erst mit 18 Jahren und einer elterlichen Einwilligung in die Armee eintreten. Gavin sagte dem Sergeant, da er wusste, dass er nie die Einwilligung seiner Adoptiveltern bekommen würde, dass er ein Waisenjunge sei und über den Zeitpunkt seiner Geburt nichts wüsste. Der Sergeant nahm ihn, zusammen mit einigen anderen Jungen in seiner Situation, mit zu einem Anwalt, der sich zu ihrem Vormund erklärte und die Einwilligungen unterzeichnete.
Stationierung in Panama
Am 1. April 1924 wurde Gavin von dem Captain (Hauptmann) Buckner im Whitehall Building vereidigt, und daraufhin nach Panama überstellt. Seine Ausbildung fand nicht in einem Trainingscamp statt, sondern gleich in seiner Einheit, der „US Coast Artillery“ in Fort Sherman. Er wurde der Besatzung eines 155-mm-Geschützes, unter dem Befehl des alten, irischen Sergeant McCarthy, den er als „fein“ beschrieb, zugeteilt. Ein anderer Vorgesetzter aus seinen ersten Tagen, den Gavin im Gedächtnis behielt, war sein First Sergeant, ein amerikanischer Indianer, namens „Chief“ Williams, den er zu respektieren und schätzen lernte.
In Panama herrschten nicht gerade rosige Umstände, denn neben Moskitos, welche die Malaria übertrugen, herrschten hohe Temperaturen. Aus Sicht der Armee jedoch gingen viel mehr Gefahren von einheimischen Huren aus: 9 % der Soldaten waren an Geschlechtskrankheiten erkrankt. Doch trotz dieser und noch anderer Gegebenheiten empfand Gavin seinen Aufenthalt als Freude.
Zum ersten Mal in seinem Leben war Gavin an einem Platz, den er sich selbst ausgesucht hatte. In der Hierarchie der Armee fand er seine Familie und brach jeglichen Kontakt zu seinen Adoptiveltern ab. Er passte sich schnell den Anforderungen, die die Armee an ihn stellte, an.
Gavin vertrieb sich seine Freizeit mit dem Lesen von Büchern in der Bibliothek, so beispielsweise auch mit dem Buch „Great Captains“, das Biographien berühmter Feldherren, so z.B. auch Hannibal, enthält. Außerdem machte er Streifzüge durch die Umgebung und malte sich aus, wie er das Gebiet einnehmen würde.
Der First Sergeant, „Chief“ Williams, erkannte Gavins intellektuelle Kapazität und machte ihn zum seinem Assistenten. Gavin bestand den Test zum Corporal innerhalb von sechs Monaten. Später notierte er zu seiner Beförderung: „rather young for a soldier in those days“ (Deutsch: „damals ziemlich jung für einen Soldaten“).
Gavin wünschte sich, auf einen höheren Posten zu kommen, um in der Armee etwas verbessern zu können. Auf den Rat seines First Sergeants bewarb er sich an einer Armeeschule, deren beste Absolventen die Chance hatten, für die United States Military Academy in West Point zugelassen zu werden. Gavins erster Tag an der Schule war der 1. September 1924, ihm blieben nur zwei Wochen, um sich vorzubereiten. Er erfüllte die körperlichen Voraussetzungen und durfte mit einem Dutzend anderen Männern eine Schule in Corozal Town, Belize, besuchen. Nach einem Monat Unterricht wurde ein Examen geschrieben, das darüber entschied, wer am anschließenden viermonatigen Hauptkurs teilnehmen durfte.
Das Examen war für Gavin, nach eigenen Angaben, ein Desaster, denn in Mathematik bekam er eine sehr schlechte Note, was daran lag, dass er in Algebra nicht das gelernt hatte, was für die Prüfung vorausgesetzt wurde. Dennoch durfte er am Hauptkurs teilnehmen. Wie oft in seinem Leben fand er einen Mentor, der ihn unterstützte: Lieutenant Percy Black.
Der Unterricht bei Black begann um 8 Uhr morgens und dauerte vier Stunden. Es wurden jeweils einstündig Algebra, Geometrie, Englisch und Geschichte gelehrt. Zu jedem Fach gab es, bis zum Folgetag, ca. 40 Seiten als Hausaufgabe zu lesen, was für Gavin zunächst eine Schwierigkeit darstellte. Die letzten zwei Monate wurden alte Aufnahmeprüfungen von West Point behandelt.
Bei der Abschlussprüfung am 1. März 1925 hatte Gavin mehr Glück. Er hatte zwar Schwierigkeiten, dieses Mal mit dem Zusammenfassen eines Werkes von William Shakespeare, bestand jedoch mit Hilfe Blacks die Prüfung und wurde für West Point zugelassen.
Gavin an der United States Military Academy in West Point
Gavin kam im Sommer 1925, drei Monate nach seinem 18. Geburtstag, an der United States Military Academy in West Point, New York, an. West Point war damals die Schule der technischen und militärischen Neuerungen und bekannt für eine gute Offiziersausbildung. Nach der Vereidigung musste Gavin Formulare über sein Alter und seine Militärlaufbahn ausfüllen, bei denen er für sein Alter 21 (statt 18) angab, um zu verheimlichen, dass er zum Zeitpunkt seines Eintritts in die Armee nicht alt genug war.
Lucius D. Clay, Abschlussjahrgang 1918, der zur Zeit Gavins’ Lehrer an der Akademie war, sagte über die dortigen Lernanforderungen: „You didn’t have to study to do quite well, if you had a reasonable background.“ (Deutsch: „Du brauchtest nicht zu üben, um gut abzuschneiden, wenn du das nötige Hintergrundwissen hast“). Da Gavin eben dieses Hintergrundwissen nicht hatte, fiel ihm das erste Semester in West Point schwer. Um die Masse von 40 bis 50 Seiten Hausaufgaben pro Fach und Tag bewältigen zu können, stand Gavin um 4:30 Uhr morgens auf und las selbige auf der Latrine, dem einzigem dauerhaft beleuchteten Ort.
Im Dezember 1925 wurde ein Eignungstest geschrieben. Gavin bestand diesen Test zu seiner Erleichterung ohne Schwierigkeiten. Von seinen ursprünglich 449 Klassenkameraden blieben jedoch nur 385 übrig.
Das zweite Semester bewältigte Gavin ohne große Schwierigkeiten. Als in seinem zweiten Jahr an der Akademie auch noch sein Lieblingsfach Geschichte angeboten wurde, war Gavins’ Interesse für das Studieren geweckt.
Im Frühjahr 1926 erreichte Gavin ein Telegramm von seiner Adoptivmutter, in dem sie schrieb, dass Martin Gavin angeschossen worden sei und sich im Krankenhaus befände. Sie bat ihn, nach Mount Carmel zurückzukehren. Gavin bekam drei Tage Sonderurlaub und fuhr zu seinen Adoptiveltern nach Mount Carmel, wo er erfuhr, dass Grant Whary seinen Adoptivvater bei einem Streit in die Schulter geschossen hatte. Nachdem seine Mutter ihm einige Vorwürfe gemacht und Gavin seinen Vater besucht hatte, kehrte er nach West Point zurück.
Wieder in West Point angelangt, begann Gavin mit dem Boxen, wodurch er an der Akademie bekannt wurde. Außerdem erlernte er das Reiten, was er bald gut konnte. Er wurde im Sommer 1926 wegen seinem Interesse am Boxen an ein katholisches Jungen Camp bei Lake George, New York, eingeladen. Nachdem er in der Folgezeit weiter an der Akademie u.a. die großen Feldherren der Geschichte, Caesar, Alexander der Große, Napoléon Bonaparte studiert hatte, wurde er im Sommer 1928 zum First Sergeant befördert.
In diesem Sommer traf Gavin bei einer Tanzveranstaltung in West Point auf Irma Baulsir, eine Frau aus dem oberen Mittelstand. Mit Irma und ihren Eltern verbrachte er auch sein Weihnachtsfest 1928.
Er graduierte im Juni 1929 und wurde ausgewählt, seine Kompanie bei einem Reitwettkampf zu repräsentieren, wobei er gut abschnitt. In der 1929er Edition des Jahrbuchs von West Point, des so genannten „Howitzer“, wurde er als Boxer und Kadett, der im vorhinein schon Soldat war, aufgeführt. Nach seiner Graduierung und der damit verbundenen Beförderung zum Second Lieutenant (Leutnant) heiratete Gavin am 5. September 1929 Irma Baulsir. Zehn Jahre später kehrte er nach West Point zurück, um dort Taktik zu lehren.
Gavin auf der Suche nach seinem Platz in der Armee
Gavin wählt die Infanterie
Gavin ging nach seiner Graduierung an der Militärakademie zur Infanterie. Die Kavallerie war damals hauptsächlich für die Söhne aus reichen Familien, die Artillerie sowie das US Army Corps of Engineers für gute Mathematiker bestimmt. Der Infanterie ging der Ruf voraus, dass man bei ihr den größten Ruhm erlangen könne, da sie an der vordersten Linie kämpfte.
Gavin sagte später über seine Entscheidung, zur Infanterie zu gehen:
- „I went forth to seek the challenge, to move towards the sounds of guns, to go where the danger was greatest, for there is where the issues would be resolved and the decisions where made.“ (Deutsch: „Ich begab mich, die Herausforderung suchend, zum Klang der Gewehre, dorthin, wo die Gefahr am größten war, weil dort Probleme gelöst und Entscheidungen getroffen wurden.“).
In der Folgezeit reiste Gavin zu berühmten Schlachtfeldern des amerikanischen Bürgerkrieges. Als er West Point verließ war der Einsatz von Flugzeugen in der Kriegführung revolutionär. Gavin, der sein ganzes Leben lang Innovationen und Neuerungen ausprobieren und kennen lernen wollte, dachte sich, dass man in einem neuen Arbeitsfeld zum Pionier seiner Zeit würde und somit bekannt werden könnte. Gavin hatte außerdem aus seinen Studien früherer Schlachten gelernt, dass Innovationen oft entscheidend für den Ausgang einer Schlacht, teilweise sogar entscheidend für den Ausgang eines Krieges waren, was sein Interesse an neuen Ideen weiter anfachte.
Gavin bewarb sich daraufhin an einer Flugschule in Brooks Field, Texas, an der er auch angenommen wurde. Er beschrieb seine Zeit auf der Flugschule wie folgt: „Ich liebte es zu fliegen. […] Es machte viel Spaß, die offenen Zweidecker zu fliegen […]“. Gavin genügte den angefordeten Maßstäben jedoch nicht und wurde von der Schule entlassen, woraufhin er hoffte, einen Posten weit entfernt von Texas zu bekommen.
Stationierung in diversen Camps
Gavin wurde im Camp Harry J. Jones, das in der Nähe von Douglas, in Arizona und nahe der mexikanischen Grenze lag, aufgenommen. In diesem Camp war die „all-black“ 25. US-Infanteriedivision, eine Division, die hauptsächlich aus farbigen Amerikanern bestand, stationiert. Gavin erreichte das Camp an Weihnachten 1929.
In dem Camp angekommen, war er der Rangniedrigste der 18 Offiziere. Die Moral der Division war schlecht. Gavin war ebenso wie der Rest der Männer frustriert, denn es gab im Camp wenig Beschäftigung. Die Angehörigen der Division hatten nichts anderes zu tun als zu Trainieren. Es war billiger Basketballspiele oder ähnliches zu organisieren als Trainingsmärsche mit Ausrüstung und Munition zu veranstalten; die US Army hatte zu dieser Zeit nicht viel Verwendung für ihre Soldaten. Er verbrachte etwa drei Jahre im Camp und hatte während dieser Zeit mindestens eine Affäre.
Danach ging Gavin an die Infanterieschule in Fort Benning. Hier fand er die Armee, die er suchte: Eine Armee, die aktiv nach neuen Innovationen und Möglichkeiten suchte. Colonel (Oberst) George Catlett Marshall war zu jener Zeit der Leiter der akademischen Abteilung der Schule. Er brachte Joseph Stilwell als Leiter der Taktikabteilung an die Schule.
Marshall und Stilwell lehrten unter anderem - entgegen den Lehrmethoden anderer Schulen - auf lange schriftliche Befehle zu verzichten und lieber eine grobe Richtung vorzugeben und den Rest von den Kommandanten auf dem Schlachtfeld regeln zu lassen. Diese Lehrmethode wurde als „Benning Revolution“ bekannt. Stilwells Motto auf dem Schlachtfeld war daher auch: „Move, Shoot, Communicate.“ (Deutsch: „Bewegen, schießen, kommunizieren.“). So war er auch ein Gegner komplizierter Manöver und Pläne, was auch auf seinen Unterricht abfärbte. Er kümmerte sich nicht darum, ob seine Schüler einen perfekten Aufsatz abgaben, sondern vielmehr, wie sie in Problemsituationen agierten, beispielsweise wenn sie in eine Falle gerieten. Gavin seinerseits blühte unter diesen Bedingungen in seiner Rolle auf.
Gavin sagte über Stilwell und seine Lehrmethoden:
- „He was a superb officer in that position, hard and tough worker, and he demanded much, always insisting that anything you ask the troops to do, you must be able to do yourself.“
- (Deutsch: „Er war ein großartiger Offizier in der Position [Leiter der Taktikabteilung], [ein] harter und standhafter Arbeiter, und er verlangte viel, immer darauf beharrend, dass sich das, was du den Truppen aufgibst, auch im Rahmen deiner eigenen Fähigkeiten befindet.“)
In Fort Benning achtete Gavin zum ersten Mal genauer auf seinen eigenen Stil. So achtete er auf gute Kondition und auf Kleidung was später zu seinen Spitznamen „Gentleman Jim“ und „Slim Jim“ führte.
Ihm machte die Zeit in Benning Spaß, zwei Dinge jedoch störten ihn. Zum einen die Situation in der Armee, zum anderen seine Ehe mit Irma Baulsir. Irma war zusammen mit Gavin nach Fort Benning gefahren und lebte in einem Nachbarort. Sie fühlte sich dort jedoch nicht besonders wohl und ließ ihn dies auch wissen. Am 23. Dezember 1932 fuhren beide zu Baulsirs Eltern nach Washington D.C., um dort Weihnachten zu feiern. Nach ihrem Weihnachtsaufenthalt in Washington beschloss Irma, dass es ihr dort besser gefiel, als in Fort Benning, woraufhin sie bei ihren Eltern blieb. Im Februar 1933 wurde Irma schwanger.
Im Jahr 1933 war die Zeit in Fort Benning für Gavin, der mittlerweile 26 Jahre alt war, vorbei. Er suchte nach einem Kommandeur-Posten, da er keine Lust hatte, für die folgenden Jahrzehnte als Ausbilder für neue Rekruten zu arbeiten. Seine Bewerbung beim 28. und 29. Infanterieregiment in Fort Sill, in Oklahoma, dass von General Lesley J. McNair geleitet wurde, hatte Erfolg. Im selben Zeitraum wurde auch der damalige Lieutenant Maxwell D. Taylor aufgenommen.
Fort Sill hatte im Vergleich mit Fort Benning für James M. Gavin einen Unterschied: Er las hier viel in der „ausgezeichneten Bibliothek“ des Forts, wie er es selber bezeichnete. Während der Großteil der Soldaten ihre Zeit mit Schießen, Polo spielen und dem Feiern von Partys verbrachten, hielt sich Gavin in der Bibliothek auf. Er notierte für ihn interessante Teile der gelesenen Bücher in seinem Notizbuch, so zum Beispiel die Reden berühmter Feldherren vor einer Schlacht. Einer der Autoren hatte es ihm besonders angetan: John Frederick Charles Fuller. Er sagte über ihn: „[He] saw clearly the implications of machines, weapons, gasoline, oil, tanks and airplanes. I read with avidity all of his writings.“ (Deutsch: „[Er] sah die Implikationen von Maschinen, Waffen, Benzin, Öl, Panzern und Flugzeugen. Ich las alle seiner Schriften mit Begierde.“).
Gavins erstes Kind wurde geboren, während er in Fort Sill im Dienst war, was die lokale und mentale Entfernung zwischen ihm und Irma deutlich werden ließ. Der Tag, an dem sein Kind geboren wurde, war ein Nationalfeiertag und Gavin hatte beschlossen, eine ganztägige Jagd im Reservat von Fort Sill zu machen. Irma versuchte ihn telefonisch zu erreichen und über die Neuigkeiten zu informieren, was ihr jedoch nicht gelang. Danach verschickte sie ein Telegramm, was jedoch in Gavins Postfach in der Poststelle von Fort Sill ankam und so erst am Abend des darauf folgenden Tages von ihm gelesen wurde. „She was very unhappy with me, as was her mother also.“ (Deutsch: „Sie war nicht sehr froh über mich, ebenso wie auch ihre Mutter.“) notierte sich Gavin. Irma kam ihn daraufhin zusammen mit dem Baby in Fort Sill besuchen. Beide strahlten nach außen hin aus, dass sie glücklich seien, was viele von Gavins Kameraden auch so auffassten.
Im Jahr 1936 genehmigte die Armee Gavins Gesuch, auf den Philippinen stationiert zu werden. Vor seiner Abreise besuchte Gavin zum letzten Mal seinen Adoptivvater Martin Gavin in Mount Carmel. Martin kam ihm um einiges älter vor als bei seinem letzten Besuch. Gavin hatte daraufhin Mitleid mit dem Mann, der ihn großgezogen hatte, blieb jedoch nicht dort, um sich um ihn zu kümmern. Seine Adoptivmutter sah er während seines gesamten Aufenthalts in Mount Carmel nicht ein einziges Mal.
Versetzung auf die Philippinen und Stationierung in Washington und Fort Ord
Auf den Philippinen angekommen war Gavin über den Zustand der Truppen, die mögliche japanische Expansionspläne vereiteln sollten, negativ erstaunt. Die 20.000 dort stationierten Soldaten waren schlecht ausgerüstet. So überliefert das Buch „Paratrooper: The Life of Gen. James M. Gavin“ beispielsweise das Zitat „Our weapons and equipment were no better than those used in the First World War“ (Deutsch: „Unsere Waffen und Ausrüstung waren nicht besser als die aus dem Ersten Weltkrieg“). Gavin war verblüfft über die seines Erachtens schlechten Vorbereitungen der Armee.
Er spielte mit dem Gedanken, Japanisch zu lernen, gab diese Idee aber wieder auf, als ihm von seinem Bataillonskommandeur mitgeteilt wurde, dass er dann wohl den nächsten Krieg als Übersetzer und Verhörer verbringen würde, wozu Gavin keine Lust hatte. Auf den Philippinen bekam Gavin gute bis ausgezeichnete Beurteilungen und Lob für seine Einstellung und Leistungen.
Nach anderthalb Jahren kehrte Gavin zusammen mit seiner Familie nach Washington zurück, um dort bei der 3. US-Infanteriedivision in den Vancouver Barracks zu dienen. Dort wurde Gavin zum Captain (Hauptmann) befördert und erhielt sein erstes Truppenkommando als kommandierender Offizier der K-Kompanie des 7. Infanterieregiments. Gavins Beziehung zu Irma wurde immer schlechter; während seiner Zeit bei der 3. Infanteriedivision hatte Gavin sogar zwei Mätressen - „Belle“ und „E“.
An seinem neuen Posten in Fort Ord, Kalifornien, zog Gavin sich beim Handballspielen eine Netzhautablösung am rechten Auge zu. Es passierte von einem auf den nächsten Moment und ohne erkennbaren Grund. Gavin berichtete „It seemed to go blind in my right eye." (Deutsch: "Es schien, als würde ich auf dem rechten Auge blind werden.“). Gavin befürchtete, dass der Unfall seine Militärkarriere beenden könne und suchte einen Arzt in Monterey, außerhalb des Forts, auf. Dieser diagnostizierte die Netzhautablösung und empfahl eine 90tägige Ausruhzeit mit einer Augenklappe über dem Auge und ohne Übungen etc. Gavin jedoch wollte diese Empfehlung nicht akzeptieren und verließ sich auf die Selbstheilung des Auges, die nach mehreren Monaten eintrat.
Rückkehr nach West Point – Gavin als Ausbilder
Gavin wurde zurück nach West Point beordert, um dort Mitglied in der Fakultät der taktischen Abteilung zu sein. Er war über die Aufgabe sehr erfreut, da er sich dort durch Lesen und Unterrichten fortbilden konnte. Als die Deutschen in Europa die Blitzkriegtaktik anwandten, um Polen, Frankreich und andere Länder zu erobern, versuchte die Fakultät von West Point die deutsche Taktik zu begreifen und zu erklären. Gavin unterrichtete seine Schüler über die deutsche Taktik, die Ausrüstung, die Waffen und ähnliches, genauso wie über die verwundbaren Punkte der Deutschen.
Seine Vorgesetzten bezeichneten ihn als „natural instructor“ (Deutsch: „geborenen Ausbilder“); seine Kadetten berichteten, dass sie unter ihm am meisten gelernt hätten. Doch Gavin war über eine Sache beunruhigt: Die US-amerikanische Ausrüstung, die Waffen und das Kriegsgerät, sowie die Methoden waren bestenfalls Kopien der Deutschen. Gavin notierte sich: „It would not be enough to copy the Germans.“ (Deutsch: „Es würde nicht ausreichen, die Deutschen zu kopieren.“).
Zum ersten Mal sprach Gavin auch von dem Einsatz von Luftlandeeinheiten:
- „From what we had seen so far, it was clear the most promising area of all was airborne warfare, bringing the parachute troops and the glider troops to the battlefield in masses, especially trained, armed and equiped for that kind of warfare.“
- (Deutsch: „Nachdem was wir gesehen hatten, war klar, dass das am meisten versprechende Gebiet [neuer Innovationen] die Luftlande-Kriegführung war, die die Fallschirmjäger und Gleiter, die für diese Art der Kriegführung besonders gut trainiert, bewaffnet und ausgerüstet waren, in Massen zum Schlachtfeld brachte.“)
Er befasste sich intensiv mit dem deutschen Luftlandeangriff auf Fort Eben-Emael in Belgien, bei dem die äußerst stark befestigte Festung im Morgengrauen aus der Luft von gut ausgebildeten und ausgerüsteten deutschen Fallschirmjägern erobert wurde. Dieses Geschehen und auch Gavins Studium von Stonewall Jacksons Manövertaktiken bewegten ihn dazu, sich im April 1941 für die Luftlandetruppen und das Fallschirmtraining zu bewerben. Gavins Bewerbung traf jedoch auf Widerstand. Als seine Bewerbung für eine Fallschirmjägerausbildung am 20. Februar 1941 in Washington ankam, untersagte man ihm selbige. Sogar der Superintendent von West Point schrieb, dass er Gavin nicht für geeignet hielte; Gavin musste also einen Offizier mit gleichen Befugnissen für sich gewinnen. Er konnte mit Hilfe seines Freundes William Ryder den Colonel (Oberst) William C. Lee für sich gewinnen und erhielt so die Erlaubnis für das Training.
Gavin ging allerdings vorher noch einmal nach New York, um dort seine leibliche Mutter zu suchen. Wegen seines Zeitdrucks heuerte er die Burns Detective Agency für den Fall an, die herausfand, dass Gavin im Holy Family Hospital in der Dean Street, Brooklyn geboren wurde. Gavin besuchte selber die genannte Straße und fand die Geburtskartei, in dem seine Geburt festgehalten war. Das Haus seiner Familie, das sich in derselben Straße befinden sollte, fanden er und auch die Privatdetektive nicht.
Gavin und die Luftlandeidee
Die Ersten Schritte
Gavin begann im Juli 1941 mit der Ausbildung an der neuentstandenen Airborne School in Fort Benning, an der er im August 1941 seinen Abschluss machte. Nachdem Gavin das Sprungtraining beendet hatte, diente er in einer Truppe, die nur experimentell war; das Gebiet der Luftlande-Kriegführung befand sich noch in der Anfangsstufe des Aufbaus. Sein erstes Kommando hier hatte er als Befehlshaber der C-Kompanie des grade neu aufgestellten 503. Fallschirmjägerbataillons (503rd Parachute Infantry Bataillon).
Gavins Freunde William Thomas Ryder - der Leiter des Luftlandetrainings - und William Pelham Yarborough - der Chef der Nachrichtenabteilung der Provisional Airborne Group (provisorische Luftlandegruppe) - empfahlen William C. Lee, Gavin für die Weiterentwicklung der Taktik und der Basisregeln in der Gruppe einzusetzen. Lee kam dieser Empfehlung nach und machte Gavin kurze Zeit später zu seinem S-3 (Leiter für Training und Doktrin). Am 16. Oktober 1941 wurde er aufgrund dieser neuen Aufgabe zum Major befördert. Gavin war nun an einer Stelle, wo neue Ideen, Taktiken etc. gefragt waren. Er fühlte, dass seine Chance gekommen war, um beim Militär Karriere zu machen.
Eine der ersten Nöte der neuen Idee war es, herauszufinden, wie Luftlandetruppen am besten eingesetzt werden konnten. Eine von Gavins ersten Aktionen in seiner neuen Position war das Verfassen von FM 31-30: ein Handbuch mit dem Namen „Tactics and Technique of Air-Borne Troops“. Er benutzte zwei Quellen. Zum einen bediente sich Gavin an Informationen über die russischen und deutschen Fallschirmjäger und Gleitertruppen. Zum anderen ließ er seine Erfahrungen über Taktik und Kriegführung in das Handbuch einfließen. Sein Buch enthielt neben Angaben zur Taktik auch Informationen, wie die Truppen organisiert sein sollten, was für Operationen sie ausführen könnten und welche Teile (beispielsweise der Überraschungseffekt) für den Sieg notwendig waren. Dieses Handbuch wurde als weitsichtig eingestuft und ihm zugeschrieben. Als Gavin später gefragt wurde, warum seine Karriere so verlaufen ist, wie sie es tat, antwortete er: „Because I wrote the book“ (Deutsch: „Weil ich das Buch geschrieben habe“).
Im Februar 1942 absolvierte Gavin einen verkürzten Kurs an der Kommando- und Generalstabsschule in Fort Leavenworth, Kansas, was ihn für den Dienst im Stab einer Division qualifizierte. Danach kehrte er zur Provisional Airborne Group zurück und wurde gleich mit dem Aufbau einer Luftlandedivision beauftragt. Im Frühjahr des Jahres 1942 gingen Gavin und Lee zum Hauptquartier der Landstreitkräfte in Washington, um die Aufstellung der ersten US-amerikanischen Luftlandedivision zu diskutieren. Es wurde beschlossen, dass eine Division aus der Reserve ausgewählt werden sollte, deren Soldaten das Basistraining bereits abgeschlossen hatten. Außerdem sollte die Division neben mindestens einem Flugfeld liegen. Es wurde die 82. US-Infanteriedivision ausgewählt, die in Camp Claiborne im US-Bundesstaat Louisiana stationiert war. Nachdem der Kommandeur Omar Bradley versetzt worden war, rückte Matthew Ridgway auf seinen Posten nach und wurde Kommandeur des Verbandes.
Lesley McNair wollte, dass die Luftlandedivision aus zwei Gleiterregimentern und einem Fallschirmjägerregiment bestand, was auch der deutschen Struktur entsprach. Gavin und Lee jedoch wollten eine Division, bestehend aus einem Gleiter- und zwei Fallschirmjägerregimentern. McNair hatte jedoch mehr Einfluss und so wurde die 82. US-Luftlandedivision mit zwei Gleiter- und einem Fallschirmjägerregiment aufgestellt.
Gavin und das 505. Fallschirmjägerregiment
Gavin baute in Fort Benning das 505. Fallschirmjägerregiment auf, über das er im August 1942 das Kommando bekam. Kurz darauf wurde er zum Colonel befördert. Das 505. Fallschirmjägerregiment war das erste seiner Art, das von Grund auf aufgebaut wurde. Gavin sah es als den besten Weg um sein Ziel zu erreichen an, seine Truppen realistische Übungskämpfe und lange Märsche bewältigen zu lassen. Er entwickelte die Übungskämpfe alleine und führte die Märsche mit schnellem Schritt an. Er wollte mit „seinem“ Regiment zeigen, was er konnte. So legte er Wert darauf, dass seine Offiziere „the first out of the airplane door and the last in the chow line“ (Deutsch: „die ersten außerhalb der Flugzeugtür und die letzten in der Verpflegungsschlange [waren]“).
Nach Monaten des Trainings stellte Gavin das Regiment auf die Generalprobe:
- „As we neared our time to leave, on the way to war, I had an exercise that required them to leave our barracks area at 7:00 P.M. and march all night to an area near the town of Cottonwood, Alabama, a march about 23 miles. There we maneuvered all day and in effect we seized and held an airhead. We broke up the exercise about 8:00 P.M. and started the troupers back by another route through dense pine forrest, by way of backwoods roads. About 11:00 P.M., we went into bivouac. After about one hour's sleep, the troopers were awakened to resume the march. […] In 36 hours the regiment had marched well over 50 miles, maneuvered and seized an airhead and defended it from counterattack while carrying full combat loads and living of reserve rations.“
- (Deutsch: „Als die Zeit näher kam, dass wir das Lager verlassen mussten um in den Krieg zu ziehen, machte ich eine Übung, die erforderte, dass wir unsere Baracken um 7 Uhr morgens verlassen und die ganze Nacht hindurch zu einem Gebiet nahe der Stadt Cottonwood, Alabama, marschieren mussten. Ein Marsch über 23 Meilen. Dort manövrierten wir den gesamten Tag mit der Folge, dass wir einen Landungskopf eroberten und hielten. Wir brachen die Übung gegen 8 Uhr morgens ab und starteten den Rückweg mit den Truppen durch dichten Kiefernwald, über kleine Waldwege. Um ca. 11 Uhr morgens schlugen wir ein Feldlager auf. Nach etwa einer Stunde Schlaf, wurden die Truppen aufgeweckt um weiter zu marschieren. […] In 36 Stunden hatte das Regiment mehr als 50 Meilen zurückgelegt, manövriert und einen weiteren Landungskopf erobert und gegen einen Gegenangriff gehalten, während sie volle Kampfausrüstung trugen und von Reserverationen lebten.“)
Nachdem Gavin und die Männer im Lager angekommen waren, legten die Soldaten ihr Gepäck ab und warteten auf Busse, um in die Stadt zu fahren. Gavin hielt seine Männer daraufhin für bereit, am Krieg teilzunehmen.
Im Februar 1943 wurde die 82. US-Luftlandedivision - bestehend aus zwei Gleiterregimentern und dem 504. Fallschirmjägerregiment - ausgewählt, um an der alliierten Invasion Siziliens teilzunehmen. Die Teilnahme der Luftlandedivision kam überraschend. Die meisten Männer dachten, die 101. US-Luftlandedivision würde vorgezogen werden, da diese vom „Vater“ der Idee, William Lee, angeführt wurde. Ein großes Problem war, dass nicht genug Gleiter zur Verfügung standen, um beide Gleiterregimenter zu transportieren. Das 326. Gleiterregiment wurde deshalb kurzerhand durch Gavins Regiment ausgewechselt. Das 505. Fallschirmjägerregiment war durchaus gerne gesehen, da man sagte, die Soldaten seien besonders gut vorbereitet.
Gavin hatte sich zu einem angesehenen Militär hochgearbeitet und seinen Platz in der Armee gefunden. In seinem privaten Leben hatte Gavin aber weniger Glück. Irma und Barbara waren zusammen mit Gavin in Fort Benning. Gavin behandelte Barbara mit viel Fürsorge, Irma und er entfernten sich aber immer weiter von einander. Bevor Gavin Amerika verließ, um nach Sizilien zu fliegen, machte er mit Irma ab, sich nach seiner Rückkehr von ihr zu trennen.
Die erste amerikanische Luftlandeoperation – Operation Husky
Die Vorbereitung
Gavin veranlasste, dass vor dem Verschiffen nach Nordafrika der erste Fallschirmjägersprung in Regimentsgröße zu Probezwecken stattfand. Bei einem Unfall starben drei Soldaten, was die Moral der Soldaten etwas verschlechterte. Am 10. April 1943 übermittelte Ridgway ihm, was die Aufgaben für die Operation Husky, die Invasion Siziliens, sein würden. Gavins Regiment sollte das erste sein, dass eine Luftlandung in Regimentsgröße machen würde, woraufhin Gavin sagte „It is exciting and stimulating that the first regimental parachute operation in the history of our army is to be taken by the 505th.“ (Deutsch: „Es ist aufregend und stimulierend, dass der erste Fallschirmabsprung in Regimentsgröße in der Geschichte der US Army vom 505. [Fallschirmjägerregiment] ausgeführt werden wird.“).
Am 29. April 1943 verließ Gavin an Bord der Monterey und 5.388 Soldaten den Hafen von New York. Der Konvoi, der sie nach Nordafrika bringen sollte, bestand aus dreiundzwanzig Transportern, acht Zerstörern, einem Flugzeugträger, sowie dem Schlachtschiff Texas. Gavin machte sich während der Fahrt Gedanken, wie er in Konfrontation mit Gegnern reagieren würde und wie sein Führungsstil bei seinen Männern ankommen würde. Am 10. Mai kam der Konvoi in Casablanca an. Von dort ging es auf dem Landweg weiter nach Oujda. Die Überlebenden des Regiments berichteten später, dass der Ort der schrecklichste wäre, in dem sie sich jemals aufgehalten hatten. Oujda lag in der Wüste; die Temperaturen erreichten oft um die 140° Fahrenheit (etwa 60° Celsius) und außerdem wurde das Lager oft von Dieben heimgesucht. Des Weiteren war in der nahegelegenen Stadt keine bzw. kaum eine Freitzeitbeschäftigung für die Soldaten. Gavin seinerseits schrieb in seiner freien Zeit nahezu täglich einen Brief an seine Tochter. Seiner Ehefrau jedoch schrieb er keinen einzigen.
Die britischen Kommandeure hatten vor, den Großteil der Fallschirmjäger zu stellen, wohingegen die Amerikaner Flugzeuge stellen sollten. Unter anderem bei Ridgway kam diese Idee nicht gut an. Er wollte lieber, dass seine amerikanischen Truppen die Fallschirmjäger stellten. Beide Parteien wollten den jeweils anderen als Untergebenen sehen. Ridgway, als auch der britische Fallschirmjägerkommandeur Frederick Browning wollten die Befehlsgewalt auf ihrer Seite haben. Nach Eisenhowers Entscheidung, den Amerikanern 250 und den Briten 150 Flugzeuge zur Verfügung zu stellen, fühlten sich beide Parteien benachteiligt.
Ridgway wählte für die Operation Gavins Regiment aus, dass vom dritten Bataillon des 504. unterstützt werden sollte. Der Rest des 504. Fallschirmjägerregiments sollte später hinzukommen. Patton schlug vor, die Invasion nachts durchzuführen, während sich Ridgway und Gavin jedoch dagegen aussprachen, weil sie noch keine Nachtsprünge geübt hatten. Nachdem viele Fallschirmjäger bei Übungssprüngen umkamen, brach Gavin die Sprünge ab, da er befürchtete zuviele Männer zu verlieren.
Soldaten der 505. Kampfgruppe Heute Nacht werdet ihr zu einer Mission aufbrechen, auf die unsere Bevölkerung in der Heimat und die Bevölkerung der freien Welt seit zwei Jahren gewartet haben.
Ihr werdet die Angriffsspitze der Landung der amerikanischen Streitkräfte auf der Insel SIZILIEN bilden. Jede Vorbereitung wurde getroffen, um den Einfluss des Zufalls auszuschalten. Euch wurden die Mittel gegeben, den Auftrag auszuführen und euch wird durch die größte Ansammlung von Luftunterstützung, die die Weltgeschichte je gesehen hat, der Rücken gestärkt.
Die Augen der Welt blicken auf euch. Die Hoffnungen und Gebete jedes Amerikaners begleiten euch.James M. GavinGavins schriftlicher Appell an seine Truppen über die bevorstehende Operation Husky vom 9. Juli 1943.
Übersetzung des englischen Originals [1](Quelle: Paratrooper: The Life of Gen. James M. Gavin) Gavin schrieb am 16. Mai folgendes: „It is clear that the effort will be a very risky and costly one.“ (Deutsch: „Es ist eindeutig, dass diese Operation sehr riskant und kostspielig sein wird.“). Nachdem Gavin bei Ridgway zu Bedenken gab, dass die Flugzeuge unter dem Kommando des Mediterranean Theatre of Operations waren und deshalb Schwierigkeiten bei der Koordination entstehen könnten, machte Ridgway ihn zum Koordinator der Anfangsphase (der Operation). Als Gavin bei einem Übungssprung seinen Fallschirm nicht öffnen konnte, gelang es ihm in der förmlich letzten Sekunde, seinen Reserveschirm zu öffnen. Ridgway untersagte ihm daraufhin weitere Sprünge vor der Operation. Am 10. Juli flog Gavin mit einigen Offizieren nach Sizilien, um sich das Gelände anzugucken. Gavin begutachtete die Absprungszonen und befand sie als in Ordnung.
Das Regiment wurde nach Kairouan in Tunesien gebracht, um dort am 9. Juli um 10 Uhr vormittags in die Flugzeuge zu steigen. Ihre Aufgabe war es in der Nacht von D-Day -1 auf D-Day nördlich und östlich von Gela zu landen, das umliegende Gebiet zu erobern und zu halten, sowie Kommunikations- und Nachschublinien der Deutschen zu durchtrennen. Eine Stunde vor der H-Hour am D-Day sollten sie sich mit der 1. US-Infanteriedivision zusammenschließen und selbiger helfen, das Flugfeld bei Ponte Oliveto zu erobern. Gavin war der Oberbefehlshaber der Kampfgruppe, die - neben dem 505. und dem 3. Bataillon des 504. - aus dem 456. Fallschirmjäger-Feldartillerieregiment, der B-Kompanie des 307. Luftlandepionierbataillon, einem Signal- und Sanitätertrupp, sowie anderen ausgewählten Einheiten, wie beispielsweise Schiffsartilleriebeobachter, bestand.
Auf deutscher Seite standen den Alliierten in Sizilien sechzehn Divisionen entgegen, wovon jedoch nur vierzehn einsatzbereit waren. Unter ihnen befanden sich auch die Division Hermann Göring und die 15. Deutsche Panzergrenadierdivision.
Die Ausführung der Operation
Der Sprung, die Sondierung der Lage und erste Kampfhandlungen
Da die Piloten noch nicht sonderlich viel Flugerfahrung hatten, sah man einen relativ einfachen Plan vor. Die Piloten sollten von Kairouan geradeaus in östliche Richtung fliegen, bis sie ein starkes Lichtsignal, ausgesandt von Einheiten auf Malta, sehen würden. Das Licht war das Signal zur Richtungsänderung nach Norden, um nach Sizilien zu fliegen.
Gavin verhielt sich ruhig an Bord der Maschine und zog sich in seine Kabine zurück. Während des Fluges informierte ihn ein Soldat darüber, dass in Sizilien Windgeschwindigkeiten von etwa 56 km/h herrschten. Bei der Planung waren 24 km/h vorgesehen. Gavin hatte jedoch keine Möglichkeiten mehr, die Planung umzustellen. Er versuchte, die Scheinwerfersignale aus Malta zu sehen, was ihm - und auch den anderen Besatzungsmitgliedern - jedoch nicht gelang.
Der in der Entscheidungsgewalt stehende Pilot drehte, als er vermutete, weit genug geradeaus geflogen zu sein, nach Norden ab und hoffte in Richtung Sizilien zu fliegen. Nach etwa einer Stunde sah die Flugzeugbesatzung das Bombardement auf die Landungsstrände. Gavin befahl seinen Männern, sich für den Sprung bereit zu machen. Einige Minuten später sprang er als erster aus dem Flugzeug. Er sah den Boden näher kommen und fühlte bei dem Aufprall ein scharfes Stechen im Bein. Die Landung war wegen der Windgeschwindigkeiten relativ hart und schmerzhaft.
Danach machte sich Gavin auf die Suche nach seinen Männern. Kurz darauf fand er seinen S-3, Major Benjamin H. Vandervoort, sowie seinen S-1, Captain Ireland. Etwas später hatte Gavin eine Gruppe von zwanzig Männern aufgesammelt. Jetzt erkannte er, dass sie Meilen vom vorgesehenen Absprungsort entfernt waren. Das einzige was er sah, waren Anzeichen von Kämpfen in etwa zwanzig Meilen Entfernung. Gavin rief seine Leute zusammen und machte sich auf den Weg in Richtung dieser Kämpfe.
Bei Tagesanbruch führte Gavin seine Männer auf einen ungeschützten Hügel, woraufhin sie kurz danach beschossen wurden. Gavin erkannte, dass ihre einzige Chance war, zu schießen und sich in eine bessere Deckung zurückzuziehen, und versuchte deshalb, mit seinem M1 Carbine zu schießen, der jedoch klemmte. Er versuchte es erneut, und erneut klemmte die Waffe. An seiner linken Seite sah er Vandervoort mit dem gleichen Problem. Ireland seinerseits konnte seine Maschinenpistole abfeuern und tötete einen italienischen Offizier, der stehen geblieben war und sich nicht in Deckung befand. Einen Augenblick später wurde die Gruppe von Mörsern unter Beschuss genommen, woraufhin Gavin vermutete, mit einem mindestens einem Zug starken Verband der Achsenmächte in Defensivposition zusammengeraten zu sein. Gavin befahl seinem Trupp, sich zurückzuziehen, während er ihnen Rückendeckung geben würde. Sie zogen sich zurück und deckten Gavin, als auch er sich vom Hügel zurückzog.
Sie zogen sich weiter zurück, und Gavin befahl seinen Männern, sich einzugraben, um auf die Nacht zu warten, in deren Schutze sie weiter vorrücken würden. Seine Gruppe bestand nur noch aus fünf Männern - ihm einschließlich - mit nur drei funktionierenden Gewehren. Als die Nacht hereinbrach, befahl Gavin, den Marsch fortzusetzen. Kurze Zeit später fanden sie einige verwundete Soldaten des 505. Fallschirmjägerregiments. Die Männer konnten nicht gehen, aber sie konnten der kleinen Gruppe um Gavin ihre M1 Garands aushändigen. Gavin gab ihnen den kleinen Vorrat an Morphin, den sie bei sich führten. Um 2:30 Uhr in der Nacht fand er drei Soldaten in der Nähe des Vorposten der 45. US-Infanteriedivision, die sich seinem Trupp anschlossen. Sie befanden sich etwa fünf Meilen südöstlich von Vittoria.
Der Bergrücken von Biazza
In Vittoria ließ Gavin seine Männer auf einen unbewaffneten Jeep aufsitzen und suchte mit dem Jeep nach verstreuten Soldaten seines Regiments, während er in Richtung Gela fuhr. Er fand eine große Anzahl von Soldaten des 3. Bataillons, die in einem Tomatenfeld, ohne taktischen Wert schliefen und aufwachten, als er ankam. Er fand auch „Cannonball“ Krause, den Kommandeur des Bataillons, der auch erst kurz zuvor aufgewacht war. Gavin fand durch ein Gespräch mit Krause heraus, dass dieser 250 Fallschirmjäger gesammelt und sich hier niedergelassen hatte. Er befahl Krause, die Männer bereit zu machen und mit ihnen auf die Ziele vorzurücken. Er selber nahm sich einen Zug von Pionieren und führte sie und seine acht Mann starke Gruppe in Richtung Gela. Auf dem Weg nahmen sie einen deutschen Sanitäter gefangen, woraufhin sie nach etwa einer Meile an einen mit Olivenbüschen bewachsenen, etwa einunddreißig Meter hohen Bergrücken - den Bergrücken von Biazza - kamen.
Gavin war sich über die taktische Bedeutung des Bergrückens nicht sicher, befahl dem Pionierzug jedoch, selbigen einzunehmen. Nachdem der Zug beschossen wurde und der Beschuss immer stärker wurde entsandte Gavin einen Boten zu Krause, um Nachschub anzufordern. Gavin und die anderen Soldaten rückten weiter vor und es gelang ihnen, den Bergrücken zu erobern. Die deutschen Truppen waren vom Bergrücken vertrieben worden, schlossen sich jedoch mit einem größeren Verband zusammen, um den Bergrücken zurückzuerobern. Erst später erfuhr Gavin durch die ersten Verhöre der Kriegsgefangenen, dass er die offene Flanke der 45. Infanteriedivision vor deutschen Truppen der Division Hermann Göring geschützt hatte, die in Richtung Küste vorrückte.
Gavins Soldaten versuchten sich einzugraben, was ihnen jedoch wegen des harten Untergrunds nicht bzw. nur schwer gelang. Als von Krauses Verstärkung noch immer kein Anzeichen zu entdecken war, rannte Gavin den Bergrücken hinunter und traf dort Major William Hagen, den leitenden Offizier des Bataillons. Er fragte diesen daraufhin wo Krause sei. Hagen antwortete, dass Krause zum Befehlsstand der 45. Infanteriedivision gefahren sei, um die Situation zu besprechen. Gavin ärgerte sich, dass Krause selber dorthin gefahren war, anstatt einen einfachen Soldaten dorthin zu schicken, und befahl Hagen, seine Fallschirmjäger zu sammeln, um auf den Bergrücken nachzurücken. Er wusste nicht, wie stark die deutschen Verbände waren, schloss aber, dass der Bergrücken eine Schlüsselposition sein müsste.
Das 3. Bataillon rückte mit einigen anderen kleinen amerikanischen Verbänden auf den Bergrücken vor. Nachdem die Soldaten angekommen waren, nahmen die Deutschen den Bergrücken mit 8,8-cm-Flugabwehrkanonen und Mörsern unter Beschuss. Zudem erschienen Tiger und belegten den Bergrücken mit Maschinengewehr- und ihrem Geschützfeuer. Gavin befahl seinen Männern daraufhin, zur anderen Seite des Bergrückens zu stoßen, um nicht von der vollen Wucht des Beschusses getroffen zu werden. Er erkannte nach ersten Verhören von Kriegsgefangenen die Bedeutung seiner Position und verstand, dass er diese jetzt halten musste, auch wenn der Hügel leicht flankiert werden könnte.
Gavin stand gegen Tiger-Panzer vor einem Problem: Die einzigen panzerbrechenden Waffen, die sein Trupp mit sich führte, waren Bazookas, die aber gegen einen Tiger auch nur an deren Schwachpunkten etwas ausrichten konnten. Die Panzer hätten seine Truppe in kurzer Zeit überrollen können. Gavin wunderte sich, dass sie dieses nicht taten. Kurz darauf erreichten zwei 75-mm-Haubitzen der Fallschirmjägerartillerie Gavins Stellung. Er wusste, dass diese Geschütze die Tiger nicht zerstören konnten, jedoch auch, dass sie die Panzer aufhalten könnten. Er positionierte die Geschütze so, dass sie auf die Panzer feuern würden, während Bazooka-Schützen versuchen sollten, die Panzer von der Seite oder von hinten zu zerstören.
Gavin ließ weiter Gefangene befragen, die bestätigten, dass der deutsche Verband unterwegs war, um den alliierten Brückenkopf zu zerschmettern. Überraschenderweise lobten einige der Deutschen seine Truppe, da sie nie so hartnäckig kämpfende Infanteristen gesehen hätten, die nicht einmal flüchteten, wenn sie von Tigern angegriffen und so konzentriert beschossen wurden.
Die Erschütterungen der Granatenexplosionen wurden so stark, dass Gavin von ihnen auf den Boden geworfen wurde. Die weiteren Erschütterungen schleuderten ihn immer wieder in die Luft und zurück auf den Boden. Gavin legte seine Handflächen eben auf den Boden und positionierte sich wie bei einer Liegestütze, um nicht jedes Mal auf den Boden zu prallen. Danach flogen einige Messerschmitts aus den Wolken, und die Fallschirmjäger machten sich für die Bomben bereit, die sie erwarteten. Die Flugzeuge flogen jedoch weiter und bombardierten das nahe gelegene Dorf, wahrscheinlich, so dachte Gavin, weil sie dort den Befehlsstand erwarteten. Die Flugzeuge kamen oft wieder, bombardierten aber immer das Dorf. Der andauernde Granatenbeschuss kostete mehr und mehr Soldaten das Leben. Krauses Verstärkung war noch immer nicht angekommen, und keiner der Fallschirmjäger verfügte über ein Funkgerät. Captain Ireland meldete sich daraufhin freiwillig, um nach der Verstärkung zu suchen.
Gavin verbrachte den Nachmittag damit, die Stellungen abzugehen und sich einen Überblick über die Lage zu verschaffen. Nach einem Feuergefecht mit einem Tiger, bei der selbiger zwar getroffen, aber nicht zerstört wurde, wurde Gavin durch die Erschütterung heftig zu Boden geschleudert. Der Tiger zog sich jedoch wieder zurück. Einige Zeit später erreichte Krause Gavins Position und berichtete ihm mit Tränen in den Augen, dass sein Bataillon am Ende seiner Kräfte sei. Gavin bemerkte, dass Krause verzweifelt war, schickte ihn zur sicheren Seite des Hügels und übernahm das Kommando über das Bataillon.
Kurz vor Abend erreichte ein Leutnant zur See mit einem Funkgerät Gavins Stellung und rief Artillerieunterstützung von den Schiffen zur Hilfe. Zwei Stunden später begann der Artilleriebeschuss zu stoppen, und der Lieutenant Harold H. Swingler stieß mit einer großen Anzahl Fallschirmjäger zu Gavin. Kurz nach ihm folgten sechs Sherman-Panzer, die Ireland zu Hilfe geholt hatte. Gavin entschloss sich, die Deutschen anzugreifen. Die Amerikaner griffen an, und Lieutenant Swingler überraschte einen Tiger, dessen Besatzung außerhalb stand und nicht mit einem Angriff gerechnet hatte. Swingler töte alle Besatzungsmitglieder mit einer Handgranate. Die meisten deutschen Einheiten flüchteten, da sie den Angriff nicht erwartete hatten und förmlich von ihm überrollt wurden. Gavin war überrascht. Er hatte erwartet, dass die Deutschen ihre Stellung halten würden.
Gavin blieb bei seinen Männern an der Front, bis er sich sicher fühlte, dass sie einem deutschen Gegenangriff standhalten konnten. Danach verlegte er seinen Befehlstand an den gesicherten Hang, in einen Olivenhain neben dem Bergrücken. Er grub sich ein und schlief, in der Annahme, dass der Bergrücken gesichert sei, was auch der Wahrheit entsprach.
Der weitere Verlauf der Operation
Der Großteil der Aktionen von Fallschirmjägern auf Sizilien war jedoch nicht wie der Kampf um den Bergrücken. Meistens versuchten die weit verstreuten Fallschirmjäger, dem Gegner auf eigene Faust zu schaden. Fast überall auf der Insel unterbrachen amerikanische Fallschirmjäger Telefonleitungen, überraschten kleine Gruppen von Gegnern oder ähnliches. Die Deutschen berichteten, sie seien von mehreren Fallschirmjägerdivisionen angegriffen worden. Nachdem die Telefonverbindungen gekappt waren, hatten die Deutschen und Italiener ernsthafte Probleme, sich zu organisieren. Die Fallschirmjäger hatten ihre Ziele - die Landung für die folgenden Truppen zu erleichtern - erfüllt.
Matthew Ridgway fuhr am 10. Juli per Boot zum Brückenkopf der 45. Infanteriedivision und von dort weiter zum Korpshauptquartier von Troy H. Middleton, um zu erfahren, wie die Lage war, doch Middleton hatte keinen Überblick. Zu Gavin war kein Kontakt hergestellt, was Ridgway beunruhigte, da Gavin bereits etwa zwölf Stunden vorher gelandet war. Ridgway bekam einen Jeep und suchte nach Gavin, konnte ihn jedoch nicht finden, woraufhin er befürchtete, das 505. Fallschirmjägerregiment könne vernichtet sein. Er sagte daraufhin, in Einvernehmen mit Patton, den Sprung des 504. Regiments ab. Einen Tag später jedoch befahl Patton den Sprung der noch in Nordafrika verbliebenen Teile des 504. Regiments. Durch friendly fire wurde jedoch der Großteil des Regiments abgeschossen, als die alliierte Schiffsartillerie auf die Transportmaschinen feuerte. Ridgway sagte daraufhin die Luftlandung des 325. Gleiterregiments ab.
Als Gavin am Morgen des 12. Juli aufwachte merkte er, dass etwas mit seinem Bein nicht in Ordnung war; er hatte eine Schnittwunde im Schienbein, das außerdem rot und geschwollen war. Nachdem er in einem nahe gelegenen Feldlazarett behandelt worden war, erfuhr er, dass er mit dem Purple Heart ausgezeichnet werden würde.
Am 13. Juli traf Gavin General Patton, um mit ihm über die Operation zu sprechen. Gavin mochte Patton. Patton bot ihm ein Getränk an und erzählte ihm, dass er in Sizilien Geschichte machen wolle und, dass die Briten immer im Vordergrund stünden.
Gavin rückte zusammen mit der 82. Luftlandedivision und Teilen der 9. US-Infanteriedivision Richtung Palermo vor, wobei die Soldaten der 82. Luftlandedivision aufgrund von zu wenig Transportfahrzeugen 150 Meilen (etwa 241 Kilometer) zu Fuß zurücklegen mussten. Am 22. Juli erreichte das 505. Fallschirmjägerregiment den Ort Trapani, wobei sie das letzte Stück des Weges mit Fahrzeugen zurücklegten. Gavin schrieb sich folgendes auf: „The only haszards en route were the fruit and caramelos thrown by the Sicilians.“ (Deutsch: „Die einzigen Risiken unterwegs waren die Früchte und die Karamellbonbons, die von den Sizilianern geworfen wurden.“). Am selben Tag kapitulierte der Kommandant der Stadt, Admiral Alberto Manfredi, mit seiner 5.000 Mann starken Garnison gegenüber Ridgway.
Die Nachwirkungen
Ridgway schlug Gavin wegen seiner Verdienste bei dem Kampf um den Bergrücken von Biazza für das Distinguished Service Cross vor, das er ihm später persönlich aushändigte. Außerdem informierte er ihn, dass er mit einem Generals-Stern bedacht werden sollte. George S. Patton und Omar N. Bradley ihrerseits hielten Gavin nach seinem Einsatz in Sizilien für einen der besten jungen Kommandeure dieses Kriegsschauplatzes.
Gavin notierte sich, dass er einiges gelernt habe. So schrieb er beispielsweise an seine Tochter Barbara, dass er nach dem Krieg in ein Kloster gehen wolle und dort als Mönch nichts mehr von Tod und Zerstörung wissen wollte. Er würde jedoch wieder in den Kampf ziehen und sehen, wie seine Männer starben. Eins lernte er jedoch in Sizilien: nie Truppen zu verschwenden, wenn es irgendeine Möglichkeit gab, dies zu umgehen. So lernte er auch, sich verantwortungsbewusst um seine Truppen - im Kampf, ebenso wie nicht im Kampf - zu kümmern. Gavin entdeckte außerdem auf Sizilien die Nachteile der Bazooka und begann nach der Operation, seine Männer im Umgang mit der Waffe zu trainieren, beispielsweise gezielt die verwundbaren Punkte des Tigers anzugreifen.
Die Operation Husky veranlasste eine neue Welle der Kritik gegen die Luftlandeidee. Die Diskussion über die Aufstellung der 82. Luftlandedivision wurde neu aufgerollt und Ridgway und Taylor sprachen sich für eine gleiterorientierte Division aus. Gavin und Tucker wiederum verfochten, die Aufstellung so zu belassen, wie sie war. Selbst in höheren Kreisen war man sich uneinig. So stand Lesley McNair auf Ridgways und Taylors Seite, George Marshall auf Gavins und Tuckers.
Gavin stellte sich Neuerungen betreffend der Flugzeuge vor, um sie so praktisch wie möglich zu gestalten. Außerdem schlug er vor Pfadfindereinheiten zu bilden, die den Weg für den Rest des Luftlandeverbandes signalisieren und vorbereiten sollen.
Gavin hatte mit seinem Einsatz in Sizilien seine Männer, seine Vorgesetzten, ebenso wie die Presse für sich gewonnen.
Am 9. August erhielt Gavin das Distinguished Service Cross und sagte darüber:
- „I feel that many of the fine boys now burried on Biazza Ridge are much more entitled to decorations than I am. It will nevertheless be nice to have and of considerable help professionally.“
- (Deutsch: „Ich denke, dass viele der guten Jungs die nun bei Biazza Ridge begraben sind, mehr für eine Auszeichnung geeignet sind als ich. Dennoch ist es nett und eine beträchtliche professionelle Hilfe.“)
Der Weg nach Italien
Hintergrund und Planung
Am 14. August 1943 erhielt Gavin zum ersten Mal Anweisungen zur Operation Avalanche, die vorsah, von Sizilien aus in Italien zu landen. Der Plan sah einen Angriff auf das italienische Festland im Golf von Salerno vor. Danach sollte Neapel erobert werden. Die Operation sollte am 9. September stattfinden.
Die Deutschen hatten sechs Divisionen im Operationsgebiet und zwei weitere in der Nähe stationiert. Die Alliierten ihrerseits hatten neun Divisionen für die Operation vorgesehen, was ungefähr eine gleiche Divisionsanzahl bedeutete, sofern die deutschen Verbände keinen Nachschub aus Norditalien bekämen. Die Deutschen verfügten jedoch innerhalb der acht Divisionen über eine größere Anzahl von Panzern als die alliierten Verbände.
Die Aufgaben der 82. US-Luftlandedivision wurden andauernd geändert. Ridgway befürchtete angesichts der Lage ein Desaster, Gavin jedoch war optimistisch. Bei den Trainingssprüngen der Division waren die Sprünge - aufgrund der Vorbereitungen der Pfadfindereinheiten - mit einer Präzision von mehr als neunzig Prozent ausgeübt worden.
Die Division wurde eingeplant, um im Verlauf der Operation Giant II bei Rom - mit Unterstützung der Italiener, die Mussolini gestürzt hatten und einen Frieden mit den Alliierten wollten - abzuspringen. Ridgway und auch Taylor konnten sich mit der Idee nicht anfreunden, da sie befürchteten, die Division könne von den deutschen Einheiten vernichtet werden. Um zu sehen, wie die Lage in der italienischen Hauptstadt war, fuhr Ridgway mit seinem stellvertretenden Divisionskommandeur Taylor nach Rom, wo er - geheim - zu einem Treffen mit Marschall Pietro Badoglio die Lage besprechen wollte. Auf dem Weg sahen sie diverse deutsche Truppen, jedoch nur wenig enthusiastische italienische Verbände, die der 82. Luftlandedivision bei der Operation helfen sollten. Als Ridgway seine Befürchtungen und Berichte mit Dwight D. Eisenhower besprach, brach dieser die Operation Giant II ab. Daraufhin sollte die Division bei Capua landen.
Die Landung
Die Seelandungstruppen landeten an den dafür vorgesehenen Stränden und wurden größtenteils von deutschen Verbänden aufgerieben. Die Alliierten kamen nur schleppend voran und General Mark W. Clark, der Kommandeur der 5. US-Armee, forderte Teile der 82. Luftlandedivision zur Unterstützung.
Das 504. Regiment landete daraufhin am 13. September erfolgreich bei Clarks Brückenkopf und wurde kurz darauf an die Front geordert. Clark sagte am darauf folgenden Tag, dem 14. September, den Sprung des 505. Regiments bei Capua ab und forderte stattdessen, dass es bei seinem Schwesterregiment abspränge. In der Nacht des 14. September gingen die 2.100 Fallschirmjäger des 505. an Bord ihrer Maschinen. Der Sprung des Regiments verlief wie auch beim 504. erfolgreich und Mitglieder der Division bezeichneten ihn später als den einfachsten Sprung der Division im Zweiten Weltkrieg.
Gavin benötigte nur 45 Minuten, um sein Regiment zu sammeln und sich für den Kampf bereit zu erklären. Auf das Regiment warteten mehrere Fahrzeuge, um sie zum nahe gelegenen Monte Soprano zu transportieren. Dort sollte sich Gavin mit dem Regiment eingraben. Für ihn und das 505. war dies der ruhigste Aufenthalt während des Krieges, denn die Deutschen führten keinen Angriff auf Gavins Stellung aus. Das 504. Regiment unter Tucker musste währenddessen heftige Kämpfe mit deutschen Verbänden austragen.
Kämpfe im Inland und Nachwirkungen
Der nächste Einsatz für die 82. Luftlandedivision war, zusammen mit mehreren anderen alliierten Einheiten, auf Neapel vorzurücken. Die 82. hatte dabei die Aufgabe, durch den Chiunzi Pass und danach weiter Richtung Neapel durchzubrechen. Die Stärke des Angriffs der Division zwang die deutschen Verbände am Pass, sich zurückzuziehen.
Am darauf folgenden Tag konnte Gavin von den Anhöhen bei Sorrento die Stadt Neapel sehen. Ridgway befahl ihm wenig später, auf Neapel vorzurücken. Die Division stieß ohne Widerstand vor, da sich die Deutschen komplett zurückgezogen hatten. Am 1. Oktober 1943 erreichte Gavins Regiment die Vororte von Neapel und erhielt den Befehl, dort zu warten, bis Clark und Ridgway den Triumphzug durch die Stadt beginnen würden. Als dieser dann stattfand, endete er in einem Desaster, da die Truppen an einem total menschenleeren Platz aufmarschierten, während die Bevölkerung Neapels an einem anderen Platz auf sie wartete.
Die 82. Luftlandedivision bekam danach die Aufgabe, Neapel zu besetzen, während die restlichen alliierten Divisionen weiter vorrücken sollten. Ridgway teilte die Stadt in Besatzungszonen auf, da die Zustände in Neapel schlecht waren und er sich durch seine Maßnahme Besserung erhoffte. Da es oft zu Schießereien kam, fragte Gavin bei der örtlichen Polizei nach, wie sie mit der Gewalt umgingen würden, worauf diese allerdings auch keine Antwort wussten. Gavin gab dem Chef der Polizei bekannt, dass er jeden Italiener der in der Nähe eines Schusswechsels eine Waffe bei sich hatte erschießen lassen werde. Minuten nach dieser Bekanntgabe hörte er ein Schusswechsel, nahm sich sein Garand, verließ sein Kommandoposten und befahl einem Zug ihm zu dem Ort, aus dem die Schüsse kamen, zu folgen. Sie fanden den Schützen nicht, aber ihr Vorgehen führte dazu, dass in Neapel ab der folgenden Nacht nicht mehr bzw. kaum noch geschossen wurde.
Am 4. Oktober wurden Gavin und sein Regiment abkommandiert um den Vorstoß nach Volturno anzuführen und wichtige Brücken zu sichern. Ridgway war der Plan nicht geheuer und er befürchtete, dass seine Division zu einem großen Teil vernichtet werden könnte, da auf der Anhöhe hinter den Flüssen die Division Hermann Göring lag. Letztendlich akzeptierte er jedoch die Befehle. Gavin befahl seinem 2. Bataillon, fünf Brücken über den Kanal, sowie eine kleine Stadt namens Arnone zu erobern, hielt sein 1. Bataillon in Reserve, während das 3. in Neapel weiter administrative Aufgaben erledigte.
Das 2. Bataillon griff am 4. Oktober an und hatte am nächsten Abend die fünf Brücken erobert, eine davon war jedoch beschädigt. Der deutsche Widerstand war schwer und die Gegend war weitläufig vermint. Am 6. Oktober nahm das Bataillon dann auch die Stadt Arnone ein. Zwei Tage später wurde das Regiment am 8. Oktober und nach Erfüllung ihrer Aufgaben zurück nach Neapel geschickt, um es weiter zu verwalten.
Während des Angriffs war Gavin nicht so oft an der Front wie sonst, denn er war dabei, das 505. Regiment an seinen Stellvertreter Herbert F. Batcheller zu übertragen, da er in Neapel von Ridgway einen Stern verliehen bekam und somit zum Brigadier General (Brigadegeneral) befördert und außerdem zum stellvertretenden Divisionskommandeur ernannt worden war.
Clark benötigte für seinen weiteren Vorstoß erneut Luftlandetruppen. Da die 82. Luftlandedivision aber schon für Overlord eingeplant war, einigte man sich darauf, Tuckers 504. Regiment einzusetzen, während sich der Rest der Division auf die Operation Overlord vorbereiten sollte. Während das 504. bei Anzio kämpfte, verbesserte der Rest der Division zusammen mit Gavin auf Sizilien Pfadfindertechniken und ähnliches. Gavin arbeitete sich währenddessen in seinen Posten als stellvertretender Divisionskommandeur ein.
Kurz nachdem Gavin stellvertretender Divisionskommandeur wurde, erkundigte sich George Marshall bei Ridgway nach einem Offizier mit Kampferfahrung, der Berater für Luftlandeeinsätze bei der Planung bei der Operation Overlord tätig sein könnte. Ridgway schlug ihm daraufhin Gavin vor und setzte selbigen am 31. Oktober davon in Kenntnis. Gavin schrieb darüber:
- "He [Ridgway] has recommended me to go to UK as advisor on airborne matters for the coming show. It is to be a job on General Marshall's staff. Upon arrival of the Division I am to return to it. […] I am going to work hard. […] General Ridgway was nice enough to tell me that ultimately he wants me to get the division. I am a bit young for it."
- (Deutsch: „Er [Ridgway] hat meine Versetzung nach Großbritannien als Berater für Luftlandeangelegenheiten bei der kommenden Operation empfohlen. Es wird eine Aufgabe in General Marshalls Stab sein. Bei Ankunft der Division werde ich zu ihr zurückkehren. […] Ich werde hart arbeiten. […] General Ridgway war so freundlich mir mitzuteilen, dass er unbedingt möchte, dass ich die Division übernehme. Ich bin ein wenig jung dafür.“)
Am 17. November 1943 verließ Gavin Italien, um nach England zu gelangen, während die 82. US-Luftlandedivision, allerdings ohne das 504. Fallschirmjägerregiment, Italien verließ, um nach Nordirland verschifft zu werden und sich dort auf die Invasion vorzubereiten.
Operation Overlord und D-Day
Vorbereitung auf die Operation Neptune
Gavin kam am 18. November 1943 in der englischen Hauptstadt London an. Von seiner Unterkunft im Grosvenor House aus wanderte er in seiner freien Zeit oft inkognito durch das zerbombte London. An seinem zweiten Tag lernte Gavin seine zukünftige Fahrerin Val Porter kennen. Gavin entwickelte zu der verheirateten Val kurz darauf ein Verhältnis, welches er jedoch hinter seine militärischen Pflichten stellte.
Am selben Tag lernte Gavin auch seinen zukünftigen Vorgesetzten, den britischen Major-General (Generalmajor) Ray W. Barker kennen, wobei auch Lieutenant-General (Generalleutnant) Frederick Browning zugegen war. Gavin war erfreut über seine neue Position und genoss sie am Anfang. Nach drei Wochen Stabsarbeit war Gavin jedoch von den Treffen und der Büroarbeit genervt. Auch der Inhalt seiner Arbeit war nicht, wie er es sich ursprünglich vorgestellt hatte: Anfänglich wurden nur Sprünge der 101. US-Luftlandedivision in Bataillonsgröße geplant, die im für Panzer gut geeigneten Gelände hinter dem Omaha Beach abspringen sollten. Gavin, der den Plan geändert sehen wollte, ging daraufhin zum amerikanischen Lieutenant-General Omar Bradley, welcher der Befehlshaber der Landungstruppen für den Utah Beach war und außerdem Luftlandeoperationen stark befürwortete, weshalb Gavin in ihm einen Verbündeten fand. Bradley beharrte darauf, dass Luftlandetruppen für die Absicherung des Hinterlandes seines Landungsabschnittes zugeteilt würden. Der Plan wurde deshalb auf einen Sprung der 101. und der 82. Luftlandedivision ausgeweitet.
Gavin stellte sich jedoch noch viele weitere Fragen, beispielsweise, wer den Großteil der Flugzeuge bekommt (Briten oder Amerikaner) oder wem den Oberbefehl über die Luftlandungstruppen übertragen wird. Die verschiedenen Ansichten zwischen Briten und Amerikanern aber auch zwischen den verschiedenen Truppengattungen waren nervenaufreibend für Gavin. Er schrieb:
- „I wish to hell that tomorrow where D-day. It is the waiting that is bothersome, not the fight itself.”
- (Deutsch: „Ich wünsche mir verdammt, dass morgen D-Day wäre. Es ist das Warten, dass nervend ist, nicht das Kämpfen selber.”).
Im Dezember 1943 veröffentlichte Gavin seine Schrift „Training Memorandum on the Employment of Airborne Forces“. Gavin schrieb später über die Reaktion über das Memorandum: „Everyone wanted to discuss, alter, criticize, and contribute to it.“ (Deutsch: „Jeder wollte über es diskutieren, es abändern, kritisieren und daran mitarbeiten.“).
Am 16. Februar 1944 kehrte Gavin zur 82. Luftlandedivision zurück, die derweil nach England verlegt worden war. Der Plan war jedoch noch lange nicht fertiggestellt – erst kurz vor dem D-Day war die Planung beendet.
Der D-Day
Gavin landete am D-Day mit einigen anderen Fallschirmjägern westlich der Merderet auf Sumpfgelände, wobei viele der Fallschirmjäger ertranken. Gavin sammelte dort eine hundert Mann starke Einheit, mit der es ihm gelang, das kleine Dorf La Fière zu halten, das daraufhin der Außenposten von Ste-Mère Eglise wurde.
Der Weg nach Deutschland – On to Berlin
Er erhielt am 16. August 1944, als jüngster Mann in dieser Position, das Kommando über die 82. US-Luftlandedivision, mit der er in den Niederlanden an der Operation Market Garden teilnahm. Hierbei landete die Division südöstlich von Nimwegen bei Groesbeek um die Brücken über die Waal, die Maas und den Maas-Waal-Kanal zu erobern. In aufreibenden Kämpfen um die Groesbeek-Höhen mit dem deutschen Korps Feldt, angeführt von General der Kavallerie Kurt Feldt, setzen sich die Amerikaner durch und konnten den von Süden anrückenden britischen Einheiten den Weg in Richtung Arnheim freihalten.
Weitere Einsätze der 82. US-Luftlandedivision fanden bei der Abwehr der deutschen Ardennenoffensive und danach auch in Deutschland statt.
Mit der Verleihung des 2. Sterns im Oktober 1944 wurde Gavin zum Major General befördert. Für seine Verdienste während der Operation Market Garden bekam Gavin am 21. März 1945 von Bernard Montgomery in Mönchengladbach den Distinguished Service Order (DSO) verliehen. Er war bekannt dafür während des Kampfes ein M1 Garand zu tragen, statt einer Pistole, wie es andere Generale taten.
Nachkriegszeit
Von September bis Oktober 1945 amtierte er als Stadtkommandant von Berlin. Nach dem Zweiten Weltkrieg war Gavin Stabschef der 5. US-Armee und später der alliierten Streitkräfte in Südeuropa. 1955 wurde er zum Lieutenant General befördert. Als überzeugter Gegner des Atomkriegs hatte er mit der amerikanischen Militärführung Unstimmigkeiten. Da er in seiner hohen Position hinter der Militärführung hätte stehen müssen, dieses aber nicht mit seinem Gewissen vereinbaren konnte, schied er 1958 überraschend aus dem Militärdienst aus, woraufhin er Vizepräsident von Arthur D. Little Inc., der weltweit ersten Management Consulting Firma, wurde. Dort folgte für Gavin im Jahr 1960 die Ernennung zum Präsident. Von 1961 bis 1963 war er unter US-Präsident John F. Kennedy amerikanischer Botschafter in Frankreich. Außerdem war Gavin ein Kritiker des Vietnamkrieges.
James Maurice Gavin starb am 23. Februar 1990 im Keswick Nursing Home in Baltimore an der Parkinson-Krankheit. Er liegt auf dem West Point Friedhof in New York begraben.
Im Film Der längste Tag von 1962 wurde James M. Gavin vom Schauspieler Robert Ryan verkörpert. Ryan O'Neal spielte ihn im Film Die Brücke von Arnheim, 1977.
Gedenken
In Sainte-Mère-Église, Normandie, ist die Rue du Général Gavin nach ihm benannt, ebenso in dem neben Nijmegen befindlichen Ort Groesbeek in den Niederlande die Generaal Gavinstraat. Die Straßenbrücke über den Fluss Waal bei Nijmegen, Richtung Arnhem, trägt ebenfalls seinen Namen, „James Gavin Brug“. 1999 wurde von der Verwaltung der Stadt Braunstone im englischen Leicestershire eine weitere Straße nach Gavin benannt, die „Gavin Close“. Ebenfalls ist das im Südosten Ohios, bei Pomeroy und Gallipolis, liegende Kohlekraftwerk „Gen. James M. Gavin Power Plant“, eines der größten der Welt, nach ihm benannt.
Am 4. Juni jeden Jahres treffen sich Mitglieder der Gavin-Familie, West-Point-Mitglieder, Kriegsveteranen und andere zu Ehren Gavins bei der Gavin Memorial Ceremony.
Gavin ist Ehrenbürger von Nimwegen und erhielt in den Niederlande den Oranje Nassau Orden mit Schwertern.
Die 82nd Airborne Division Association, ein gemeinnütziger Veteranenverein, der vom amerikanischen Kongress unterstützt wird, hat einen Unterverband, den Lt. General James M. Gavin Chapter.
Zitate
- „If you want a decision, go to the point of danger.“ (Quellen: thinkexist.com, timelessquotes.com)
- „Our generation of generals let the Army down badly.“ (Interview von Bradley Biggs, Frühjahr 1979; Quelle: leavenworth.army.mil)
- „Organizations created to fight the last war better are not going to win the next.“ (Quelle: strategicstudiesinstitute.army.mil - Seite 3)
- „Show me a man who will jump out of an airplane, and I'll show you a man who'll fight.“ (Quelle: angelfire.com)
Werke
- Airborne Warfare, Battery Press, Nashville (Tenn.) 1947, Reprint 1980, ISBN 0-89839-029-X
- Cavalry…And I Don’t Mean Horses!, Harper's Magazine, 1954
- War and peace in the space age, Harper Brothers, New York 1958
- Crisis Now, Random House, New York 1968
- On to Berlin. Battles of an Airborne Commander 1943-1946, Viking Press, New York 1978, ISBN 0-553-13137-0
Verarbeitungen und weiterführende Informationen
Literatur
- US Congress (Hrsg.): Conflicts between United States capabilities and foreign commitments. Hearing, Ninetieth Congress, first session, with Lt. Gen. James M. Gavin (U.S. Army retired) on February 21, 1967, U.S. Govt. Print. Off., Washington 1967
- Bradley Biggs: Gavin, Archon Books, Hamden (Conn.) 1980, ISBN 0-208-01748-8
- T. Michael Booth und Duncan Spencer: Paratrooper: The Life of Gen. James M. Gavin, Schuster & Simon, New York 1994, ISBN 0-671-73226-9
- Diverse: Biography - Gavin, James M(aurice) (1907-1990), ISBN B0007SBWDO (Digital)
Audio
- Dick Cavett: A conversation with General James M. Gavin; the views of the war-time commander of the 82nd Airborne Division from the Dick Cavett Show, Center for cassette Studies, 1979?, Sound recording
Weblinks
- James Maurice Gavin (niederländisch)
- Artikel Gavins zur Schlacht im Huertgenwald (englisch)
- Brief Gavins an seine Tochter Barbara (englisch)
- ausführliche Informationen (englisch)
- Gesprächs Gavins mit einem anderen General und einem Colonel (englisch)
- Artikel des Time-Magazines (englisch)
- Biographie (englisch)
- Gavin zum Einsatz von u.a. Helikoptern (PDF) (englisch)
- Nachbesprechung der Operation Neptune (PDF) (englisch)
Anmerkungen und Quellen
Anmerkungen
- ↑ Englischer Originaltext: „Soldiers of the 505th Combat Team - Tonight you embark upon a combat mission for which our people and the free people of the world have been waiting for two years. You will spearhead the landing of an American Force upon the island of SICILY. Every preperation has been made to eliminate the element of chance. You have been given the means to do the job and you are backed by the largest assemblage of air power in the world's history. The eyes of the world are upon you. The hopes and prayers of every American go with you." - James M. Gavin, schriftlicher Appell an seine Truppen über die bevorstehende Operation Husky vom 9. Juli 1944. (Quelle: Paratrooper: The Life of Gen. James M. Gavin)
Quellen
- Alle Zitate, die über keine eigene Quellenangabe verfügen, stammen aus dem Buch Paratrooper: The Life of Gen. James M. Gavin von T. Michael Booth und Duncan Spencer, dass im Schuster & Simon Verlag erschienen ist (ISBN 0-671-73226-9).
Personendaten NAME Gavin, James M. ALTERNATIVNAMEN Ryan, James Nally KURZBESCHREIBUNG US-amerikanischer Generalleutnant GEBURTSDATUM 22. März 1907 GEBURTSORT New York City STERBEDATUM 23. Februar 1990 STERBEORT Baltimore
Wikimedia Foundation.