- Johan Nordahl Grieg
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Johan Nordahl Grieg (* 1. November 1902 in Bergen, Norwegen; † 2. Dezember 1943 bei Berlin) war ein norwegischer Schriftsteller und Journalist.
Inhaltsverzeichnis
Lebenslauf
Nordahl Grieg stammte aus einer gutbürgerlichen Familie und war Bruder des Verlegers Harald Grieg sowie ein entfernter Verwandter des Komponisten Edvard Grieg. Er studierte an der Universität Oslo, intermittierte und wurde Seemann auf einem Frachter. 1922 bereiste er verschiedene Länder Europas, studierte dann Philosophie und war journalistisch tätig. Er war seit seiner Jugend politisch links orientiert.
Als Lyriker debütierte Grieg 1922 mit der Gedichtsammlung Rundt Kap det gode Håp (Um das Kap der guten Hoffnung). 1923 erschien der Roman Skibet gaar videre, eine kritische Schilderung des Lebens an Bord und in den Hafenstädten. Mit dem Gedichtband Stene i strømmen (Steine im Strom, 1925) äußerte er seine dekadenten Auffassungen in der norwegischen Lyrik.
1927 war Grieg Zeitungskorrespondent in China und berichtete über den Bürgerkrieg zwischen den Kuomintang und den revolutionären Kommunisten. Seine Erlebnisse schilderte er in der Reportage Kinesiske dage (Chinesische Tage, 1927). Im selben Jahr schrieb er die Bühnenstücke Barabas, En ung manns kjærlighet (Die Liebe eines jungen Mannes) und das antikapitalistische Lehrstück Atlanterhavet.
Die Zeit von 1933 bis 1935 in Moskau prägten Grieg, er wurde zum Kommunisten. Nach seiner Rückkehr war er Redakteur der antifaschistischen Zeitschrift Veien frem, für die prominente Autoren wie Thomas Mann, Ilja Ehrenburg und Louis Aragon schrieben. In dieser Zeit entstand sein Lehrstück Vår ære og vår makt (Unsere Ehre und unsere Macht), das ebenso wie das Drama Nederlaget (Die Niederlage) auch ins Deutsche übersetzt wurde.
1937 war Grieg als antifaschistischer Kriegsreporter im spanischen Bürgerkrieg tätig. 1938 erschien sein Roman Ung må verden ennu være (Und die Welt bleibt jung), der im Moskauer Milieu handelt. Der Autor vertritt hierbei konsequent die kommunistische Ideologie der sowjetischen Repressionen. Die Hauptperson der Handlung, Ashley, ein englischer Philologe, der in Moskau tätig ist, geht ein Verhältnis mit einer attraktiven Frau ein, die streng ihre kommunistische Parteidisziplin befolgt, und Ashley scheitert, weil er als Humanist nicht imstande ist, revolutionär zu handeln.
1940 heiratete Grieg eine norwegische Schauspielerin und war im norwegischen Geheimdienst in England tätig. Als Kriegsreporter der britischen Royal Air Force nahm er an den Luftangriffen und Flächenbombardements auf deutsche Städte teil. Grieg starb am 2. Dezember 1943, als beim Bombardement von Berlin einer der 400 britischen Bomber abgeschossen wurde. Die acht Leichen der verbrannten Flugzeugbesatzung waren nach der Obduktion durch die Wehrmacht in Dallgow auf dem dortigen Militärfriedhof beigesetzt worden. 1952 wurde der Friedhof auf Anordnung der sowjetischen Militärverwaltung eingeebnet. In Kleinmachnow bei Berlin steht seit 2003 ein Gedenkstein an der Absturzstelle am Ufer des Machnower Sees. Auf Bitten der norwegischen Botschaft spendete die Gemeinde einen Findling als Ehrenmal.
1945, nach Kriegsende, wurde Nordahl Grieg in seinem Vaterland als antifaschistischer Widerstandskämpfer gegen die deutsche Okkupation geehrt. Eine Statue Griegs wurde zum Gedenken am Theater in Bergen aufgestellt.
Der Nachlass Griegs
Griegs hinterlassenes englisches Filmscript Greater Wars, verfasst 1942 in London, wurde 1989 aufgefunden und ins Norwegische übersetzt. Seine Kriegsgedichte wurden 1945 in dem Gedichtband Friheten veröffentlicht.
Die Episoden seiner Dramen und Romane umfassen sein ganzes Zeitalter zwischen den beiden Weltkriegen. In seinen in Moskau verfassten Dramen übernahm er weitgehend die sowjetische Bühnentechnik, im besonderen die von Brecht praktizierte Form des epischen Lehrstückes, eine für ihn ungewohnte Stoffbehandlung. Im Zentrum seiner Stücke steht allemal die proletarische Klassengesellschaft.
Das expressionistische Schauspiel Barrabas reflektiert frühe Impressionen des Autors während seines Aufenthaltes in China. Grieg verglich in der Parabel die Friedfertigkeit von Jesus mit der Gewalttätigkeit unterdrückter Rebellen. Im Kampf zwischen passivem Widerstand und revolutionärer Befreiung wird ein junger Mann infolge von Brutalitäten überwältigt.
In dem Lehrstück Unsere Ehre und unsere Macht (Vår ære og vår mark, 1936) machen norwegische Reeder im Ersten Weltkrieg profitable Geschäfte. Für teures Frachtgeld liefern sie den Engländern Rüstungsmaterial und den Deutschen Kupfer. Der Profit aus diesem Geschäft gestattet ihnen kapitalen Wohlstand; zu gleicher Zeit leben Hunderttausende ihrer Landsleute infolge des Krieges in großem Elend. Nach der Weltwirtschaftskrise, zwanzig Jahre nach der eigentlichen Handlung des Stückes, befinden sich etliche der Matrosen von damals in einem Obdachlosenasyl, während die Reeder für einen neuen imperialistischen Krieg rüsten. Das proletarische Volk tritt nun in einen Generalstreik. Das Lehrstück zeigt in seinem Zeitablauf die Abkehr von der bürgerlichen Dramaturgie. Das revolutionäre Proletariat wird zum künftigen Theaterpublikum erkoren.
Griegs letztes Stück handelt in Paris im März des Jahres 1871. Deutschland hat über Frankreich gesiegt. Die Kommune wird errichtet, und schafft zum Wohle des Volkes, aber man streitet über die Anwendung der Gewalt und missbraucht die Macht zu einem schonungslosen Terror. Die Barrikaden fallen, ebenso die Patrioten. Die Niederlage der Kommune ist letztlich nicht vermeidbar, so lehrt es Grieg in seiner Sicht. Er inspirierte mit seinem Lehrstück Bertolt Brecht zu seinem gleichfalls verfassten Lehrstück Die Tage der Kommune (1949).
Auswahl seiner Werke
- Rundt Kap det gode Håp, 1922 – Um das Kap der guten Hoffnung
- Skibet gaar videre, 1924 – Das Schiff segelt weiter
- Stene i strømmen, 1925 – Steine im Strom
- Kinesiske dage, 1927 – Chinesische Tage
- En ung manns Kjaerlighet, 1927 – Die Liebe eines jungen Mannes
- Barabbas, 1927 – Drama
- Norge i våre hjerter, 1929
- Atlanterhavet, 1932 – Der Atlantik
- De unge døde, 1932 – Die jungen Tage
- Vår ære og vår mark, 1935 – Unsere Ehre und unsere Macht. Drama
- Ung må verden ennu være, 1938 – Und die Welt bleibt jung
- Nederlaget, 1937 – Die Niederlage. Drama
- War Poems of Nordahl Grieg, 1944 (engl.)
Quellen
- Edvard Hoem: Til ungdommen. Nordahl Griegs liv. 1. Auflage. Gyldendal Norsk Forlag, 1989
- Schauspielführer. Henschelverlag, Berlin 1964
Weblinks
- Literatur von und über Nordahl Grieg im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Nordahl-Grieg-Lauf in Kleinmachnow
Personendaten NAME Grieg, Nordahl ALTERNATIVNAMEN Grieg, Johan Nordahl KURZBESCHREIBUNG norwegischer Schriftsteller, Lyriker, Dramatiker und Journalist GEBURTSDATUM 1. November 1902 GEBURTSORT Bergen (Norwegen) STERBEDATUM 2. Dezember 1943 STERBEORT bei Berlin
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