Janos Kadar

Janos Kadar

János Kádár [ˈjaːnoʃ ˈkaːdaːr] (* 26. Mai 1912 in Fiume; † 6. Juli 1989 in Budapest, Geburtsname János Czermanik, später János Csermanek) war ein ungarischer kommunistischer Politiker. Von 1956 bis 1988 war er Erster bzw. Generalsekretär der Ungarischen Sozialistischen Arbeiterpartei. Von 1956 bis 1958 und von 1961 bis 1965 bekleidete er zudem das Amt des ungarischen Ministerpräsidenten.

János Kádár im Opernhaus in Budapest, 1964

Inhaltsverzeichnis

Jugend

Kádár wurde in der damals verkehrsreichsten österreichisch-ungarischen Hafenstadt Fiume geboren. Seine Mutter, Borbála Czermanik, war slowakisch-ungarischer Abstammung und arbeitete als Dienstmädchen. Sie heiratete den Vater Kádárs, János Krezinger, nicht und zog ihren Sohn alleine auf. Kádár wurde katholisch getauft und trug den Familiennamen der Mutter.

Im Alter von 17 Jahren schloss er sich der illegalen kommunistischen Bewegung an. 1933 wurde er deswegen zu zwei Jahren Gefängnis verurteilt. Einen Teil seiner Strafe saß Kádár im Csillag-Gefängnis in Szeged ab, wo er unter anderem Mátyás Rákosi kennenlernte. Nach seiner Freilassung trat er in die MSZDP ein.

Im April 1944 wurde Kádár nach Jugoslawien entsandt, um mit den im Exil lebenden kommunistischen Führern Kontakte herzustellen. An der Grenze wurde er verhaftet, unter Verheimlichung seiner Identität als flüchtiger Soldat angeklagt und schließlich zu zwei Jahren Haft verurteilt. Im November desselben Jahres flüchtete er und kehrte nach Budapest zurück, wo er während der Belagerung der Stadt vom Zentralkomitee zum stellvertretenden Polizeichef ernannt wurde. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges wurde Kádár Sekretär des Zentralkomitees, kurz darauf Mitglied des Politbüros.

Lebenslauf

1949 bis 1950 war Kádár Innenminister von Ungarn und u. a. für die Verhaftung seines Parteifreundes László Rajk verantwortlich. 1951 wurde Kádár unter Mátyás Rákosi der Unterstützung Titos angeklagt, 1953 unter der Regierung von Imre Nagy jedoch freigelassen und rehabilitiert.

János Kádár war nach anfänglicher Teilnahme maßgeblich an der Niederschlagung des Ungarischen Volksaufstands 1956 beteiligt. Er gründete mit Hilfe der Sowjetunion die Gegenregierung zur von Imre Nagy geführten Regierung und bat nach vorheriger Absprache bzw. Anweisung in Moskau die Sowjetunion um Waffenhilfe, die zur schnellen Niederschlagung des Ungarischen Volksaufstands führte. In den folgenden Jahren wurden mehr als 1200 Menschen, darunter Imre Nagy, getötet und mehrere tausend Personen inhaftiert.

Während seiner Zeit als Parteichef (1956–1988) verfolgte Kádár außenpolitisch einen streng moskautreuen Kurs. Im Gegenzug ließ ihm die Sowjetunion innenpolitisch größeren Spielraum, der ab den 1960er Jahren zu kleineren wirtschaftlichen und politischen Reformen in Ungarn führte. Der sogenannte Gulaschkommunismus hatte die Steigerung des Lebensstandards der ungarischen Bevölkerung zum Ziel und führte zu einer im Vergleich mit manchen anderen sozialistischen Staaten tatsächlich höheren Lebensqualität.

Kádár starb am 6. Juli 1989, an dem Tag, als Imre Nagy in Ungarn offiziell rehabilitiert wurde.

Grabschändung

Am 2. Mai 2007 wurde Kádárs Grab auf dem Budapester Kerepesi temető geschändet. Unbekannte Täter öffneten den Metallsarg und entwendeten seine sterblichen Überreste. Auch die Urne mit der Asche von Kádárs Ehefrau verschwand.

Literatur

Primärliteratur

  • János Kádár: Ausgewählte Reden und Aufsätze. Dietz-Verlag, Berlin 1981
  • János Kádár: Eine starke Volksmacht bedeutet ein unabhängiges Ungarn: Reden und Artikel. Auswahl aus den Jahren 1957 - 1959. Dietz-Verlag, Berlin 1961
  • János Kádár: Vorwärts auf dem Wege des Sozialismus: Reden und Artikel. Auswahl aus den Jahren 1960 - 1966. Dietz-Verlag, Berlin 1967
  • János Kádár: Reden und Schriften: 1964 - 1971. Dietz-Verlag, Berlin 1972
  • János Kádár: Die Erneuerung des Sozialismus in Ungarn: Reden und Artikel aus den Jahren 1957 - 1986. Corvina-Verlag, Budapest 1987

Sekundärliteratur

  • Andreas Schmidt-Schweizer: Der Kádárismus – das „lange Nachspiel“ des ungarischen Volksaufstandes; in: Rüdiger Kipke (Hrsg.): Ungarn 1956. Zur Geschichte einer gescheiterten Volkserhebung; Wiesbaden: VS, Verlag für Sozialwissenschaften, 2006; ISBN 978-3-531-15290-5; S. 161–187

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