Jean-Paul Marat

Jean-Paul Marat
Jean Paul Marat (1824)

Jean Paul Marat (* 24. Mai 1743 in Boudry, heute Kanton Neuchâtel, Schweiz; † 13. Juli 1793 in Paris) war Arzt, Verleger und Journalist. Er gilt als einer der radikalsten Führer der Französischen Revolution auf Seiten der Jakobiner. Er wandte sich radikal gegen die Monarchie und war ein Befürworter politischer Gewalt.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Kindheit und seine ersten Jahre

Marat wurde am 24. Mai 1743 als zweites von sieben Kindern geboren. Sein Vater, je nach Sprache Giovanni Mara, Juan Salvador Mara oder Jean Marat genannt, war in Cagliari auf Sardinien geboren und seine Mutter, Louise Cabrol, war Schweizerin aus Genf. Um die Familie ernähren zu können, arbeitete der Vater als Fremdsprachenlehrer.

Durch eine Hautkrankheit (Skrofulose, mit einem heftigen Juckreiz verbunden) bedingt, musste Marat mit Entstellungen fertigwerden. Als er 16 Jahre alt wurde, verließ er die Schweiz und wanderte alleine nach Bordeaux in Frankreich aus, um dort Medizin zu studieren. Um sein Überleben zu sichern, arbeitete er als Privatlehrer für die Kinder einer reichen Familie. 1762 zog er nach Paris, wo er drei Jahre blieb. Danach zog es ihn für die nächsten zehn Jahre seines Lebens nach England. Als er 22 wurde, tat er es seinem Vater gleich und unterrichtete Fremdsprachen. Im Jahre 1771 schrieb Marat sein erstes Buch, Les Aventures du jeune Comte Potowski – un Roman de Cœur. In England wurde er Freimaurer; am 15. Juli 1774 stellte man ihm ein Großlogen-Zertifikat aus, das von James Heseltine, dem Großsekretär unterzeichnet wurde. Später wurde er Mitglied der Loge La Bien Aimee in Amsterdam.[1]

Wissenschaftler und Physiker

Drei Jahre später veröffentlichte Marat eines seiner berühmtesten Werke: Chains of slavery (übers. „Ketten der Sklaverei“). Dieses Werk wurde auf Englisch geschrieben und in England veröffentlicht. Am 30. Juni 1775 bekam Marat einen akademischen Titel in Medizin an der St. Andrews University in Schottland. Im Juni 1777 kehrte er wieder nach Frankreich zurück und wurde Arzt bei der Leibgarde des Grafen von Artois, des jüngsten Bruders Ludwigs XVI.

Dort führte er einige Experimente mit Feuer, Licht und Elektrizität durch und veröffentlichte 1779 ein Buch über seine neuen Erkenntnisse in der Physik. Weitere Bücher über Physik, Theorie der Politik, Recht und Physiologie folgten in den folgenden Jahren. Im Jahre 1783 beendete Marat seine erfolgreiche medizinische Laufbahn und widmete sich voll und ganz den Naturwissenschaften.

Eintritt in die Politik

Im Juli 1788 fühlte sich Marat sterbenskrank und schrieb deshalb sein Testament. Er bat einen Freund, den Uhrmacher Abraham Louis Breguet, ihn am Totenbett seelisch zu unterstützen und alle seine Manuskripte an eine Akademie für Wissenschaften zu schicken. Am Totenbett erzählte Abraham ihm von den politischen Ereignissen, die bei ihm einen sehr starken Eindruck hinterließen. Sein Gesundheitszustand besserte sich wieder und fortan unterstützte er die Französische Revolution mit allen Mitteln.

Am 12. September 1789 gab er das erste Mal die Zeitung Publiciste Parisien heraus, die er kurze Zeit später in Ami du Peuple umbenannte. Diese Zeitung war die einflussreichste und gefürchtetste radikale Zeitung Frankreichs. Manchmal kam es sogar vor, dass sie zweimal an einem Tag erschien. Sie war die Stimme des revolutionären Volkes. Marat griff darin mit scharfen Worten alle gemäßigten Girondisten an und besonders die Bourgeoisie in der Nationalversammlung.

Marat vertrat die Ansicht, dass alle Gegner der Revolution Verräter und Volksfeinde seien. Deshalb veröffentlichte er deren Namen im Ami du Peuple und lieferte sie somit der Rache des Volkes aus. Im Juli 1790 befürwortete er die Enthauptung von 500 bis 600 Gegnern. Noch im gleichen Jahr floh er nach England, nachdem er den Finanzminister des Königs kritisiert hatte. Im Jahre 1791 steckte ihn die Nationalversammlung für einen Monat ins Gefängnis. Ab diesem Zeitpunkt führte er seine Kampagne im Untergrund fort. Nach dem Sturz der Monarchie im August 1792 schloss sich Marat den radikalen Jakobinern an und wurde, mit großer Unterstützung des Volkes, ein einflussreicher Delegierter des Nationalkonvents und der Präsident der Jakobinischen Partei. Weiterhin begrüßte er die Septembermassaker 1792 gegen Unabhängige und Royalisten.

Charlotte Corday und das Attentat

Jacques-Louis David: Der Tod des Marat; Königl. Belgisches Kunstmuseum

Nachdem die gemäßigten Girondisten von der radikalen jakobinischen Bergpartei verdrängt wurden, entschied sich Charlotte Corday, eine Anhängerin der Girondisten, dazu, das Blutregime der Jakobiner zu beenden. Sie wollte die treibende Kraft, die hinter den Septembermorden und der Vernichtung der Girondisten steckte, damit also den Hauptverantwortlichen für die Schreckensherrschaft, zur Rechenschaft ziehen.

Sie entschloss sich, den Führer der Jakobiner, Jean Paul Marat, dessen Einfluss sie weit überschätzte, umzubringen. Sie fuhr in einer Postkutsche nach Paris, wo sie ein Küchenmesser mit einer 20 cm langen Klinge erstand. Sie hatte eigentlich geplant, ihn am 14. Juli, dem Jahrestag des Sturms auf die Bastille, in der Öffentlichkeit zu erstechen. Doch Marat war wegen seines quälenden Hautleidens (Skrofulose) an die Badewanne gefesselt. Unter dem Vorwand, dass sie einige Girondisten aus ihrer Heimatstadt Caen, einer Hochburg der Konterrevolution, denunzieren wolle, suchte sie Marat am 13. Juli 1793 auf, erhielt jedoch keinen Einlass bei Simone Evrard, Marats Lebensgefährtin. Sie fuhr zurück in ihr Hotel, kündigte ihren Besuch schriftlich an und fuhr noch am selben Tag zurück zu Marats Wohnung, ohne Antwort erhalten zu haben.

Im Badezimmer stach sie ihm nach einem kurzen Gespräch heftig in Hals und Brust (in der Nähe des Schlüsselbeins), wobei sie so stark zustieß, dass die Aorta ebenfalls zerrissen wurde und Marat sogleich tot war. Ein herbeieilender Redakteur des Ami du Peuple soll Corday niedergeschlagen haben, woraufhin sie festgenommen wurde. Zu keinem Zeitpunkt leistete sie Widerstand. Am 17. Juli 1793 wurde sie guillotiniert, allerdings machte sie Marat durch ihre Tat nur noch mehr zu einem Helden und Märtyrer, dessen Werk fortgesetzt werden müsse. Corday selbst erlangte durch den Mord den Status einer Märtyrerin der Konterrevolution.

Jean Paul Marat wurde am 16. Juli 1793 unter den Bäumen des Kreuzganges des ehemaligen Couvent des Cordeliers beigesetzt, Ende September 1794 exhumiert und im Panthéon bestattet. Von dort wurde der Sarg im Jahr 1795 auf den Friedhof der Kirche St. Étienne-du-Mont befördert.

Das Attentat bildet den Stoff des Dramas Die Verfolgung und Ermordung Jean Paul Marats dargestellt durch die Schauspielgruppe des Hospizes zu Charenton unter Anleitung des Herrn de Sade (uraufgeführt 1964) von Peter Weiss.

Das Kunstwerk von Jacques-Louis David

Siehe Hauptartikel "Der Tod des Marat"

Jacques-Louis David überreichte vier Monate nach dem Mord an Marat dem Konvent sein Gemälde und ließ es an der Stirnseite des Saales aufhängen. Dazu hielt er eine Rede, in der er seine Gefolgsleute zur Rache aufrief. Das Bild wurde auf Beschluss des Konvents als Stich vervielfältigt. Nach dem Sturz der Jakobiner erging die Regelung, dass Bildnisse der Revolutionshelden nur noch ausgestellt werden dürften, wenn mehr als 10 Jahre seit ihrem Ableben vergangen seien. In der nachnapoleonischen Restaurationszeit musste David das Gemälde mit Bleiweiß übertünchen, um es vor Verfolgungen zu schützen. Nach dem Tod des Künstlers lehnte die französische Regierung 1826 den Erwerb des Bildes ab, und auch 11 Jahre später scheiterte der Versuch der Erben, das Bild dem französischen Nationalmuseum anzubieten. 1893 vermachte der Neffe Jacques-Louis Davids, vermutlich aus Dankbarkeit über die freundliche Aufnahme seines Onkels in Brüssel, das Bild dem dortigen Königlichen Museum.

Das Schlachtschiff „Marat“

Nach Jean Paul Marat war auch das sowjetische Schlachtschiff „Marat“ benannt.

Werke

  • L'ami du peuple. Skizzen aus Marats journalistischem Leben. Hoffmann & Campe, Hamburg 1846
  • Les chaînes de l'esclavage. Union Générale d'Ed., Paris 1988, ISBN 2-264-01268-4
  • Entdeckungen über das Licht deutsche Übersetzung von 1783, digitalisiert auf books.google.de

Quellen

  1. William R. Denslow, Harry S. Truman: 10,000 Famous Freemasons from K to Z. Kessinger Publishing, ISBN 1-4179-7579-2.

Literatur

  • Alfred Bougeart: L'Ami du peuple. Librairie Internationale, Paris 1865
  • François Chèvremont: Jean-Paul Marat: esprit politique, accompagné de sa vie scientifique, politique et privée. chez l'auteur, Paris 1880
  • Louis Gottschalk: A Study of Radicalism. New-York, London 1927
  • Louis Gottschalk: The Life of Jean Paul Marat. Girard, Kansas 1923
  • Charles Reber: Un homme cherche la liberté: Jean-Paul Marat. Editions a la Baconnière, Boudry-Neuchâtel 1950
  • La Mort de Marat. (dir.: Jean-Claude Bonnet), Flammarion, Paris 1986
  • Ernest Kriwanec: Jean-Paul Marat: fremd unter Fremden. Karolinger, Wien 1986, ISBN 3-85418-027-6
  • Jacques Guilhaumou: 1793. La mort de Marat. Complexe, Bruxelles 1989
  • Ian Germani: Jean-Paul Marat: hero and anti-hero of the French Revolution. Lewiston, Mellen 1992, ISBN 0-7734-9505-3
  • Olivier Coquard: Marat. Fayard, Paris 1993
  • Marat, homme de science?. Le Plessis-Robinson, Synthélabo, Les Empêcheurs de penser en rond, 1993
  • Jean-Paul-Marat: Œuvres Politiques 1789-1793 (10 volumes), textes et guide de lecture établis par Jacques De Cock et Charlotte Goëtz. Editions Pôle Nord, Bruxelles 1989-1995
  • Charlotte Goëtz: Marat en famille: la saga des Mara(t). (2 vol.), Editions Pôle Nord, "Chantiers Marat 7-8", Bruxelles 2001
  • Charlotte Goëtz: "Plume de Marat" - "Plumes sur Marat", (pour une bibliographie générale), (2 vol.), Editions Pôle Nord, "Chantiers Marat 9-10", Bruxelles 2006

Weblinks


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