Johannes Heinrich Karl Steeb

Johannes Heinrich Karl Steeb
Carlo Steeb
Der selige Carlo Steeb

Carlo Steeb (* 18. Dezember 1773 in Tübingen als Johannes Heinrich Karl Steeb, † 15. Dezember 1856 in Verona) war ein deutscher katholischer Priester, der im oberitalienischen Verona tätig war. Er ist der Gründer der „Kleinen Schwestern der Barmherzigkeit“ und wird von der römisch-katholischen Kirche als Seliger verehrt.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Steeb wuchs als Sohn des wohlhabenden Wollhändlers und Wirts des Gasthofs „Zum Lamm“, Johann Heinrich Steeb, im pietistisch geprägten Tübingen auf. Zum Erlernen von Sprachen und internationaler Geschäftspraxis sandte ihn sein Vater 1789 nach Paris, 1792 nach Verona. Vom geistlichen Leben in Verona angezogen, konvertierte er dort noch im September des gleichen Jahres zum Katholizismus und studierte daraufhin katholische Theologie. Seither führte er die italianisierte Namensform „Carlo“. 1796 wurde Steeb in Verona zum Priester geweiht. Seine streng evangelische Familie brach den Kontakt zu ihm ab; ihr Vermögen fiel nach dem Tod seiner Schwester Wilhelmine später dennoch an ihn.

In Verona lehrte er am Priesterseminar, war Seelsorger in den Armenvierteln und wandte sich besonders Kranken und Gefangenen zu. Jahrelang war das habsburgische Oberitalien damals ein Kriegsschauplatz, an dem Konflikte zwischen Napoleon und Österreich ausgetragen wurden. Steeb war achtzehn Jahre lang in Lazaretten tätig und erwarb sich einen Ruf als besonders verständnisvoller Beichtvater, Seelsorger, Ratgeber und Übersetzer für Soldaten jeder Herkunft. Steeb kümmerte sich auch um Waisenhäuser und unterrichtete Kinder und Jugendliche in verschiedenen Schulen. Er war Leiter der 1796 von Pietro Leonardi gegründeten Bruderschaft „Evangelica fratellanza dei preti e laici spedalieri“.

An Typhus erkrankt, machte er bereits sein Testament, sein geistlicher Beistand soll ihm damals aber vorhergesagt haben, dass Gott noch mehr mit ihm vorhabe – was Steeb als Zeichen auffasste, seine wohltätigen Werke auszubauen und dauerhaft zu organisieren. 1840 gründete er gemeinsam mit Schwester Vincenza Poloni (bürgerlich Luigia Poloni), deren Beichtvater er war, das Ordensinstitut der „Kleinen Schwestern der Barmherzigkeit“ („Istituto Sorelle della Misericordia di Verona“) zur Unterstützung seines karitativen Wirkens. Der im Volksmund auch als „Veroneser Schwestern“ bekannt gewordene Orden wuchs schon bald über Verona hinaus. Heute ist er mit etwa 1.200 Schwestern in Europa, Lateinamerika und Afrika sozial tätig.

1856 starb Steeb im Alter von 83 Jahren – zu diesem Zeitpunkt stand er als „Samariter von Verona“ schon in dem Ruf, das Leben eines Heiligen geführt zu haben. Die Vollendung des Kirchenbaus des Ordens in Verona erlebte er noch; in dieser Kirche liegt er begraben.

Verehrung

Steeb wurde am 6. Juli 1975 von Papst Paul VI. seliggesprochen. Sein Gedenktag ist der 15. Dezember.

Nach Steeb sind weltweit viele soziale Einrichtungen des von ihm gegründeten Ordensinstituts benannt. Unter anderem tragen Kirchen in Verona und Stuttgart seinen Namen.

Literatur

  • Alfons Bopp: Carlo Steeb. Ein Seliger aus dem Schwabenland, seliggesprochen am 6. Juli 1975. Drittordensverlag, Altötting 1978
  • Alessandro Pronzato: Eine Null mit Herz. Das Leben des Karl Steeb. Pattloch, Aschaffenburg 1975, ISBN 3-557-91115-2
  • Alessandro Prozato: Carlo Steeb. Der Samariter von Verona. Schwabenverlag, Ostfildern 1990, ISBN 3-7966-0684-9
  • Hermann Tüchle: Carlo Steeb. Der Samariter von Verona. Schwabenverlag, Stuttgart 1968

Weblinks


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