Amiga OS

Amiga OS
AmigaOS
AmigaOS 3.5 Box
Basisdaten
Entwickler Commodore International (1.0-3.1)
Haage & Partner (3.5-3.9)
Hyperion Entertainment (4.0-4.1)
Version 4.1
(September 2008)
Abstammung \ TRIPOS
 \ AmigaOS
Kernel Mikrokernel
Architekturen PowerPC, 68k
Lizenz Proprietär
Website amiga.com

AmigaOS ist das native Betriebssystem für den Commodore Amiga, das aus den Bestandteilen Workbench, dem AmigaDOS mit dem Kommandozeileninterpreter CLI (später in Shell umbenannt) und dem bei den meisten Amiga-Modellen im ROM befindlichen Betriebssystemkern Kickstart besteht.

Inhaltsverzeichnis

Entwicklung

Motorola 68030 Mikroprozessor

Das System wurde von der Firma Amiga von 1982 bis 1984 entwickelt und nach deren Übernahme durch Commodore 1985 in der ersten Version fertiggestellt. Die Komponente AmigaDOS und Teile von Kickstart basieren auf Tripos, einem Multiuserbetriebssystem der Firma MetaComCo, das in der Programmiersprache BCPL entwickelt wurde.

Für seine Zeit, d. h. zwischen 1985 und 1992, hatte AmigaOS herausragende Eigenschaften, die in der Kombination bis heute von keinem gebräuchlichen Betriebssystem erreicht werden:

  • 32-Bit-Architektur
  • präemptives Multitasking ähnlich wie bei Unix-Rechnern (AmigaOS war viele Jahre lang das einzige multitaskingfähige Desktop-Betriebssystem)
  • Mikrokernel-Architektur mit nachladbaren shared Libraries und Gerätetreibern (Devices)
  • Library-Aufrufe mit Versionskontrolle
  • programmierbare Echtzeit-Interrupts mit geringer Latenzzeit
  • programmierbare Dateisystemgeräte
  • anwendungsunabhängige Druckertreiber – mangels Herstellerunterstützung entstand ein Markt für Dritthersteller. Turboprint nutzt die dadurch entstandene Nische heute für Linux.
  • anwendungsunabhängige Datentypentreiber. Über DataTypes wurde der Austausch von Daten als Plugin geregelt. Die Ermittlung des Datentyps war zudem vom Dateinamen unabhängig.
  • fensterorientierte grafische Benutzeroberfläche
  • mausorientiertes Boot-Menü – wurden dem System neue Festplatten mit OS zugefügt, fragte es ab, von welcher das System zu starten war. Die gesamte Hardware-Erkennung (AutoConfig des Zorro-Busses – schon ähnlich wie bei PCI, zu Zeiten, als man beim IBM-PC noch typischerweise Jumper umstecken musste) erfolgte auch nach heutigen Maßstäben sehr schnell.
  • anwendungsbezogene Desktops (sog. Screens) in unterschiedlicher Grafik- und Farbauflösung
  • ab der Version 2.1 ist eine internationale Lokalisierung (i18n) dynamisch möglich
  • internationaler 8-Bit-Zeichensatz nach ISO 8859-1
  • vollständige Abstraktion des Datenspeichers von der Hardware: Spricht man Datenträger über den Namen an, ist es bei Wechseldatenträgern unerheblich, in welchem Laufwerk sie sich befinden, und wenn sie nicht angemeldet sind, werden sie vom Benutzer angefordert - in dieser Form gibt es diese Fähigkeit nur bei AmigaOS.
  • standardisierte Prozesskommunikation per ARexx, einer hochkompatiblen REXX-Variante.

Die ersten 68k-CPUs stellten noch keine Memory Management Unit zur Verfügung. Deshalb musste AmigaOS ohne Speicherschutz auskommen – was allerdings Mitte der 1980er im Heimcomputersegment auch noch kein Thema war.

Die Workbench wurde nicht zwingend zum Funktionieren des Computers benötigt, da der Betriebssystemkern und viele Systembibliotheken im Kickstart-ROM enthalten waren, weshalb viele Computerspiele direkt von der Kickstart geladen wurden, um mehr Hauptspeicher nutzen zu können. Dadurch wurden allerdings die Multitasking-Eigenschaften des Betriebssystems außer Funktion gesetzt.

Bis zur Version 3.1 (1994) wurde AmigaOS von Commodore entwickelt. Für die Entwicklung der Versionen 3.5 (1999) und 3.9 (2000) waren Amiga Inc. und Haage & Partner verantwortlich. Danach arbeitete Hyperion Entertainment im Auftrag von Amiga Inc. an der Version 4 von AmigaOS, der ersten Version von AmigaOS, die keine MC68000-Prozessoren mehr unterstützt, sondern ausschließlich auf Motorolas PowerPC-Reihe läuft. AmigaOS 4 steht für die PowerPC-basierte AmigaOne-Plattform von Eyetech zur Verfügung. Parallel dazu wurde an einer Version für traditionelle Amiga-Systeme gearbeitet, die mit einer PowerPC-Prozessor-Erweiterungskarte ausgestattet sind. Diese wird seit dem 3. Dezember 2007 an Endkunden ausgeliefert.

Die von Hyperion Entertainment für das 3. Quartal 2008 angekündigte Version 4.1 wird seit Anfang September ausgeliefert. Unterstützt wird die AmigaOne-Plattform und erstmalig die Mainboards der Baureihe SAM440 der Firma ACUBE Systems. Dies ist für AmigaOne-Benutzer das erste Update, das nicht mehr kostenlos erhältlich ist.

Seit dem 31. Januar 2009 steht AmigaOS 4.1 auch für die Mainboards vom Typ Pegasos-II zur Verfügung.

Unter AmigaOS 4 werden Programme für 68k-Amigas grundsätzlich in einer Emulation des 68k-Prozessors ausgeführt, für die abhängig von der notwendigen Kompatibilität auch JIT-Compilierung eingesetzt wird.

Mit Hilfe der GNU-Hilfsprogramme lässt sich AmigaOS in ein unixoides Betriebssystem verwandeln. In diesem Kontext entstand der Editor vim, außerdem war AmigaOS Ende der 1980er- und Anfang der 1990er-Jahre eine Zeitlang die Hauptentwicklungsplattform für zahlreiche GNU-Werkzeuge, unter anderem den GCC.

Etliche Grafik- und Multimediaprogramme, die es heute für Windows und/oder Mac gibt, stammen aus der Amiga-Zeit.

Versionen

Siehe: Kickstart

Von AmigaOS abgeleitete Systeme

AmigaOS im Verhältnis zu anderen Systemen
  • MorphOS – Eine Alternative zur Ausführung von 68k-AmigaOS-3.1-Programmen auf aktueller PowerPC-Hardware in Form der Pegasos-Rechnerfamilie ist MorphOS. Für die Ausführung von nativer PowerPC-Software verwenden AmigaOS 4 und MorphOS unterschiedliche Ansätze, die nicht miteinander kompatibel sind. Durch Bereitstellung wechselseitiger Emulationsansätze (OS4Emu bzw. ppclibemu) wird hier von dritter Seite an Lösungen gearbeitet, die mangels Bereitschaft zur offiziellen Kooperation allerdings eher ein prototypenhaftes Nischendasein führen.
  • AROS und AfA – Das AROS-Projekt ist ein Ansatz, eine freie AmigaOS-3.1-Umgebung auf x86-Prozessoren (und anderen CPUs) nachzubilden. Durch eine genaue Abbildung der AmigaOS-API sollen Amiga-Programme durch Neukompilation auf AROS portiert werden können.
    In Form von AfA (AROS for AmigaOS) existiert außerdem ein Projekt, mit dem angestrebt wird, die von AROS eingeführten Neuerungen per Rückportierung auch unter AmigaOS und auf der Emulationslösung WinUAE verfügbar zu machen.

Programmierschnittstellen

Internet

Verschiedene TCP/IP-Stacks

Grafik

2D:

  • CyberGraphX (phase5) von Frank Mariak
  • Picasso 96 von Tobias Abt and Alexander Kneer
  • EGS (obsolet)

3D:

  • MiniGL von Hyperion Entertainment
  • Warp3D (low-level Rasterizer) von Hyperion Entertainment
  • StormMesa (agl.library) von Haage & Partner
  • CyberGL (phase5) von Frank Mariak

Audio

  • AHI von Martin Blom
  • CAMD für MIDI
  • MHI von Paul Qureshi und Thomas Wenzel

Video

  • VHI von IOSPIRIT GmbH
  • tv.library von Elbox Computer
  • tvcard.library bzw. valiantvision.library von Guido Mersmann

GUI

  • GadTools
    • BGUI von Jan van den Baard
    • Triton von Stefan Zeiger
  • Magic User Interface (MUI) von Stefan Stuntz
  • Reaction (ClassAct)
  • Feelin von Olivier Laviale

HDD

  • TD64
  • NSD

Siehe auch

Literatur

  • Commodore-Amiga Inc.
    • The Amiga ROM Kernel Manual: Libraries, ISBN 0-201-56774-1
    • The Amiga ROM Kernel Manual: Devices, ISBN 0-201-56775-X
    • The Amiga ROM Kernel Manual: Includes and Autodocs, ISBN 0-201-56773-3
    • The Amiga User Interface Style Guide, ISBN 0-201-57757-7
    • The AmigaDOS Manual, 3rd Edition, ISBN 0-553-35403-5
  • Ralph Babel, The Amiga Guru Book, Taunusstein 1993, Selbstverlag
  • Wilfried Häring, AmigaDOS 1.3, ISBN 3-89090-802-0
  • Wilfried Häring, Schnellübersicht AMIGA DOS 1.3, ISBN 389090730X
  • Wilfried Häring, AMIGA OS 2.0. Anwenderhandbuch, ISBN 3890909248
  • Leithaus, AmigaDOS für Anwender - Ein Lernkurs, ISBN 3-926847-09-3

Weblinks


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