Johann Jacob Bachofen

Johann Jacob Bachofen
Johann Jakob Bachofen

Johann Jakob Bachofen (* 22. Dezember 1815 in Basel; † 25. November 1887 ebd.) war ein Schweizer Jurist und Altertumsforscher.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Johann Jakob Bachofen studierte in Basel und in Berlin bei August Boeckh, Karl Ferdinand Ranke und Friedrich Carl von Savigny sowie in Göttingen. In Basel promovierte er mit der Arbeit De legis actionibus de formulis et de condictione und studierte zwei Jahre weiter in Paris, London und Cambridge. In Basel erhielt er 1841 einen Lehrstuhl für römisches Recht, zog sich allerdings schon 1845 aus öffentlichen Tätigkeiten zurück.

Werk

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Bachofen erlangte Bekanntheit durch die Entdeckung des Mutterrechts. Er hatte römische, griechische und ägyptische Mythen und Symbole erforscht und postulierte, dass die patriarchale Struktur der Gesellschaft nicht schon immer bestanden hatte..

In seinem 1861 erschienenen Hauptwerk, "Das Mutterrecht", beschreibt er, dass der patriarchalischen Gesellschaft eine menschliche "Urgesellschaft" vorausgegangen sei, die ein Matriarchat gewesen ist, in der die Mutter das Haupt der Familie war. Eine entscheidende Rolle spielte dabei, dass stets eindeutig festgestellt werden konnte, wer die Mutter eines Kindes war, während man sich der Vaterschaft damals nie zweifelsfrei gewiss sein konnte. So war die Mutter als Familienoberhaupt die Figur, zu der alle Fäden mit Sicherheit zusammenliefen. Die Mutter nahm nach Bachofen die Führungsrolle in der Gesellschaft ein und wurde als lebensspendende Göttin verehrt.

Bachofen vermutete vor der matriarchalischen Phase eine noch "weniger zivilisierte" Gesellschaftsform, den "Hetärismus". Er gründete völlig auf der natürlichen Produktivität der Frau. Es gab weder Heirat noch Gesetze. Die matriarchale Phase liegt also zwischen der niedrigsten Zivilisationsform und dem Patriarchat. Das Matriarchat soll nach Bachofen nicht zuletzt deswegen vom Patriarchat "entmachtet" worden sein, weil man aufgrund verbesserter medizinischer Forschungsmethoden auch die Vaterschaft nachprüfen konnte. Im Patriarchat regiert der Vater als Repräsentant der Prinzipien von Recht, Vernunft, Gewissen und hierarchischer gesellschaftlicher Organisation.

Bachofen verbindet die Produktionsweise mit der jeweiligen Sozial- und Geschlechterordnung und belegt, dass Frauen nach dem Patriarchat der Jäger- und Sammlergesellschaft in der frühen Ackerbaugesellschaft durch die hausnahe produktive Arbeit wieder hohe Macht und Bedeutung fanden, sodass ein weiteres Matriarchat historisch möglich wurde.

Das Werk fand Beachtung u. a. durch Friedrich Engels, Lewis Henry Morgan und Edward Bulwer-Lytton.

Nach einer Periode des Vergessenseins entdeckte Ludwig Klages Bachofen neu. Er wurde zu einem wichtigen Anreger und beeinflusste Thomas Mann, Jane Ellen Harrison, Erich Fromm, Robert Graves, Rainer Maria Rilke, Wolfgang Paalen, Joseph Campbell, Otto Gross, Julius Evola sowie Walter Benjamin.

Mit der Erforschung des Wesens der mütterlichen und väterlichen Liebe hat Bachofen den Weg zu den zentralen Fragen der Psychologie, der individuellen und gesellschaftlichen psychischen Entwicklung, geebnet. Dies wurde von Erich Fromm aufgegriffen. Die moderne Matriarchatsforschung kritisiert Bachofens Auffassung der Kulturgeschichte als linear und evolutionistisch.

Werke

  • Gesammelte Werke. Mit Benutzung des Nachlasses herausgegeben von Karl Meuli. Basel 1943 - 1967 (bislang 8 Bände erschienen: I-IV, VI-VIII und X)
  • Das Mutterrecht: eine Untersuchung über die Gynaikokratie der alten Welt nach ihrer religiösen und rechtlichen Natur, Stuttgart 1861
  • Mutterrecht und Urreligion. Eine Auswahl. Herausgegeben von Rudolf Marx. Kröner: Stuttgart 1927 (Kröners Taschenausgabe Band 52)
  • Das Mutterrecht. Eine Untersuchung über die Gynaikokratie der alten Welt nach ihrer religiösen und rechtlichen Natur. Eine Auswahl. hrsg. v. Hans-Jürgen Heinrichs. Suhrkamp Taschenbücher Wissenschaft Nr.135 9. Aufl. 1997 Suhrkamp ISBN 3-518-27735-9

Literatur

  • Reinhard Lullies, Wolfgang Schiering: Archäologenbildnisse. Porträts und Kurzbiographien von Klassischen Archäologen deutscher Sprache, Verlag Philipp von Zabern, Mainz 1988, S. 41–42
  • A.G. Gender-Killer (Hg.) (2005): Antisemitismus und Geschlecht. Von „effeminierten Juden“, „maskulinisierten Jüdinnen“ und anderen Geschlechterbildern. Münster Unrast-Verlag. ISBN 3-89771-439-6
  • Uwe Wesel (1980): Der Mythos vom Matriarchat. Über Bachofens Mutterrecht und die Stellung von Frauen in frühen Gesellschaften vor der Entstehung staatlicher Herrschaft, Suhrkamp, Frankfurt am Main 1980.

Weblinks


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