Jose Pinera

Jose Pinera

José Piñera Echenique (* 6. Oktober 1948 in Santiago de Chile) ist ein chilenischer Politiker und Ökonom.

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Leben

Piñera besuchte die Universidad Católica de Chile und erhielt im Jahre 1974 eine Professur an der Harvard University. Zwischen 1978 und 1980 war er chilenischer Arbeitsminister und zwischen 1980 und 1981 Bergbauminister unter dem chilenischen Diktator Augusto Pinochet. Als Arbeitsminister in Chile führte er grundlegende Strukturreformen durch: So ersetzte er das staatliche Rentenversicherungssystem durch ein privatwirtschaftlich organisiertes, kapitalgedecktes System, das auf privaten Pensionsfonds basiert. Außerdem baute er Arbeitnehmerrechte ab und privatisierte das Bergbauwesen. 1981 trat er als Bergbauminister zurück.

Piñera, der zu den sogenannten Chicago Boys zählt, gründete 1982 zur Verbreitung seiner wirtschaftsliberalen Ideen die Zeitschrift „Economia y Sociedad“.

Es wird allgemein angenommen, dass die von ihm initiierte Rentenreform wegen ihrer Radikalität in einem demokratischen Staat auf deutlich stärkere Opposition gestoßen wäre. Dies zeigte sich auch bei späteren Rentenreformen in anderen Staaten Lateinamerikas; da die dortigen Regierungen zu diesem Zeitpunkt fast alle demokratisch waren, wurde selten das chilenische Modell in Reinform übernommen, sondern meist Kompromisslösungen wie parallele und gemischte Modelle angestrebt. Argentinien etwa kombinierte ein staatliches Rentensystem mit feststehenden Leistungen mit dem chilenischen Modell der Pensionsfonds.

Nach der Transition in Chile stiftete Piñera das Projekt „Agenda Chile 2010“.

Im Jahre 1992 gewann er die Bürgermeisterwahlen in Conchalí, einem Armenviertel von Santiago de Chile. Seine Kandidatur bei der chilenischen Präsidentschaftswahl im Jahre 1993 scheiterte.

Piñera ist heute Direktor des von ihm selbst gegründeten Instituts "International Center for Pension Reform", dessen Ziel es ist, weltweit alle öffentlichen Rentenversicherungssysteme der Welt auf eine Kapitalorientierung umzustellen. Er ist außerdem seit 1995 für das Cato Institute tätig, einer der mächtigsten wirtschaftsliberalen Denkfabriken. Piñera berät sogar einige Regierungen in Fragen der Umstellung der nationalen Rentenversicherungssysteme auf kapitalbasierte Systeme, besonders in Osteuropa. Seine rentenpolitischen Empfehlungen stießen allerdings wiederholt auf Kritik durch Wirtschaftswissenschaftler. Auch wegen seiner Zusammenarbeit mit dem Pinochet-Regime ist José Piñera umstritten.

Sein Bruder Sebastián Piñera ist ein führender Politiker des rechtsgerichteten Parteienbündnisses Alianza por Chile und trat u.a. 2006 in der Stichwahl um das Präsidentenamt gegen Michelle Bachelet an.

Die Privatisierung des chilenischen Rentensystems

Die Privatisierung der Rente begründete Piñera anfangs nicht mit höheren Renditeaussichten. Vielmehr kritisierte er die bestehende Staatsrente als ein Machtinstrument, mittels dessen die Bürger in die Abhängigkeit vom Staat gedrängt würden. Er behauptete, dass die Kunden der privaten Rentenfonds vertraglich einklagbare Eigentumsrechte erwerben würden, während eine staatliche Rente nur abstrakte Zusagen bieten könne. Der Hauptunterschied zwischen den beiden Altersvorsorgeverfahren bestehe darin, so Piñera, dass bei der Umlagerente keine Rücklagen gebildet werden, es gibt also keine greifbaren Kapitalgüter, an denen jemand über Eigentumsrechte verfügen kann. Daher müsse die Höhe der Rente laut Piñera stets Verfügungsmasse politischer Willkür sein. Kritiker wenden ein, dass die beim Kapitaldeckungsverfahren eingesetzten privaten Pensionsfonds erheblichen Kapitalmarktrisiken ausgesetzt sind. Immerhin sind aber die Anlagen der Beitragszahler vor einem möglichen Bankrott privater Versicherungsgesellschaften geschützt, da diese Sondervermögen darstellen, auf das die Versicherungsgesellschaft keinen Zugriff hat.

Weitere für Piñeras Rentenprivatisierung vorgebrachte Argumente waren erhoffte wirtschaftsbelebende Effekte und die Schaffung eines Anreizes gegen die weitverbreitete Beitragshinterziehung. Ob diese Ziele erreicht wurden, ist umstritten. Eine Studie der chilenischen Zentralbank, durchgeführt von Klaus Schmidt-Hebbel und Vittorio Corbo, kommt zu dem Schluss, dass die Reform neues Investitionskapital generiert habe, die Partizipation am formalen Sektor des Arbeitsmarktes erhöhe, und die Produktivität der Wirtschaft fördere. Allgemein überwiegt jedoch die Einschätzung, dass die Reform mit erheblichen Problemen behaftet ist. Der führende Weltbank-Ökonom und Nobelpreisträger Joseph E. Stiglitz veröffentlichte 2001 gemeinsam mit Peter R. Orszag einen Aufsatz, in dem beide scharfe Kritik an Rentenreformen des chilenischen Typs übten.[1] Spätere empirische Untersuchungen etwa durch den international renommierten Ökonomen Carmelo Mesa-Lago bestätigten in vielerlei Hinsicht die Kritik von Orszag und Stiglitz. So betrug z.B. im Jahr 2000 die Zahl der aktiven Beitragszahler in Chile gerade einmal 60 Prozent, obwohl die Reform auch mit dem ausdrücklichen Ziel einer deutlichen Reduzierung der in Chile weitverbreiteten Beitragshinterziehung eingeführt worden war.

Einzelnachweise

  1. http://www.worldbank.org/knowledge/chiefecon/conferen/papers/rethinking.pdf

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