Amon duul

Amon duul
Amon Düül
Gründung 1967
Genre Krautrock
Website http://www.amonduul.de
Aktuelle Besetzung
Perkussion Jan Kahlert
Gitarre, Saxofon Chris Karrer
Gesang Renate Knaup
Kongas P.P. Kuhnen
Schlagzeug Peter Leopold
E-Bass Lothar Meid
Gitarre John Weinzierl
Ehemalige Mitglieder
Tamburin Uschi Obermaier
Gitarre, Gesang Reyner Bauer
Bass Ulrich Leopold
Percussion, Gesang Helge Felenda
Schlagzeug, Klavier „Krischke“
Schüttelrohr, Trommeln, Gesang Eleonore Romana Bauer
Trommeln, Gesang Angelica Felenda
Gitarre John Weinzierl
Synthesizer Falk Rogner
Daniel Fichelscher
Bass Dave Anderson
Gesang Stefan Zauner
Tommi Piper

Amon Düül ist eine deutsche Rockband aus München, die sich im Zuge der Studentenbewegung der 1960er Jahre bildete und in verschiedenen Formationen bis in die Gegenwart besteht. Die Band gilt als einer der wichtigsten Vertreter des Krautrock.

Inhaltsverzeichnis

Bandgeschichte

1967 gründete sich in Herrsching bei München eine Künstler-Kommune, die sich nach dem ägyptischen Gott Amon und der türkischen Ableitung von Mond, Düül benannte. Schon bald erlangten die Kommunarden durch ihre musikalischen Sessions bei den Happenings und Demonstrationen der politisierten Jugend Kultstatus. Man konnte sich jedoch auf kein gemeinsames musikalisches Konzept einigen. Eine Fraktion der Kommunarden vertrat den liberalen Weg der künstlerischen Freiheit und nahm jeden auf, der Musik machen wollte, ob er nun singen oder spielen konnte oder auch nicht. Die andere Fraktion war in dieser Hinsicht konservativ eingestellt und legte Wert auf musikalisches Können. Bei den u.a. von Rolf-Ulrich Kaiser und Tangerine Dream initiierten Essener Songtagen 1968 kam es dann zum offiziellen Bruch, als statt einer Band gleich zwei desselben Namens auftraten, Amon Düül und Amon Düül II. Fortan ging man getrennte Wege und es sollte auch nicht nur bei diesen beiden Formationen bleiben.

Amon Düül

Amon Düül spielte überwiegend improvisierte Musik ohne Songstruktur. Der häufige Mitgliederwechsel der Formation trug nicht zur Ausbildung eines konkreten musikalischen Charakters bei. Viele der Musiker standen der Kommune 1 in Berlin nahe.

Das prominenteste Mitglied der Band war Uschi Obermaier, das Glamourgirl der damaligen Zeit. Man mühte sich ab, möglichst schockierende Anti-Musik zu spielen. Die Titel trugen Namen wie „Mama Düül & ihre Sauerkrautband spielt auf“ oder „Ein wunderhübsches Mädchen träumt von Sandosa“. In kurzer Zeit wurden unter Regie von Peter Meisel (seinerzeit Direktor des Hansa Musikverlags) vier Alben veröffentlicht, meist zeitgleich mit den Alben der „Konkurrenz“ Amon Düül II. Zwar wurden die Alben mit so kuriosen Titeln wie „Collapsing - Singvögel rückwärts“ oder „Disaster - Lüüd Noma“ von der Kritik zerrissen, von den Fans jedoch innig geliebt. Heute sind sie Raritäten und zählen mit zu den psychedelischen Höhepunkten dessen, was das Genre des Krautrock hervorgebracht hat. 1970 traten Amon Düül zum letzten Mal auf.

Amon Düül II

Amon Düül II, bestehend aus Chris Karrer, Peter und Ulrich Leopold, Falk Rogner, John Weinzierl und Renate Knaup, legten dagegen Wert auf ein Maß an Musikalität. Die Kritiker bestätigten anlässlich der Essener Rocktage 1968 zwar auch nur ein „halbstündiges musikalisches Nichts“ (FAZ), doch ihr erstes Album Phallus Dei (lat. Gottes Phallus) von 1969 setzte Maßstäbe in der deutschen Rockgeschichte. Der Titelsong brachte es auf stolze 21 Minuten Länge. Die Rezeption in der Öffentlichkeit war gespalten. Siegfried Schmidt-Joos verurteilt im 1973 erschienenen „Rock-Lexikon“ das Album als ein Gemenge aus „Reports von futuristischen Desastern mit alttestamentlichen Katastrophenberichten“, die Gruppe tue sich schwer mit Rückkopplungseffekten und biete „eigenbrötlerischen Klangzauber und biedere Kopien der Pink-Floyd-Musik“. Verkauft hat sich das Album dennoch gut. Die Filmbranche bat um Auftragsarbeiten, nachdem die Gruppe den von Rüdiger Nüchtern gedrehten Konzertfilm „Amon Düül plays Phallus Dei“ vorgelegt hatte. Die Musik zum Film San Domingo brachte den Musikern sogar den deutschen Filmpreis ein.

Die erste Hälfte der 70er Jahre war die produktivste Phase von Amon Düül II. Um die Produktion kümmerte sich seit 1970 Olaf Kübler (* 1937), der sich bereits als Saxofonist einen Namen gemacht hatte und in den 1970er Jahren Jahren auch mit Klaus Doldinger und Udo Lindenberg arbeitete. Kübler überließ der Gruppe weitgehende künstlerische Freiheit. Binnen 6 Jahren erschienen 10 Alben und mehrere offizielle Compilations, die Stammbesetzung bestand zu dieser Zeit aus:

  • Chris Karrer (Gitarre und Gesang, * 20. Januar 1947)
  • Renate Knaup (Sängerin, * 1. Juli 1948)
  • John Weinzierl (Gitarre, * 4. April 1949)
  • Peter Leopold (Schlagzeug, * 15. August 1945; † 8. November 2006)
  • Lothar Meid (Bassgitarre, * 28. August 1942)
  • Falk Rogner (Synthesizer, * 14. September 1943)

Schon das zweite Album Yeti (1970) bedeutete den Durchbruch in England, obwohl oder gerade weil die bisherigen Texte der Gruppe immer wieder in altertümelndem Deutsch oder mit zweifelhaftem Englisch dargeboten wurden. In den folgenden Jahren war Amon Düül II in England ständig unter den Top Five der beliebtesten Bands, ob live oder auf Platte. Der Melody Maker bescheinigte 1972, die erste deutsche Gruppe zu sein, „die einen eigenen Beitrag zur internationalen Musikszene geliefert“ habe.

Personelle Veränderungen und Verbindungen zu anderen Bands waren in den frühen 70ern zahlreich: Chris Karrer und Lothar Meid waren immer wieder bei Embryo beschäftigt, im Gegenzug war Christian Burchard u.a. auch auf „Phallus Dei“ zu hören, Renate Knaup arbeitete mit Florian Fricke, dessen späterer Popol Vuh-Kollege Daniel Fichelscher sprang bei Amon Düül für Peter Leopold am Schlagzeug ein, Bassist Lothar Meid arbeitete mit Klaus Doldinger, sein Ersatzmann Dave Anderson wechselte später zu Hawkwind, es gab eine Tournee mit Can, für Renate Kaup war vorübergehend Jutta Weinhold am Gesang zu hören, die zuvor bei den Musicals „Hair“ und „Jesus Christ Superstar“ mitgewirkt hatte. Die Liste ließe sich lange fortsetzen.

1975 wurde die zuvor weitgehend unabhängig agierende Band von Atlantic Records unter Vertrag genommen. Das Label verfolgte rein kommerzielle Ziele und übernahm die musikalische Kontrolle über die Produktion des Albums „Made in germany“. Einflüsse der damaligen Disco-Musik wurden unüberhörbar. Produzent Jürgen S. Korduletsch zeichnete später u.a. auch für die Erfolge von Claudja Barry und George Kranz verantwortlich. In der zweiten Hälfte der 70er war Amon Düül II nur noch ein reines Studioprojekt, bei dem nun Stefan Zauner (der spätere Sänger der Popband Münchener Freiheit) und Tommi Piper (die deutsche Stimme des Fernsehaußerirdischen Alf) mitwirkten.

1978 erschien die vorläufig letzte Platte. Krautrock war in die Jahre gekommen. Disco, Punk (Musik) und New Wave waren am Zug. Chris, Falk und Renate versuchten Amon Düül II unter eigener Regie mit zwei neuen Alben Anfang der 80er Jahre zu neuem Leben zu erwecken, hatten jedoch keinen kommerziellen Erfolg, und das Projekt verschwand rasch wieder in der Versenkung. Lothar Meid arbeitete unterdessen mit Marius Müller-Westernhagen, produzierte dessen Alben und komponierte die Filmmusik zu „Theo gegen den Rest der Welt“.

Ebenfalls in den 80er Jahren versuchte John Weinzierl in England mit Musikern aus Wales den Mythos Amon Düül für eine eigene Band zu nutzen und veröffentlichte als Amon Düül (UK) zwischen 1982 und 1989 immerhin fünf Alben, aber auch er konnte nicht die Kreativität, geschweige denn den Erfolg von Amon Düül der früheren Jahre erreichen.

Auf Konzertplakaten wurde Mitte der 1980er Jahre für Amon Düül III geworben, was jedoch vermutlich nur ein PR-Gag der Band Hawkwind war, die diese als Special Guests ankündigte, ohne dass bislang ein Auftritt von Amon-Düül-Musikern belegt wäre. Hawkwind hatten sich bereits seit den frühen 70ern in England um die Promotion von Amon Düül verdient gemacht und Gastauftritte wären im Rahmen des Möglichen gewesen. Das Nischendasein des Krautrock in den 80er Jahren führte generell zu verstärkter Interaktion innerhalb der Szene, die Amon-Düül-Musiker experimentierten und fusionierten mit Musikern von Embryo und Guru Guru und waren, wenn auch nicht gemeinsam, auf vielen kleineren Festivalbühnen zu sehen.

Nach dem Tod des ehemaligen Hawkwind-Sängers Robert Calvert im Jahr 1988 organisierte Chris Karrer, der mit ihm gerade an Aufnahmen gearbeitet hatte, ein Memorialkonzert, zu dem sich entgegen der ursprünglichen Planung einer Soloshow auch Renate Knaup und Peter Leopold einfanden. Aus dem einmaligen Event wurde letztlich die Reunion von Amon Düül, und für Konzerte in Italien im folgenden Jahr stießen auch wieder Lothar Meid und Falk Rogner zur Band. Posthum wurden die Aufnahmen mit Robert Calvert 1989 als Amon Düül veröffentlicht. Weitere gemeinsame Auftritte blieben aber zunächst noch sporadisch, Karrer war zu dieser Zeit auch mit Soloprojekten, u. a. mit Ernst Fuchs und dem kurdischen Sänger Sivan Perver beschäftigt.

Anfang der 1990er Jahre wurde Krautrock wieder salonfähig. Amon Düül erfuhr ein Comeback mit einer verstärkten Nachfrage nach alten Alben, die seitdem verschiedentlichst wieder aufgelegt werden. 1995 erfolgte auch die Veröffentlichung eines neuen Albums, „Nada Moonshine“, und seit einer Japan-Tournee im selben Jahr sind Amon Düül wieder regelmäßig auf Festivalbühnen zu sehen. Neben nachveröffentlichten Liveaufnahmen und aktuellem Live-Material entstanden seitdem weitere neue Studioaufnahmen.

Die Gruppe klagt seit mehreren Jahren gegen die Plattenfirma Repertoire Records bzw. deren Geschäftsführer Tomas Neelsen wegen der Veröffentlichung nicht autorisierter Neupressungen alter Alben. Die autorisierten Neuveröffentlichungen beim Label SPV dagegen zeichnen sich durch in den Jahren 2005 und 2006 eingespieltes Bonus-Material aus. Die Gruppe arbeitet gegenwärtig (Dez. 2006) an Studioaufnahmen für ein neues Album – allerdings ohne Schlagzeuger Peter Leopold, der am 8. November 2006 verstarb.

Diskografie

Amon Düül

  • 1969 Psychedelic Underground
  • 1969 Collapsing/Singvögel Rückwärts & Co.
  • 1970 Para Dieswärts Düül
  • 1973 Disaster - Lüüd Noma (Doppel-LP)
  • 1983 Experimente
  • 1987 Airs On A Shoestring (Compilation)

Amon Düül II

  • 1969 Phallus Dei
  • 1970 Yeti (Doppel-LP)
  • 1971 Tanz der Lemminge / Dance Of The Lemmings (Doppel-LP)
  • 1972 Carnival In Babylon
    Angel Dust (Bootleg)
  • 1973 Wolf City
    Live In London (live)
    Utopia (ursprünglich als Band Utopia)
  • 1974 Vive La Trance
    The Classic German Rock Scene: Amon Düül 2 (Compilation / Doppel-LP)
  • 1975 Hijack
    Made In Germany (Doppel-LP)
    Lemmingmania (Compilation)
  • 1976 Pyragony X
  • 1977 Almost Alive
  • 1978 Only Human
  • 1981 Vortex
    Rock in Deutschland Vol.1 (Compilation)
  • 1982 Meeting With Men Machines(Privatpressung auf Illuminated Records) später auf Demi Monde veröffentlicht
  • 1983 Hawk Meets Penguin
  • 1987 Anthology (Compilation / Doppel-LP)
  • 1989 Fool Moon
    Die Lösung (Mit Robert Calvert)
    Milestones (Compilation)
  • 1992 Live In Concert (live BBC 1973)
  • 1993 Surrounded By The Stars / Bars
  • 1994 The Greatest Hits (Compilation)
  • 1995 Nada Moonshine #
  • 1996 Kobe (Reconstructions)
    Eternal Flashback
    Live In Tokyo (live)
  • 1997 The Best Of 1969-1974 (Compilation)
    Flawless
    Drei Jahrzehnte (1968-1998) (Compilation)

Literatur

  • Ingeborg Schober: Tanz der Lemminge. Verlag Sonnentanz, 1994. ISBN 3926794208. (Autobiographisches aus dem Umfeld von Amon Düül; zuerst 1982 erschienen beim Rowohlt Taschenbuch Verlag)
  • Olaf Kübler: Klartext/Voll daneben. Humbach & Nemazal GmbH, 1996. ISBN 3980552128. (Autobiographie des langjährigen Produzenten von Amon Düül)
  • Julian Cope: KrautRockSampler. One Heads´s Guide to the Grosse Kosmische Musik. Grüne Kraft, 1996. ISBN 3925817867. (Fundiertes Buch über Krautrock mit vielen interessanten Hintergründen über Amon Düül und Amon Düül II)

Weblinks


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