Jetzerhandel

Jetzerhandel
Holzschnitt-Illustration zum Jetzerhandel von Urs Graf, 1509

Johann Jetzer (* um 1483 in Zurzach; † wahrscheinlich 1515 ebd.) war Schneidergeselle und zwischen 1506 und 1508 Mitglied des Dominikanerordens in Bern. Bekannt wurde er durch den nach ihm benannten Jetzerhandel.

Jetzerhandel

Eines der theologischen Hauptprobleme jener Zeit war die Frage der unbefleckten Empfängnis Mariens. Während die Dominikaner zu jener Zeit der Lehre von Thomas von Aquin folgend davon ausgingen, dass Maria in der Erbsünde empfangen wurde, verneinten dies die Franziskaner aufgrund der Lehre von Johannes Duns Scotus.

Kurz nachdem Jetzer im Berner Dominikanerkonvent in Bern Aufnahme gefunden hatte, behauptete er, dass ihm Maria erschienen sei. Sie habe ihm offenbart, dass die Lehre der Dominikaner zutreffe, wonach sie in der Erbsünde empfangen worden sei. Duns Scotus müsse aufgrund seiner falschen Lehre im Fegefeuer grosse Qualen leiden. Zudem behauptete er, die Wundmale Jesu empfangen zu haben. Das Volk zu Bern glaubte zunächst Jetzer und bewunderte ihn. Es kamen jedoch bald Zweifel auf.

Nachdem mit päpstlicher Bewilligung eine Untersuchung aufgenommen worden war, behauptete Jetzer, ihm sei von seinen Ordensobern übel mitgespielt worden. Diese hätten die Erscheinung in betrügerischer Absicht inszeniert. Er selber habe zunächst an deren Echtheit geglaubt, habe jedoch später den Schwindel entdeckt, sei aber gezwungen worden, weiter mitzuspielen. Aufgrund der Aussage Jetzers und der durch Folter erpressten Geständnissen, wurden die vier von Jetzer angeschuldigten Dominikanermönche zum Tod verurteilt und am 31. Mai 1509 in Bern öffentlich auf dem Scheiterhaufen verbrannt. Jetzer wurde aus dem Orden ausgeschlossen und ins Gefängnis gebracht, von dort konnte er aber mit Hilfe seiner Mutter fliehen.

Der Jetzerhandel erschütterte das Vertrauen der Berner Bevölkerung in die katholische Kirche tief und machte die Bevölkerung Berns für die Ideen der Reformation empfänglich. Die Schuld der vier Dominikaner wurde lange Zeit nie bezweifelt. Allerdings darf nicht vergessen werden, dass die Verurteilung letztlich nur auf den Aussagen von Jetzer, die dieser im Verlauf des Prozesses mehrmals änderte, und auf den durch Folter erpressten Geständnissen beruhte. Es ist möglich, dass der ganze Betrug einzig von Jetzer ausging.

Siehe auch: Reformation und Gegenreformation in der Schweiz

Weblinks

Literatur

  • Historisch-Biographisches Lexikon der Schweiz, Bd. 4, Neuenburg 1927, S. 403f.
  • U. Paulus: Ein Justizmord an vier Dominikanern begangen. Frankfurt am Main 1897.

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