John Vincent Hurt

John Vincent Hurt
John Hurt beim Tribeca Film Festival 2009
John Hurt, 2008 in London
John Hurt, im März 2008 in Paris

John Vincent Hurt, CBE (* 22. Januar 1940 in Chesterfield, Derbyshire, England) ist ein britischer Schauspieler. Er erlangte unter anderem durch die Verkörperung des Elefantenmenschen John Merrick in Der Elefantenmensch große Berühmtheit.

Inhaltsverzeichnis

Leben und Wirken

Nach eigenen Angaben beschloss John Hurt bereits im Alter von neun Jahren, Schauspieler zu werden: I had had an enormous sense of theatre [...] from an early age (dt.: „Ich hatte schon in jungen Jahren ein großes Gespür für Theater“). In der Schule betätigte er sich bei Theateraufführungen. Für seine konservativen Eltern (sein Vater war Pfarrer) war der Beruf des Schauspielers aber keine gute Berufswahl, sie betrachteten sie als „zu unsicher“ und schickten ihren Sohn daher auf die Londoner Saint-Martins-Kunsthochschule, damit er später eine sichere Anstellung als Kunstlehrer erlangen würde.

Als ihm aber 1962 ein Theater-Stipendium an der renommierten Royal Academy of Dramatic Art angeboten wurde, brach er sein Kunststudium ab, um dort die Schauspielerei zu erlernen.

Da seine Eltern dies nicht unterstützten, nahm er zunächst jede Rolle an, um sich finanziell über Wasser halten zu können. Er trat in den unterschiedlichsten Theaterstücken und Fernsehserien auf, machte sich damit aber gleichzeitig in der Schauspielszene bekannt und erhielt eine Hauptrolle in dem Stück Little Malcolm and His Struggle Against the Eunuchs. Hurt sieht dieses Stück, das in Dublin Premiere feierte, inzwischen als seinen Durchbruch an, da Hurt dort auf den Filmregisseur Fred Zinnemann traf. Dieser war von Hurts Leistung derart beeindruckt, dass er ihn für eine Nebenrolle in dem Historiendrama Ein Mann zu jeder Jahreszeit verpflichtete. Der Film wurde zu einem der größten Erfolge Zinnemanns und erhielt sechs Oscars.

Die Arbeit zwischen Zinnemann und Hurt lief derart gut, dass Zinnemann auch seinen Freund John Huston auf Hurt aufmerksam machte. Dieser besetzte ihn – gegen den Widerstand des Studios, das ihn für zu unbekannt hielt – für die Hauptrolle in der Komödie Dave – Zuhaus in allen Betten. Obwohl der Film sich als Flop erwies, erhielt Hurt daraufhin weitere Filmangebote. 1972 wurde er für seine schauspielerische Leistung als Timothy Evans im Thriller John Christie, der Frauenwürger von London mit einer Nominierung für den BAFTA-Award bedacht.

Seine Filmkarriere gewann nun an Dynamik, Kritiker wurden auf ihn aufmerksam und seine Leistungen gelobt. Insgesamt wurde er in seiner bisherigen Karriere sechsmal für den BAFTA-Award nominiert, dreimal konnte er ihn gewinnen.

Hurt ließ sich nicht auf einzelne Genres festlegen und nahm die unterschiedlichsten Rollen an – mit wechselndem Erfolg. Seine markante Stimme brachte ihm auch Rollen als Synchronsprecher für Zeichentrickfilme ein, unter anderem in Watership Down – Unten am Fluss (1978) und im selben Jahr in der Zeichentrick-Version von Der Herr der Ringe.

In den Filmen "The Naked Civil Servant"(BBC, 1975) und "An Englishman in New York"(2008) spielte er den englischen Exzentriker Quentin Crisp; ersteren sehr zum Entzücken des realen Quentin Crisp, der hierdurch große Berühmtheit erlangte. Hurt selber fand nach der exzellenten, jedoch expliziten Darstellung eines Homosexuellen im britischen Fernsehen nur schwer neue Engagements.

Auf internationaler Bühne machte er sich vor allem mit seinen Auftritten in 12 Uhr nachts – Midnight Express (1978 – erste Oscar-Nominierung) und Ridley Scotts Alien einen Namen. Sein Auftritt in Alien ist recht kurz, doch spielte er die Hauptfigur in einer der einprägsamsten und blutigsten Szenen des Films, in der ein Alien aus seinem Brustkorb schlüpft. Hurt wird bis heute auf der Straße und in Interviews auf diese Szene angesprochen. In Mel Brooks' Spaceballs parodierte er acht Jahre später diese Szene.

Die Rolle, die er bis heute als die körperlich anstrengendste seiner Karriere bezeichnet, folgte im Jahr 1980 in David Lynchs Der Elefantenmensch. Hurt übernahm die Hauptrolle des Elefantenmenschen John Merrick. Das Auftragen der ausgefallenen Schminke dauerte während der Dreharbeiten etwa zwölf Stunden. Hurt soll damals zu seiner Frau gesagt haben: „Ich glaube, sie haben mich jetzt dazu gebracht, die Schauspielerei zu hassen.“ Seine Mühe aber wurde mit einer weiteren Oscar-Nominierung belohnt.

Vier Jahre später übernahm er die Rolle des Winston Smith in der Verfilmung von George Orwells dystopischen Romans 1984, in der Richard Burton in seiner letzten Filmrolle als Hurts Peiniger O'Brien zu sehen ist. Im Jahr 2006 spielte er im Rückblick auf diese Rolle ironischerweise den Großkanzler Sutler (Führer des autokratischen Großbritanniens) in V wie Vendetta.

Hurt entzieht sich weitgehend dem Starsystem, er übernimmt schwierige, unsympathische Rollen, die ihm zwar kein großes Publikum, aber darstellerische Herausforderungen bieten. Von Zeit zu Zeit tritt er auch in größeren Hollywood-Produktionen auf (beispielhaft: Indiana Jones und das Königreich des Kristallschädels), um damit seine Mitwirkung in kleineren Projekten finanzieren zu können.

John Hurt war dreimal verheiratet und hat zwei Kinder mit Jo Dalton, seiner letzten Frau. Als Grund für das Scheitern seiner Ehen wird in der Boulevard-Presse immer wieder sein Alkoholismus verantwortlich gemacht. Wegen alkoholbedingter Eskapaden und anschließenden Entziehungskuren taucht er immer wieder in den Schlagzeilen auf.

Im Juni 2004 wurde er von der englischen Königin Elisabeth II. zum Commander of the Order of British Empire (CBE) ernannt.

Filmographie (Auswahl)

Auszeichnungen

Oscar

  • 1979: nominiert als bester Nebendarsteller für 12 Uhr nachts – Midnight Express
  • 1981: nominiert als bester Hauptdarsteller für Der Elefantenmensch

BAFTA-Award

  • 1976: bester Hauptdarsteller für Wie man sein Leben lebt
  • 1979: bester Nebendarsteller für 12 Uhr nachts – Midnight Express
  • 1980: nominiert als bester Nebendarsteller für Alien
  • 1981: bester Hauptdarsteller für Der Elefantenmensch

Golden Globes

  • 1979: bester Nebendarsteller für 12 Uhr nachts – Midnight Express
  • 1981: nominiert als bester Hauptdarsteller für Der Elefantenmensch

Teddy-Award

  • 2009: Spezial-Teddy für außergewöhnliche schauspielerische Leistung in dem Film „An Englishman In New York“

Zitate

I've done some stinkers in the cinema. You can't regret it; there are always reasons for doing something, even if it's just the location.

„Ich habe einigen Schrott gemacht. Das kann man nicht bereuen; es gibt immer einen Grund, etwas zu machen, selbst wenn es nur der Drehort ist.“

I turn up in Los Angeles every now and then, so I can get some big money films in order to finance my smaller money films.

„Von Zeit zu Zeit tauche ich in Los Angeles auf, um Filme mit einem großen Budget zu machen, damit ich die Filme mit kleinem Budget machen kann.“

Weblinks


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