Johann Mentel

Johann Mentel
Eneas Sylvius, epistolae. Gedruckt von Johannes Mentelin in Straßburg, 1472

Johannes Mentelin, manchmal auch Mentlin, (* um 1410 in Schlettstadt; † 12. Dezember 1478 in Straßburg) war ein bedeutender deutscher Buchdrucker und Buchhändler der Inkunabelzeit. Anno 1466 veröffentlichte er die erste gedruckte Bibel in deutscher Sprache (Mentelin-Bibel).

Inhaltsverzeichnis

Leben

Johannes Mentelin erwarb anno 1447 das Straßburger Bürgerrecht. Er versah zunächst den Beruf eines „Goldschreibers“ (Kalligraph und Buchschreiber) und arbeitet des Weiteren als bischöflicher Notar. Zu welchem Zeitpunkt und wo er die Technik des Buchdrucks erlernte, ist nicht bekannt. Da am Ende der 1450er Jahre, als Mentelin seine Straßburger Druckerei begründete, aber an noch keinem anderen Ort als in Mainz gedruckt wurde, ist es wahrscheinlich, dass er seine Kenntnisse entweder direkt dort oder über einen Mittelsmann erhielt. Ein solcher Vermittler könnte Heinrich Eggestein gewesen sein. Von ihm wird vermutet, dass er während eines Aufenthalts in Mainz von Johannes Gutenberg in das Buchdruckerhandwerk eingeführt wurde. Seine eigene Offizin richtete Eggestein aber erst Mitte der 1460er Jahre ein. Aufgrund fehlender Quellen muss die abschließende Klärung dieser Fragestellung vorerst ausbleiben. Aus dem vorliegenden Datenmaterial kann jedoch geschlossen werden, dass Johannes Mentelin noch vor Heinrich Eggestein als erster Buchdrucker Straßburgs tätig war.

Der erste Druck, der Mentelins Namen nennt, ist Augustinus' Tractatus de arte praedicandi aus dem Jahr 1465. Es wird aber davon ausgegangen, dass Johannes Mentelin bereits bedeutend früher zu drucken begann, wahrscheinlich sogar schon 1458. Sein ältestes bekanntes Druckwerk ist eine 49-zeilige lateinische Bibel („B49“), deren erster Band mit dem Jahr 1460 datiert ist.

Johannes Mentelin war schnell geschäftlicher Erfolg beschieden, der ihn zu einem wohlhabenden Mann machte. Anno 1466 ließ er sich sogar ein Wappen von Kaiser Friedrich III. verleihen. Nach etwa 20-jähriger Buchdruckertätigkeit verstarb Mentelin am 12. Dezember 1478 in Straßburg. Er wurde auf dem Friedhof der (nicht mehr existenten) St.-Michaels-Kapelle beigesetzt. Später wurde sein Leichnam in das Straßburger Münster überführt. Seine beiden Töchter heirateten die Buchdrucker Martin Schott und Adolf Rusch. Letzterer, auch Drucker mit dem bizarren R genannt, übernahm die Leitung der Offizin.

Werk

Vincentius Bellovacensis: „Speculum maius“ (Straßburg: Johannes Mentelin 1473, Teil 3: Speculum historiale

Johannes Mentelins Straßburger Offizin werden ca. 40 Drucke zugeordnet (Liste ist hier einzusehen). Sein Druck- und Verlagsprogramm beinhaltete vorwiegend theologische und philosophische Schriften in lateinischer Sprache, für deren Textreinheit gelehrte Korrektoren sorgten. Unter anderem kamen Werke von Augustinus, Thomas von Aquin, Aristoteles, Johannes Chrysostomus, Isidor von Sevilla und Albertus Magnus zur Ausgabe. Aber auch klassische Texte der Antike (z.B. Vergils Opera und die Comoediae des Terenz) wurden veröffentlicht. Als einziger deutscher Buchdrucker druckte Mentelin mittelalterliche höfische Dichtungen, so z.B. den Parzival Wolframs von Eschenbach und den Jüngeren Titurel des Albrecht von Scharfenberg.

Herausragend war aber 1466 sein Erstdruck der Bibel in einer Volkssprache, die sogenannte Mentelin-Bibel, eines der ersten in deutscher Sprache gedruckten Bücher. Die Mentelin-Bibel wurde im süddeutschen Raum bis zur Lutherbibel weitere dreizehn Mal von verschiedenen Druckern neu aufgelegt.

Literatur

  • Geldner, F.: Die deutschen Inkunabeldrucker. Ein Handbuch der deutschen Buchdrucker des XV. Jahrhunderts nach Druckorten. Teil 1. Das deutsche Sprachgebiet. Hiersemann, Stuttgart 1968. ISBN 3-7772-6825-9
  • H. Harthausen: Johannes Mentelin. In: Lexikon des gesamten Buchwesens (LGB). Hrsg. von Severin Corsten. 2., völlig neu bearbeitete und erweiterte Auflage. Bd. V. Hiersemann, Stuttgart 1989. S. 145. ISBN 3-7772-9904-9
  • Karl Schorbach: Der Straßburger Frühdrucker Johann Mentelin (1458-1478): Studien zu seinem Leben und Werke. Mainz, 1932.
  • E. Voulliéme: Die deutschen Drucker des fünfzehnten Jahrhunderts. 2. Auflage. Verlag der Reichdruckerei, Berlin 1922.

Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем сделать НИР

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Johann Gutenberg —     Johann Gutenberg     † Catholic Encyclopedia ► Johann Gutenberg     (Henne Gänsfleisch zur Laden, commonly called Gutenberg).     Inventor of printing; born about 1400; died 1467 or 1468 at Mainz. Gutenberg was the son of Friele (Friedrich)… …   Catholic encyclopedia

  • Mentel — (Mentelin), Johann, erster Buchdrucker in Straßburg, wo er 1447 das Bürgerrecht erwarb. Vielleicht war er zuerst in Gutenbergs Werkstatt in Mainz tätig, druckte aber bereits gegen Ende der 1450er Jahre selbständig in Straßburg eine lateinische… …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Mentel — Eneas Sylvius, epistolae. Gedruckt von Johannes Mentelin in Straßburg, 1472 Johannes Mentelin, manchmal auch Mentlin, (* um 1410 in Schlettstadt; † 12. Dezember 1478 in Straßburg) war ein bedeutender deutscher Buchdrucker und Buchhändler der …   Deutsch Wikipedia

  • Jean Mentel — Buste de Jean Mentel (Strasbourg) …   Wikipédia en Français

  • Jean Mentel — Eneas Sylvius, epistolae. Gedruckt von Johannes Mentelin in Straßburg, 1472 Johannes Mentelin, manchmal auch Mentlin, (* um 1410 in Schlettstadt; † 12. Dezember 1478 in Straßburg) war ein bedeutender deutscher Buchdrucker und Buchhändler der …   Deutsch Wikipedia

  • Geschichte des Buchdrucks — Gutenberg Bibel, der bedeutendste Druck von Johannes Gutenberg Die Anfänge der Geschichte des Buchdrucks sind in Deutschland, Ostasien, Babylon und Rom zu finden. Die ältesten gedruckten …   Deutsch Wikipedia

  • BIBLE — THE CANON, TEXT, AND EDITIONS canon general titles the canon the significance of the canon the process of canonization contents and titles of the books the tripartite canon …   Encyclopedia of Judaism

  • Gegenbibel — Als Korrekturbibeln oder Gegenbibeln bezeichnet man jene katholischen Bibelübersetzungen, die bereits kurz nach Erscheinen der Lutherbibel (Neues Testament 1522, vollständige Bibel 1534) gedruckt wurden. Dazu zählen die Übersetzung des Neuen… …   Deutsch Wikipedia

  • Korrekturbibeln — Als Korrekturbibeln oder Gegenbibeln bezeichnet man jene katholischen Bibelübersetzungen, die bereits kurz nach Erscheinen der Lutherbibel (Neues Testament 1522, vollständige Bibel 1534) gedruckt wurden. Dazu zählen die Übersetzung des Neuen… …   Deutsch Wikipedia

  • biblical literature — Introduction       four bodies of written works: the Old Testament writings according to the Hebrew canon; intertestamental works, including the Old Testament Apocrypha; the New Testament writings; and the New Testament Apocrypha.       The Old… …   Universalium

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”