Jozef Unrug

Jozef Unrug
Konteradmiral Józef Unrug 1934

Józef Unrug (auch Joseph von Unruh) (* 7. Oktober 1884 in Brandenburg an der Havel; † 28. Februar 1973 in Lailly-en-Val, Frankreich) war ein hoher polnischer Marineoffizier. Unrug war zwischen 1925 und 1939 Chef der Polnischen Marine.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Józef Michał Hubert Unrug wurde 1884 in Brandenburg an der Havel bei Berlin geboren. Er entstammte einer polnischstämmigen preußischen Offiziersfamilie. Sein Vater war Generalmajor Tadeusz Unrug. Nach dem Besuch eines Gymnasiums in Dresden besuchte Unrug eine Kadettenanstalt und trat 1907 im Range eines Leutnants zur See in den Dienst der Kaiserlichen Marine. Im Ersten Weltkrieg diente Unrug bei der damals neuartigen U-Boot-Waffe. Er kommandierte UB 25, UC 11 und UC 28.[1] Anschließend erhielt er das Kommando über eine U-Boot-Flottille. In seiner Funktion als Flottillenchef befehligte Unrug den späteren deutschen Befehlshaber der U-Boote und designierten Hitlernachfolger Karl Dönitz.

Nach Kriegsende schied Unrug aus der deutschen Marine aus und trat der neu gegründeten polnischen Armee bei, die ihn schon bald zur Marine kommandierte. Zuerst diente er in der hydrologischen Abteilung der Marine und erhielt später das Kommando über eine U-Boot-Flottille. Unrug machte schnelle Karriere und wurde bald zum Konteradmiral befördert. Obwohl er Probleme mit der polnischen Sprache hatte, wurde Unrug 1925 zum Chef der Polnischen Marine ernannt. Er war der zweithöchster Marineoffizier in Polen und leitete direkt die Kriegsflotte. Sein Hauptsitz als Flottenchef war in Gdynia, dann in Hel.

Kurz vor Beginn des Zweiten Weltkrieges befahl er den damals umstrittenen Peking-Plan. Er ließ noch vor Beginn der Kampfhandlungen die drei kampfstärksten polnischen Überwassereinheiten nach Großbritannien bringen. Zugleich ließ er die Danziger Bucht verminen und durch U-Boote überwachen. (→Plan Worek) Da die Wehrmacht keine Seelandungen versuchte, lief die Verminung ins Leere und erwies sich als Fehlschlag. Die verbliebenen polnischen Überwassereinheiten konnten sich zwar anfangs erfolgreich gegen die Kriegsmarine behaupten, wurden aber innerhalb von drei Tagen durch die weit überlegene Luftwaffe vollständig vernichtet, was ein Indiz dafür ist, dass Unrugs Befehl zur Entfernung der großen Überwassereinheiten die strategisch richtige Entscheidung war. Unter dem Kommando von Unrug konnten die Marineeinheiten aber noch einige Landbasen halten. Erst nach dem Fall von Warschau (28. September) und der Festung Modlin (29. September) gab Unrug den Abwehrkampf auf und befahl am 1. Oktober 1939 die Kapitulation der abgeschnittenen Stellungen auf Hel. Wie über 900.000 andere polnische Soldaten musste auch Józef Unrug sich in Kriegsgefangenschaft begeben. Den Rest des Krieges verbrachte Unrug in verschiedenen deutschen Kriegsgefangenenlagern. Die deutschen Militärs versuchten den hochrangigen aus Deutschland stammenden alten Kameraden und Träger des Eisernen Kreuzes mehrfach zum Seitenwechsel zu bewegen, was sicherlich ein großer propagandistischer Erfolg gewesen wäre. Hohe Partei-Funktionäre und ehemalige Waffenbrüder aus dem Ersten Weltkrieg besuchten ihn mehrfach. Unrug verweigerte nicht nur die Zusammenarbeit, sondern demonstrativ sogar die Benutzung der deutschen Sprache, obwohl es die Sprache war, die er am besten beherrschte. Er bestand bei Verhandlungen mit deutschen Offizieren auf der Anwesenheit eines Dolmetschers. Er äußerte, dass er die deutsche Sprache im September 1939 „vergessen“ habe.

Nach seiner Befreiung durch US-amerikanische Soldaten ging Unrug nach Großbritannien und diente dort in der polnischen Marine. Nach dem Ende der polnischen Exilregierung und der folgenden Auflösung der polnischen Marine im Westen blieb Unrug in Großbritannien und lebte später in Frankreich.

Józef Unrug starb am 28. Februar 1973 im Alter von 88 Jahren in einem Heim für polnische Veteranen in Lailly en Val nahe Beaugency in Frankreich.

1976 wurde in Oksywie bei Gdynia eine Gedenktafel für Józef Unrug enthüllt und seine Asche nach Polen überführt.

Karriere

Kaiserliche Marine

  • Leutnant zur See - 1907
  • Oberleutnant zur See - 1909
  • Kapitänleutnant - 1915

Polnische Marine

  • kapitan marynarki / Kapitän - 1919
  • komandor podporucznik / Korvettenkapitän - 1921
  • komandor porucznik / Fregattenkapitän - 1923
  • komandor / Kapitän zur See - 1926
  • kontradmirał / Konteradmiral - 1933
  • wiceadmirał / Vizeadmiral - 1947

Auszeichnungen

Referenzen

  1. Angaben aus: Bodo Herzog: Deutsche U-Boote 1906-1966. Karl Müller Verlag, Erlangen, 1999, ISBN 3-86070-036-7

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