Jim Hawkins

Jim Hawkins
Karte der Schatzinsel

Die Schatzinsel (Treasure Island) ist ein Roman des schottischen Autors Robert Louis Stevenson. Die Schatzinsel gehört zur Kategorie der klassischen Abenteuerromane. Der Stoff, die Suche nach einem vergrabenen Piratenschatz auf einer Schatzinsel, ist ein beliebtes Thema von Legenden. Der Roman wurde mehrfach verfilmt.

Inhaltsverzeichnis

Entstehung des Romans

Während einer Schlechtwetterperiode im schottischen Braemar litt Stevenson unter einer starken Erkältung, musste seine Wanderungen aufgeben und widmete sich seinem Stiefsohn Lloyd Osbourne. Er half ihm beim Malen: „Bei dieser Gelegenheit fertigte ich die Landkarte einer Insel an. […] Die Gestalt dieser Insel befruchtete meine Phantasie außerordentlich. Da waren Hafenplätze, die mich entzückten wie Sonette, und im Bewußstsein einer Schicksalsbestimmung nannte ich mein Erzeugnis ‚Die Schatzinsel‘“[1] Die Zeichnung der Schatzkarte war die Inspiration für Stevensons ersten Roman Die Schatzinsel, den er für Lloyd schrieb und ihm widmete. Die Angaben, wer mit dem Zeichnen der Schatzkarte begann, sind widersprüchlich, da Lloyd Osbourne beschreibt, dass er mit dem Zeichnen der Karte begonnen hätte, sein Stiefvater diese optimiert und den Namen gegeben hätte. [2]

Der Erstdruck erfolgte als Mehrteiler in der Zeitschrift „Young Folks“ in der Zeit vom 1. Oktober 1881 bis 28. Januar 1882. Die englische Erstausgabe in Buchform erschien 1883 in London. Eine ins Deutsche übersetzte Ausgabe erschien erstmals 1897. Ursprünglich sollte der Roman „The Sea Cook: A Story for Boys“ heißen. Bei den Charakteren und Motiven hat sich Stevenson nach eigenen Angaben unter anderem von Daniel Defoe, Edgar Allan Poe und Washington Irving beeinflussen lassen. Die Wirkung dieses populären Jugendbuchs ist den Werken von Defoes Robinson Crusoe, Mark Twains Tom Sawyer und Lewis Carrolls Alice im Wunderland vergleichbar.[3] Der Roman war Stevensons erster finanzieller Erfolg und auch einer bei den Kritikern.

Verschiedene Buchausgaben sind mit Zeichnungen aus dem Jahr 1885 des französischen Illustrators Georges Roux (1850–1929) versehen, der auch zahlreiche Zeichnungen für 22 Romane von Jules Verne geschaffen hat.

Handlung

Jim Hawkins belauscht die Piraten, Illustration von Georges Roux
Jim Hawkins findet Ben Gunn, Illustration von Georges Roux
Silver findet das Skelett von Allardyce, Illustration von Georges Roux
Jim Hawkins und der Schatz, Illustration von Georges Roux

Im ländlichen englischen Gasthaus „Zum Admiral Benbow“ in der Nähe von Bristol quartiert sich ein alter Seemann ein, William „Bill“ Bones. Jim Hawkins, der Sohn des Gastwirtes, findet bald heraus, dass Bones Angst vor einem Einbeinigen hat und ihn irgendetwas Geheimnisvolles umgibt. Eines Nachts wird der trunksüchtige Bones von einem Seemann, genannt „Der Schwarze Hund“, aufgesucht, mit dem er sich fürchterlich streitet. Nachdem der „Schwarze Hund“ geflohen ist, wird Bones von dem blinden Bettler Pew aufgesucht, der ihm einen „Schwarzen Fleck“ überreicht. Kurze Zeit später bricht Bones nach einem Schlaganfall tot zusammen. In der Nacht überfällt der blinde Bettler Pew mit seinen Spießgesellen das Gasthaus. Jim kann sich mit seiner Mutter im letzten Moment retten und nimmt dabei ein Päckchen aus der Seemannskiste von Bones mit.

In dem Päckchen befindet sich die Karte einer Schatzinsel, auf welcher der Schatz des berüchtigten Piraten „Captain Flint“ liegen soll. Jim Hawkins zeigt Doktor Livesey und dem Friedensrichter Squire Trelawney die Karte, die sich zur Ausrüstung einer Expedition entschließen. Hawkins wird ebenfalls angeheuert und soll als Schiffsjunge mitreisen. Als Expeditionsschiff dient die „Hispaniola“ unter Kapitän Smollett.

Im weiteren Verlauf wird offenbart, dass auch einige ehemalige Crew-Mitglieder von Captain Flint mit angeheuert wurden, allen voran der einbeinige Schiffskoch Long John Silver. Während der Überfahrt belauscht Jim Hawkins, in einem Apfelfass sitzend, die Verschwörer und deckt damit deren Pläne zur Meuterei auf. Sofortige Maßnahmen sind jedoch nicht möglich.

Bei der Insel angekommen, begibt sich Jim unbemerkt in ein Boot, mit dem die Piraten an Land fahren dürfen, und beginnt, die Insel zu erkunden. Dabei trifft er auf einen ausgesetzten Matrosen namens Ben Gunn, einer Art verlottertem Robinson Crusoe, der früher einmal Mitglied von Flints Mannschaft war.

Bald jedoch spitzt sich die Lage dramatisch zu, da sich die ehemaligen Piraten bewaffnet haben und sich die Schiffsführer an Land in einem von Flint gebauten umzäunten Blockhaus verschanzen müssen. Bei einem Angriff auf das Blockhaus wird zwar ein Teil der Piraten getötet, aber auch die Belagerten haben Verluste. Jim war auch schon reumütig zum Blockhaus gelangt und hatte dem Doktor, Squire Trelawney und Kapitän Smollett von seiner Begegnung mit Ben Gunn erzählt. Doch nach dem Angriff entfernt er sich erneut eigenmächtig vom Blockhaus.

Es gelingt Jim, unbemerkt von den an Land gegangenen Piraten zur Hispaniola zurückzukehren, deren Ankertrosse er durchschneidet und das Schiff treiben lässt, um zu verhindern, dass es in die Hände der Piraten fällt. Bei der Erkundung des Schiffes trifft er auf den im Streit mit einem Mit-Piraten schwer verletzten Israel Hands, der ihn aber dennoch mit einem zuvor versteckten Messer ermorden will. Bei der Verfolgung klettert Jim in die Wanten des Schiffes und erschießt den hinterherkletternden Hands.

Mit sich zufrieden, kehrt Jim an Land zurück und schlägt sich wieder zum Blockhaus durch, wo ihn ein Schock erwartet: Im Blockhaus trifft er nur Silver und einige Piraten an – der Doktor, der Friedensrichter und Kapitän Smollett sind verschwunden.

Silver verhindert zwar, dass Jim sofort getötet wird, soll deshalb aber seines „Amtes“ enthoben werden. Doch als er zum Erstaunen von Jim Hawkins Flints Schatzkarte vorzeigt, machen sich alle auf die Suche nach dem Versteck. Jim wird gefesselt von Silver hinter sich hergeschleppt. Unterwegs finden sie das Skelett des von Flint ermordeten Seemanns Allardyce, der mit ausgestreckten Armen zum Lageort des Schatzes zeigt. Dort angekommen, beginnen die Piraten wie wild zu graben, finden jedoch außer einem Zwei-Guineen-Stück überhaupt nichts. Als sie erbost über Silver und Hawkins herfallen wollen, fallen Schüsse. Die Schiffsführung hatte mit Ben Gunn im Hinterhalt gelegen. Ein Teil der Piraten flieht, doch Silver bleibt bei Jim zurück.

Ben Gunn hatte in den Jahren seiner Anwesenheit auf der Insel bereits den Schatz gefunden und einen Großteil in Sicherheit bringen können. Deshalb konnte der Doktor Silver auch einfach die Schatzkarte aushändigen. Die Expeditionsteilnehmer verladen den Schatz auf der wiedergefundenen Hispaniola und begeben sich mitsamt Ben Gunn und Silver auf die Heimreise.

Während der Heimfahrt stellt man fest, dass Silver nach einem Zwischenstopp mit einem Teil des Schatzes von Bord hatte fliehen können. Ben Gunn hatte das zwar beobachtet, aber aus Angst vor Silver nichts gesagt. Der restliche Schatz wird zwischen den ehrbaren Teilnehmern aufgeteilt. Gunn verbraucht seinen Anteil relativ schnell in Spelunken. Jim Hawkins sichert sich mit seinem Teil eine Ausbildung. Ein Teil des Schatzes liegt zwar immer noch auf der Insel, aber Jim schwört sich, niemals dorthin zurückzukehren.

Verfilmungen (Auswahl)

Die erste Verfilmung stammt aus dem Jahre 1912.

  • 1918 - Treasure Island, mit Elmo Lincoln (vor seiner Tarzan-Rolle)
  • 1920 - Treasure Island, mit Lon Chaney sen. als Pew.
  • 1934 - Die Schatzinsel - Regie: Victor Fleming, mit Jackie Cooper als Jim Hawkins, Wallace Beery als Long John Silver, Lionel Barrymore als Capt. Billy 'Bill' Bones und Nigel Bruce als Squire Trelawney.
  • 1950 - Treasure Island, (von Disney) mit Robert Newton als Long John Silver
  • 1954 - Long John Silver - (mit Robert Newton in der Titelrolle)
  • 1966 - Die Schatzinsel, ZDF-Vierteiler mit Michael Ande als Jim Hawkins, Ivor Dean als Long John Silver und Dante Maggio als Bill Bones. Bis heute die werkgetreueste Verfilmung.
  • 1971 - Dobutsu Takarajima, japanischer Zeichentrickfilm (Anime) von Hiroshi Ikeda
  • 1972 - Jim Hawkins wundersame Abenteuer (UdSSR, Originaltitel: Ostrow Sokrowistsch)
  • 1972 - Treasure Island, mit Orson Welles als Long John Silver und Rik Battaglia als Captain Smollett.
  • 1978 - Takarajima, japanische Zeichentrickserie mit 26 Episoden
  • 1985 - Treasure Island - Regie: Raúl Ruiz, moderne Adaption mit Martin Landau als Old Captain.
  • 1986 - Rückkehr zur Schatzinsel (Return to Treasure Island) - 20 teiliger Fernsehfilm (GB), die Handlung spielt 10 Jahre nach dem Roman von Stevenson, das Drehbuch stammt von Ivor Dean, der 1966 den Long John Silver spielte - mit Brian Blessed als Long John Silver und Christopher Guard als Jim Hawkins. Deutsche Erstausstrahlung Apr. 87 bis Sep. 87 (ARD)
  • 1986/87 - Der Schatz im All - siebenteilige Science-Fiction-Fernsehserie die ebenfalls auf dem Roman Treasure Island basiert. Mit Anthony Quinn als Long John Silver.
  • 1990 - Treasure Island (Fernsehfilm), mit Charlton Heston als Long John Silver, Christopher Lee als Blind Pew, Oliver Reed als Billy Bones und Christian Bale als Jim Hawkins.
  • 1992 - Die Schatzinsel (Legends of Treasure Island) (Zeichentrickserie aus Großbritannien) - Adaption des Klassikers mit zusätzlichen Figuren und Handlungssträngen, die sich auf 26 Episoden verteilt
  • 1996 - Die Muppet Schatzinsel, mit Tim Curry als Long John Silver
  • 1998 - Die Rückkehr zur Schatzinsel (Jim Hawkins Rückkehr nach Treasure Island) - Kinderfilm mit Stig Eldred als Long John Silver
  • 1999 - Die Schatzinsel - mit Jack Palance als Long John Silver und Kevin Zegers als Jim Hawkins
  • 2002 - Der Schatzplanet (Treasure Planet, Disney-Zeichentrickfilm), der die Geschichte in den Weltraum verlegt und Long John Silver als Cyborg darstellt.
  • 2007 - Die Schatzinsel (L'Île aux trésors), mit Gérard Jugnot, Alice Taglioni, Jean-Paul Rouve, und Alain Berberian - Regie: Alain Berberian
  • 2007 - Die Schatzinsel - mit François Goeske als Jim Hawkins - in weiteren Rollen Diane Willems als Shelia O'Donnel, Tobias Moretti als Long John Silver, Jürgen Vogel als Israel Hands, Richy Müller als Black Dog und Christian Tramitz als Squire Trelawney - Regie und Buch Hansjörg Thurn - Janus Film / ProSieben

Hörspiele

In Deutschland und Österreich wurden auch sechs Hörspiele nach der Romanvorlage produziert.

  • 1967: Die Schatzinsel (Phillips) Regie Kurt Vethake, mit Peter Schiff, Hans-Georg Panczak, Heinz Welzel, Hellmut Grube, Hans Mahlau, Moritz Milar, Max Grothusen, Sigrid Pein, Heinz Rabe, Artur Binder, Wolfgang Conradi
  • 1985: Die Schatzinsel (MCP-Magnetics Österreich 6430 Ötztal Austro Mechana – 40 Minuten) Compact Cassette

Weitere Literatur

  • R. F. Delderfield: Die Piraten der Schatzinsel, Blüchert-Verlag Hamburg, 1961, (im englischen Original The Adventures of Ben Gunn, 1956. Jim Hawkins erzählt die Geschichte Ben Gunns, die dieser ihm mitgeteilt hatte und erklärt damit, wie der Schatz auf die Insel kam und Ben Gunn dort ausgesetzt wurde.
  • John Goldsmith: Die Rückkehr zur Schatzinsel, vgs verlagsgesellschaft, Köln 1987 - ISBN 3-8025-5046-3, Originaltitel Return to Treasure Island
  • Björn Larsson: Long John Silver (1995), eine erfundene Autobiographie, Goldmann (2001) - ISBN 3-44245-185-X
  • Captain Charles Johnson, David Cordingly: A General History of the Robberies and Murders of the Most Notorious Pirates, Lyons Press - ISBN 1-58574-558-8 (englisch)
  • Alex Capus: Reisen im Licht der Sterne (2005). Der Schweizer Autor stellt romanhaft die These auf, die Insel Tafahi sei die reale Schatzinsel, und Robert Louis Stevenson selbst habe den 1821 geraubten legendären Kirchenschatz von Lima geborgen und sei so zu unermesslichem Reichtum gelangt. Alex Capus basiert seine These dabei auf Analysen von Walter Hurni. Ursprünglich wurde der Schatz auf der gleichnamigen Cocos-Insel vor der Küste Panamas vermutet.
  • Francis Bryan: Jim Hawkins und der Fluch der Schatzinsel, Fischer (2006) - ISBN 3-50210-080-2

Sonstiges

  • Im US-Bundesstaat Georgia soll in einem Gasthaus in der Stadt Savannah, dem 1734 gebauten Pirate’s House Inn [5], der Pirat Captain Flint nach „mehr Rum...“ verlangend gestorben sein und als Geist herumspuken. Der Vorgang und der Ort werden im Buch erwähnt, die konkrete Gaststätte jedoch nicht.
  • In der Bucht von San Francisco gibt es eine künstliche Insel namens Treasure Island.

Medien

Diskografie

  • Die gesamte Musik aus dem ZDF-Vierteiler „Die Schatzinsel“, CD 2002, BSC-Music, Prudence 398.6629.2
  • Das Running-Wild-Album Pile of Skulls von 1992 enthält den Song Treasure Island, welcher auf der Schatzinsel basiert.

DVD

  • 2006 - Die Schatzinsel, Doppel-DVD mit dem ZDF-Vierteiler, Concorde Home Entertainment, Nr. 2289 (nur die deutsche Synchronisation ist enthalten)

Computerspiele

  • 2007 - Neue Abenteuer auf der Schatzinsel, Adventure entwickelt von Kheops Studios und in Deutschland von der Flashpoint AG vertrieben
  • 2008 - Treasure Island, Adventure von Radon Labs und vertrieben von HMH Hamburger Medien Haus

Comics

  • Neben klassischen Comicversionen [6] erscheint aktuell eine Neuinterpretation des Stoffes unter dem Titel "Long John Silver"[7] von Xavier Dorison, Illustriert von Mathieu Lauffray.

Einzelnachweise

  1. Mein erstes Buch, in: Die Schatzinsel, Zürich 1979, S. 314 f
  2. Emma Letley, Treasure Island. Oxford World's Classics 1998, ISBN 0-192-83380-4, Seiten vii–viii ).
  3. Reinbold: Robert Louis Stevenson, S. 78 f
  4. Die Schatzinsel-Hörspielseite
  5. Pirate’s House Inn
  6. [1]
  7. [2]

Weblinks


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