Amphetaminsucht

Amphetaminsucht
Strukturformel
Strukturformel von Amphetamin
Allgemeines
Freiname Amphetamin
Andere Namen
  • 1-Phenylpropan-2-amin (IUPAC)
  • α-Methylbenzenethanamin
  • α-Methylphenethylamin
  • 1-Phenyl-2-aminopropan
  • β-Phenylisopropylamin
  • β-Aminopropylbenzen
  • Desoxynorephedrin
Summenformel C9H13N
CAS-Nummer
  • 300-62-9
  • 60-13-9 (als Sulfat)
PubChem 3007
ATC-Code

N06BA01

DrugBank DB00182
Kurzbeschreibung amin-artig riechende, scharf schmeckende Flüssigkeit [1]
Arzneistoffangaben
Wirkstoffklasse

indirektes Sympathomimetikum

Wirkmechanismus

Noradrenalin/Dopamin-Freisetzung

Fertigpräparate
  • Benzedrine® (Amphetaminsulfat)
  • Dexedrine® (D-Amphetaminsulfat)
  • Actemin®, Aktedron® (Amphetaminphosphat)
  • Adderall® (verschiedene Salze)
  • Desoxyn® (Methamphetamin)
Verschreibungspflichtig: BtMG
Eigenschaften
Molare Masse 135,21 g·mol−1
Aggregatzustand

flüssig

Dichte

0,931 g·cm−3 [1]

Schmelzpunkt

27 °C [1]

Siedepunkt

200–203 °C [1]

Dampfdruck

17 hPa (83 °C) [2]

pKs-Wert

10,13 [3]

Löslichkeit
  • wenig löslich in Wasser, löslich in Alkoholen, Ether, Säuren [1]
  • gut löslich in Wasser, wenig löslich in Alkoholen, unlöslich in Chloroform, Ether, Benzol (als Sulfat)
Sicherheitshinweise
Gefahrstoffkennzeichnung [4]

T
Giftig
Amphetaminsulfat
R- und S-Sätze R: 23/24/25
S: (1)-7-22-26-28-36/37/39-45
Bitte beachten Sie die eingeschränkte Gültigkeit der Gefahrstoffkennzeichnung bei Arzneimitteln
LD50

21 mg·kg−1 (Maus, peroral) [3]

Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet. Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen.

Amphetamin (alpha-Methylphenethylamin, auch Phenylisopropylamin oder „Speed“) ist eine synthetische stimulierende Droge. Das Amphetamin ist die Stammverbindung der gleichnamigen Strukturklasse, der eine Vielzahl psychotroper Substanzen angehört. Unter anderem MDMA (Ecstasy) oder das in der Natur vorkommende Ephedrin. Es ist ein indirektes Sympathomimetikum und hat somit eine anregende Wirkung auf das Zentralnervensystem. Aufgrund seiner stimulierenden und euphorisierenden Wirkung wird Amphetamin als Rauschmittel eingesetzt. Der Handel und Besitz von Amphetamin ohne Erlaubnis ist in den meisten europäischen Ländern, u.a. in Deutschland strafbar. Auf dem Schwarzmarkt wird es meist unter den Namen Speed oder Pep angeboten.

Inhaltsverzeichnis

Überblick

Die Erstsynthese des Amphetamins gelang 1887 dem rumänischen Chemiker Lazăr Edeleanu an der Berliner Universität.[5] 1927 prägte der US-amerikanische Chemiker Gordon Alles den Namen Amphetamin, sich ableitend aus der heute veralteten chemischen Bezeichnung alpha-Methylphenethylamin. Es zählt zu den Weckaminen (Amine mit „aufweckender“ Wirkung).

Ursprünglich als Bronchospasmolytikum und zur Gewichtskontrolle verwendet, wird es heute aufgrund des Suchtpotenziales sowie anderer Nebenwirkungen medizinisch nur noch zur Behandlung der Narkolepsie und der Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADS/ADHS) eingesetzt, aber vor allem in den USA steigt die Zahl der Verschreibungen von Amphetamin in Form des Fertigpräparats Adderall® seit Jahren stetig an. In Deutschland, sowie den meisten anderen Ländern werden bei diesen Indikationen allerdings andere, wirkungsähnliche Medikamente bevorzugt: bei ADS das Methylphenidat, bei der Narkolepsie Modafinil. Als Appetitzügler war das Amphetaminderivat Fenfluramin seit den 1960er-Jahren in Gebrauch, es wurde 1997 aufgrund von Nebenwirkungen, die in seltenen Fällen lebensbedrohlich sein können, vom Markt genommen. Amphetamin wird auch als Dopingmittel gebraucht.

Als Rauschmittel ist Amphetamin aufgrund seiner Wirkungen wie Unterdrückung von Müdigkeit oder der Steigerung des Selbstbewusstseins vor allem in der Partyszene verbreitet. Die Menge an beschlagnahmtem Amphetamin in der Europäischen Union nimmt seit 1985 mehr oder weniger stetig zu, während ab 1999 eine gewisse Stagnation erreicht wurde, stieg die Zahl in den skandinavischen Ländern weiter an.[6][7]

Entwicklung und Verbreitung

Vor 1900 bis 1950

1950 bis heute

  • in den 1950er-Jahren erreicht der Amphetaminge- und -missbrauch in Japan enorme Ausmaße, es wird von über zwei Millionen Konsumenten ausgegangen, in Europa (dort vor allem in Schweden) und den USA steigt die Zahl von Missbrauchsfällen rapide an.
  • 1959 gibt es erste Berichte über Konsumenten in den USA, die den Inhalt der Benzedrine®- Inhalatoren injizieren, im Zuge dessen werden zur Injektion missbrauchbare Inhalatoren vom Markt genommen und es werden erste Fälle von illegal produziertem Amphetamin bekannt.
  • 1970: Amphetamin wird in den Vereinigten Staaten in Schedule II des Controlled Substances Act aufgenommen, das heißt, Handel, Besitz und Herstellung ohne Genehmigung sind damit strafbar, durch einen Arzt verschreibungsfähig ist es weiterhin.
  • bis in die späten 1970er Jahre ist Amphetamin in Form von Benzedrin® in Deutschland relativ leicht über den Arzt erhältlich.
  • im 1981 neugefassten BtMG ist Amphetamin in Anlage III aufgeführt, was Handel, Besitz und Herstellung ohne Genehmigung unter Strafe stellt, vom Arzt kann es allerdings verschrieben werden. Heute ist das (kaum psychoaktive) Levoisomer in Anlage II als nicht verschreibungsfähig aufgeführt, das Racemat und das Dextroisomer weiterhin in Anlage III.
  • 1994 bringt Shire Pharmaceuticals in den Vereinigten Staaten Adderall® (bis zu 30mg Amphetamin je Tablette) als Mittel gegen ADS auf den Markt.
  • Einige Länder sind verblieben, in denen es noch medizinisch genutzt wird, vor allem in den Vereinigten Staaten. In der Drogenszene ist Amphetamin weltweit weiterhin stark verbreitet, wenn auch das Amphetaminderivat Methylamphetamin (Crystal, Meth) vor allem in den USA, Asien sowie Osteuropa oft die größere Bedeutung hat.

Pharmakologie

(rac)-Amphetamin besteht aus den beiden Stereoisomeren Dextro- und Levoamphetamin, ersteres liefert verstärkt die gewünschten Effekte und wird daher als Eutomer bezeichnet, letzteres als Distomer.

Dextroamphetamin

Transmitter-Ausschüttung

Die Wirkung des D-Amphetamins auf das ZNS besteht hauptsächlich in der Ausschüttung der Neurotransmitter Noradrenalin (NA) und Dopamin (DA) – bei einem ungefähren Verhältnis von 3,5:1. Eine wesentliche Ausschüttung von Serotonin (5HT) wird dagegen nicht beobachtet.[8]

Der Freisetzungs-Mechanismus umfasst drei Schritte:
a) den Einstrom des D-Amphetamins in die präsynaptische Zelle über den Transporter
b) die Freisetzung der Neurotransmitter aus den Vesikeln (Speicherbläschen innerhalb der Zelle) in den Zellinnenraum (Zytosol)
c) den aktiven Transport der Transmitter vom Zellinneren in den außerzellulären Raum (synaptischer Spalt), mittels einer Richtungsumkehrung des zellmembranständigen Transporters (Inversion).

Auf diese Weise wird der extrazelluläre Transmitterspiegel erhöht. Im Gegensatz zum Prinzip der Wiederaufnahmehemmung geschieht dies unabhängig vom Signalimpuls der Nervenzelle.

Die wiederholte Einnahme (in rascher Folge) von D-Amphetamin führt zu einer kurzfristigen Toleranzentwicklung durch Tachyphylaxie. Die Speichervesikel in den Neuronen erschöpfen sich nach mehrmaliger Stimulation, sodass nach Eintritt der Tachyphylaxie kein Noradrenalin und Dopamin mehr zur Ausschüttung zur Verfügung steht. Die Tachypyhlaxie endet erst einige Stunden später, wenn sich die Speichervesikel wieder mit den Neurotransmittern aufgefüllt haben.

Pharmakokinetik

Die Plasmahalbwertszeit des D-Aphetamins beträgt ungefähr zehn Stunden, es dauert also etwa zwei Tage, bis der Stoff aus dem Organismus völlig eliminiert ist. Die Lipidlöslichkeit ist LogP = 1,799 [9], es verteilt sich also bevorzugt im Fettgewebe. Seine Proteinbindung beträgt zwischen 25 und 40 %, die Metabolisierung findet in der Leber durch das Cytochrom-P450-Isoenzym 2D6 statt[9].

Toxikologie

Die LDLo (Lethal Dose Low/niedrigste publizierte letale Dosis) beim Menschen liegt bei 1,3 mg/kg; bei 75 kg Körpergewicht entspräche das etwa 100 mg. Bei bestehender Toleranz liegt die Dosis bedeutend höher, so sind Fälle von Einzeldosen von 1000 mg und Tagesdosen von bis zu 5000 mg bekannt. Versuche mit Affen zeigten eine deutliche höhere relative Toxizität bei Jungtieren, die LD50 in mg/kg lag dort etwa 65–75 % unter der von adulten Tieren.[10]

Chemie

Kalottenmodell des Amphetamin.

Allgemeines

Der offizielle IUPAC-Name ist 1-Phenylpropan-2-amin. Amphetamin hat ein Stereozentrum an C2 und ist damit chiral. Es ist ein Homologon des Phenylethylamins. Die Base, eine farblose bis sehr schwach gelbliche, ölige Flüssigkeit, ist wenig löslich in Wasser, löslich in Alkoholen, Ether und schwachen Säuren wie Essigsäure. Mit alkoholisch verdünnter Schwefelsäure geht es eine Reaktion ein und bildet das ausfallende Sulfat-Salz. Die Base hat einen charakteristischen Amingeruch. Bei höherer Luftkonzentration vermerkt man ein Brennen der Schleimhäute (Augen, Nase).

Herstellung

Es existiert eine Vielzahl unterschiedlichster Syntheserouten. In der pharmazeutischen Industrie wird Amphetamin in der Regel durch Kondensation von 1-Phenyl-2-propanon (Phenylaceton/P2P) mit Ammoniak und anschließender Reduktion hergestellt. In den USA lag die von der DEA genehmigte Produktionsmenge im Jahr 2000 bei 15.000 kg, entsprechend 500.000.000 Einzeldosen zu 30 mg.[11]

In der illegalen Produktion wird Amphetamin beispielsweise durch Reduktion von Norephedrin (Phenylpropanolamin) mit Iod und rotem Phosphor oder aus Phenylaceton (P2P) gewonnen. Konnte Amphetamin früher auch von Privatleuten relativ ungehindert aus Vorstufen wie Phenylaceton und Hydroxylamin synthetisiert werden, wurden diese Chemikalien zunehmend von den Behörden beobachtet, bzw bei Phenylaceton und Norephedrin die ungenehmigte Herstellung und der Handel unter Strafe gestellt (Grundstoffüberwachungsgesetz). Dadurch entstand für illegal arbeitende Produzenten ein Bedarf an Ersatzstoffen, die nicht überwacht wurden. So wurden Phenylessigsäure unter anderem nach und nach in die illegale Produktion einbezogen. Seit Jahrzehnten gibt es immer neue Anweisungen für Herstellungsmöglichkeiten von Amphetamin, die Stoffe benutzen, die noch nicht verdächtig sind. Auch auf diese Herstellungswege werden die Behörden schließlich aufmerksam und der Kreislauf setzt sich fort. Sogenannte „OTC-Methoden“ (Over-the-Counter, engl. für „Über-die-(Laden)theke“ was etwa „frei erhältlich“ bedeutet) verbreiten sich daher zunehmend. Die Bezeichnung steht für die Gewinnung von benötigten Vorläuferstoffen aus rezeptfreien Medikamenten oder anderen frei verfügbaren Waren (Reiniger, Autozubehör), deren Abgabe anders als bei Reinstoffen nicht wirksam reglementierbar ist. So konnte beispielsweise Norephedrin (PPA) in den Vereinigten Staaten bis 2002 aus rezeptfreien Appetithemmern gewonnen werden.

Strukturformel der Reaktion von P2P zu Amphetamin

Giftige Nebenprodukte bei unfachmännischer Herstellung

Die Synthese von Amphetamin ist relativ einfach; die Reinheit des Produkts benötigt jedoch Sorgfalt und Fachwissen. Illegal produziertes Amphetamin ist zumeist mit gesundheitsgefährdeten Nebenprodukten verunreinigt. Die Art der Verunreinigung hängt vom Syntheseweg ab. Bei der reduktiven Aminierung von Phenylaceton kann giftiges Formamid gebildet werden. Beim Reduktionsschritt werden häufig sehr giftige Quecksilber-Salze (z. B. HgCl2) zur Bereitung von Amalgamen verwendet.[12]

Untergrundlabore in Deutschland

Illegales Meth-/Amphetaminlabor in den Vereinigten Staaten.

Im inoffiziellen Rahmen wird Amphetamin heutzutage in Deutschland hauptsächlich durch Reduktion von Phenyl-2-nitropropen mit Al(Hg) oder LiAlH4 oder reduktive Aminierung von Phenylaceton und Ammoniak + Al(Hg) hergestellt. Als leicht erhältliche Ausgangsstoffe dafür dienen Benzaldehyd und Nitroethan oder die Ester der Phenylessigsäure.

In den meisten Fällen beträgt der Rahmen meist nur wenige bis mehrere 100 g pro Syntheseausbeute. Diese werden von den Behörden polizeilich verfolgt und als Labore mit kleinem Abnehmerkreis bezeichnet.

Umweltkriminalität

Die bei der illegalen Herstellung anfallenden Chemikalien werden selten fachgerecht entsorgt. So werden benötigte Lösemittel wie etwa Aceton, Ether, Methanol, und starke Säuren wie Schwefelsäure und Salzsäure meist in Fässern oder Kanistern nachts in ländlichen Gegenden abgeladen oder in Flüsse entleert, teils auch (dazu gehören Wasserstoffkartuschen) in Brand gesteckt.[13] Unter anderem in den USA und den Niederlanden – beides Staaten mit hoher illegaler (Meth-)Amphetaminproduktion – wachsen die Umweltschäden durch giftige Beiprodukte teilweise zu gravierenden Problemen heran. Bei der Herstellung von 1 kg Amphetamin fallen je nach Syntheseroute 5 bis 20 Liter Abfälle an. Neben der Quantität hängt auch die Art und die Giftigkeit der Abfälle von der jeweiligen Syntheseroute ab.[13]

Wirkung

Amphetamin ist ein sogenanntes Sympathomimetikum, das heißt es wirkt stimulierend auf den Sympathikus ein. Im Gehirn bewirkt Amphetamin die Ausschüttung und Wiederaufnahmehemmung von Adrenalin, Noradrenalin und Dopamin, dadurch ergibt sich eine enorm hohe Konzentration dieser drei Neurotransmitter beziehungsweise Hormone. Der Körper wird in einen Zustand versetzt, der im Englischen als „Fight-Fright-Flight“ (engl. für „Kämpfen, Fürchten, Flüchten“) bezeichnet wird und in lebensbedrohlichen Lagen sinnvoll ist. Dabei werden jegliche körperliche Bedürfnisse, die nicht unmittelbar überlebensnotwendig sind, wie Hunger, Durst, Müdigkeit, Schmerzen etc. ausgeschaltet. Kraft, Schnelligkeit sowie die Libido werden jedoch erheblich gesteigert (vorrangig durch Adrenalin/Noradrenalin), um den Menschen möglichst effizient reagieren zu lassen. Außerdem wird das Selbstbewusstsein bis hin zur Euphorie gesteigert (vorrangig durch Dopamin) und die Aggressionsschwelle wird stark gesenkt, um eine körperliche Verteidigung gegen die Gefahr zu ermöglichen. Ebenfalls wird das Bewusstsein stark auf ein bestimmtes Ereignis, ursprünglich die Gefahr, konzentriert was man auch als „Tunnelblick“ bezeichnet. Kreislauf und Körper bereiten sich auf die zu erwartende hohe Belastung vor, indem sie den Blutdruck steigern und die Bronchien zur vermehrten Aufnahme von Sauerstoff weiten.

10mg Adderall®-Tablette.

Löst man diese Reaktionen des Körpers künstlich durch Amphetamin aus, so ergeben sich verschiedene Anwendungsmöglichkeiten. Zum einen die Appetithemmung, weshalb verschiedene Amphetaminderivate als Diätmittel genutzt werden. Die Verringerung des Schlafbedürfnisses kann dort genutzt werden, wo Menschen über lange Zeit Leistung erbringen müssen oder wollen, beispielsweise also Schichtarbeiter, Fernfahrer, Partygänger oder Soldaten. Die Steigerung des Selbstbewusstseins ist ein Grund des Einsatzes von Amphetamin als Rauschmittel. Die Konzentration des Bewusstseins auf bestimmte Aufgaben macht sich die Medizin beim Einsatz von Amphetamin bei Hyperaktivität zu Nutze, da sich konzentrationsschwache Menschen danach länger auf eine Aufgabe konzentrieren können.

Auch die rein körperlichen Wirkungen werden medizinisch genutzt. So kam Amphetamin früher als Asthmamittel zum Einsatz, da das Abschwellen der Schleimhäute und vor allem die Weitung der Bronchien ein freieres Atmen ermöglichen. Heute findet man diesen Zusammenhang noch bei verschiedenen Antiallergika, die Pseudoephedrin enthalten. Pseudoephedrin ist ein Amphetaminderivat (genauer eines des Methamphetamin) und führt daher auch ein Abschwellen der Schleimhäute herbei, was unter anderem bei Heuschnupfen erwünscht ist, hat nur sehr geringe psychoaktive Wirkung, was eine deutlich freiere und risikoärmere Anwendung ermöglicht, weshalb Amphetamin bei solcher Indikation gar nicht mehr zum Einsatz kommt.

Hauptwirkungen

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Grund: Hier werden Wirkungen von medizinische Dosen und Rauschdosierungen mit Absturzeffekten nach großen Dosierungen vermischt.

  • Appetithemmung
  • Mobilisierung letzter Kraftreserven und Verringerung des Schlafbedürfnisses
  • Steigerung des Selbstbewusstseins bis hin zur Euphorie
  • erhöhte Aufmerksamkeit und Konzentrationsfähigkeit (bei hohen Dosen überdecken die anderen Wirkungen diese, so dass eher Bewegungsdrang bis zur Nervosität bleibt)

Körperlich

  • Pupillen weiten sich (erst bei höheren Dosen)
  • trockener Mund (erst bei höheren Dosen)
  • Abschwellen der Schleimhäute
  • Weitung der Bronchien
  • Verengung der Gefäße
  • Erhöhter Herzschlag bis Tachykardie (je nach Dosis)
  • Zittern (bei höheren Dosen)
  • Muskeltonus erhöht sich um eine schnellere Kontraktion des Muskels zu ermöglichen
  • Nystagmus und Bruxismus (Augenzittern und Kieferzittern bei höheren Dosen)
  • Gewichtsverlust
  • Potenzstörungen (bei langer hoher Dosierung)
  • Nierenschäden (bei langer hoher Dosierung)

Psychisch

  • erhöhtes Selbstbewusstsein bis hin zur Euphorie
  • erhöhtes Konzentrationsvermögen (bei geringen Dosen, Fahrigkeit und Unruhe bei höheren Dosen)
  • erhöhte Risikobereitschaft
  • Narzissmus
  • Nervosität (bei hoher Dosierung)
  • gesteigertes Mitteilungsbedürfnis und Redefluss (Laberflash/ Logorrhoe)
  • Rush-Effekt, die Umgebung bewegt sich schneller (d. Noradrenalin)
  • Größenwahn
  • Auslösung einer latenten Psychose oder einer sog. Amphetamin-Psychose, die meist nach einigen Tagen abklingt
  • Schlafstörungen
  • Arbeitssucht
  • Paranoide Wahnvorstellungen (bei langer hoher Dosierung)
  • Psychische Abhängigkeit (bei längerer Verwendung als Rauschmittel)

Es existieren zwei Enantiomere des Amphetamin, von denen das Dextroisomer (D-Amphetamin) vor allem für die Hauptwirkungen wie Stimulation, Steigerung der Konzentrationsfähigkeit, Appetithemmung oder erhöhtes Selbstbewusstsein verantwortlich ist, während das Levoisomer (L-Amphetamin) eher die rein körperlichen, peripheren Wirkungen wie unter anderm erweiterte Pupillen, Mundtrockenheit und vermehrte Schweißbildung hervorruft. Manche Amphetaminpräparate wie das Dexedrine® enthalten daher nur das Dextroisomer, was eine „sauberere“ Wirkung zur Folge hat. Allgemein handelt es sich bei Amphetamin (sowohl aus legaler wie illegaler Produktion) sonst immer um das Racemat, einer Mischung aus (leicht variierend je nach Syntheseroute) 50 % d-Amphetamin und 50 % l-Amphetamin, so dass hundertprozentige D-Amphetamin-Präparate wie Dexedrine® nur halb so hoch dosiert werden müssen. Da dieser Unterschied in der Wirkung der Isomere bei fast allen Amphetaminen auftritt, ist in den USA beispielsweise ein Inhalator mit L-Methamphetamin frei erhältlich – anders als das Racemat ruft dieses nämlich nur ein Abschwellen der Schleimhäute hervor.

Medizinischer Gebrauch

D/L-Amphetaminsulfat in Kapseln zu 10 mg.

Ab Anfang der 1930er-Jahre wurde Amphetamin zunächst als Bronchodilatator (Mittel zur Erweiterung der Bronchien, wie es beispielsweise bei Asthma oder Atemwegserkrankungen zum Einsatz kommt) genutzt, die stimulierende und konzentrationsfördernde Wirkung war noch unbekannt. Erst gegen Ende der 1930er-Jahre entdeckte man diese weiteren Wirkungen des Amphetamins und mit der Zahl der daraus resultierenden neuen Indikationen stieg auch die Zahl der Verschreibungen rasch an. Es wurde nun als Asthmamittel, gegen Depressionen, zur Leistungssteigerung, bei Stress, Erkältungen oder Allergien sowie anderen Erkrankungen verordnet, was dazu führte, dass Amphetamin lange Zeit relativ problemlos über einen Arzt erhältlich war. In dieser Zeit gab es schon Kombipräparate (z. B. Dexamyl®) die neben Amphetamin auch ein starkes Beruhigungsmittel (meistens verschiedene Barbiturate) gegen dessen Nebenwirkungen enthielten, eine Kombination die heute als wenig sinnvoll und riskant angesehen wird, aber damals gerne und oft als Mittel für gestresste Hausfrauen verschrieben wurde. Während Amphetamin bis Ende der 1970er-Jahre als Benzedrin® in Deutschland (frei) verschrieben wurde, ist es heute nur noch auf Betäubungsmittelrezept verschreibungsfähig. Zur Behandlung von Aufmerksamkeitsstörungen (ADHS) hat sich bei uns das nicht gänzlich unumstrittene Methylphenidat durchgesetzt, so dass es in Deutschland kein Amphetamin-Fertigarzneimittel mehr gibt. In den Vereinigten Staaten dagegen ist Amphetamin für die medikamentöse Behandlung von ADHS seit Jahren auf dem Vormarsch und wird in stetig steigender Zahl anstelle von Methylphenidat verschrieben, meistens als Adderall®, seltener als Dexedrine®.[11] Trotz der hohen Anzahl an Verschreibungen in den Vereinigten Staaten, gerade an Schüler, gibt es laut einer Studie von 2001 im Auftrag des US-amerikanischen Kongresses keine Häufung von Missbrauchsfällen.[14]

Bei korrekter Anwendung von Amphetaminderivaten, beispielsweise bei der Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung unter ärztlicher Aufsicht, sind keine Fälle von Sucht bekannt. Die Dosierung liegt dabei zu Anfang der Behandlung bei 5 bis 10 mg/Tag und kann bis auf 60 mg/Tag gesteigert werden. Zum einen sind die verschriebenen Dosen somit meistens wesentlich kleiner als die beim Missbrauch, zum anderen entfällt in diesem Fall meistens die euphorisierende Wirkung, unter anderem da hier stets eine orale Konsumform im Gegensatz zum sonst gängigen „Schniefen“, dem nasalen Konsum, zum Einsatz kommt, was eine weit geringere Anflutgeschwindigkeit zur Folge hat. Es gibt Hinweise nach denen die Anflutgeschwindigkeit (die Geschwindigkeit, mit der eine Substanz das Gehirns erreicht) in sehr engem Zusammenhang mit einer Suchtentwicklung steht, was die angesprochenen fehlenden Suchtfälle erklären würde. Eine weitere Indikation ist die Narkolepsie, bei der heute Modafinil verschrieben wird, das als völlig neuer nicht-amphetamin-ähnlicher Strukturtypus entwickelt wurde.

Nichtmedizinischer Gebrauch

Außerhalb der legalen medizinischen Anwendung werden Amphetamine als Pulver oder seltener in Pillenform konsumiert. Das Pulver wird meistens durch die Nase aufgenommen, im Allgemeinen mit einem zu einem Ziehröhrchen geformten Geldschein, einem abgeschnittenen Strohhalm oder einem Metallziehröhrchen, möglich sind aber auch oraler sowie parenteraler und rektaler Konsum (s.u.). Im Vergleich zum Kokain sind die Preise eher niedrig. Die Europäische Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht berichtet, dass der übliche Verkaufspreis von Amphetamin in der Hälfte der Berichtsländer in Europa zwischen 10 und 15 Euro pro Gramm liegen.[15] Amphetamin, von Konsumenten meistens als Speed, Pep oder Amphe bezeichnet, wird in Deutschland und Europa größtenteils in der Techno-Szene konsumiert, um die langen Nächte durchhalten zu können. In anderen Gegenden (vor allem Asien – dort allerdings eher Methamphetamin („Yaba“)) – zieht sich der Konsum durch breitere Bevölkerungsschichten, Arbeiter, Manager und Hausfrauen steigern dadurch ihre Leistungsfähigkeit. Es macht wach, erzeugt eine leichte Euphorie und ermöglicht stundenlanges Tanzen oder andere energiezehrende Tätigkeiten, seien sie körperlicher oder auch geistiger Natur. Nach dem Konsum kommt es oft zu einem Gefühl der Nervosität und Abgespanntheit („Abturn“); der Körper fordert die dringend benötigte Ruhe ein, aber das noch nicht vollständig abgebaute Amphetamin verhindert das. Aus diesem Grund ist es verbreitet, sich etwa mit Cannabis zu beruhigen („herunterzurauchen“). Teilweise werden auch stärkere Beruhigungsmittel (meistens Benzodiazepine wie Rohypnol® (Flunitrazepam) oder Valium® (Diazepam)) eingenommen, um zur Ruhe zu kommen. Gerade die Unterdrückung der Symptome durch Benzodiazepine ist sehr gefährlich, da der Konsument in einen Teufelskreis der abwechselnden Einnahme von aktivierenden (Amphetamin) und beruhigenden (Benzodiazepin) Medikamenten geraten kann, wobei jedes Mittel jeweils die Nach- und Nebenwirkungen des anderen bekämpfen soll.

Neben dem nasalen Konsum kann Amphetamin auch oral (durch den Mund) konsumiert werden, wobei es meistens in Zigarettenpapier gewickelt („Bomben“ oder „Bömbchen“) oder in Getränken gelöst wird. Während die orale Aufnahme bei medizinischer Anwendung die gängige Darreichungsform ist, trifft man sie ansonsten seltener an. Das dürfte daran liegen, dass beim oralen Konsum die Wirkung langsamer eintritt und es aufgrund des langsameren Anflutens zu keiner überwältigenden Wirkung („Kick“) kommt. Die Wirkung jedoch hält insgesamt länger an. Amphetamin hat oral eine relativ gute Bioverfügbarkeit, die Dosierung ist daher etwa vergleichbar der nasalen. Ebenfalls möglich ist der Konsum per Injektion. Diese Konsumform ist aber selten anzutreffen, was unter anderem an der Nicht-Akzeptanz und daraus resultierender sozialer Kontrolle in der typischen Amphetaminkonsumenten-Szene liegen mag.

Anders als beim Methamphetamin („Crystal“) ist es nicht möglich Amphetamin zu rauchen. Der Grund dafür ist, dass das auf dem Schwarzmarkt am häufigsten auftretende Amphetaminsalz, das Amphetaminsulfat, einen so hohen Siedepunkt hat, dass sie sich vorher zersetzen, also zerstört werden würde. Theoretisch rauchbar sind das Amphetaminhydrochlorid, welches hygroskopisch ist und deshalb selten auf dem Schwarzmarkt erhältlich ist, und die Amphetaminbase, welche einen deutlich niedrigeren Siedepunkt haben, allerdings ist die Base, wie bei fast allen Amphetaminderivaten auch (und im Gegensatz zum Beispiel zur kristallinen Kokainbase/Crack), flüssig und in dieser Form so gut wie nie auf dem Schwarzmarkt erhältlich.

Bei plötzlichem Absetzen des Amphetamins bei Dauerkonsumenten kommt es zu Entzugserscheinungen. Symptome des Amphetaminentzugs sind: Lethargie, Depressionen bis hin zu Selbstmordtendenzen, Apathie, Angst und Schlafstörungen. Möglich sind auch Muskelschmerzen (Myalgie), Bauchschmerzen und übermäßiger Appetit. Den Höhepunkt erreichen die Symptome erst nach zwei bis drei Tagen und ebben dann langsam ab. Anders als beispielsweise ein Benzodiazepinentzug ist der Amphetaminentzug körperlich ungefährlich. Die vorgenannten Symptome sind mögliche Extreme, in der Regel jedoch lässt sich der Amphetaminentzug als ein Zustand der körperlichen Trägheit und als ein allgemeines Unlustgefühl beschreiben.

Abbau und Nachweiszeiten

Amphetamine werden im Darm fast vollständig aufgenommen und dann ungleichmäßig im Körper verteilt. Die höchste Konzentration findet sich im Fettgewebe. Nach enzymatischem Abbau in der Leber werden Amphetamine als wasserlösliche Säure im Urin ausgeschieden. Ca. 90 Prozent der aufgenommenen Droge werden innerhalb von drei bis vier Tagen ausgeschieden. Die Ausscheidungsmenge ist vom pH-Wert des Urins abhängig. Je saurer der Urin (z. B. durch Einnahme von Ascorbinsäure oder sauren Fruchtsäften), umso schneller die Ausscheidung.

Speed, Pep, Schnee, Amphe, Motivation

Gängige umgangssprachliche Bezeichnungen für (i. d. R. illegal produziertes) Amphetamin sind unter anderem Speed, Motivation Pep, Marschierpulver, Schnelles, Wachmacher, Speck, die weiße Freundin, Susi, Sportzeug oder Weißes. Unter den Synonymen Yaba, Crystal, Glas, Nasepuder, Ice, Meth oder Chili wird meistens das weitaus stärker wirksame Methamphetamin verstanden. Meistens handelt es sich bei Speed um ein weißliches bis hellgelbliches Pulver, das einen stark bitteren Geschmack hat. Das Gemisch, das auf dem Schwarzmarkt als Speed verkauft wird, besteht nur zu einem kleineren Teil (meistens 8 bis 30 %) aus Amphetamin, der Rest sind Streckmittel. Besonders häufig auftretende Streckmittel sind dabei Lactose (Milchzucker) (in 78 % der Proben), Coffein (65 %), und Glucose (14 %), sowie seltener unter anderem das Analgetikum Paracetamol (z. B. Ben-u-ron®) oder Mannitol.[16] Während in Europa Speed wie beschrieben meistens Amphetamin enthält, überwiegt in den Vereinigten Staaten auf dem Schwarzmarkt das Methamphetamin, was vermutlich auf die bessere Verfügbarkeit der für die Synthese benötigten Ausgangsstoffe (Ephedrinpräparate waren in den USA bis März 2005 rezeptfrei erhältlich) zurückzuführen ist. Teilweise sind Varianten mit Rosen- oder sonstigen Aromen versehen im Umlauf, was „Marketinggründe“ haben mag. Da Speed also ein Gemisch von diversen Substanzen mit einem unbekannten Amphetaminanteil ist, besteht für den Konsumenten stets das Risiko einer Überdosierung, sowie der Unverträglichkeit von Streckmitteln.

Paste

Amphetamin wird auf dem Schwarzmarkt teilweise auch als „Paste“ gehandelt. Die Substanz ist oft leicht feucht und klumpig und hat einen starken Amingeruch (ähnlich Fischen oder Geranienblättern). Dabei handelt es sich sehr wahrscheinlich um die flüssige Amphetaminbase, gemischt mit Streckmitteln, woraus die beschriebene feuchte Suspension resultieren würde. Dafür, dass es sich um die Amphetaminbase handelt, spricht auch, dass Paste schnell die Wirkung verliert, was auf ein Verdunsten der Base zurückzuführen wäre, sowie der charakteristische Amingeruch. Ein Grund für den Verkauf als Paste kann darin liegen, dass die Herstellung einfacher und schneller durchzuführen ist, da ein Syntheseschritt (von der Base zum Salz) ausgelassen werden kann. Ein Nachteil liegt, wie erwähnt, im Wirkungsverlust. Es gibt jedoch deutliche Unterschiede. Häufig stimmt es zwar, dass der Amingeruch von der Amphetaminbase kommt. Die Masse ist jedoch meist eine Mischung aus Base und Salz, wobei bei der Herstellung die Base häufig nicht komplett mit einer Säure zum Salz neutralisiert wird, da bei der Neutralisation nur bis zu einem bestimmten Punkt, an dem alle Amphetaminmoleküle mit einem Säureanion verbunden sind, Säure hinzugefügt werden darf. Dieser Punkt kann bei unsorgfältigem Arbeiten, was vor allem bei kleineren, weniger professionellen Synthesen der Fall ist, äußerst rasch überschritten werden. Dies wirkt sich negativ auf das Endprodukt aus. Denn sobald eine größere molare Menge Säure als Amphetamin-Base vorhanden ist, sinkt der pH-Wert der Lösung, die sich bei nasalem Konsum in der Nasenschleimhaut bildet, rapide ab. Allgemein wird dies als äußerst ätzend und beißend scharf empfunden. Es kann teilweise auch zur Schädigung der Nasenschleimhaut beitragen.

Risiken, Nebenwirkungen und Suchtgefahr

  • Zu den Nebenwirkungen zählen erhöhter Blutdruck und Pulsfrequenz, trockene Schleimhäute, erweiterte Pupillen, Appetitlosigkeit (auch als Hauptwirkung zählbar), Harnverhalt (Unvermögen trotz Harndrang die Harnblase zu entleeren) und eine abführende Wirkung.
  • Bei höheren Dosierungen kann es zu zwanghaften Bewegungen oder sogar Krämpfen der Kau- und Wangenmuskulatur kommen (umgangssprachlich: „Kieferkicks“,„Kaufaxen“ oder „Gesichtszirkus/-kirmes“ genannt). Die Folgen davon sind oft noch Tage nach dem Konsum zu spüren.
  • Kurzzeitige Folgen sind Unruhe, Angstzustände sowie Schlaflosigkeit. Amphetamine können eine starke psychische Abhängigkeit hervorrufen. Bei hohen Dosierungen, sowie vor allem häufigem, längerfristigem Konsum besteht die Gefahr einer Amphetaminpsychose.
  • Bei Dauerkonsum in nichtmedizinischer (mehr als ca. 60 mg/Tag, eventuell schon darunter) Dosierung kann es zu Nervenschädigungen, schweren Konzentrationsproblemen, Knochenschwund, Verlust des Zahnschmelzes (durch Calciummangel) und weiteren Langzeitschäden kommen.
  • Da der Amphetamingehalt im Speed nie genau bekannt ist, kann es zu Überdosierungen kommen (eine tödliche Dosis kann bei einem Menschen mit 75 kg Körpergewicht schon bei etwa 100 mg Amphetamin liegen).
  • Da Amphetamin den Körper in einen „Notfallbetrieb“ schaltet, werden wichtige Signale wie Hunger, Durst und Müdigkeit unterdrückt, eine möglicherweise daraus resultierende Vernachlässigung dieser Bedürfnisse führt zu einem körperlichen wie geistigen Auslaugen durch Nährstoff- und Schlafmangel. Eine erhöhte Anfälligkeit gegenüber Infekten, körperliche/geistige Schwäche etc. sind die Folgen. Ebenso können aufgrund des Schlafmangels optische Täuschungen bis hin zu Halluzinationen auftreten.
  • Es kann zu einer Vernachlässigung sozialer Verpflichtungen (Familie, Schule, Beruf, Beziehung) kommen.
  • Wie bei allen illegal erworbenen Drogen ist stets unsicher, woraus der Stoff sich zusammensetzt, oft sind andere psychoaktive Substanzen wie Coffein oder Ephedrin, neutrale Streckmittel wie Lactose oder eventuell auch starkwirksame Substanzen wie Methamphetamin enthalten. Drugchecking hat deshalb eine wichtige Bedeutung zur Risikominderung.
  • Werden Amphetamine häufig geschnupft, kann es zu einer Schädigung bis zur Auflösung der Nasenscheidewand kommen, ähnlich wie bei Kokain.
  • Das Suchtrisiko hängt von genetischen Faktoren sowie von der psychosozialen Situation der Person ab. Im Tiermodell konnten manche Individuen ihren Amphetaminkonsum lebenslang flexibel regulieren, bei 50 % dagegen trat nach einer gewissen Zeit eine Abhängigkeit mit massiver Dosissteigerung und Erwerb einer Toleranz auf, die auch nach erzwungenem Entzug bestehen blieb.[17]
  • Bei höheren Dosen kann es trotz des gesteigerten sexuellen Verlangens bei Männern zu Erektionsstörungen kommen.
  • Es kann nach dem Konsum zu einem Zusammenziehen der Schwellkörper bei Männern kommen, welche in der Regel innerhalb von 1-2 Tagen wieder nachlässt.
  • In geringen Dosen unter ärztlicher Aufsicht ist Amphetamin dagegen nach dem Stand der Wissenschaft nicht akut gefährlich, es werden Studien zufolge keine direkten körperlichen Schäden hervorgerufen.
  • Methylamphetamin (Crystal Meth, Ice, Hitler Speed) steht im dringenden Verdacht schon bei einmaligem Konsum, sicher bei Dauerkonsum, die Neurotransmitter (Serotonin/Dopamin), dort speziell die Transporter und Rezeptoren irreversibel zu schädigen. Mögliche Folgen wären dann starker kognitiver Verfall innerhalb weniger Wochen (Denkstörungen) und/oder schwere Depression.

Rechtsstatus

In der Bundesrepublik Deutschland ist Amphetamin im BtMG aufgeführt: in Form des Racemats oder des Dextroamphetamins in Anlage III (verschreibungsfähig), als Levoamphetamin in Anlage II (nicht verschreibungsfähig; siehe auch BtMVV). Handel und Besitz ohne Rezept oder Genehmigung sind strafbar.[18] In den USA ist Amphetamin erfasst in Schedule II des Controlled Substances Act, was den Besitz und Handel ohne Rezept oder Genehmigung unter Strafe stellt.[19] Es ist dort zugelassen für die Indikationen Narkolepsie und ADS.

Seit 1998 lautet in der Bundesrepublik Deutschland die behördliche Schreibweise Amfetamin, sie wurde damit der WHO-Nomenklatur angepasst.[20]

Für einen Patienten darf der Arzt in der Bundesrepublik Deutschland innerhalb von 30 Tagen 600 mg Amphetamin verschreiben. In begründeten Einzelfällen und unter Wahrung der erforderlichen Sicherheit des Betäubungsmittelverkehrs darf der Arzt für einen Patienten, der in seiner Dauerbehandlung steht, von dieser Vorschrift hinsichtlich der festgesetzten Höchstmenge abweichen. Eine solche Verschreibung ist mit dem Buchstaben „A“ zu kennzeichnen.[21] Bis zur Neufassung der BtMVV vom 20. Januar 1998 (in Kraft getreten am 1. Februar 1998) durfte der Arzt für einen Patienten an einem Tage bis zu 200 mg Amphetamin (das heißt maximal 6 Gramm pro Monat) verschreiben.[22]

Literatur

  • Walter Reginald Bett u. a.: Amphetamin in der klinischen Medizin. Springer, Berlin 1956.
  • Sean Connolly: Amphetamines. Heinemann Library, Chicago 2000, ISBN 1-57572-254-2.
  • Hans Cousto: Drogen-Mischkonsum. Das Wichtigste in Kürze zu den gängigsten (Party-)Drogen. Nachtschatten, Solothurn 2003, ISBN 3-03788-119-4.
  • Hans-Christian Dany: Speed. Eine Gesellschaft auf Droge. Edition Nautilus, Hamburg 2008, ISBN 3-89401-569-1.
  • A. K. Cho, David S. Segal: Amphetamine and Its Analogs. Psychopharmacology, Toxicology, and Abuse. Academic Press, San Diego 1994, ISBN 0-12-173375-0.
  • Nicolas Rasmussen: On Speed. The Many Lives of Amphetamine. New York University Press, New York 2008, ISBN 0-8147-7601-9.
  • Alexander Shulgin, Ann Shulgin: Pihkal. A chemical Love Story. Transform Press, Berkeley 1992, ISBN 0-9630096-0-5.
  • Stephen Smith: Sucht. Die Geschichte des Stephen Smith. Ullstein, Berlin 1998, ISBN 9783548312156.

Weblinks

Deutschsprachig
Englischsprachig

Einzelnachweise

  1. a b c d e Thieme Chemistry (Hrsg.): Römpp Online. Version 3.1. Thieme, Stuttgart 2007.
  2. Eintrag zu Amphetamin in der GESTIS-Stoffdatenbank des BGIA, abgerufen am 23. Dez. 2007 (JavaScript erforderlich)
  3. a b Amphetamin bei ChemIDplus
  4. Sicherheitsdatenblatt für Amphetaminsulfat – FAGRON GmbH & Co.KG 18. September 2008
  5. Lazăr Edeleanu (1887): Über einige Derivate der Phenylmethacrylsäure und der Phenylisobuttersäure. In: Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft. Bd. 20, Nr. 1, S. 616–622. Abstract
  6. EMCDDA 2001 Indikatoren für den Drogenmarkt – Sicherstellungen, Preis, Reinheit
  7. UNO-Statistik 2003 (engl.)
  8. Rothmann, Baumann 2002: Therapeutic and adverse actions of serotonin transporter substrates; PMID 12163129.
  9. a b Amphetamin bei DrugBank
  10. IPCS INCHEM: Toxicity of amphetamine (englisch)
  11. a b PBS Statistics on stimulant use (englisch)
  12. Anthonie 1989: Impurities in Illicit Drug Preparations: Amphetamine and Methamphetamine (englisch)
  13. a b Europol: The „Dirty“ and Dangerous Side Effects of Synthetic Drugs Production (englisch)
  14. United States General Accounting Office 2001: Attention Disorder Drugs. Few Incidents of Diversion or Abuse Identified by Schools (englisch, PDF)
  15. Europäische Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht (Hrsg.): Stand der Drogenproblematik in Europa. Europäische Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht, 2008, ISBN 978-92-9168-322-2
  16. BKA 2002: Reinheitsgehalte (PDF)
  17. Gabriel Galli, Jochen Wolffgramm: Long-term voluntary Image-amphetamine consumption and behavioral predictors for subsequent Image-amphetamine addiction in rats. In: Science. 73/1, 2004, S. 51–60
  18. Anlage III zu § 1 Abs. 1 BtMG
  19. Schedule II des CSA (engl.)
  20. 10. BtMÄndV Art. 1 Nr. 1 Buchst. b; Art. 1 Nr. 3; Art. 3 (BGBl. I, S. 74)
  21. § 2 BtMVV (Verschreiben durch einen Arzt)
  22. 4. BtMÄndV Art. 4 vom 23. Dezember 1992 (BGBl. 1992 I S. 2483; 2487)
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