Jan z Rokycana

Jan z Rokycana
Gedenktafel für Jan Rokycana in Rokycany

Jan z Rokycana (deutsch: Johannes von Rokitzan, tschechisch auch Jan z Rokycan; * zwischen 1390 und 1397; † 22. Februar 1471 in Prag) war ein tschechischer Theologe und Politiker.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Jan, Schüler von Jakob von Mies, wurde der Sage nach in einer armen Familie in der Vorstadt von Rokycany geboren. Kurze Zeit wirkte er als Ordensgeistlicher im Augustinerkloster in seinem Heimatort, welches er bereits als Novize wieder verließ. 1415 legte er seine Bachelor-Prüfung ab. 1424 erhielt er vom Prager Erzbischof Konrad von Vechta die Priesterweihe und wurde 1427 Pfarrer in der Prager Teynkirche, gleichzeitig auch Universitätspfarrer. Durch die enge Verbundenheit mit der Universität und die Zusammenarbeit mit den berühmten Predigern wie Konrad von Waldhausen und Johann Militsch von Kremsier wurde der Dom Treffpunkt des geistlichen Lebens der Prager Altstadt. 1430 legte er die Prüfung als Meister der Freien Künste ab und wurde zum Verwalter des utraquistischen Konsistoriums gewählt. 1435 übernahm er das Rektorat der Karls-Universität und wurde Prager Bischof, jedoch ohne Bestätigung durch den Papst.

Am 23. August 1436 wurde König Sigismund in der Teynkirche feierlich empfangen, dem Volk Frieden verkündet und Rokycana begleitete den König auf den Hof. Am 8. September 1436 feierte in diesem Dom der Legat des Basler Konzils, der Bischof von Konstanz Filibert unter Anwesenheit des Königs und des Hofes eine Messe. Als er dabei feststellte, dass Rokycana bei der Messe von dem üblichen Zeremonial abwich und den Körper und das Blut des Herrn auch Kindern reichte, beschuldigte er ihn beim König, der Rokycana daraufhin am 24. April 1437 entließ. Nachfolger Rokycanas wurde der Rektor der Prager Universität Jan ze Soběslavi (Papouška).

Am 11. Juni 1437 wurde auf Befehl des Königs die Verwaltung des Erzbistums Křišťan z Prachatic übertragen. Rokycana flüchtete aus Prag und hielt sich zunächst auf der Burg Kunětická Hora versteckt, später bis 1448 in Königgrätz.

Bereits 1444 kam es beim theologischen Disput bei der Landesversammlung zur Versöhnung zwischen Rokycana und den Anhängern Příbrams, die inzwischen gemäßigte Utraquisten duldeten.

1448 wurde Prag von Georg von Podiebrad erobert und Rokycana feierlich in seine alte Funktion in der Teynkirche eingeführt. Er wurde Oberhaupt der Kirche des Kelches. Seine Rechtsgeschäfte führte er mit einem Gremium aus, das aus zwanzig Geistlichen und Meistern der Freien Künste bestand. Allerdings durfte er keine Weihen erteilen und die meisten der von italienischen Bischöfen neu geweihten Priester distanzierten sich von den Utraquisten.

Rokycana schrieb im Jahre 1449 Briefe an den Papst Nikolaus V. und unternahm den Versuch, ihn zu besuchen, allerdings scheiterte er schon bei der Reise durch Deutschland. 1451 wandten sich Rokycana und seine Anhänger an den Osten und begannen Verhandlungen mit Istanbul. Die Bemühungen einer Zusammenarbeit der Hussitenbewegung mit der orthodoxen Kirche wurden jedoch jäh durch die Eroberung Konstantinopels 1453 durch die Türken zerstört.

Gleichzeitig versuchte Rom die Utraquisten zum Gehorsam zu bewegen. Nach Böhmen wurde der Franziskaner Prediger Johannes von Capistran gesandt und um eine Vereinigung bemühte sich auch, jedoch ebenfalls vergeblich, Jan Kusánský.

Nachdem Georg von Podiebrad 1458 zum böhmischen König gewählt worden war, war er bestrebt, Rokycana wieder zum Bischof ernennen zu lassen. Gleichzeitig verfolgte er das Ziel, das Kompaktat durch den Papst bestätigt zu bekommen. Jan von Rokycan wurde zum Spielball politischer Intrigen und sein Einfluss schwächte sich zusehends ab. Nach der Aufhebung des Kompaktats 1462 wurde Jan Rokycana durch den Papst mit einem Bann belegt. Jan Rokycana starb 1471 während des Zweiten Hussitenkrieges, im gleichen Jahr wie König Georg. Jan wurde in der Pfarrkirche der Teynkirche bestattet.

Person

In der Reformationsbewegung in Böhmen, schloss er sich dem gemäßigten Flügel an. Er kritisierte die extremen Ansichten der Taboriten. 1424 gelang es ihm, einen Kompromiss zwischen den Prager Hussiten und Jan Žižka herbeizuführen. Die gemäßigten Ansichten trug er auch in einer Polemik aus dem Jahr 1431 mit Mikuláš Biskupcký z Pelhřimova vor. Zwar war er der Ansicht, dass die Lehre des Kelches die bessere sei, gleichzeitig vertrat er die Auffassung, dass sich diese nicht allzu sehr von der Lehre der römischen Kirche unterscheide. Vielmehr störte ihn die starre, zentralistische Ausrichtung der apostolischen Kurie. Auf der anderen Seite schmerzte ihn das Zerwürfnis der Taboriten mit der katholischen Kirche.

Gemeinsam mit Andreas Prokop führte er die böhmische Abordnung an und verteidigte die Kelch-Lehre. Vom Konzil anerkannt, wurde er in das Kompaktat aufgenommen, allerdings wurde ihm die Ernennung zum Prager Erzbischof durch den König Johann von Luxemburg verweigert. Erst Sigismund ernannte Rokycana aus politischen Gründen zum Erzbischof, wechselte aber bald wieder seine Ansicht.

Die Beziehung Rokycanas zur Brüder-Unität war zwiespältig. Im Nachhinein erscheint es so, als verteidigte er diese zunächst und habe sie später verfolgt, aus Furcht sie könnte einen Grund für die Beschuldigung, dass Böhmen Ketzerei der Ketzerei anhinge. Trotzdem schätzte er auch viele Vertreter der Unität, wie Petr Chelčický, dessen Werke er seinen Schülern empfahl.

Werke

Zu seinen bedeutendsten Werken gehört die Postille (Postila), eine Sammlung kritischer Predigen im Týn-Dom aus den Jahren 1456 bis 1457, ein Spiegelbild aus der Zeit der Hussiten.

Publikationen

  • Postilla (1453–1457)
  • Latinská postilla
  • Výklad zjevení svatého Jana
  • Kázání u Kutné Hory
  • Řeči pronesené na koncilu Basilejském
  • Synodální řeči
  • O sedmi vášních a vadách , ježto hlavní hříchové slovou
  • Acta synodální
  • Latinský slovník
  • Tractatus de eucharista
  • Tractatus de septem sacramentis
  • Contra sex propositiones trivolas doctorum apostatarum
  • Expositio super Mattheo evangelista, Expositio super Lucam

Lieder

* Vítaj milý Jezu Kriste
* Zdrávas dievko
* Cierkev svatá v posledních dnech velmi neznamenitá

Literatur

Weblinks


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