- Johann Gotthelf Fischer von Waldheim
-
Johann Gotthelf Fischer von Waldheim (* 13. Oktober 1771 in Waldheim, Sachsen; † 18. Oktober 1853 in Moskau) war ein deutscher Zoologe, Anatom, Entomologe, Paläontologe, Geologe und Bibliothekar.
Inhaltsverzeichnis
Leben und Wirken
Fischer wurde als Sohn eines Leinenwebers geboren, besuchte in Mainz die Schule und studierte in Leipzig Medizin. Sein Studium schloss er 1798 mit der Promotion zum Dr. med. ab. Fischer kehrte nach Mainz zurück und wurde dort Lehrer für Naturgeschichte und Bibliothekar an der Centralschule. Außerdem war er als Gemeinderat in der Mainzer Lokalpolitik tätig.
Er reiste mit seinem Freund Alexander von Humboldt nach Wien und Paris und studierte unter Georges Cuvier, dem Begründer der wissenschaftlichen Paläontologie.
Sein wissenschaftliches Interesse galt seit 1795 zunächst hauptsächlich der Zoologie. Mehrere Abhandlungen zu weitgefächerten Themen von der Schwimmblase der Fische bis zur Anatomie der Makis. Auch mit der Buchdruckerkunst und Handschriftenkunde beschäftigte er sich und veröffentlichte u. a. Forschungen zu Johannes Gutenberg.
Seine zoologischen Arbeiten verschafften ihm 1804 einen Ruf auf den Lehrstuhl für Naturgeschichte in Moskau, wo er auch Direktor des Naturgeschichtlichen Kabinetts der Akademie wurde und zum kaiserlich russischen Hofrat ernannt wurde. Im August 1805 gründete er die Société Impériale des Naturalistes de Moscou, deren Vizepräsident er lange blieb.
In Russland dehnte er seine Forschungen auf die Paläontologie und die Geologie aus. Als erster stellte er großangelegte wissenschaftliche Studien zur Geologie Russlands an und beschrieb viele paläontologische Funde. Nach dem großen Brand 1812, der weite Teile der Stadt Moskau und auch alle naturwissenschaftlichen Sammlungen zerstörte, konnte Fischer das Museum neu begründen und erweitern.
Sein Sohn Alexander Fischer von Waldheim (geb. 24. April 1803 in Mainz, gest. 13. Juli 1884 in Stepankowo bei Moskau) wurde als Botaniker bekannt, sein Enkel Alexander Alexandrowitsch Fischer von Waldheim war ebenso Botaniker.
Ehrungen
Wegen seiner Verdienste um die wissenschaftliche Erforschung Russlands wurde Fischer zum Staatsrat ernannt, mit dem Beinamen "von Waldheim" in den Adelsstand erhoben und mit dem Commandeurkreuz des St.-Wladimir-Ordens ausgezeichnet. Carl Samuel Hermann benannte das Mineral Al3(PO4)2(OH)3×5H2O ihm zu Ehren Fischerit (heute meist als Wavellit bekannt).
1852 wird er zum Ehrenmitglied des Nassauischen Vereins für Naturkunde ernannt.
Schriften (Auswahl)
- Versuch über die Schwimmblase der Fische, Leipzig 1795
- Memoire pour servir d'introduction à un ouvrage sur la respiration des animaux, Paris 1798
- J. Ingenhousz über Ernährung der Pflanzen und Fruchtbarkeit des Bodens aus dem Englischen übersetzt und mit Anmerkungen versehen von Gotthelf Fischer. Nebst einer Einleitung über einige Gegenstände der Pflanzenphysiologie von F. A. von Humboldt, Leipzig 1798
- Ueber die verschiedene Form des Intermaxillarknochens in verschiedenen Thieren, Leipzig 1800
- Beschreibung einiger typographischer Seltenheiten. Nebst Beyträgen zur Erfindungsgeschichte der Buchdruckerkunst, Mainz und Nürnberg 1800
- Naturhistorische Fragmente, Frankfurt am Main 1801
- Beschreibung typographischer Seltenheiten und merkwürdiger Handschriften nebst Beyträgen zur Erfindungsgeschichte der Buchdruckerkunst, Mainz um 1801
- Essai sur les monuments typographiques de Jean Gutenberg, Mayençais, inventeur de l'imprimerie, Mainz 1801/1802
- Das Nationalmuseum der Naturgeschichte zu Paris, 1802
- Vorlesungen über vergleichende Anatomie, deutsche Übersetzung der Vorlesungen Georges Cuviers, Braunschweig 1801-1802
- Lettre au citoyen E. Geoffroy … sur une nouvelle espèce de Loris: accompagnée de la description d'un craniomètre de nouvelle invention, Mainz 1804
- Anatomie der Maki und der ihnen verwandten Thiere, Frankfurt am Main 1804
- Tableaux synoptiques de zoognosie, 1805
- Museum Demidoff, ou catalogue systematique et raisonné des curiosités etc. donnés a l'université de Moscou par Paul de Demidoff, Moskau 1806
- Muséum d'Histoire naturelle de l'université imperiale de Moscou, 1806
- Notices sur les fossiles de Moscau, 1809-1811
- Notices d'un animal fossile de Sibérie, 1811
- Onomasticon du Système d'Oryctognoise, 1811
- Zoognosia tabulis synopticis illustrata, in usum prälectionum Academiae Imperialis Medico-Chirurgicae Mosquentis edita, Moskau 1813
- Observations sur quelques Diptères de Russie, 1813
- Adversaria zoologica, 1817-1823
- Entomographie de la Russie, Moskau 1820-1851
- Prodromus Petromatognosiae animalium systematicae, continens bibliographiam animalium fossilium, Moskau 1829-1832
- Oryctographie du gouvernement de Moscou, 1830-1837
- Bibliographia Palaeonthologica Animalium Systematica, Moskau 1834
- Einige Worte an die Mainzer, bei der Feierlichkeit des dem Erfinder der Buchdruckerkunst Johann Gutenberg in Mainz zu errichtenden Denkmals, Moskau 1836
- Recherches sur les ossements fossils de la Russie, Moskau 1836-1839
- Spicilegium entomographiae Rossicae, Moskau 1844
Literatur
- Johannes W. E. Büttner: Fischer von Waldheim. Leben und Wirken des Naturforschers Johann Gotthelf Fischer von Waldheim (1771 bis 1853). (= Freiberger Forschungshefte; Bd. 15). Akademie-Verlag, Berlin 1956
- Wilhelm von Gümbel: Fischer von Waldheim, Gotthelf. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 7, Duncker & Humblot, Leipzig 1877, S. 84 f.
- Rudolph Zaunick: Fischer von Waldheim, Gotthelf. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 5, Duncker & Humblot, Berlin 1961, S. 212 f.
Weblinks
PND: Datensatz zu Gotthelf Fischer von Waldheim bei der DNB – Keine Treffer im DDB-OPAC, 26. April 2006 Personendaten NAME Fischer von Waldheim, Gotthelf ALTERNATIVNAMEN Johann Gotthelf Fischer; Gotthelf Fischer de Waldheim; Готтгельф Фишер; Григорий Иванович Фишер фон Вальдгейм; Grigori Iwanowitsch Fischer von Waldheim KURZBESCHREIBUNG deutscher Zoologe und Geologe GEBURTSDATUM 13. Oktober 1771 GEBURTSORT Waldheim STERBEDATUM 18. Oktober 1853 STERBEORT Moskau
Wikimedia Foundation.