Janwillem Lincoln van de Wetering

Janwillem Lincoln van de Wetering

Janwillem Lincoln van de Wetering (* 12. Februar 1931 in Rotterdam; † 4. Juli 2008 in Blue Hill, Maine, USA[1]) war ein niederländischer Schriftsteller, der insbesondere durch seine Kriminalromane bekannt wurde.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Nach Schule und kaufmännischer Ausbildung ging van de Wetering auf Vermittlung seines Vaters nach Südafrika. Sechs wechselvolle Jahre folgten: Er verkehrte in Künstlerkreisen, eine kurze Ehe, Alkohol und Drogen, Rauswurf im Beruf, Tod des Vaters, Gelegenheitsjobs, psychische Probleme, angeblich sogar ein Selbstmordversuch. Schließlich entfloh er den Turbulenzen nach London, wo er ein Philosophiestudium begann, bevor er sich 1958 für 18 Monate in das Zen-Kloster Daitoku-ji im japanischen Kyoto zurückzog. Seine letztendlich erfolglose Suche nach der Erleuchtung im Buddhismus beschrieb er später in mehreren Büchern.

Er arbeitete danach in Südamerika, wo er zum zweiten Mal heiratete, und in Australien, bevor er in seiner Heimat in Amsterdam die Textilfabrik seines Schwiegervaters übernahm. Da er sich aber bislang seiner Wehrpflicht entzogen hatte, wurde ihm gewährt, nebenher als Streifenpolizist seinen Dienst abzuleisten, und er blieb neun Jahre dabei und stieg bis zum Inspektor auf.

Janwillem van de Wetering lebte seit 1975 in Surry im Hancock County, Maine, USA, deren Staatsbürgerschaft er neben der niederländischen besaß. Neben seiner Tätigkeit als Schriftsteller wurde van de Wetering auch als bildender Künstler, insbesondere als Bildhauer bekannt.

Van de Wetering starb im Juli 2008 an Krebs; er hinterließ seine Frau Juanita sowie eine Tochter.

Schriftsteller

Van de Weterings Erfahrungen in Japan und bei der Polizei in Amsterdam sowie seine Vorliebe für die Kriminalromane von Georges Simenon und Robert van Gulik flossen ab 1975 in seine Krimi-Serie um die Amsterdam-Cops von der Mordkommission ein. Hauptfiguren sind der Commissaris, dessen Name nie genannt wird, Brigadier de Gier und Adjutant Grijpstra. Allerdings hatten bei den letzten Fällen Grijpstra und de Gier die Polizei verlassen und arbeiteten als Privatdetektive. Für den Roman Massaker in Maine erhielt Janwillem van de Wetering 1984 den renommierten Grand prix de littérature policière.[2]

Eine Besonderheit van de Weterings war, dass er seine Bücher zweimal schrieb, einmal in Niederländisch und einmal in Englisch, wobei größere Unterschiede zwischen beiden Versionen auftreten konnten. Ein Kinderbuch schrieb er sogar auf Deutsch.

Zu seinen weiteren Werken gehörten eine Kinderbuchserie um Stachel-Charlie sowie die Biografie seines Landsmanns Robert van Gulik, mit dem ihn sowohl das Krimi-Schreiben als auch die Erfahrungen mit den asiatischen Kulturen verbanden. Außerdem wirkte van de Wetering als Übersetzer und war in den 1990er-Jahren als Herausgeber japanischer Krimi-Anthologien tätig.

Bibliografie

Die Amsterdam-Cops

  • Outsider in Amsterdam (Het lijk in de Haarlemmer Houttuinen / Outsider in Amsterdam, 1975)
  • Eine Tote gibt Auskunft (Buitelkruid / Tumbleweed, 1975)
  • Der Tote am Deich (De gelaarsde kater / The Corpse on the Dike, 1976)
  • Tod eines Straßenhändlers (De dood van een marktkoopman / Death of a Hawker, 1977)
  • Ticket nach Tokio (Een dode uit het oosten / The Japanese Corpse, 1976)
  • Der blonde Affe (De blonde baviaan / The Blond Baboon, 1978)
  • Massaker in Maine (Het werkbezoek / The Maine Massacre, 1979)
  • Ketchup, Karate und die Folgen (Moord zonder lijk, lijk zonder moord / The Mind-Murders, 1983)
    • Anm.: Der erste Teil erschien 1979 im Rahmen der niederländischen Buchwoche unter dem Titel De verdachte Verheugt.
  • Der Commissaris fährt zur Kur (De straatvogel / The Streetbird, 1982)
  • Rattenfang (De ratelrat / The Rattle-Rat, 1984)
  • Der Feind aus alten Tagen (De zaak IJsbreker / Hard Rain, 1985)
  • De Gier im Zwielicht (Drijflijk / Just a Corpse at Twilight, 1993)
  • Straßenkrieger (Een toevalstreffer / The Hollow-Eyed Angel, 1996)
  • Ölpiraten (Een ventje van veertig / The Perfidious Parrot, 1997)

Kurzgeschichten mit den Amsterdam-Cops und anderen:

  • Die Katze von Brigadier de Gier (De kat van brigadier de Gier en andere verhalen / The Sergeant's Cat and Other Stories, 1983)
  • So etwas passiert doch nicht! (1989)

Kinderbücher

  • Stachel-Charlie (Stekel Stavast en de rode hoed / Hugh Pine, 1980)
  • Stachel-Charlies Lieblingsplatz (Stekel Stavast / Hugh Pine and the Good Place, 1981)
  • Stachel-Charlie löst ein Problem (Stekel Charlie / Hugh Pine and Something Else, 1983)
  • Eugen Eule und der Fall des verschwundenen Flohs, 2001

Zen-Buddhismus

  • Der leere Spiegel – Erfahrungen in einem japanischen Zen-Kloster (De lege spiegel / The Empty Mirror, 1971)
  • Ein Blick ins Nichts – Erfahrungen in einer amerikanischen Zen-Gemeinde (Het dagende niets / A Glimpse of Nothingness, 1973)
  • Reine Leere – Erfahrungen eines respektlosen Zen-Schülers (Zuivere leegte / Afterzen, 1999)
  • Das Koan und andere Zen-Geschichten (1996)
  • Die kleine Eule und der Weg ins Leben (De kleine uil / Little Owl, 1979)

Andere

  • Das sichere Gefühl (Het veilige gevoel / Safe feeling, 1982)
  • Op zoek naar het ongerijmde, 1980 (Autobiografie)
  • Robert van Gulik – Ein Leben mit Richter Di (Robert van Gulik - zijn leven, zijn werk, 1989)
  • Der Schmetterlingsjäger, Krimi (De vlinderjager, 1984)
  • Inspektor Saitos kleine Erleuchtung, Kriminalstories (Inspector Saito's small Satori, 1985)
  • Kuh fängt Hase, Stories (1991)
  • Sonne, Sand und coole Killer, Erzählungen aus dem Reisebuch eines Schriftstellers (1993)
  • Habgier, Krimifabel, 1999
  • Die entartete Seezunge, Kriminalnovelle (2002)
  • Der Freund, der keiner war, Kriminalnovelle, Übersetzt von Klaus Schomburg (Dezember 2008), Neuauflage von "Die entartete Seezunge" unter anderem Titel.

Weblinks

Einzelnachweise und Anmerkungen

  1. “Dutch-born Mystery Writer van de Wetering Dies”, The Ellsworth American, 10. Juli 2008
  2. Der Rowohlt-Verlag spricht auf seiner Autoren-Website van de Wetering einen weiteren, angeblich 1979 verliehenen Preis mit dem Titel Swedish Royal Mystery Prize zu. Mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit handelt es sich dabei um eine „Ente“, die Auszeichnung lässt sich auch international nicht ausfindig machen. Rowohlt selbst hat dies eingestanden, die Website jedoch nicht korrigiert. Nachzulesen unter http://www.rowohlt.de/autor/Janwillem_van_de_Wetering.16092008.1991.html (letztmalig abgerufen am 15. September 2008)

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