Jerome D. Salinger

Jerome D. Salinger

Jerome David Salinger (* 1. Januar 1919 in New York, meist abgekürzt als J. D. Salinger) ist ein US-amerikanischer Schriftsteller.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Salinger wurde in New York als Sohn des jüdischen Vaters Sol (= Solomon) Salinger und einer Mutter schottisch-irischer Abstammung geboren. Die Familie des Vaters kam aus Litauen, der Großvater, der Rabbiner Simon F. Salinger, wurde 1860 in Tauroggen geboren. Die Mutter Marie Jillich war vor der Heirat als Miriam Jillich zum Judentum übergetreten.

Er besuchte die private McBurney School in Manhattan und wurde anschließend von 1934 bis 1936 an der Valley Forge Military Academy in Wayne/Pennsylvania ausgebildet. Als Verfasser von Filmkritiken und Herausgeber der Kadettenzeitschrift Crossed Sabres (dt. Gekreuzte Säbel) unternahm er dort erste schriftstellerische Versuche. 1937 hielt er sich fünf Monate in Europa auf, wo er auf Bestreben seines Vaters bei dessen Verwandten in Wien eine Ausbildung in einem Schlachtereibetrieb absolvierte, um sich auf das Erbe des väterlichen Importgeschäfts vorzubereiten. Der (unautorisierten) Biographie von Ian Hamilton zufolge ging er in Polen dem Stammbaum seiner väterlich-jüdischen Ahnen nach. In Wien soll er Schikanen gegen Bewohner des jüdischen Viertels miterlebt haben. 1938 immatrikulierte er sich am Ursinus College, Collegeville/Pennsylvania, daneben arbeitete er als Theaterkritiker und Kolumnist des Ursinus Weekly. 1939 wechselte er an die Columbia University, New York, und veröffentlichte in dem einflussreichen Story-Magazin 1940 seine erste Kurzgeschichte. Das College verließ Salinger ohne Abschluss. 1942 trat er in die US-Armee (Army Signal Corps und Counter Intelligence Corps) ein und nahm von Invasionsbeginn bis Kriegsende an fünf Feldzügen in Frankreich teil, u. a. erlebte er die deutsche Ardennen-Offensive mit. In Paris begegnete er dem damaligen Kriegskorrespondenten Ernest Hemingway, der ihm ein „verteufeltes Talent“ bescheinigte. Nach dem Krieg soll Salinger – wegen eines "front shock" – eine Zeit lang in psychotherapeutischer Behandlung gewesen sein.

Sein berühmtestes Werk Der Fänger im Roggen (The Catcher in the Rye, 1951) verhalf Salinger zu Weltruhm. In diesem Roman beschreibt der 16-jährige Holden Caulfield, was er in New York City erlebt, nachdem er aus dem Internat geworfen worden ist. Holden sträubt sich einerseits gegen die Erwartungen der Erwachsenenwelt, andererseits fühlt er sich von den Erwachsenen nicht für voll genommen. Der verwendete, auffällige Sprachduktus (eye dialect) führte neben Begeisterung auch zu viel Kritik. Das Buch wurde in einigen angelsächsischen Ländern zunächst verboten - es enthält in der Originalausgabe 255 Mal den Begriff goddam und 44 fucks. Die erste Übersetzung von Catcher in the Rye ins Deutsche erschien 1954 im Diana-Verlag Zürich unter dem Titel Der Mann im Roggen von Irene Muehlon. Übersetzungen von Salingers Texten ins Deutsche wurden u.a. auch durch den späteren Literaturnobelpreisträger Heinrich Böll und dessen Frau Annemarie Böll erstellt. Im Jahre 2003 erschien eine neue Übersetzung von Eike Schönfeld.

Obwohl Salinger nur einen Roman und 35 Kurzgeschichten geschrieben hat, gilt er bis heute als einer der meistgelesenen und meistbesprochenen amerikanischen Autoren der Nachkriegszeit. Sein literarischer Mythos geht so weit, dass Kritiker ein ganzes Jahrzehnt der amerikanischen Literaturgeschichte – die Jahre von 1948 bis 1959 – als „Ära Salinger“ bezeichnet haben.

Salinger lebt seit Jahrzehnten sehr zurückgezogen und hat seit 1965, als die Geschichte Hapworth 16, 1924 im New Yorker erschien, nichts mehr veröffentlicht. Seine Lebensgeschichte diente als Vorlage für den Film Forrester - Gefunden!, in dem Sean Connery einen zurückgezogen lebenden Erfolgsautor darstellt. Deutliche Parallelen gibt es auch zu dem Schriftsteller Florious Fenix in Ein Liebhaber ungerader Zahlen von Herbert Rosendorfer. Darüber hinaus diente er quasi als Vorlage zur Figur des Terence Mann, dargestellt von James Earl Jones in Feld der Träume mit Kevin Costner.

Salinger lebt in dritter Ehe in Cornish, New Hampshire. Er hat einen Sohn und eine Tochter, die ein Buch über ihre Familiengeschichte veröffentlicht hat.

Es gibt noch unzählige Arbeiten von ihm, die nicht in Buchform (außer auf japanisch) veröffentlicht wurden, sondern in Zeitschriften oder auch in der Bibliothek von Princeton aufbewahrt werden. Für 2009 ist eine Veröffentlichung der Erzählung Hapworth 16, 1924 bei der Orchises Press geplant.

Werke

  • Der Fänger im Roggen (The Catcher in the Rye) (1951)
  • Neun Erzählungen (Nine Stories) (1953)
  • Franny und Zooey (Franny and Zooey) (1961)
  • Hebt den Dachbalken hoch, Zimmerleute und Seymour wird vorgestellt (Raise High the Roof Beam, Carpenters and Seymour: an Introduction) (1963)
  • Hapworth 16, 1924 (1965)

Literatur

  • Paul Alexander: Salinger. A biography. Renaissance Books, Los Angeles 1999, ISBN 1-580-63080-4.
  • Eberhard Alsen: A readers guide to J. D. Salinger. Greenwood Press, Westport, Conn. 2002, ISBN 0-313-31078-5.
  • Ian Hamilton: Auf der Suche nach J. D. Salinger ("In search of J. D. Salinger"). Limes-Verlag, Berlin 1989, ISBN 3-8090-2275-6.
  • Margaret A. Salinger: Dream Catcher. A memoir. Washington Square Press, New York 2000, ISBN 0-671-04282-3.
  • Joyce Maynard: Tanzstunden. Mein Jahr mit Salinger ,Piper, München 2002, ISBN 3-492-04129-9

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