- Amphiaraion
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Das Heiligtum Amphiareion (griechisch Ἀμφιάαρειον Ὠρωπού, nach moderner Transkription Amfiarion) oder auch Amphiaraion von Oropos liegt im Gebiet der antiken Polis Oropos, zwischen Attika und Böotien.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Das der Verehrung und dem Kult des Heros Amphiaraos gewidmete Heiligtum war in der Antike ein wichtiger Kurort und eine Orakelstätte. Es kann mit dem Asklepieion in Epidauros verglichen werden.
Sein Ruf als Heilstätte wurde in der Epoche Zeit einer in Athen Ende des 5. Jahrhunderts vor Chr. grassierenden Pestepidemie belebt. Nach Herodot [1] soll das Orakel eines von nur zwei Orakeln gewesen sein, die eine von König Krösus von Lydien gestellte Frage richtig beantwortet haben. Das Heiligtum, das gegen Ende des fünften Jahrhunderts v. Chr. gegründet wurde, wurde bereits von Livius und Pausanias [2] beschrieben. Die antike Stadt Oropos, die im Grenzgebiet lag, war Streitobjekt der Mächte Athen und Theben. Seit der Schlacht von Chaironeia war Oropos samt dem etwa 6,5 km außerhalb des eigentlichen Ortes gelegenen Amphiaraosheiligtum in den Händen der Athener, später folgte noch eine Phase der Unabhängigkeit, ehe Oropos im ersten Jahrhundert n. Chr. endgültig an Athen fiel. Infolge dieser politischen Verhältnisse sind in vielen Inschriften aus Oropos athenische Namen zu finden. Spätestens in hellenistisch-römischer Zeit entwickelte sich ein regelrechter Kur- und Badebetrieb mit längeren Aufenthalten. Als besonderer Förderer tat sich im frühen 1. Jahrhundert vor Chr. der römische Kaiser Sulla hervor, in dessen Zeit der Ausbau des Theaters fällt. [3] Als Heilstätte wurde das Amphiareion bis ins 5. Jahrhundert n. Chr. betrieben.
1884 wurde das Amphiareion wieder entdeckt und in jahrzehntelanger, mehrfach unterbrochener Arbeit ausgegraben.
Das Heiligtum
Das Heiligtum ist 37,2 km nördlich von Athen zwischen sanften Hügeln im Tal eines Wildbachs gelegen. Den Mittelpunkt bildete die heilige Quelle zwischen dem großen Altar und dem Wildbach. Hier soll der von Zeus' Blitz getroffene Heros Amphiaraos wieder aufgetaucht sein. Die Heilkraft der Quelle begründete die Entwicklung des Ortes zur Kureinrichtung.
- Der zu Beginn des 4. Jahrhunderts vor Chr. erbaute Amphiaraos-Tempel, dessen Nordseite im Gegensatz zu der vom Bach weggeschwemmten Südseite noch in einer Höhe von bis zu 3 m erhalten ist, war durch zwei Reihen unkannelierter Säulen in drei Schiffe geteilt. Gitter zwischen den Säulen trennten das Mittelschiff mit dem Kultbild des Amphiaraos, einer Akrolith-Statue, als „Allerheilgstes“ ab. An der Eingangsseite befand sich ein Pronaos mit sechs dorischen Säulen sowie zwei Halbsäulen an den Anten, sodass die Front scheinbar aus acht Säulen bestand. 15 m vor dem Tempel steht ein Altar, der mit Maßen von 8,6 x 4 m im Gegensatz zu dem nur 26,6 x 12,9 m großen Tempel unverhältnismäßig groß ist. Nach der Beschreibung von Pausanias [4] war der Altar in fünf Zonen eingeteilt, die jeweils verschiedenen Göttergruppen geweiht waren: die mittlere dem Amphiaraos zusammen mit Hestia, Hermes und Amphilochos, die anderen Herakles, Zeus und Apollo, Aphrodite, Jason, Hygieia und Athena, Pan, den Nymphen und den Flussgöttern Acheloos und Kephissos sowie Heroen.
- Nördlich des Tempels steht eine etwa 70 m lange Reihe von Statuenbasen aus hellenistisch-römischer Zeit, auf denen sich Statuen befanden, die die Oropier mächtigen Gönnern des Heiligtums zum Dank stifteten. Eine der Inschriften aus dem Jahr 42 vor Chr. ehrt Marcus Junius Brutus als Tyrannenmörder.
- Ferner wies die Anlage Bäder, ein Theater, ein Stadion und Gebäude zur Unterbringung und Verköstigung der Besucher auf. Das als Inschrift wieder aufgefundene, nur teilweise erhaltene Kultgesetz weist aus, dass von den Wallfahrern ein Einlassgeld erhoben wurde, dessen Höhe zunächst eine Drachme betrug und alsbald auf eineinhalb Drachmen erhöht wurde. Die Wahl des Opfertieres, von dem der Priester das Schulterblatt erhielt, war freigestellt, auch wenn Pausanias berichtet, die Wallfahrer hätten Widder geopfert und sich auf deren Fell schlafen gelegt, um im Traum den Orakelspruch zu empfangen.
- Die Stoa aus der Mitte des 4. Jahrhunderts vor Chr. erstreckt sich mit 39 dorischen Säulen auf einer Länge von 110 m. Innen wurde das Dach von 17 ionischen Säulen getragen, die die Halle in zwei Teile teilten. Ringsum lief eine gediegene Marmorbank. Wie in Epidauros gab es hier eine Liegehalle, ein Koimeterion, in dem sich die Kranken, nachdem sie sich körperlich und seelisch gereinigt und gefastet hatten, zum sogenannten Tempelschlaf niederlegten und dem Traumorakel des heilenden Gottes anvertrauten. Am Ende der Halle war ein Raum abgeteilt, wo die Frauen übernachteten.
- Ebenfalls wie in Epidauros hinterließen bereits Geheilte Votivgaben und -inschriften. Die Inschrift des Moschos ist der älteste Beleg für einen Juden in Griechenland überhaupt.
- Das Theater stammt nach Inschriften aus dem 2. Jahrhundert vor Chr.. Es bot nur etwa 300 Zuschauern Platz. Die Sitze bestanden wohl aus Holzelementen auf den in den Fels gehauenen Sitzreihen. Fünf Ehrensessel aus Marmor sind in der ersten Reihe der Sitzplätze rund um die Orchestra mit einem Durchmesser von 12,4 m platziert.
- Das 1960 wieder aufgerichtete Proszenium (Bühnenhaus) ist gut erhalten. Acht zierliche Monolithe sind als dorische Halbsäulen von 1,90 m Höhe gestaltet und tragen einen Architrav mit einer Weihinschrift.
- Gegenüber der heiligen Quelle auf der anderen Seite des Bachbetts befinden sich die Überreste einer gut erhaltenen Klepshydra (Κλεψυδρα, Wasseruhr). Sie bestand aus einem rechteckigen Wasserbehälter in der Mitte, mit einer steilen Treppe als Zugang zum Spundverschluss aus Bronze.
Die Amphiaraien
Jährlich im Herbst fand ein Kultfest, die Amphiaraien, statt (griechisch Ἀμφιάαρεια), alle vier Jahre in größerem Rahmen. Die musischen Wettbewerbe wurden im Theater, die athletischen im – nicht ausgegrabenen - Stadion ausgetragen. Die Inschriften aus dem 4. Jahrhundert vor Chr. bezeugen, dass vor allem Athen an den Wettkämpfen teilnahm. Nach einem römischen Senatsbeschluss von 77 vor Chr. nannte man die Kultfeste „Amphiaraien und Rhomaien“.[5]
Literatur
- Richard Wolf: Das Amphiaraion von Oropos. in: Steine sammeln Steine zerstreuen. Unterwegs ins Damals. Editio posthuma. Wolf & Fuchs, Murnau 1997, S. 23ff. ISBN 3-931247-01-5
- Basil Ch. Petrakos: Das Amphiaraion von Oropos. Verlag Klio, Athen 1996, 61 S., ISBN 960-7465-31-8
- Werner Ekschmitt: Ins unbekannte Griechenland. Safari Verlag Berin 1966
Einzelbelege
- ↑ Historien 1.92.2
- ↑ Pausanias 1, 34
- ↑ Erwin Freund, "Amphiareion", in: Siegfried Lauffer(Hrsg.), Griechenland, Lexikon der historischen Stätten
- ↑ Pausanias 1, 34-3
- ↑ Erwin Freund, "Amphiareion", in: Siegfried Lauffer (Hrsg.), Griechenland, Lexikon der historischen Stätten
Weblinks
38.29138888888923.845555555556Koordinaten: 38° 17′ 29″ N, 23° 50′ 44″ O
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