Johannes Hardouin

Johannes Hardouin

Jean Hardouin (latinisiert auch Harduinus, * 23. Dezember 1646 in Quimper, Bretagne, Frankreich; † 3. September 1729 in Paris) war ein Jesuit, Philologe und Theologe.

Vita

Geboren als Sohn eines Verlagsbuchhändlers, begann er früh, sich mit (u.a.) theologischen Themen auseinanderzusetzen.

Am 25. September 1660 trat er als Novize dem Orden der Jesuiten bei. Pater Charles Garnier bediente sich seiner Hilfe als Bibliothekar am Jesuiten-Kolleg Ludwigs XIV. in Paris. Nach dessen Tod wurde Harduinus 1683 sein Nachfolger in diesem Amt. Im darauffolgenden Jahr veröffentlichte er die Biographie Garniers. Er bekleidete zudem Lehrämter für Theologie, Literatur der Klassik und Rhetorik.

Er beschäftigte sich in seinen wissenschaftlichen Werken mit Sprachen und dem Altertum, der Geschichte, der Numismatik, der Philosophie und der Theologie. Besonders seine Ausgaben von Klassikern der Antike wurden geschätzt.

Werke

Hardouin entwickelte in seinen wissenschaftlichen Werken einige unorthodoxe Ideen. Eine von diesen war, dass bloß Ciceros Schriften, PliniusNaturgeschichte, Vergils Georgica und HorazSatiren (wozu er zeitweise noch Homer, Herodot und Plautus hinzufügte) echte Werke des klassischen Altertums seien, während alle anderen vermeintlich alten Schriftsteller Fälschungen betrügerischer Mönche des 13. Jahrhunderts seien.

Ebenso verwarf er fast alle alten Kunstwerke, Inschriften und Münzen, die mit den Angaben alter Geschichtsschreiber übereinstimmen, als Arbeiten einer geheimen Verschwörung gegen das reine, d.h. katholische Christentum. Er versuchte zu beweisen, dass nicht nur die griechische Übersetzung des Altes Testaments (die Septuaginta), sondern auch der griechische Urtext des neuen Testaments nichts weiter sei als das Werk eines Gelehrten späterer Zeiten. Die Zuversicht, mit welcher er solche Behauptungen aufstellte, erregte großes Aufsehen, und Zeitgenossen vermuteten hinter seiner Arbeit jesuitische Aktionen zur Bekämpfung der Protestanten und Jansenisten, denen man kaum leichter einen Abfall von der wahren Religion nachweisen könnte als durch eine Diskreditierung der Quellen, auf die sie sich stützten.

Mit seinen Thesen machte er sich aber auch in den Reihen des Jesuitenordens Gegner, so dass er 1709 einen Widerruf verfassen musste. Obwohl er auch Erkenntnisse der Numismatik und Chronologie in bizarrer Weise in Frage stellte, sind seine Ausführungen und Erklärungen doch von einigem Wert für die Wissenschaft gewesen, da er auch durchaus korrekte Zusammenhänge richtig erkannte und durch hartnäckigen Skeptizismus viele alte Fehler erkannte und korrigierte.

Mit seiner chronologisch geordneten Konziliensammlung Conciliorum collectio regia maxima oder Acta conciliorum et epistolae decretates ac constitutiones summorum pontificum, die aus zwölf Bänden besteht und aus königlichen Geldern finanziert wurde, stieß er auf Widerstand unter anderem der Sorbonne. Es wurde daher auf Beschluss des Parlaments verboten, da es die Rechte der gallikanischen Kirche gegenüber dem Papst verletze und durch Zusätze und Weglassungen einen verfälschten Blick auf die Geschichte wirft. 1725 wurde das Werk nach dem Versprechen, einen Band mit berichtigenden Anmerkungen anzuhängen, wieder erlaubt.

Siehe auch


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