- Judensiedlung Milbertshofen
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Das Judenlager Milbertshofen (im offiziellen NS-Sprachgebrauch als „Judensiedlung Milbertshofen“ bezeichnet) war ein Arbeitslager bzw. Ghetto für Juden in München während der Zeit des Nationalsozialismus.
Inhaltsverzeichnis
NS-Zeit
Wie überall in Deutschland waren die etwa 9.000 jüdischen Bürger in München nach der „Machtübernahme“ der Nationalsozialisten fortschreitender Diskriminierung ausgesetzt. Bis 1938 waren bereits ca. 3.500 Juden zur Auswanderung gezwungen worden, nach dem Novemberpogrom 1938 wurden weitere 1.000 jüdische Männer ins KZ Dachau verschleppt.[1]
Im Münchner Stadtteil Milbertshofen entstand ab dem 17. März 1941 südlich der Ecke Knorrstr./Troppauer Str. auf einem 14.500 m² großen Grundstück ein Barackenlager. Dieses musste von jüdischen Zwangsarbeitern ohne Entlohnung aufgebaut werden, die 18 Holzbaracken waren ehemalige SA-Unterkünfte aus Oberach (heute Teil von Rottach-Egern). Bis zum 11. Oktober 1941 wurden 412 Männer und 38 Frauen[2] als Zwangsarbeiter in das Milbertshofener Lager verschleppt. Die Spitzenbelegung der für 1.100 Personen ausgelegten Baracken betrug 1.376[3] Menschen. Durch die Zwangsumsiedlung nach Milbertshofen und in das Judenlager Berg am Laim waren in München rund 1.500 Wohnungen freigeworden, die vorrangig an „verdiente Parteigenossen“ vergeben wurden. Die im Lager lebenden Juden wurden als Zwangsarbeiter in verschiedenen Münchner Betrieben eingesetzt. Die Verwaltung des Lagers oblag den Insassen selbst, dem letzten Leiter Curt Mezger wurde im Jahr 2007 der Curt-Mezger-Platz in Milbertshofen gewidmet.
Das von der Gauleitung der Münchner NSDAP betriebene Lager diente hauptsächlich als Durchgangslager für die Deportationen in die Vernichtungslager Auschwitz, Theresienstadt und Riga. Der erste Transport von etwa 1.000 Menschen ging am 20. November 1941 vom nahe gelegenen Güterbahnhof Milbertshofen ab. Bereits am 19. August 1942 wurde das Lager aufgegeben, alle Insassen waren bis dahin zur Ermordung in den Osten „evakuiert“ (so der offizielle Euphemismus) worden. Anschließend wurde das Lager an die BMW AG verkauft, die italienische Fremdarbeiter in den Baracken unterbrachte.[4]
Nachkriegszeit
Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges geriet das ehemalige Judenlager zunächst in Vergessenheit, das Gelände ist seit den 80er Jahren vollständig in ein Gewerbegebiet umgewandelt worden. Am 30. Oktober 1980 wurde im Rahmen einer Sitzung des Bezirksausschusses die Aufstellung einer Gedenktafel beantragt. Von Robert Lippl[5] wurde schließlich eine Plastik geschaffen, die an der Troppauer Str./Ecke Knorrstr, d. h. am Nordende des ehemaligen Lagerkomplexes, aufgestellt und am 15. November 1982 von Georg Kronawitter eingeweiht wurde.
Die ca. 3 Meter hohe Bronzeplastik erinnert sowohl an einen abgestorbenen Baum als auch an eine Menora. Eingraviert in den „Stamm“ ist die Inschrift
„Für viele Jüdische Mitbürger begann in den Jahren 1941/43 der Leidensweg in die Vernichtungslager mit ihrer Einweisung in das Münchner Sammellager hier an der Knorrstraße 148.“
Im Zuge des Ausbaus der U-Bahn-Linie U2 und des U-Bahnhofs „Am Hart“ wurde die Skulptur 1988 kurzfristig auf den neuen israelitischen Friedhof verlegt.
Anmerkungen
- ↑ Zahlen nach www.alemannia-judaica.de.
- ↑ Pfoertner: Mahnmale, S. 50.
- ↑ Zahl nach Pfoertner: Mahnmale, S. 52.
- ↑ So bei muenchen.de.
- ↑ Gabriel Rosenfeld nennt als Künstler „Alois Lippl“, wohl eine Verwechslung mit Alois Johannes Lippl. Rosenfeld: Munich and Memory, S. 294.
Literatur
- Helga Pfoertner: Mit der Geschichte leben. Mahnmale, Gedenkstätten, Erinnerungsorte für die Opfer des Nationalsozialismus in München 1933-1945, Band 2: I-Q, München 2003
- Gavriel David Rosenfeld: Munich and Memory: Architecture, Monuments, and the Legacy of the Third Reich, Berkeley 2000
- Stadtarchiv München (Hrsg.): >...verzogen, unbekannt wohin<. Die erste Deportation von Münchner Juden im November 1941, Zürich (Pendo Verlag) 2000
48.19511.573333333333Koordinaten: 48° 11′ 42″ N, 11° 34′ 24″ O
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