Johann Gutsleff

Johann Gutsleff

Johann Gutslaff (* ? in Daber / Hinterpommern; † 11. März 1657 in Tallinn) war ein deutschbaltischer Pastor und Schriftsteller. Er war einer der prägenden Gestalter der südestnischen Sprache (Võro).

Inhaltsverzeichnis

Ausbildung

Johann Gutslaff (auch Johann(es) Gütslaff oder Gutsleff) studierte Theologie an den Universitäten in Greifswald und Leipzig. Danach zog es Gutslaff von Pommern ins Baltikum.

Pastor

Er erlernte im nördlichen Livland sehr schnell die örtliche Sprache. 1639 verbrachte er ein Studienjahr an der erst sieben Jahre zuvor ins Leben gerufenen Universität Tartu. Ab 1642 war Gutslaff als Pastor in Urvaste tätig.

Võro-Sprache

Von dem Gedanken geprägt, der lokalen bäuerlichen Bevölkerung die Bibel und den christlichen Glauben zu vermitteln, war Johann Gutslaff einer der prägenden Schöpfer der südestnischen Schriftsprache. 1644 erschienen in Tartu in lateinischer Sprache seine Observationes Grammaticae circa linguam Esthonicam, die erste systematischen Grammatik der Sprache.

Daneben übersetze Gutslaff das Alte Testament in die südestnische Schriftsprache. Diese Arbeiten zwischen 1648 und 1656 blieben jedoch fragmentarisch und ungedruckt. Sein Sohn Eberhard und seine beiden Enkel konnten später zumindest eine Übersetzung des Neuen Testaments in die südestnische Sprache vorlegen.

Neben einem Bericht über die Bauernaufstände von 1642 in Urvaste und Sõmerpalu verfasste Johannes Gutslaff wichtige Aufzeichnungen über den Volksglauben der damaligen Esten. 1644 wurde in Tartu sein Kurtzer Bericht und Unterricht von der Falsch-heilig genandten Bäche in Lieffland Wöhhanda[1] gedruckt. Er schreibt darin über die Esten, dass sie über den christlichen Glauben nicht mehr wissen, als dass sie getauft sind. Wichtig ist das Buch vor allem für die Wiedergabe einer Beschwörung des heidnischen Wettergottes Pikne durch den Bauern Vihtla Jürgenilt aus Erastvere.

1656 siedelte Johann Gutslaff nach Tallinn über, wo er ein Jahr später an der Pest starb. 1973 wurde zu seinen Ehren an der Kirche von Urvaste eine Gedenktafel angebracht.

Literatur

  • Haarmann, Harald (Hrsg.). Die estnischen Grammatiken des 17. Jahrhunderts. Heinrich Stahl 1637, Johann Gutslaff 1648. Hamburg 1976
  • Lakkakorpi, Laila Irmeli. Beobachtungen über den Wortschatz in dem Werk "Kurtzer Bericht und Unterricht von der Falsch-Heilig genandten Baeche in Liefland Wochanda" von Johann Gutslaff. Helsinki 1964

Fußnoten

  1. Kurtzer Bericht vnd Vnterricht von der Falsch-heilig genandten Bäche in Lieffland Wöhhanda. Daraus die Vnchristliche Abbrennunge der Sommerpahlschen Mühlen geschehen ist. Aus Christlichem Eyfer, wegen des Vnchristlichen vnd Heydnischen Aberglaubens gegeben Von Johanne Gutslaff, Pomer. Pastorn zu Vrbs in Lieffland. – Dorpt in Lieffland, Hans Ohm, 1644: J. Vogel

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем написать реферат

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Gutsleff — ist der Familienname von: Eberhard Gutsleff der Ältere (1654–1724), deutschbaltischer Theologe und Bibelübersetzer Eberhard Gutsleff der Jüngere (1700–1749), deutschbaltischer Theologe und Superintendent der Insel Saaremaa (Ösel) Heinrich… …   Deutsch Wikipedia

  • Johann Gutslaff — Johann Gutslaff, auch Johann(es) Gütslaff oder Gutsleff, (* in Daber, Hinterpommern; begraben 11. Märzjul./ 21. März 1657greg.[1] in Tallinn) war ein deutschbaltischer Pastor und Schriftsteller. Er war einer der prägenden Gestalter …   Deutsch Wikipedia

  • Johannes Gutsleff — Johann Gutslaff (* ? in Daber / Hinterpommern; † 11. März 1657 in Tallinn) war ein deutschbaltischer Pastor und Schriftsteller. Er war einer der prägenden Gestalter der südestnischen Sprache (Võro). Inhaltsverzeichnis 1 Ausbildung 2 Pastor 3 …   Deutsch Wikipedia

  • Eberhard Gutsleff der Jüngere — (* um 1700 in Tallinn; † 15. März 1749 in Sankt Petersburg) war ein deutschbaltischer Theologe. Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Werk 3 Privatleben …   Deutsch Wikipedia

  • Heinrich Gutsleff — (* um 1680 in Tallinn; † 15. März 1747 in Kullamaa) war ein deutschbaltischer Theologe. Er wurde vor allem als Bibelübersetzer in die nord estnische Sprache bekannt. Inhaltsverzeichnis 1 Leben und Werk 2 Privatleben …   Deutsch Wikipedia

  • Eberhard Gutsleff der Ältere — (* 21. März 1654 in Urvaste; † 30. Dezember 1724 in Tallinn) war ein deutschbaltischer Theologe. Er wurde vor allem als Bibelübersetzer in die nord estnische Sprache bekannt. Inhaltsverzeichnis 1 Leben und Werk 2 Privatleben …   Deutsch Wikipedia

  • David Johann Rahr — (* 2. Mai 1677 in Reval, Estland, Königreich Schweden; † 8. August 1753 in Kielkond, Livland, Russisches Kaiserreich) war ein deutschbaltischer Pastor auf der zu Livland gehörenden Insel Ösel. Inhaltsverzeichnis 1 Leben und Wirken …   Deutsch Wikipedia

  • Gutslaff — Johann Gutslaff (* ? in Daber / Hinterpommern; † 11. März 1657 in Tallinn) war ein deutschbaltischer Pastor und Schriftsteller. Er war einer der prägenden Gestalter der südestnischen Sprache (Võro). Inhaltsverzeichnis 1 Ausbildung 2 Pastor 3 …   Deutsch Wikipedia

  • Gütslaff — Johann Gutslaff (* ? in Daber / Hinterpommern; † 11. März 1657 in Tallinn) war ein deutschbaltischer Pastor und Schriftsteller. Er war einer der prägenden Gestalter der südestnischen Sprache (Võro). Inhaltsverzeichnis 1 Ausbildung 2 Pastor 3 …   Deutsch Wikipedia

  • Johannes Gutslaff — Johann Gutslaff (* ? in Daber / Hinterpommern; † 11. März 1657 in Tallinn) war ein deutschbaltischer Pastor und Schriftsteller. Er war einer der prägenden Gestalter der südestnischen Sprache (Võro). Inhaltsverzeichnis 1 Ausbildung 2 Pastor 3 …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”