Josef Wackerle

Josef Wackerle
Neptunbrunnen im Alten Botanischen Garten in München

Joseph Wackerle (* 15. Mai 1880 in Partenkirchen; † 20. März 1959 ebenda) war ein deutscher Bildhauer.

Schon Wackerles Großvater war Holzschnitzer, während sein Vater als Baumeister tätig war. Mit 13 Jahren besuchte Wackerle die Holzschnitzschule in Partenkirchen. Danach folgte eine Ausbildung an der Kunstgewerbeschule und an der Akademie in München. Mit 26 Jahren wurde Wackerle künstlerischer Leiter der Porzellanmanufaktur Nymphenburg in München. Von 1913 bis 1917 wirkte er als Lehrer an der Unterrichtsanstalt des Kunstgewerbemuseums Berlin. 1917 trat er die Nachfolge von Joseph Flossmann an der Münchner Kunstgewerbeschule an und folgte 1924 einem Lehrauftrag der Münchener Akademie, an der er bis 1950 unterrichtete.[1]

Zu seinem 60. Geburtstag im Jahr 1940 erhielt Wackerle auf Vorschlag von Adolf Hitler die Goethe-Medaille für Kunst und Wissenschaft. Bereits 1937 hatte Goebbels den Reichskultursenator Wackerle für den Deutschen Nationalpreis für Kunst und Wissenschaft vorgeschlagen. Er wurde als Künstler von den nationalsozialistischen Machthabern hoch geschätzt, sodass er im August 1944 von Hitler in die Gottbegnadeten-Liste mit den wichtigsten deutschen Bildhauern aufgenommen wurde, was ihn von Kriegseinsätzen befreite.[1]

Wackerle erwarb sich einen Namen als meisterhafter Brunnenplastiker. Seine Werke waren auch bei der politischen Prominenz des NS-Staates gefragt. So fertigte er 1938 für den Garten des Bormann-Anwesens in München-Pullach einen Brunnen. Ovale Stukkoreliefs mit einer Nymphe und einem Pan als Jüngling (1939 im "Haus der Deutschen Kunst" ausgestellt) schmückten Hitlers Teehaus auf dem Obersalzberg. Eine Aktstudie Wackerles befand sich in Hitlers Berliner Wohnung. Auch für die Reichskanzlei fertigte er zwei Akte. Das Zeiss-Hochhaus in Jena erhielt als plastischen Schmuck einen männlichen Akt mit Fackel und einen knienden weiblichen Akt Wackerles.

Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges knüpfte Wackerle nahtlos an seine Karriere der Dreißiger Jahre an. Da er weder der NSDAP noch einer anderen Parteiorganisation beigetreten war und seine öffentlichen Werke kaum inhaltliche Bezüge zur nationalsozialistischen Ideologie aufwiesen, wurde er weiterhin im Münchner Raum hoch geschätzt. Wackerles Werke nach 1945 erschienen vielen Zeitgenossen als rückständig, was sicherlich auch mit ihrer jeweiligen Funktion zusammenhing. Nach eigenen Angaben sah Wackerle in sich in erster Linie einen Architekturbildhauer und weniger den Schöpfer freier Plastik rein zum Zwecke der Ausstellung im Museum oder an anderen Orten. „Er war, kraft seiner Herkunft, ein fortschrittlicher Konservativer, der, an Altes anknüpfend, Neues geschaffen hat.“

Inhaltsverzeichnis

Werke

Papagei mit Maske
Rossebändiger-Skulptur vor dem Bundessozialgericht in Kassel
Three Faites, 1954, Dublin
Figurengruppe Durch Nacht zum Licht am alten Zeiss-Hochhaus in Jena
  • 1915: Papagei mit Maske, 1915 für den Botanischen Garten in München entworfen
  • 1922: Entwurf der Bronzemedaille Adlerschild des Deutschen Reiches (1934 verändert)
  • 1928: Glockenschläger-Plastiken auf dem Leipziger Krochhochhaus (zwei 3,30 Meter große Männer, deren Hämmer die auf einem Stempel ineinandergestellten Glocken schlagen)
  • 1931: Auge Gottes für die Evangelische Kirche Berlin-Siemensstadt
  • 1934: Hölzerne Schmuckelemente für die katholische Kirche in Berlin-Siemensstadt. (vermutlich verbrannt)
  • 1934: Rossebändiger-Brunnen vor dem Ernst-Sachs-Bad in Schweinfurt (2007 zur Restaurierung abgebaut)
  • 1936: „Rosseführer“ am Maifeld auf dem Olympiagelände Berlin
  • 1937: Neptunbrunnen im Münchner Botanischen Garten
  • 1941: Ceresbrunnen
  • 1954: Three-Fates-Brunnen (Nornenbrunnen) in Dublin, St. Stephen's Green.
    Die drei Schicksalsgöttinnen spinnen, messen und schneiden den Lebensfaden, der nach antikem Glauben die Götter mit den Menschen verbindet. Der Brunnen wurde gestiftet von der Bundesregierung als Ausdruck der Dankbarkeit für die vom irischen Volk nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges geleistete Hilfe („Save the German Children Society“). 1997 brachte Roman Herzog in seiner Eigenschaft als Bundespräsident eine zusätzliche Texttafel an.
  • Schwert und Adler für das Siemens-Ehrenmal in Berlin-Siemensstadt (vorhanden)
  • Kleinere Bildhauerarbeiten für das Verwaltungsgebäude der Siemens AG Berlin (überwiegend zerstört)
  • Das Terrakotta-Großrelief am Wernerwerk-Hochhaus (Siemens) in Berlin ist zerstört, Schmuckelemente zur Ohmstraße hin haben sich erhalten
  • Reliefs für das Münchener Hotel Rheinischer Hof
  • Figurengruppe Durch Nacht zum Licht am alten Zeiss-Hochhaus in Jena
  • Zwei Rossebändiger-Skulpturen vor dem Portal des Bundessozialgerichts in Kassel (ehemaliges Kommandogebäude des IX. Armeekorps)

Literatur

  • Kurt Lothar Tank "Deutsche Plastik unserer Zeit", 1942
  • Reinhard Müller-Mehlis „Die Kunst im Dritten Reich“, München 1976, ISBN 3-453-41173-0
  • Otto Thomae „Die Propaganda-Maschinerie. Bildende Kunst und Öffentlichkeitsarbeit im Dritten Reich“, Berlin 1978, ISBN 3786111596


Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b Ernst Klee: Das Kulturlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945. S. Fischer, Frankfurt am Main 2007, S. 634.

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